Dieser Artikel wurde in das Italienische übersetzt.
Dieser Artikel wurde in das Englische übersetzt.
Der Zeitraum zwischen dem 8. und dem 13. Jahrhundert wird gerne als das „goldene Zeitalter des Islam“ betrachtet. Das war das Zeitalter des großen kulturellen Aufschwungs in der Philosophie, Naturwissenschaften, Baukunst, Medizin, Sprach- und Geschichtswissenschaften, der zu einer Blüte der Islamischen Welt führte. Genau in dieser kulturellen Blütezeit der islamischen Welt, liegen die Wurzeln des muslimischen Überlegenheitsgefühls gegenüber dem Westen, der sie mit Stolz erfüllt. Während den Kreuzzügen trafen die Kreuzfahrer auf eine Zivilisation, die ihnen weit überlegen war. Dann verschob sich das Gleichgewicht zu Gunsten der Europäer und die islamische Welt erstarrte in alten Traditionen, bis sie ab Mitte des 19. Jahrhunderts, mit einem überlegenen Westen konfrontiert wurden.
Die Situation der Wissenschaften im vorislamischen Iran
Die persischen Wissenschaften haben schon lange vor dem Islam die griechische Philosophie befruchtet. Nicht zufällig waren die allerersten vor-sokratischen Denker, an der unter achämenidischer Herrschaft stehenden kleinasiatischen Küste, wie Thales in Milet, Heraklit, in Ephesos angesiedelt. Die liberale Gesinnung der Bewohner griechischer Kolonien in Kleinasien und die fortgeschrittenen Wissenschaften der Perser waren dafür verantwortlich. Die wissenschaftlichen Transfers von Iran nach Griechenland haben eine lange Tradition und deshalb ist die Zeit zwischen 600 – 300 v. Chr., die das kulturelle Aufleben in Griechenland beinhaltet, nicht als Wunder und griechische Errungenschaft allein zu sehen. Als in Iran bereits eine wissenschaftlich-medizinische Schule existierte, bestimmte in Griechenland noch der Aberglaube die ganze Medizin samt Pharmakologie. Labile, charakterlich zweifelhafte und unsympathische Götter, bekämpften sich in Griechenland in niederträchtiger Art und Weise. Jeden Tag ließ man in einem Dorf oder auf einer Insel einen Gott fallen. Dafür kam sofort ein anderer, der es auf das Vermögen und auf die Frauen der anderen Götter abgesehen hatte und die primitiven, anti-philosophischen Kämpfe untereinander gingen wieder von vorne los. Die griechischen Patienten mussten diese Götter um Heil und Heilung bitten. Während dieses „heillose“ Götterchaos in Griechenland weiterging, lebte man in Iran mit zoroastrischem Monotheismus in relativer Ruhe und Harmonie, und die Wissenschaft war eine funktionierende, gesellschaftliche Tatsache und Institution.
Die Geburtsstunde der Chemie
Aus den gefundenen Spuren dieser Menschengemeinschaften in der iranischen Hochebene geht hervor, dass dort bereits vor mehr als siebzigtausend Jahren Menschen gelebt haben. Diese Menschen haben vor etwa 9000 Jahren begonnen Landwirtschaft zu betreiben, die ersten Städte zu gründen (Susa, Iran) und haben etwa 5000 Jahre später ihre Erzeugnisse in andere Länder exportiert. Die sogenannte „iranische Hochebene“ ist eine Region, welche sich mit zusammenhängenden kulturellen Erscheinungen im Norden bis zum Ural, im Osten bis zum Indus, im Süden bis zum Indischen Ozean und im Westen bis zum Euphrat erstreckt. Die oben erwähnten, begünstigenden klimatischen Veränderungen schufen die ersten und wichtigsten Voraussetzungen, um Lebensgemeinschaften zu bilden. Mit der Bildung der menschlichen Gemeinschaften beginnt auch die Mythologie der alten Völker, die uns heute als eine der wenigen möglichen Auskunftsquellen der Geschichte des Altertums zur Verfügung steht. Die iranische Mythologie beinhaltet im Vergleich zu anderen Mythologien viel konkretes und auch praktisch verständliches Material. Sie führt uns ohne große Schwierigkeiten z.B. zu den Anfängen der Chemie und Pharmakologie des Altertums. Dort ist sehr bald die Rede von Metallen, die aus der Tiefe der Erde herausgeholt und veredelt werden.
