Am kleinen Kaukasus, an der heutigen Grenze Nord-Âzarbâyjâns zu Iran, trennen die Gebirgsketten des Talyschgebirges کوههای تالش im nordwestlichen Alborz gelegen, Nord-Âzarbâyjân von Süd-Âzarbâyjân. Das heutige Staatsgebiet entspricht dem nördlichen Teil einer einheitlichen historischen Region Âzarbâyjân آذربايجان, den einst iranischen Provinzen Schirwan und Aran, deren südlicher Abschnitt die iranische Provinz Âzarbâyjân im Nordwesten Irans bildet und vor wenigen Jahren in die drei Provinzen Ost- Âzarbâyjân, West-Âzarbâyjân und in die Provinz Ardabil eingeteilt wurde.
Die Türkisierung Âzarbâyjâns
Schon seit mindestens dem ersten Jahrtausend v. Chr. war Âzarbâyjân Siedlungsgebiet des medischen Stammes der iranischen Mager gewesen und damit Kernland der zoroastrischen Priesterkaste im antiken Iran. Der berühmte Sprachwissenschaftler und Historiker Ahmad Kasravi احمد کسروی hat nachgewiesen, dass die Sprache Âzarbâyjâns, das Âzari آذری, unbestreitbar eine iranische Sprache war. Sie wurde bis mindestens Ende des 14. Jahrhunderts in Âzarbâyjân gesprochen und war neben der Persischen Sprache als Amtssprache, die Hauptsprache der Region und mit dem Mittelpersischen verwandt.
Schon seit im 2. Jahrhundert n. Chr., als erste türkische Volksgruppen wie der frühhunnische Stamm der Az in dieses Gebiet vordrangen, nannte man diese Region mittelpersisch Âturpâtakân, das aus dem mittelpersischen übersetzt Herr des ewigen Feuers bedeutet. Die an der Oberfläche leicht zu fördernden großen Erdöl- und Erdgasvorkommen in dieser Region und die zahlreichen zoroastrischen Feuertempel, in denen die zoroastrischen Priester sich diese Rohstoffe für das ewig brennende heilige Feuer Ahurâs seit Jahrhunderten zu Nutze machten, hatten dieser Region seinen Namen gegeben. Später hieß es dann Âzarbâygân, später Âdarbâyjân und letztlich Âzarbâyjân. Âzarbâyjân ist heute die neupersisch-arabische Bezeichnung für Âturpâtakân. Âzarbâyjân war schon im 7. Jahrhundert v. Chr. iranisches Staatsgebiet, schon seitdem die iranischen Saken das Nomadenleben evolutionierten und die logistischen Voraussetzungen schufen, die die großen Hunnen- und Mongolenstürme überhaupt erst möglich machten.
Nach der Niederlage Persiens gegen den Makedonier Alexander drangen Mitte des 3. Jahrhunderts v.Chr. die iranischen Parther in Âzarbâyjân ein und lieferten sich jahrhundertelange Kriege mit Rom, die von Anatolien aus nach Vorderasien vorrückten und diesen Landstrich Âzarbâyjân, lateinisch Albania nannten. Im 3. Jahrhundert n. Chr. war es kurzzeitig Teil des Hunnenreiches Attilas und im 4. Jahrhundert n. Chr. drang das alttürkische Hunnenvolk der Sabiren ein. Im Großen und Ganzen konnten die Arsakidenherrscher die türkischen Stämme an den Grenzen des Persischen Imperiums aufhalten.
Die Kämpfe der Parther gegen Rom um die Vormachtstellung in Vorderasien und letztlich auch im Kaukasus endeten dann im 3. Jahrhundert n. Chr. mit der Errichtung des persischen Weltreiches der Sassaniden, indem die Region Âzarbâyjân eingegliedert war, doch die unaufhörlichen Kriege mit Rom setzten sich die nächsten zweieinhalb Jahrhunderte fort. Auch die Sassanidenherrscher hielten die türkischen Stämme an den Grenzen des Reiches, bis sie selbst Mitte des 6. Jahrhunderts n.Chr. von den Arabern besiegt wurden und auch die Menschen in Âzarbâyjân zwangsislamisiert wurden.
Für die nächsten drei Jahrhunderte werden die Araber Persien vor den Türken schützen, doch die Aufnahme türkischer Militärsklaven in die abbasidische Armee wird sich als fataler Fehler erweisen. Ab dem Jahre 816 n. Chr. kämpfte der im heutigen Süd-Âzarbâyjân, in Ardabil, geborene persische Nationalheld Babak Khorramdin fast zwei Jahrzehnte lang erfolgreich gegen die arabischen Invasoren und konnte Teile Persiens von den arabischen Abbasiden zurückerobern, bis er 838 n. Chr. von türkischen Milizen in Armenien verraten und von den arabischen Abbasiden bestialisch hingerichtet wurde. Fast 1000 Jahre warteten die türkischen Stämme Zentralasiens darauf in Persien einmarschieren zu können und mit der Niederlage der Samaniden Dynastie gegen die türkischen Gaznawiden beginnt die eigentliche Türkisierung persischer Territorien. Der Verlust Khorasans Ende des 10. Jahrhunderts n. Chr. an die türkischen Seldschuken vollendet in weniger als einem viertel Jahrhundert die Türkisierung Persiens, als die Seldschuken nach und nach über Khorasan, am Kaspischen Meer entlang und in den Kaukasus einsickerten und ab dem 11. Jahrhundert n. Chr. das Reich der türkischen Seldschuken, die über weite Teile Vorderasiens herrschten, errichteten. Mit der Niederlage der Gaznawiden gegen die Seldschuken jedoch, drangen auch weitere türkische Stämme wie die Tataren, Oghusen, Qashqai u.a. ein. Der Arabische Historiker Ebne Asir schreibt in seinem Werk „Al Kâmel“:
„Im Jahr 440 n. Hidjra (1062 gregorianischer Zeitrechnung) wanderten viele Türken erneut nach Persien und die Stammesführer gingen zum Onkel von Tughril Beg, der der Statthalter der Gebiete in Rayy und Hamadân war und baten ihn um Land. Er lehnte ab und sagte ihnen, dass es in Persien nichts mehr zum verteilen gibt, aber sie können ihr Glück in Kleinasien versuchen und weil die Türken zum Islam konvertiert sind, können sie gegen die Kâfar (Ungläubigen) kämpfen und im Namen Gottes vernichten. So taten sie es und gingen mit 120.000 türkischen Familien nach Kleinasien führten unendlich viele Kriege und ließen sich dort nieder“.