Wie andere Mythologien auch, ist die iranische eine Geschichte der Bindung der Menschen an die Himmelskörper, die in jeder Hochkultur richtungsbestimmend waren. Die Metalle sind die Spuren und Zeichen der Himmelskörper auf der Erde, denn ihr Vorkommen auf der Erde ist auf die Einwirkung anderer Sterne auf die Erde zurückzuführen. Die alten Iraner glaubten, dass Gold mit der Sonne, Silber mit dem Mond usw. zu tun haben. Daher bekamen die Grundstoffe der Chemie einen Hauch philosophischen Beigeschmackes. Die philosophische Sichtweite der Materie gab den iranischen Denkern die Möglichkeit, durch die Erkennung und Analyse der Materie die Wirklichkeit des dinglichen Seins entdecken zu können. Man ging davon aus, dass die Materie verschiedene Formen und verschiedene Eigenschaften hat und man geht heute davon aus, dass diese Idee der Veränderung der Materie und die Schaffung neuer Strukturen mit neuen Eigenschaften der Beginn der Chemie ist und damit auch der Pharmakologie im alten Iran. Die Funde aus zentral iranischen Gegenden bei Kaschan (Sialk) lassen die Vermutung zu, dass die ersten Pharmakologen der Welt Frauen waren, die in den Feldern und Wäldern nach essbaren Wurzeln, Blättern und Körnern suchten und die Zeit hatten, die Eigenschaften der Pflanzen zu beobachten und ihre Wirkung am menschlichen Körper erprobten. Die ersten Hinweise dieser Art bekommen wir aus der Zeit, in der die arischen Völker, in Iran sesshaft wurden und den Ureinwohnern dieses Gebietes begegneten. Zu Anfang der Menschheit und lange später, ja, bis in unsere Zeit hat die Medizin mit religiösem Denken in Verbindung gestanden. Die damaligen Religionen haben sich besonders auf Naturbeobachtungen konzentriert. Die Sumerer, die wir als eine der ersten arischen Völker bezeichnen, haben eindeutig Sternenkunde betrieben und sie in ihre medizinischen Wissenschaften integriert. Felsinschriften aus diesen Gegenden, z.B. Ausgrabungen in Nippur / Iran beweisen, dass vor etwa 4000 Jahren mit großer Sicherheit ein genau definierter Beruf Arzt in Iran existierte. Die Hypothese wird dadurch bestätigt, dass wir beschriftete Tontafeln besitzen, die ärztliche Rezepte und Namen von medizinischen Werkzeugen zum Inhalt haben. Die soziale und humane Gesetzgebung der Sumerer verhalf dazu, den Beruf des Arztes ein besonderes Ansehen zu vermitteln. Dieses iranische Volk der Sumerer hat z. B. Jahrtausende vor der Erfindung der Seife die Asche verschiedener Hölzer mit alkalischen und fetthaltigen Stoffen vermischt und eine besondere Art Seife hergestellt.
Die Anfänge der Pharmakologie
Das Logo der Gesellschaft der Pharmazeutiker in England; links im Bild Avicenna, rechts Galenos von Pergamon
Die gefundenen Inschriften der Sumerer dokumentieren, dass vor etwa 5000 Jahren zahlreiche Rezepte existierten, die in Keilschrift Auskunft über mehr als einhundert Arzneipflanzen und chemischen Stoffen erteilten, die in der Medizin ihre Verwendung fanden. Diese Erkenntnisse aus dem Jahre 1953 verdanken wir einem Hochschuldozenten, und zwar Herrn Professor Samuel Noah, Dozent an der Universität von Pennsylvania USA. Diese traditionelle Medizin mit der dazugehörigen Pharmakologie entwickelte sich weiter, bis sie in der Zeit der Achämeniden (ab 550 v. Chr.) einen Höhepunkt erreichte. Viele in Iran wachsende und kultivierte Pflanzen, die in der Medizin ihre Verwendung fanden, mussten nach Griechenland gebracht werden. Ibn Sina [Pur Sinâ], in Europa als Avicenna bekannt, schreibt selbst, dass das von ihm hergestellte Elixier gegen bronchiales Asthma nach Griechenland exportiert wurde (Oxymel). Eines der ältesten Elixiere der Pharmazeutik ist „Mitridat“, welches in der Zeit der Parther (ab ca. 300 v. Chr.) in Iran hergestellt wurde. Das Wort Mitri, Mitra, ist ein iranisches Wort, das später zu „Mehr“ wurde. Es bedeutet „Sonne“. Die Bezeichnung Mitridat stammt von diesem Wort. Nicht nur die akademische Entwicklung der klinischen Chemie, Pharmakologie und Pharmazeutik in der Welt ist maßgeblich ein Ergebnis iranischer Wissenschaftsbemühungen, sondern auch die praktische Herstellung in der Nahrungsmittelindustrie lässt sich im Bereich der altiranischen Bemühungen nachweisen. Weder Chinesen noch Inder haben z. B. Zucker in der jetzigen Form produzieren können, wobei wir das alleinige Kochen von Rohrzucker nicht als Zuckerherstellung bezeichnen, wie es in China und Indien Usus war. Die arabischen Invasoren haben während ihres militärischen Vordringens in Iran die Zuckerherstellungsfabriken in der iranischen Provinz Khuzestan kennen lernen können. Speziell in Gondi-Shahpur [Gondišâpur], einer alten iranischen Universitätsstadt, wurde bereits seit dem sechsten Jhd. n. Chr. weißer Kristallzucker in der heutigen Form hergestellt. Die Römer haben von den Griechen viele der iranischen Wissenschaftsergebnisse geerbt und sich Jahrhunderte lang zu Nutze gemacht. Auch die Araber taten nichts anderes, obwohl sie anfänglich aufgrund ihrer Herkunftssituation zögerten. Sie zerstörten viele Bibliotheken in Iran, weil sie vor dem Islam keine Bücher, Schule oder Bildung kannten. Nach dem Islam änderte sich diese Tatsache zunächst nur geringfügig. Die islamisch-arabischen Führer erzählten ihnen, dass ein Muslim kein Buch brauche, mit Ausnahme des Qur’ans. „Sa’d Ebne Abivaqqas fragt: „Was soll man bloß mit so einer Menge Bücher der Iraner machen?!“ Omar antwortet: „Wir haben den Qur’an, der das komplette Buch aller Zeiten ist, wenn diese Bücher im Sinne des Qur’ans sind, haben wir selbst das Original, und wenn sie dagegen sind, dann brauchen wir sie erst recht nicht.“ [Târixe Tabari von Tabari, Ebne Hešâm und Ebne Khaldun in seinem Buch Al-Moqaddima]
Die Ursprünge
Über Nacht sollen also aus Analphabeten der arabischen Halbinsel plötzlich Wissenschaftler und Kulturbeflissene geworden sein. Die märchengläubigen Europäer glaubten dieses Gerücht, dass mit der islamischen Religion eine Erleuchtung alle Araber befallen habe! Und plötzlich sprach und spricht die ganze Welt im Zuge einer Pauschalisierung der Menschen von islamischer Kultur und Wissenschaft, von „Goldenen Zeiten“. All das war und ist nichts anderes als eine harmonische und kontinuierliche Entwicklung altiranischer Kultur und Wissenschaft. Nur ein unharmonischer Faktor stört diese Geschichte: Die iranischen Wissenschaftler durften auf Befehl der Invasoren jahrhundertelang ihre wissenschaftlichen Abhandlungen nur in arabischer Sprache verfassen. Da man diese arabisch abgefassten Abhandlungen in Europa vorfand, ging man arglos davon aus, dass die Autoren arabische Muslime seien. Dabei handelte es sich bei allen diesen Wissenschaftlern um eindeutig identifizierbare Iraner wie Ibn Sina [Pur Sinâ] (Avicenna); Zakaria Al-Rasi [Mohammad Zakariyâ Râzi] (Rhases), Fakhr Al-Din Al-Razi [Faxr Râzi], Abu Raihan Al-Biruni [Bâbâ Reyhân Biruni], Khayyam [Xayyâm], u.v.a. Rhases war der Chemiker und Arzt, der die Grenzen der bis dato existierenden, ausschließlichen Pflanzenpharmakologie sprengte und, erstmalig in der Welt, synthetische Stoffe in der Pharmakologie und Pharmazeutik einführte. Er hat als erster Chemiker reinen Alkohol hergestellt. Ein anderer Iraner erfand unter anderem die Methode zur Messung des spezifischen Gewichtes fester Stoffe. Der Mann aus dem 11. Jhd. hieß Biruni. Man kann die Liste der iranischen Wissenschaftler, die die klinische Chemie, Pharmakologie und damit die medizinische Therapie, die Medizin, Mathematik, Philosophie, Architektur, etc. bereichert haben, fortsetzen. Es würde eine Enzyklopädie daraus werden und den Rahmen dieses Artikels sprengen. Bei der Durchforstung der ältesten iranischen Literatur aber auch der griechischen Literatur und bei dem Vergleich der medizinischen Therapiemethoden und der Pharmakologie der beiden Länder Griechenland und Iran wird man feststellen, dass die iranische Medizin und Pharmazeutik vor Hippokrates viel weiter entwickelt und fortschrittlicher war als die griechische Medizin. Weiter stellt man fest, dass die Griechen sehr wohl später die iranische Pharmakologie übernommen haben und daraus ihren wissenschaftlichen Nutzen gezogen haben. Die iranische Herkunft der Mesopotamier im Übrigen, wird von Dr. Derakhshani [Deraxšâni], von der Universität Erewan in Armenien nachgewiesen: Selbst die Namen der Babylonier, insbesondere die ihrer Königsgeschlechter sind altiranisch. Namen waren und sind noch immer von großer Bedeutung, wenn es darum geht die alten Kulturen zu identifizieren. Palästina, Syrien, Libanon, Irak… die Menschen, die dort leben, leben auf einem Gebiet das iranisch beeinflusst war, und wo die Semiten erst mindestens 300 Jahre nach den Iranern Einzug fanden. Fast alle europäischen Sprachen sowohl die nordischen als auch Latein, Slawisch, Baltisch, Griechisch und Keltisch (Irisch, Bretonisch, Walisisch, Schottisch) haben indogermanische Wurzeln und sind eine Ableitung davon. Die Einflüsse iranischer Sprachen als auch insbesondere des indischen Sanskrit sind unverkennbar. Die Skulpturen in Babylon und Assyrien wie auch in Griechenland hatten ihren Ursprung in der ostiranischen Kultur (Baktrier, Parther, Saken…). Noch heute gibt es in den koreanischen, japanischen und nordchinesischen Sprachen altiranische Lehnwörter und Begriffe. Eine neue Blütezeit persischer Kunst erfolgte erneut in der Zeit der Sassaniden, wo Paläste und Feuertempel als Schalenmauerwerk oder Quaderbau errichtet wurden, mit großen, vorn offenen Tonnengewölben (Iwan-Vorhalle) und Kuppeln über quadratischem Grundriss.