Das ist der Ursprung zur Entstehung des Osmanischen Reiches und später der Türkei.
Die türkischen Einwanderungswellen in Âzarbâyjân
Ahmad Kasravi, der berühmte Sprachwissenschaftler und Historiker schreibt in seinem Werk Âzari zabâne bâstân [Âzari, eine antike Sprache], dass obwohl der Weg der Einwanderung der Türken in Persien im wesentlichen durch die Machtergreifung der Seldschuken eröffnet wurde, es einigen türkischen Gruppen schon vor der Machtergreifung der Seldschuken möglich war nach Persien zu gelangen, um sich dann in Âzarbâyjân ab 1033 n Chr. niederzulassen: König Mahmud von Ghazni liess ca. 50.000 Qozztürken in Khorasan siedeln, da er glaubte mit ihnen seine militärische Schlagkraft erhöhen zu können. Doch schon bald brachen einzelne Gruppen der in Khorasan angesiedelten Qozztürken in Richtung Kerman und Isfahan auf. König Mahmud von Ghazni befahl dem Statthalter, dss er diese Türken sofort entweder lebendig oder tot nach Khorasan zurückbringen solle. Die abtrünnigen türkischen Stämme erfuhren vom Vorhaben des Statthalters, befreiten sich, flüchteten nach Âzarbâyjân und beraubten und töteten viele Menschen auf ihrem Weg. Die Qozztürken waren die erste türkische Volksgruppe die es in größerem Umfang schaffte, nach Âzarbâyjân zu gelangen.
Die Anzahl der Qozztürken, die nach Âzarbâyjân gelangten, soll bei etwa zweitausend Zelten gelegen haben, also etwa 16.000 Menschen betragen haben. Zu jener Zeit war der Statthalter von Âzarbâyjân ein Araber, nachfolgend aus der Zeit der arabischen Invasion gewesen, die nach der Islamisierung in Âzarbâyjân ansässig gemacht wurden und dort seit Mitte des 6. Jahrhunderts n. Chr. herrschten. Der Statthalter freute sich sehr über so viele frische Soldaten und Krieger und ließ die Qozztürken in Aran siedeln und gegen die Kurden im Gebiet Armenien kämpfen. Wo immer die Qozztürken auftauchten, war ihr Erscheinen mit Tod, Plünderung und Vernichtung verbunden. Auch die in der Provinz Khorasan verbliebenen Qozztürken sorgten ständig für Unruhe, Krieg, Tod und Verderben, so dass König Mahmud von Ghazni immer wieder gegen sie Truppen schickte, sie sogar einmal bis an die Grenze Khorasans und Turkestans verfolgte und sie zwang dort zu bleiben. Im Jahr 408 n. Hidjra (1030 n.Chr.) starb König Mahmud von Ghazni. Sein Sohn Mohammad hatte in Ghazna den Thron für sich beansprucht und führte Kriege gegen seinen Bruder Massoud der in der Stadt Rayy regierte und unzählige Qozztürken nach Persien holte um mit ihrer Hilfe gegen seinen Bruder zu kämpfen. Als er seinen Bruder besiegt hatte und König wurde, siedelte er die Qozztürken wieder in der Provinz Khorasan an und viele dieser erst kürzlich angekommenen Türken dienten dann in seiner Armee. Doch König Massoud von Ghazni wurden diese Türken gefährlich und er suchte einen Vorwand sie los zu werden und zu töten. Er befahl seinem Feldherrn Tâš, der gleichzeitig der Statthalter von Rayy war, diese Türken nach Rayy zu bringen und sie dort zu töten. Doch in Rayy angekommen töteten diese Türken den Feldherrn Tâš, plünderten die Stadt Rayy und verjagten die getreuen Diener des Königs Massoud von Ghazni aus der Stadt. Die türkischen Seldschuken hatten zu jener Zeit bereits den Oxus überquert und waren bereits in der Provinz Khorasan eingefallen. König Massoud von Ghazni musste nun gegen die Seldschuken kämpfen und konnte sich nicht auf die Qozztürken in Rayy konzentrieren und daher blieben viele dieser Qozztürken in Rayy, während ein Teil dieser Qozztürken sich auf den Weg nach Âzarbâyjân machte. Das war die zweite Welle der Einwanderung der Türken nach Âzarbâyjân. Die Menschen damals hatten große Angst vor diesen kulturlosen Barbaren, die nur Tod, Plünderungen und Verderben über die Menschen brachten und als der arabische Statthalter Āzārbāyjāns sich später selbst in Gefahr sah, führte er heftige Kriege gegen die Qozztürken und verjagte sie letztlich aus Âzarbâyjân.
Während in Âzarbâyjân die Qozztürken weitgehend vertrieben waren, hatte König Massoud von Ghazni 1040 n. Chr. die Entscheidungsschlacht von Dandanaqan gegen die türkischen Seldschuken verloren und wurde von den türkischen Seldschuken im Jahre 1041 n. Chr. hingerichtet. Der türkische Seldschuke Tuğrul Beg hatte sein Reich von Tag zu Tag vergrößert und seine Dynastie mittlerweile gefestigt und im Jahre 1068 n. Chr. erreichten seine Truppen Âzarbâyjân. Da der Statthalter nicht gegen ihn kämpfte, sich ergab und Steuern zahlte, ließ er ihn an der Macht. Einzelne türkische Stämme waren schon ansässig und nun siedelten auch die türkischen Seldschuken im äußerst fruchtbaren Âzarbâyjân, mit seinen üppigen Weideflächen und mildem Klima. Nach der Eroberung durch die Seldschuken wanderten weitere türkische Stämme nach Persien und Âzarbâyjân, insbesondere aus Turkestan und bald bildeten die türkischen Stämme die Bevölkerungsmehrheit. Das ist ein Grund, so Ahmad Kasravi, weshalb das der mittelpersischen Sprache verwandte Âzari in Âzarbâyjân vernichtet wurde. Ein anderer Grund war die starke Präsenz türkischer Feldherren und Statthalter, die ihre Amtsgeschäfte in türkischer Sprache und ihren Dialekten führten. Die türkischen Dialekte vermischten sich mit dem Azari und arabischen Wörtern und es entstand eine Mischsprache, die heute die Türken sprechen.