Die Situation der Wissenschaften während der arabischen Besatzungszeit
Fälschlicherweise werden die wissenschaftlichen Errungenschaften im islamischen Raum als „goldenes Zeitalter des Islam“ [عصر طلایی اسلام] (asre talâyiye eslâm) bezeichnet. Warum sollte dafür der Islam verantwortlich sein? Der Logik der Erfinder des „goldenen Zeitalters des Islams“ folgend, müsste die Vielgötterei der Griechen zu der erhabensten Religion überhaupt erklärt werden, denn die großartigsten Werke griechischer Philosophie sind unter Zeus entstanden. Aber niemand kommt auf die Idee, die Denk- und Geistesleistung eines Sokrates und Platon mit Zeus und Aphrodite in Verbindung zu bringen. Wieso sollte dann der Islam für die Geistesleistung im islamischen Raum verantwortlich sein und warum bietet der Islam jetzt im Bereich der Wissenschaften einen so jämmerlichen Anblick? Die Antwort ist einfach: Der Beginn des sogenannten „goldenes Zeitalters des Islam“ fällt nämlich genau in die vierhundertjährige Besatzungszeit des Iran durch die Araber unter den grausamen „Omayiden“ und „Abbasiden“. Was hier als „golden“ bezeichnet wird ist nichts anderes als das, was Iraner auf Grund ihrer Geschichte und Kultur geleistet haben. Die Araber jener Zeit wussten nichts über Staatskunst, Architektur, Kunst, Mathematik, Astronomie und Zeitrechnung. Sie wussten noch nicht einmal was Münzen sind. Wie könnten sie mit nichts außer dem Qur’an in den Händen ein solches Zeitalter begründen? Als nach vier Jahrhunderten die Islamisierung Irans weitgehend vollzogen war, erlosch auch allmählich das Licht des Wissens in Iran und im ganzen Islamischen Raum.
Die Historiker der islamischen Welt waren schon zu Beginn der Entstehung des Islam im Unklaren darüber, ob die anfänglichen islamischen Eroberungen der Araber auf religiösen oder auf ökonomischen Gründen basierten. Heute können die bekannten und unzweifelhaften Geschehnisse jener Araber, in den Schriften des berühmten arabischen Historikers Ibn Khaldun [ابن الخلدون], nachgelesen werden. Der bedeutendste Historiker des 20. Jahrhunderts Arnold J. Toynbee sieht in Ibn Khaldun den wahren Gründer der Geschichtsphilosophie. Dr. Shojaedin Shafa zitiert in „Pas az 1400 saal“ S.299 – 301 Ibn Khaldun. Aus dem Al Moqaddama:
„Das natürliche Talent der Araber ist die Plünderung und Ausbeutung anderer; was sie im Besitz anderer sehen, veranlasst sie zu Diebstahl und Raub. Sie ernähren sich durch ihre Lanzen und Schwerte; sie kennen keine Grenze bei der Beraubung und Plünderung anderer; im Gegenteil rauben sie alles aus von Reichtümern, Hab und Gut bis zu Werkzeugen. Wenn sie ein Land bei ihren Eroberungszügen besetzen und ihre Herrschaft und Macht in diesem Land geltend machen, achten sie nicht auf die Erben der Menschen; deswegen werden die Besitztümer aller durch die Besatzer mit Füßen getreten und geraubt. So wird der Wohlstand verringert und die Zivilisation stirbt aus. Sie sind auch der Grund, weshalb der Wohlstand und die Gesellschaft verdorben wird; denn sie ignorieren die Künstler, Handwerker und verachten diese […] Der Wohlstand in einer Gesellschaft kann durch die Vernichtung solcher Berufe zugrunde gerichtet werden. Die Araber bemühen sich nicht um Gesetze oder Regeln, die den Diebstahl und die Aggressivität den Menschen gegenüber verbieten, sondern sie bemühen sich nur darum, die Besitztümer der Menschen durch Raub und Erpressung an sich zu reißen. Wenn sie ihr Ziel erreichen, walten sie keiner Gnade um des Volkes und seines Wohlergehens. Sie achten nicht darauf, die Menschen unter ihrer Führung den richtigen Weg zu weisen und halten die Missetäter nicht davon ab, weiterhin Verderbtheit über das Volk zu bringen. Wie so oft veranlasst ihre Habsucht und Raffgier sie dazu, Geldstrafen zu verhängen, aber ihr Ziel dabei ist nicht, die Gemeinschaft zu verbessern, sondern höhere Abgaben und Kopfsteuern zu erzielen und durch diese Methoden, die eigenen Reichtümer zu vergrößern. Denn Strafen zu verhängen um die Täter zu bestrafen, halten keinen ab das verbrecherische Verhalten zu ändern. Im Gegenteil helfen die Strafen, welche eher Bestechung sind, ihnen weiter zu machen.
Letzten Endes lebt das von Arabern in Chaos und Anarchie beherrschte Volk so, als ob es keine gesetzliche Macht mehr gäbe. Chaos und Anarchie sind ebenso Ursache für die Vernichtung und Verderbtheit eines Wohlstands und einer Zivilisation. Dieses Volk ist von Natur aus bestimmt, zu plündern und zu vernichten; was sie finden, nehmen sie als Beute […] Aufgrund ihrer Eigenschaft der Barbarei wäre die Herrschaft über sie ebenso nur mit Grobheit, Habsucht und Rivalität verbunden, weswegen sie ungern beherrscht werden wollen. Es ist selten, dass sie wegen einer Sache übereinstimmen. Wenn es aber um ihren Glauben oder irgendein neues Land geht, lässt dieses hindernde und herrische Gefühl, und die Anmaßung und Konkurrenz nach. Sie verbünden sich leichter und begehen gemeinsam den Weg zur Errungenschaft eines Sieges oder einer neuen Eroberung. […] Und so versammeln sich diese Araber, die stolz darauf sind, Skorpione und Zecken zu verzehren, an Tagen, die nicht besser als in Qorayš sind, unter der Fahne des Propheten (Allahs Segen und Heil auf ihm) und unternahmen Eroberungszüge in Richtung des persischen und römischen Reiches. Sie besetzten diese und fingen an sich mit den weltlichen Angelegenheiten zu befassen; sie häuften große Reichtümer, dass sie bei manchen Kriegen jedem arabischen Reiter an die Tausend Goldmünzen oder im selben Wert Silber verteilten und raubten unermesslichere Beuten. Es ist wichtig zu erwähnen, dass die Eroberungen der Araber immer die Zerstörung der jeweiligen Zivilisationen mit sich brachten, denn die kultivierten, blühenden und bebauten Städte wurden von ihren Bewohnern verlassen. Die Felder änderten sich zum Ödland. Das Land Jemen hat sich außer ein paar seiner Städte zu einer Ruine entwickelt. Die iranische Zivilisation im Lande Irak wurde völlig zerstört und dieselbe Situation herrscht in Syrien. Banu Hilal und Banu Sulaym, die bis nach Tunesien und Marokko eingedrungen waren und annähernd 350 Jahre für ihre Vorherrschaften gegeneinander Kriege geführt haben, und sich in diesen Ländern niederließen, vernichteten grüne Landflächen. Die Gebiete zwischen dem Mediterranen Meer und dem Sudan, die vorher bebaut und besiedelt waren, sind heute nur noch eine Wüste, worin übrig gebliebene Ruinen, Flachreliefe und ein paar Dörfer nur noch an eine Zivilisation erinnern.„ [ Al-Moqaddama von Ibn Khaldun, Kapiteln in der Reihe nach 27, 28 u. 21].
Diese Passagen, die aus Al-Moqaddima entnommen sind, sind einige der wenigen Kritiken des Ibn Khaldun an die Araber. Über die Natur der Araber im Qur’an, worin das Wort an den Propheten gerichtet ist, steht geschrieben: „Doch wenn sie eine Ware sehen oder ein Spiel, dann brechen sie sogleich dazu auf und lassen dich stehen.“ Sure 62:11
Die Araber, die ihre Ideologie durch Krieg, Vergewaltigung, Verschleppung, Versklavung und Mord den Menschen aufgezwungen haben, waren dermaßen kulturlos, zurückgeblieben, unwissend und gegenüber zivilisierten Iranern derart mit Hass erfüllt, dass sie nicht einmal wussten was sie mit dem erbeuteten Teppich „Baharestan“ [Bahârestân], der heute zu den Weltwundern gezählt hätte, anfangen sollten. Diese kulturlosen Araber, haben diesen wertvollen Teppich einfach in Stücke gerissen, und dessen Teile unter sich als Beute verteilt. Diese Barbaren, die Iran nach 15 Jahren Krieg besetzten, hatten weder Kultur noch sonstige Fähigkeiten, um nur im Entferntesten etwas Ähnliches wie ein „Goldenes Zeitalter“ zu begründen. Alles das, was in dieser 400 jährigen Besatzungszeit Irans im islamischen Raum geleistet wurde, verdankt die Welt Iranern und nicht dem Islam. Die Araber haben die iranischen Wissenschaftler und Gelehrten verschleppt und gezwungen ihre Bücher ins Arabische zu übersetzen, um sie als arabische und islamische Errungenschaft zu deklarieren, nachdem diese Barbaren erst nach über 100 Jahren Besatzung und Zerstörung in Iran angefangen haben zu verstehen, was Bücher überhaupt sind.