In jener Zeit hatten die Türken sämtlichen Ortsnamen türkische Namen gegeben und sie aus dem Âzari übersetzt, so hatten sie ein Dorf das âb bârik hiess mit dem türkischen Namen eschke su versehen oder yekkedâr in yâlquz âqaj, sorxe in qezelje und der Ort sangsar wurde in sagsar umbenannt etc. Die türkische Sprache war in Âzarbâyjân die Sprache der Eroberer, der Fremdlinge und Neuankömmlinge. Als Mitte des 13. Jahrhunderts n. Chr. die Mongolen einfielen konnte Âzarbâyjân noch eine relative Eigenständigkeit bewahren, doch die in Schüben stattgefundene Einwanderung türkischer Volksgruppen und die Russisch-Persischen Kriege werden den Verlust der Provinzen Schirwan und Aran im iranischen Nord-Âzarbâyjân, ethnische Konflikte und erbitterte Auseinandersetzungen um die iranische Provinz Süd-Âzarbâyjân bis ins 20. Jahrhundert hinein zur Folge haben.
Der genaue Beginn der mongolischen Invasion in Âzarbâyjân ist unklar, was sicher ist, ist, dass die Mongoltürken ebenfalls mongolische Stämme nach Âzarbâyjân schickten, um dort sesshaft zu werden. Ahmad Kasravi schreibt weiter, dass seit Mitte des 9. Jahrhunderts die Iraner durch die Fremdbesetzung der Türken und Araber schwach wurden und im Elend und Mangel an Macht, Sprache und Traditionen litten. Die Türken gewannen von Tag zu Tag in Âzarbâyjân die Oberhand und wurden mächtiger als die einheimischen Âzarbâyjâner und bis zum Ende der Mogulzeit hatten die Türken in Âzarbâyjân unter sich gelebt und die einheimischen Âzarbâyjâner ebenso. Nach dem Tod des letzten Mongolenherrschers Sultan Abu Said im Jahre 1356 n.Chr. kam es zu blutigen Erbfolgekriegen, die soweit gingen, dass innerhalb eines Jahres drei Königreiche errichtet und gleich wieder vernichtet wurden und weil sich Âzarbâyjân zum Hauptsiedlungsgebiet der Mongolen entwickelt hatte, war es auch Hauptgebiet für die blutigen Erbfolgekriege der Mongolen auf iranischem Territorium.
Tabriz hatte am meistens Schaden zu tragen, denn Âzarbâyjân wurde zum Herrschergebiet von Sultan Ahmad Ilkâni und er schickte Amir Vali Estarâbâdi als Statthalter nach Tabriz. Und im Jahr 1409 n. Chr. schickte Taqtameš Khan, der König von Qebcâk in Turkestan, dessen Türken für ihre Gnadenlosigkeit und Bestialität berühmt waren, 50.000 turko-mongolische Soldaten ins iranische Tabriz in Âzarbâyjân, um gegen den Statthalter Krieg zu führen. Der Statthalter flüchtete aus der Stadt. Tabriz und die Bewohner der Stadt konnten sich nicht mehr als eine Woche verteidigen, danach eroberten die Mongolen die Stadt und taten das, was sie schon immer und überall taten – Rauben, Morden, Vergewaltigen, Verbrennen und Vernichten.
Âzarbâyjân wurde danach bald wieder Kampfgebiet mit vielen Kriegen; die Geschichte erzählt uns, wie der Stamm Qare Qoyunlu Âzarbâyjân mit Tausenden Türken behauste und seine eigene Dynastie gründete, herrschte und sehr viele Kriege führte. Nach ihnen kam der Âq Qoyunlu Stamm gründete seine Dynastie und überzog Âzarbâyjân erneut mit Blut und Feuer. Zwischen der Machtergreifung von Šâh Esmâ’il Safavi im Jahr 906 n. Hidjra (1528 n. Chr.) und dem Tod des letzten Mongolenkönigs Sultan Abu Sa’id, waren gerade einmal 70 Jahre vergangen und 70 Jahre lang wurde in Âzarbâyjân regelrecht geraubt, gemordet, vergewaltigt und vernichtet und war ständig das Kriegsgebiet, in dem die einheimischen Iraner von Tag zu Tag schwächer wurden: Durch den erlittenen Völkermord verschwand auch die Âzari Sprache, die ursprüngliche iranische Sprache in Âzarbâyjân. Früher noch, lebten die Türken eher in den Dörfern und am Rande der Städte, aber nach ihrer Machtergreifung besiedelten sie nun die Städte und Großstädte und dadurch hatte ihre Sprache die Oberhand gewonnen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten sie im Iran ca. zehn Millionen Menschen ermordet, ganz Ostiran liquidiert, Neyshapour einfach weggefegt, Rayy, Hamadan, Tabriz und Ardabil sind lange ein Fanal geblieben.
Die Safawidenherrschaft über Iran (1501 – 1722) für die sich jeder anständige Iraner schämen sollte, wird die Türkisierung Âzarbâyjâns vollenden. Während der Regierungszeit von Šâh Esmâ’il Safavi war die Sprache Türkisch und er selbst dichtete in Türkisch. Seine Mutter gehörte dem türkischen Stamm von Hassan Beyk an. Einer der Gründe, weshalb die türkische Sprache in der Safawiden Zeit mehr und mehr in Âzarbâyjân die Oberhand gewann war, dass viele Anhänger der Safawiden von den Turkstämmen stammten. Denn das militärische Fundament der Safawiden waren die sieben berühmten Stämme: Ostâjlu, Šâmlu, Rumlu, Takalu, Zolqadr, Afšâr und Qâjâr. Die Safawiden hatten auch die Unterstützung einiger Stämme aus Qarje Dâq von Âzarbâyjân. Da die Iraner nach 500 Jahren Leid, Unterdrückung, Ermordung, Erniedrigung und nach zwei Jahrhunderten Mongolenherrschaft und Kriege immer schwächer geworden waren, widmeten sie sich dann nur noch dem Sufismus, der Dichtkunst und der Batinija-Sekte, anstatt sich zu befreien, nicht mehr unterdrücken zu lassen und dafür Befreiungskriege gegen die Türken und Mongolen zu führen. Die Safawidendynastie kam mit Hilfe der kriegerischen Türken in Âzarbâyjân an die Macht. Und somit wurde der ganze Hof und Regierungsapparat von Türken geführt und das in allen Städten, die die Hauptstädte der Safawiden waren, wie Tabriz, Qazvīn und Isfahan. Alle Titel waren von nun an türkische Titel wie išik âqâsi, ilci, beyk, biglar beygi, xânlar xâni….
Die ständigen Kriege der türkischen Safawiden gegen die türkischen Osmanen sind ein weiterer Grund für die Festigung der türkischen Sprache in Âzarbâyjân, so Ahmad Kasravi: Der Feind aus dem Ausland war Türke und der Verteidiger Persiens war ebenso Türke! Der erste Krieg gegen die Osmanen fand in Tschaldiran statt und der osmanische Sultan Salim besiegte Šâh Esmâ’il. Danach folgten drei weitere Kriege der Osmanen unter Sultan Suleiman gegen Šâh Tahmâsp Safavi II 1562, 1563 und 1578 n. Chr. Jedes Mal schaffte er es Âzarbâyjân zu überfallen und bis nach Tabriz vorzudringen und in dieser Stadt für eine Zeit lang zu verweilen. Nach ihm und während der Zeit des osmanischen Sultans Murad III hatten die osmanischen Türken den Kaukasus und die iranische Provinz Schirwan überfallen und eingenommen. Im Jahr 1615 n. Chr. maschierte Osman Pascha mit einer großen Armee nach Âzarbâyjân, kämpfte in diesem Gebiet und tötete drei Tage und drei Nächte lang nur die Menschen in der Stadt Tabriz – ein Blutbad. Scheich Safi musste Âzarbâyjân außer Ardabil, dem Geburtsort des Begründers der Safawiden Dynastie für fast 20 Jahre an die türkischen Osmanen abgeben, bis Šâh Abbâs im Jahr 1634 n. Chr. ganz Âzarbâyjân wieder von den Osmanen befreien sollte. Šâh Abbâs führte immer wieder Kriege gegen die Osmanen, vermied aber den offenen Krieg, liess sie bis an die Grenzen von Tabriz marschieren und vernichtete sie nach und nach. Nach dem Tod von Šâh Abbâs hatte Sultan Murad IV aus Rache die verlassenen Städte in Âzarbâyjân überfallen und alles vernichtet, in Brand gesteckt und kehrte wieder zurück ins Osmanische Reich. Diese Situation dauerte bis zum Ende der Safawiden Zeit, als nun die Afghanen Iran überfielen und bis in die Hauptstadt Isfahan vordrangen und die herrschende Dynastie vernichteten. Gleichzeitig hatten die Osmanen wieder Âzarbâyjân überfallen und dort mehr oder weniger geherrscht, bis Nâder Šâh Afšâr aus dem türkischen Stamm Afšâr 1736 Iran befreite und ein für alle mal die Osmanen aus Âzarbâyjân vertrieb. Erst unter der Herrschaft Nâder Šâh Afšârs bekam Iran erstmals seine Größe und Erhabenheit, seit dem Ende der Sassaniden Dynastie zurück und er hatte es geschafft, Irans Grenzen zu vergrößern. Er liebte Iran und vergötterte das Land, das sein Stamm einst überfallen und besiedelt hatte, aber er fühlte sich als Iraner und führte mit eiserner Hand seine gerechten Kriege, um Iran wieder das zurückzugeben, was ihm gehörte.
All diese Geschehnisse transportierten die türkische Sprache in iranische Territorien und vernichteten nach und nach die Âzari Sprache in Âzarbâyjân. Innerhalb von sieben Jahrhunderten blieb von der Sprache, die einst zu den schönsten Dialekten des Mittelpersischen gehörte nichts mehr übrig und nicht nur in Âzarbâyjân sondern auch in Zanjân, Qazvin, ja bis nach Hamadân. Doch nach dem Ende der Safawiden Dynastie hörte auch die türkische Sprache in diesen Gebieten auf zu existieren.
Seit der Mašrute Zeit wurde an vielen Schulen und in vielen Zeitschriften wieder die persische Sprache benutzt und Autoren verfassten ihre Werke in Süd-Âzarbâyjân in persischer Sprache. Die Liebe zur Muttersprache Persisch und dem Vaterland brachte die Bevölkerung in Süd-Âzarbâyjân dazu, den türkischsprachigen Zeitungen die kalte Schulter zu zeigen und obwohl das Erlernen der persischen Sprache den zwangsturkisierten Menschen schwer fiel, taten sie es mit Freude. Es ist den meisten Âzarbâyjânern bewusst, dass diese Region Iran gehört und dass sie Iraner sind.