Araber, Türken und Islam reklamieren iranische Errungenschaften für sich
Viele dieser großartigen Wissenschaftler wurden, nachdem sie ihre Dienste für die Besatzer geleistet hatten, ermordet. Andere wiederum, wie Ibn Sina (Avicenna), waren ihr Leben lang auf der Flucht oder im Gefängnis und mussten so unter schwierigsten Bedingungen ihre Werke verfassen. Es sind Männer wie Ibn Sina, die die Türken und Araber im Gewand des heiligen Islam für sich beanspruchen, denn sie wollen nicht wissen, wie der orthodoxe Islam über Männer wie Ibn Sina dachte: So schrieb der Theologe Magd Al-Dine-Baghdadi: „Ich sah den Propheten im Traum. Ich fragte ihn: Was sagst du zu Ibn Sina? Er antwortete mir: Das ist ein Mann, der sich anmaßt, zu Gott zu gelangen und glaubte dabei meiner Hilfe nicht zu bedürfen. Daher habe ich ihn hinweggefegt, so, mit meiner Hand, da ist er in die Hölle gefallen“. Ein anderer Theologe Ibn Al-Athir erwähnt die Ereignisse von 1037 berichtend, die Namen der in jenem Jahr verstorbenen und schreibt: „Im Monat Shaban jenes Jahres starb Abu Ali Ibn Sina, der berühmte Arzt und Philosoph, Verfasser von Werken, welche den Lehren der Philosophen gemäß bekannt. Er diente dem Fürsten Ala Ad Dawla. Es besteht kein Zweifel daran, dass dieser ein Falschgläubiger war, weshalb in seinem Reiche Ibn Sina auch die Dreistigkeit besaß, seine von Häresien befleckten Werke wider der göttlichen Gesetze zu schreiben.“ Das größte Werk Ibn Sinas, „Der Kanon der Medizin“ sollte für die nächsten 600 Jahre das Standardwerk für Medizinstudenten im Orient wie an europäischen Universitäten in Montpellier, Paris oder Jena bleiben. Die Barbaren des Islam aber, nannten Männer wie Ferdowsi, Hafez, Saadi, Khayyam, Ibn Sina, Razi und Biruni „mortad“ (Ketzer) und sie machten deren Leben so schwer wie nur möglich.
Wesentlich zu dieser Blütezeit hat auch beigetragen, als ein chinesischer Kriegsgefangener Mitte des achten Jahrhunderts das Geheimnis der Papierherstellung verraten hat. Von nun an konnte die Buchproduktion deutlich erhöht werden, man war nicht mehr darauf angewiesen im Zentrum des Reichs, in Bagdad zu leben, um sich Wissen anzueignen. Zwischen Andalusien und Zentralasien entstanden dann Bibliotheken mit Beständen von Tausenden Bänden, zur selben Zeit waren die Mönche in den Klöstern des christlichen Europa stolz, wenn sie mit etwa 100 Büchern eine der größten Bibliotheken der Christenheit besaßen.
Die erste iranische Renaissance
Je unabhängiger die Kleinstaaten im Islamischen Reich wurden, und je mehr den arabischen Kalifen die Kontrolle über das Reich entglitt, die ab Mitte des zehnten Jahrhunderts neben- oder nacheinander in den Gebieten des Iran vorherrschten, desto schwächer wurde der arabisch-islamische Einfluss zwischen Bagdad und Buchara und umso mehr konnten Wissenschaft und Philosophie blühen. 35 Jahre lang schrieb der iranische Dichter Ferdowsi im 11. Jahrhundert am Šâhnâme [شاهنامه], dem Buch der Könige. Mit diesem Werk erhebt der Dichter, etwa drei Jahrhunderte nach dem Untergang des großartigen Weltreiches der Sassaniden, die Persische Sprache erneut zur Literatursprache und rettet damit die Persische Sprache als Gesamtes. Während die meisten der von den muslimischen Barbaren eroberten Länder ihre Kultur und Sprache für immer verloren hatten, sollte er mit diesem Werk dies verhindern. Ferdowsis Geschichte über Aufstieg und Fall von 50 iranischen Herrscherhäusern beginnt in mythischer Vorzeit und endet mit der islamisch-arabischen Eroberung als nationale Katastrophe. Dazwischen erzählt er in tausenden gereimten Zeilen von iranischen Werten, den Abenteuern Rostams, Sohrabs [Sohrâb], Siawaschs [Siyâvaš/Siyâvoš] und anderer Helden, von heldenhaften Taten; von ihren Affären mit atemberaubend schönen iranischen Frauen, schlank wie Zypressen und strahlend wie der Mond; vom ausgelassenen Leben bei Hofe, voller Musik, Tanz und Wein; und vom Dilemma guter Menschen, die unter bösen Herrschern zu leiden haben. Er erinnerte die Iraner an die Wurzeln ihrer iranischen Identität und bis heute erfährt sein großartiges Werk das Echo in den Köpfen vieler Iraner.