Die Russisch-Persischen Kriege
Ab dem 16. bis ins 20. Jahrhundert hinein wurde das nunmehr türkisierte Âzarbâyjân zum Streitobjekt zwischen Persien, Russlands Expansionsdrang und dem Pantürkismus des Osmanischen Reiches. Doch vorerst wird der russische Zar Peter I seinen Nutzen aus den politischen Verhältnissen jener Zeit ziehen und 1723 den Nordteil Âzarbâyjâns besetzen. Im ersten Russisch-Persischen Krieg (1722 -1723) eroberte Zar Peter I neben der persischen Stadt Rašt, im Süd-kaspischem Tiefland gelegen, auch die Hauptstadt Baku im heutigen Nord-Âzarbâyjân. Dieser militärische Erfolg der Russen und die zeitgleiche türkische Invasion der Osmanen in persische Gebiete zwang die Regierung des vorletzten Safawidenherrschers Tahmâsp Safavi II zur Unterzeichnung des Friedensvertrages von Sankt Petersburg, in dem die persischen Nord-Provinzen Schirwan, Gilân, Mâzandarân und Gorgân an Russland abgetreten wurden. Unmittelbar vor dem Russisch-Türkischen Krieg (1735–1739) jedoch, wird die Zarin Anna Ioannowna alle eroberten Territorien Persien zurückgeben, um eine russisch-persische Allianz gegen das Osmanische Reich zu etablieren.
Als Ende des 18. Jahrhunderts durch innere Machtkämpfe um den persischen Thron Persien geschwächt war und Âqâ Mohammed Xân Qâjâr, der türkische Herrscher über Persien, 1795 die Hauptstadt Tiflis in Georgien eroberte, kam es 1796 zum zweiten Russisch-Persischen Krieg, indem Katharina die Große den russischen Machtbereich erneut auf den Kaukasus ausdehnen wollte und diese militärische Auseinandersetzung für Persien zum Verlust Georgiens, Dagestans, Derbents und Nord-Âzarbâyjâns führen sollte.
Nach der Ermordung Âqâ Mohammed Xân Qâjârs im Jahre 1797 folgte Fath Ali Šâh Qâjâr auf den Thron und beanspruchte erneut Teile des Kaukasus wie Karabach, Schirwan, Talysch und Scheki. Dies führte zu einem erneuten Konflikt mit Russland in dessen Verlauf Persien in den dritten Russisch-Persischen Krieg (1804 – 1813) verwickelt wurde, der in dem aufgezwungenen Frieden von Golestân endete und die russische Grenze bis an den Aras im Süden des heutigen Nord-Âzarbâyjân verlegte und Nord-Âzarbâyjân russische Provinz wurde. Die Auseinandersetzungen um die Vorherrschaft im Kaukasus, führten letztlich unter Druck der Briten zum vierten Russisch-Persischen Krieg (1826 – 1828) um den Expansionsdrang Russlands zu behindern. Als Spielball der damaligen Großmächte England, Russland und dem Osmanischen Reich, verloren die türkischen Qajarenherrscher in Persien auch den vierten Russisch-Persischen Krieg, dessen Schauplatz Armenien war, der in einem aufgezwungenen Frieden von Turkmantschei [Torkamâncây] endete und bedingungslos akzeptiert werden musste, um ein weiteres Vorrücken russischer Truppen zu verhindern, die am Ende des Krieges Tabriz im persischen Süd-Âzarbâyjân besetzt hielten. Nun erhielt Russland auch die Seevorherrschaft über das Kaspische Meer.
Durch diese Niederlage verlor auch Großbritannien vorerst seinen Einfluss in Persien und Russland konnte seine Macht im Kaukasus festigen. Anstatt ein dauerhaftes Bündnis mit Russland gegen die türkischen Osmanen einzugehen, lieferten sich die türkischen Qajarenherrscher in Persien lieber aussichtslose und folgenreiche Kriege mit großen territorialen Verlusten mit dem zaristischen Russland – eine anti-iranische und pro-türkische Politik. Die türkischen Qajarenherrscher in Persien hatten in durchaus vermeidbaren Kriegen mit dem zaristischen Russland riesige Gebiete im Kaukasus für immer verloren.
Die Besatzungszeit im iranischen Âzarbâyjân
Um einen Zusammenschluss mit der benachbarten Türkei zu erzielen, wurde während der russischen Besatzungzeit im destabilisierten Südteil Âzarbâyjâns (1905–1917) die Unabhängigkeit von Persien und auf Drängen der pantürkischen Regierungspartei Musawat [Mosâvât] der Beitritt zur „Republik Groß-Âzarbâyjân“ (Büyük Azärbaycan Cumhuriyäti) erklärt. Diese Bestrebungen nach Wiedervereinigung auf Kosten iranischen Territoriums wurden jedoch im Rahmen des Kampfes der Großmächte Großbritannien und Russland um die Landbrücke zwischen dem Schwarzen Meer und dem Kaspischen Meer von den Briten gebremst und fanden wenig Unterstützung in der Bevölkerung im persischen Süd-Âzarbâyjân. 1915 besetzten die Osmanen dann im I. Weltkrieg erneut Tabriz und Urmia und wurden von den Russen in der Schlacht von Sarıkamış vernichtend geschlagen und aus den besetzten nordwestlichen Provinzen Persiens vertrieben. Nach dem Zusammenbruch des zaristischen Russlands wurde dann im Jahre 1918 im nördlichen Teil die demokratische Republik Âzarbâyjân ausgerufen. 1920 wird die Rote Armee ins Land einmarschieren und 1922 Âzarbâyjân zusammen mit Georgien und Armenien zur Transkaukasischen Föderativen Sowjetrepublik zwangsvereinigen und in die UdSSR integrieren. Irans Kampf um die nationale Einheit Irans ging während des II. Weltkrieges und der anglo-russischen Invasion weiter und wird Iran erneut destabilisieren.
Die Sezessionsbestrebungen im iranischen Âzarbâyjân
Am 2. März 1946 begannen die Alliierten gemäß dem Dreimächteabkommen vom 29. Januar 1942 mit dem Truppenabzug. Während die US-Amerikaner vertragsgemäß ihre Truppen abzogen, blieben die Briten und die Sowjets in Iran präsent. Die Sowjets blieben in Âzarbâyjân und marschierten in Richtung Teheran, während die Briten im Südwesten des Landes stationiert blieben. Premierminister Qavâmos Saltane, der in Moskau mit Stalin über den sowjetischen Truppenabzug verhandelte, wurde erklärt, dass sowjetische Truppen für unbestimmte Zeit in Iran stationiert bleiben sollen und die iranische Regierung die im November 1945 von den Rebellen ausgerufene Âzarbâyjânische Volksregierung anerkennen solle und eine gemeinsame iranisch-russische Ölgesellschaft gegründet werden solle, an der Russland mit 51 % zu beteiligen sei. Irans Botschafter wandte sich an den Sicherheitsrat der gerade am 24. Oktober 1945 gegründeten Vereinten Nationen. Die sowjetischen Forderungen waren ein eindeutiger Bruch internationalen Rechts und eine Verletzung des Dreimächteabkommens. Auf Grund US-amerikanischen Drucks zogen im Mai 1946 die sowjetischen Truppen dann doch aus der Provinz Âzarbâyjân ab.