Manchmal war das Gefängnis die Strafe für die wertvolle Arbeit iranischer Wissenschaftler, manchmal das Exil. Von Zeit zu Zeit wurden ihre Werke ins Feuer oder ins Wasser geworfen und vernichtet oder aber ganz nach islamischer Sitte als Schlaggegenstand benutzt, bis sie starben oder schwer verletzt wurden. Den Iranern blieb gezwungenermaßen unter der 400 jährigen Besatzung nichts anderes übrig als ihre Begabungen und Fähigkeiten, die eben nicht der Ideologie der Barbaren entstammten, unter dem Deckmantel Islam zu präsentieren. Dr. Zabihollâh Safâs Buch, „Târixe Adabiyyâte Irân“ [Die Geschichte der iranischen Literatur] beschreibt hierzu das dramatische Leben und Schicksal von fünfzig iranischen Wissenschaftlern und Denkern während der arabischen Besatzungszeit.
Die gegenseitigen Überbietungen an Feindseligkeit gegen die Philosophen im Allgemeinen und den iranischen Philosophen im Besonderen, hielten zunächst bis 1218 an, dem Jahr, in dem die mongolische Invasion stattfand. Iranische Wissenschaftler trieben die Kodifizierung des islamischen Rechts voran und verfassen die erste Grammatik der arabischen Sprache. Sie stellten auch die meisten Übersetzer der neu gegründeten Bibliothek von Bagdad. Dort wurden in den kommenden drei Jahrhunderten die Texte von Aristoteles, Platon, Galen und anderen Denkern der Antike ins Arabische übersetzt. So entstand ein Kanon des Wissens in Philosophie, Mathematik, Medizin, Geschichte und Literatur, der später über Spanien und Sizilien den Weg nach Europa findet und dort zur Keimzelle einer Renaissance der Wissenschaften wurde.
Und das Ergebnis heute ist, dass die Araber und Türken, die grausame vierhundertjährige Besatzungszeit des Iran unter den blutrünstigen Omayyiden und Abbasiden als „Goldenes Zeitalter des Islam“ bezeichnen. Beste Unterstützung bekommen sie auch von zweifelhaften Gestalten, die auf Quellen verweisen, in denen die großartigen Iraner Ibn Sina, Omar Khayyam, Ferdowsi, Biruni, Razi, als Araber oder Türken bezeichnet werden.
Ein erbärmlicher und dreister Clip von Youtube, bei dem all die iranischen Wissenschaftler als die arabisch-muslimische Wissenschaftler abgestempelt werde. Das Urteil darüber überlassen wir der Leserschaft:
Die Wahrheit:
Ach! Wie wütend mich das manchmal macht. Ständig hört man nur „Die alten Griechen“, „die weisen Ägypter“, die „islamische Blütezeit“. Ohne überhaupt irgendetwas auch nur annähernd kritisch zu hinterfragen. Wenn ich an diese ganzen „Friede, Freude, Eierkuchen“-Dokus denke … Warum Europa dazu neigt, die alten Griechen zu heroisieren und zu idealisieren, ist ja noch ersichtlich. Immerhin leiten sie große Teile ihrer Kultur von den Griechen ab. Aber warum diese offensichtliche Verblendung, was den Islam anbelangt? Wobei, das ist ja auch jetzt nicht anders. Die meisten Menschen scheuen sich noch immer, Religionen zu kritisieren, so als sei man dadurch ein Faschist … Dass man dabei etwas toleriert, das faschistisches Gedankengut beinhaltet und dann auch noch angeblich von Gott himself unterschrieben worden ist, interessiert nicht weiter. Danke, dass Ihr hier Aufklärung betreibt. Auch, wenn es noch ein langer Weg sein wird bis zur angemessenenen Anerkennung iranischen Anteils an der heutigen Wissenschaft.
Hast du diesen Artikel selbst ins Englische und ins Italienische übersetzt?
Sherry joon, danke!
Der Artikel wurde von OD4I (Only democracy for Iran ins Englische uebersetzt. Ins Italienische hat ihn auch jemand anders uebersetzt, das siehst Du wenn Du auf den Link klickst. Den Artikel habe ich 2010 in Deutscher Sprache geschrieben und dann wurde er in anderen Laendern uebersetzt.