Die Sowjets hatten Monate zuvor aufs heftigste die Rebellen Mohammed Ghazis in Kurdistan und die Rebellen des Seyyed Ja’far Piševari in Âzarbâyjân unterstützt. Die Situation in Âzarbâyjân hatte sich gefährlich zugespitzt. Die Aufständischen hatten die Garnison von Tabriz umzingelt. Deren Kommandant hatte den sowjetischen Pressionen nachgegeben und ergab sich. Er wurde später wegen Hochverrats zum Tode verurteilt, war aber schließlich begnadigt worden. Nach der Übergabe dieser Festung hatten die Aufständischen die Autonomie der Provinzen Âzarbâyjân und Kurdistan proklamiert. Die Sezessionsbestrebungen hörten nicht auf, nicht in Âzarbâyjân, nicht in Kurdistan, nicht in Âbâdân, wo die von den Sowjets in Iran gegründete und finanzierte kommunistische Tude-Partei sehr viele Anhänger hatte, nicht in der Provinz Fars und nicht in der Gegend von Isfahan, wo heimische Clans rebellierten. Mit den Aufständischen in Kurdistan und im Rest des Landes wurde Iran relativ leicht fertig, außer in Âzarbâyjân, wo die Sowjetunion starke Partisaneneinheiten stationiert hatte, die nichts weiter als getarnte Besatzungstruppen waren. Was die Militärs anbetraf, so rieten sie dem Šâh mit Ausnahme von General Ali Razmârâ, dem Leiter des Generalstabs, von einem Feldzug ab, weil er höchstwahrscheinlich zu einer sowjetischen Intervention geführt hätte. Der Šâh beschloss dennoch Âzarbâyjân zurückzuerobern, die Rebellen waren auch nicht besser bewaffnet, dachte er. Sie hatten aber die Sowjets um Unterstützung gebeten und waren mittlerweile im Besitz von Kampfflugzeugen und Panzern. Der Botschafter der USA warnte den Shah: „Die Vereinigten Staaten stehen voll und ganz hinter Ihnen, aber selbstverständlich werden wir Ihnen zuliebe keinen Krieg mit der Sowjetunion anfangen.“ Das ganze Land, stand hinter dem Šâh. Der Zustrom von Freiwilligen nach der Mobilmachung untermauert diese Tatsache. Man begann mit der Planung der Offensive:
Zusammen mit General Razmârâ, der immer auf der Seite des Shahs war, überflog er im November 1946 in einem alten Flugzeug, ein zweimotoriges Beachcraft, das Operationsgebiet und beide entwarfen den Schlachtplan und beschlossen der Âzarbâyjânischen Volksregierung ein Ende zu bereiten. Am 6. Dezember marschierten iranische Truppen, von denen man bis dahin allenfalls wusste, dass sie schlecht ausgerüstet und schlecht bezahlt waren, auf Tabriz zu. Am 12. Dezember flohen dann die Volksregierung und ihr Anführer Pischevari mit den übrig gebliebenen Genossen über die Grenze in die Sowjetunion. Viele der Menschen in Âzarbâyjân bejubelten die Truppen der iranischen Zentralregierung nach ihrem Sieg über Pischevaris Volksregierung. Viele Quellen zeigen, dass die Sowjets territoriale Bestrebungen hatten, die die Provinzen Âzarbâyjân, Kordestân, Gilân, Mâzandarân und Xorâsân umfassten. Die Frage, was Piševari erreichen wollte ist immer noch Gegenstand von Diskussionen. Einige Linke argumentieren, dass er nie vor hatte Iran zu spalten, sondern nach und nach das ganze Land in einen kommunistischen Staat umbauen wollte. Politikwissenschaftler auf der rechten Seite argumentieren, dass die Proklamation und Direktiven, die von ihm und seiner Regierung erlassen wurden keinen Zweifel daran lassen, dass er vor hatte, der Âzarbâyjânischen SSR und damit der Sowjetunion beizutreten und die Provinz abzuspalten.
Der endlose Kampf um Âzarbâyjân und der andauernde türkische Kulturraub
1989 demonstrierten mehrere Tausend Menschen auf beiden Seiten Âzarbâyjâns für eine Wiedervereinigung dieser historischen Region unter der Fahne des türkischen Bruderstaates Âzarbâyjân auf Kosten iranischen Territoriums. Die Mittel, die Souveränität des iranischen Âzarbâyjân in Frage zu stellen sind gegenwärtig, vielfältig und subtil:
Im Jahre 2009 beim Eurovision Songcontest sang der iranische Sänger Arash im Duett mit der Nord- âzarbâyjânischen Popsängerin Aysel Teymurzadeh den âzarbâyjânischen Eurovisionsbeitrag und sie belegten dabei Platz 3. Zu jedem Beitrag eines jeden Landes gab es einen kurzen Film, in denen Monumente, Statuen und Denkmäler eines jeden Landes gezeigt wurden und schließlich als „Krone“ im Haar der Präsentatorin erschienen. Darunter erschien als „Krone“ im Haar Aysels auch das „Mausoleum der Poeten“ im iranischen Tabriz. Diese Dreistigkeit verstößt nicht nur gegen die Regeln beim Eurovision Songcontest, da nur Monumente aus dem eigenen Land gezeigt werden dürfen, sondern beinhaltet politische Botschaften, die in einem Songcontest nichts verloren haben.
Die türkischen Wölfe aus Baku wollten der Welt die Âzaris in Nord-Âzarbâyjân und im iranischen Âzarbâyjân als geographische, ethnische und politische Einheit der Welt präsentieren und deklarierten dabei iranische Bauwerke in Tabriz als die eigenen. Die politische Botschaft ist klar: „Tabriz in Iran gehört der türkischen Bruderrepublik Âzarbâyjân“. Während Armenien in seinem Beitrag ein historisches Denkmal mit Namen „Wir sind unsere Berge“ aus Artsakh oder wie die Türken es nennen Berg Karabach präsentierten, das die türkischen Wölfe völlig zu Unrecht für sich beanspruchen, weil dieses Gebiet immer armenisches Gebiet war und heute noch von Armeniern bewohnt wird, protestierten die türkischen Azeris aus Âzarbâyjân, woraufhin Armenien dieses Monument aus seinem Beitrag entfernen musste. Diese Azeritürken jedoch bedienen sich gleichzeitig iranischer Monumente um ihren Pantürkismus zum Ausdruck zu bringen. Wie passend wenn man in Iran sagt: „Die Türken töten dich und schreien Mörder“.
Dass ein iranischer Sänger wie Arash überhaupt für ein dem Iran feindlich gesinntes Land auftritt, das wie kein anderes Land im Laufe der Geschichte immer wieder Iran großen Schaden zugefügt hat, ist für sich alleine schon ein Skandal. Der iranische Dichter Ferdousi hatte die passenden Worte zu derartigen subversiven Elementen als er im 11. Jahrhundert schrieb:
„Der Perser, der Türke, der Araber vergeht,
Statt dessen ein Menschengemisch entsteht,
Das man weder Perser noch Türke noch Araber nennt,
Deren Worte ein Spiel sind, das Handeln nicht kennt.“
Und der türkische Kulturraub geht weiter: Auf dem linken Bild sehen wir das Denkmal für Aslan ve Günes in der Stadt Gäncä in der Republik Âzarbâyjân. Der Chef der Exekutive in Gäncä erklärte dabei, dass diese Säule das uralte türkische Symbol „Löwe und Sonne“ symbolisiert. Doch Löwe und Sonne sind eindeutig als iranische Symbole zu identifizieren. Wir finden sie bereits lange vor der türkischen Invasion in achämenidischen Ornamenten aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. In der Zeit der Sassaniden vom 3. bis zum 7. Jahrhundert n. Chr. standen der goldene Löwe und die goldene Sonne für legendäre mythische iranische Geschlechter und wurden in vielen Bauwerken verwendet. Die Sonne war schon immer ein iranisches Symbol, das alte Persien nannte sich deshalb auch „die Sonne des Ostens“. Selbst das antike Sternzeichen „Löwe im Haus der Sonne“ wurde bereits seit dem 12. Jahrhundert als Wappen und seit dem 13. Jahrhundert als Prägung auf Münzen, wie Shahpour Shahbazi in seinem Werk Iranica S. 12 ff schreibt, verwendet. Seit dem 16. Jahrhundert konnte man „Löwe und Sonne“ auf Flaggen und Kunstwerken finden und zur Zeit der Safawiden wurden diese Symbole für den vereinten Iran benutzt. Adam Olearius, der berühmte deutsche Gelehrte, der im 17. Jahrhundert Persien bereiste berichtete: „Heutzutage verwenden die Türken den Halbmond und die Perser die Sonne über dem Löwen“.
Selbst das persische Neujahrsfest Nowruz, dessen Wurzeln auf den mystischen iranischen König Dschamschid [Jamšid] zurückzuführen sind, sei ein alt-türkisches Fest, verbreitete der türkische Fernsehsender TRT unmittelbar nach der Erklärung der 61. Generalversammlung der Vereinten Nationen im Jahre 2010, die Nowruz zum „internationalen Nowruz Tag“ erklärten. Ja! Nowruz, genau das Fest, das bis vor wenigen Jahren in der Türkei verboten war. Die Liste des Kulturraubes ließe sich beliebig weiter fortsetzen, so soll auch Zarathustra Türke aus Âzarbâyjân gewesen sein, lange bevor überhaupt Türken in diese Region eindrangen und auch die berühmte persische Kalligraphie soll türkischen Ursprungs sein, etc.
Die Türken schaffen und schafften sich durch Kulturraub eine künstliche Identität, deren Elemente und Symbole nicht von ihnen stammen und ihnen daher auch nicht gehören. Sie leben heute in einem Land, das nicht das ihre ist, sie sprechen eine Sprache, die kaum die ihre ist, sie haben ihre Religion von den Arabern übernommen, sie blicken auf eine Vergangenheit zurück, die gezeichnet ist von Tyrannei, Krieg, Völkermord, Plünderungen und Gewalt und sind stolz auf eine Kultur die nicht die ihre ist.
[Quellen: Ebne Asir, „Al Kâmel“; Ahmad Kasravi, Âzari zabâne bâstân [Âzari, eine antike Sprache]; Ferdowsi „Šâhnâme“ [Das Buch der Könige]; Shahpur Shahbazi „Iranica“; Adam Olearius; TRT; 61. Generalversammlung der UN, mehrnews.com]
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Hier übrigens eine sehr gute graphische Darstellung der historischen Entwicklung in 4 Abschnitten, basierend auf nachvollziehbaren und neutralen Quellen*.
http://www.youtube.com/watch?v=SD_juVqCexw
http://www.youtube.com/watch?v=GWQ1gghx6MU
http://www.youtube.com/watch?v=6PaPFTO8mPM
http://www.youtube.com/watch?v=xKbaau_ksP8
*da es ja ein wesentlicher Teil der Strategie der Türken ist, jede noch so evidente Tatsache in Frage zu stellen; meiner Meinung nach folgt das einerseits aus einer Basarmentalität, wo man bei 100 anfängt, auch wenn man weiß, dass man sein Obst schließlich zwischen 2 und 4 loswird und andererseits aus fehlenden Respekt vor sich selbst – das ist die naheliegendste Begründung dafür, dass man alle Völker um einen herum, zum großen Teil jahrtausende alte Zivilisationen, und wichtiger noch: Kulturen, gleichermaßen hasst. Sichtbar wird das dort, wo ein türkischer Obsthändler einem deutschen Professor der älteren Geschichte zu überzeugen versucht, dass dieser ja gaaanz falsch liegt…. aber das an dieser Stelle auszuführen würde wohl den Rahmen sprengen.
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Irans Geschichte ist echt traurig zu lesen. Schlimmer ist das dieser Alptraum kein Ende hat und wir heute noch einen Velayate Faqih haben der Oqhuz Türke ist und deshalb irans reichtümer den wölfen zum rauben freigibt 😦
möge der iran ein für allemal von dieser plage befreit werden und den türken kultur und zivlisation beibringen.
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Der Verfasser hat vielleicht gute Kentnisse von Geschichte aber ist doch engstirnig.. oder er ist zusehends voreingenommen ….beide Völker besitzen eine glorreiche Geschichte obwohl sie im Laufe der Zeit gewissermassen aufeinander geraten sind.
Ohne jeden Zweifel hat sich der Autor dieses Artikels (Ardašir Pârse) beim Verfassen sehr bemüht und viel recherchiert. Dennoch hat mich dieser Artikel auch ein wenig schockiert. Mir kommt vor, dass durch diesen Artikel ein gewisser Antagonismus zwischen Turkvölkern und iranischen Völkern gezeigt werden soll. Vielleicht ist das gar nicht die Absicht gewesen, aber beim Lesen habe ich diesen Eindruck bekommen.
Ich selbst stamme ursprünglich aus der Republik Aserbaidschan. In Bezug auf meine Volksgruppe vertrete ich schon lange die Meinung, dass sie eine Mischung aus Iranern und Turkvölkern darstellt, wobei in sprachlicher Hinsicht das türkische Element dominiert hat, während in kultureller Hinsicht das iranische Element dominant war. Gerade weil wir Aserbaidschaner eben so ein Mischvolk sind, kann ich mich nur schwer mit dem Gedanken anfreunden, dass es einen ständigen Gegensatz zwischen Turkvölkern und Iranern tatsächlich gegeben hat.
Sie schreiben beispielsweise, dass die nomadischen Türken aus Zentralasien kulturlose Barbaren gewesen sind. Dass die türkischen Nomaden des 11. Jahrhunderts nicht über den selben zivilisatorischen Entwicklungsstand wie die Perser und andere Iraner verfügt haben, will ich gar nicht in Frage stellen. Aber sie als kulturlose Barbaren zu bezeichnen, finde ich doch etwas übertrieben.
In Bezug auf die alte Âzari-Sprache haben Sie geschrieben, dass diese „vernichtet“ wurde. Das impliziert ja in gewisser Weise, dass man bewusst darauf hingearbeitet hat, diese alte Sprache zu vernichten. Ich kenne die Geschichte meines Heimatlandes auch gut und mir wäre nicht bewusst, dass man bewusst darauf hingearbeitet hat, das iranische Âzari zu vernichten. Vielmehr scheint es in einem jahrhundertelangen Prozess mit den türkischen Dialekten koexistiert zu haben, wobei sich die neu entstandene Turksprache nach und nach durchsetzen konnte. Sie selbst schreiben ja auch, dass die Namen von Orten in Aserbaidschan von Âzari in die Turksprache übersetzt wurden. Damit eine solche direkte Übersetzung möglich ist und sich im Alltag auch durchsetzt, muss es eine nennenswerte Anzahl an Personen gegeben haben, die beide Sprachen beherrschten. Somit sind die Neuankömmlinge aus Zentralasien und die einheimische Bevölkerung im Alltag wohl gut miteinander ausgekommen. Aber natürlich werden die von Ihnen erwähnten kriegerischen Auseinandersetzungen einen Beitrag dazu geleistet haben, dass Âzari letztendlich ausgestorben ist, wobei dies vermutlich nicht der einzige Grund gewesen ist.
Ich finde es auch nicht richtig, wenn Sie uns Aserbaischaner als „türkische Wölfe“ bezeichnen. Es ist durchaus verständlich, wenn Sie sich über irredentistische Forderungen vom Aliyev-Regime aufregen, doch muss dann gleich das ganze Volk in Sippenhaft genommen werden? Ich weiß selbst sehr gut, dass sich viele Aserbaidschaner mit dem fruchtlosen Nationalismus des Aliyev-Regimes nicht identifizieren. Außerdem wäre es wohl nicht möglich, solche Ansprüche tatsächlich durchzusetzen. Denken Sie, dass kleine Aserbaidschan mit seinen gerade einmal zehn Millionen Einwohnern würde eine ernste Gefahr für den Iran darstellen? Ich vermute mal, dass dies nicht der Fall ist. Außerdem soll es auch zu keiner Änderung von Grenzen kommen. Solche Irredentismen führen nur zu Problemen und sind immer nur mit Gewalt umsetzbar. Und ich bin bei weitem nicht der einzige Aserbaidschaner mit dieser Meinung.
Das gilt aber auch für den Konflikt um Bergkarabach, wo Sie Partei für die armenische Seite ergreifen. Armenische Truppen sind gewaltsam auf aserbaidschanisches Territorium (eben Bergkarabach) vorgedrungen und haben es besetzt. Anschließend kam es noch zu einer Vertreibung aller aserbaischanischen Einwohner, während im Gegenzug der Zuzug von Armeniern gefördert wird. Auch wenn die Armenier bereits vor dem Krieg die Mehrheit in Bergkarabach stellten, so ist das keine Rechtfertigung für eine Invasion.
Was die Vereinnahmung von iranischem Kulturgut durch türkische Politiker und Institutionen betrifft: Wenn irgendwer ernsthaft behauptet, das Nowruz sowie das Shir o Khorshid tatsächlich einen türkischen Ursprung haben, dann ist das nur lächerlich. Meiner Meinung nach ist sowas keiner Diskussion würdig. Das ist nur Kindergarten.
Ich hoffe Sie sind mir jetzt nicht böse wegen meiner Kritik, ich habe es nämlich nicht böse gemeint. Aber es ging um mein Heimatland und deshalb war es mir wichtig diesen Kommentar zu schreiben.