@Sherry jân, das Problem ist, dass sobald man den Fernseher einschaltet, um einen vernünftigen Dokumentarfilm oder eine Reportage bei arte und Phoenix zu sehen, ist alles in der Tat für die Verdummung der deutschen und französischen Nation und die Verharmlosung dieser Religion, so dass eine Anzahl der Bevölkerung denkt, der Islam sei tatsächlich friedlich, und wenn man von ihnen den Grund verlangt, sagen sie sofort, dass sie bei arte, Phoenix, ZDF Info und usw Dokus bezüglich der Religion Islam gesehen habe, die das und die und jenes besagen! Du siehst also, dass die Masse dadurch beeinflusst wird und die Masse holt sich leider ihre Infos. noch durch die Mainstream und die Masse kommt nicht auf diese Idee, alles zu hinterfragen!
Wir haben vor über diese iranischen Wissenschaftler zu berichten. Es wird mühsam sein, aber es lohnt sich. Das einzige Nutzen, was wir durch solche Aufklärung haben, ist, dass eine große Anzahl darüber informiert werden. Danke für Dein Feedback.
Da hast du Recht. Es wird vieles verharmlost. Religion gilt eben noch immer als „Heiligtum“, so grotesk das auch ist, man nimmt noch immer Rücksicht auf religiöse Menschen. Ich finde ja auch, man muss ihnen – ihnen als Menschen – mit Respekt begegnen, damit sie überhaupt offen für kritische Fragen sind, aber nicht alle Medien müssen mitmachen. Ich freue mich sehr auf weitere Artikel dieser Art. Khasteh nabashid vaghean.
Merci beaucoup 🙂
Ein ausgezeichneter Artikel von dir, Ardasir Parse! Du hast einen interessanten und aussagekräftigen Schreibstil, der einem die Thematik ganz dringlich macht und Schwarz auf Weiss die Hauptaussagen des Artikels verständlich macht. Recherchierst du selbst alleine für deine Artikel? Woher hast du gelernt solche wissenschaftliche Artikel zu schreiben?
Was ich ganz merkwürdig finde ist, dass der Begriff „Islamischer Wissenschaftler“ in der westlichen Welt sehr häufig verwendet wird, aber „Christlicher Wissenschaftler“ oder „Jüdischer Wissenschaftler“ (Jüdisch im Sinne der Volksgruppe, nicht der Religion!) habe ich bislang gar nicht gehört. Mit „Islamischer Wissenschaftler“ oder gar „Islamische Wissenschaften“ will man den Eindruck erwecken, dass der Islam Hauptantriebsfeder für die Blüte der Wissenschaft in jener Zeit war. Für mich gibt es da keine eindeutige Beziehung. Eher ist es doch so, dass die eroberten Reiche noch ein letztes Mal ihr kulturelles und wissenschaftliches Erbe „aufgebläht“ haben. Seit dem 16.Jahrhundert ist ein Verfall des Islams in kultureller und wissenschftlicher Hinsicht erkennbar und dann behaupten welche der Islam war Träger der wissenschaftlichen Blüte im Mittelalter?
Was ich noch dreister finde, ist die Bezeichnung „arabischer Wissenschaftler“ für eindeutig iranische Persönlichkeiten. Da werde ich echt fuchsteufelswild!
Danke verehrter Bahram fuer Deinen Kommentar. Um Deine zwei Fragen zu beantworten:
In der Regel, wie in diesem Artikel recherchiere ich alleine, aber auch meine Kollegin Fartab unterstuetzt mich oefter bei den neueren Artikeln auch fuer Recherchen. Wir arbeiten hier als Team zusammen. Ich habe zwei unterschiedliche wissenschaftliche Ausbildungen, eine davon betrifft eine ingenieurwissenschaftliche Ausbildung, die andere eine geisteswissenschaftliche Ausbildung. Hier lernt man hoffentlich wissenschaftliche Arbeiten abzuliefern, wobei diese Artikel streng wissenschaftlich genommen, die Formanforderungen einer wissenschaftlichen Arbeit nicht erfuellen. Dies auch deshalb, damit es dem Leser leichter faellt diese Texte zu lesen. Grundsaetzlich aber ist das Schreiben genau so eine Gabe, wie das Musizieren, Malen, Dichten oder Komponieren.
@Bahrâm, hier einige Passagen aus dem Buch Der Untergang der islamischen Welt von Hamed Abdel-Samad:
„Die oft gepriesene Vielfalt des Islam ist auch oft Teil des Problems und nicht Teil der Lösung. Die Anpassungsfähigkeit der Theologie macht den Islam gleichzeitig zur Religion des Dschihad und des Friedens, des Verlangens nach Wissen und der Hexenverbrennung. Das macht ihn nicht greif- oder angreifbar. „Es ist eine Frage der Auslegung“, lautet die Fluchtformel, wenn man den Islam für die heutige Misere verantwortlich machen will. Es mag auch daran liegen, dass viele Iraner immer noch eine Distanz zum Islam haben, da sie die Verbindung zur vorislamischen persischen Kultur bewahren. Das drückt sich in den vielen persischen Vornamen aus, die gar nicht islamisch sind.
Im kollektiven Gedächtnis der Iraner und in der Poesie scheint Altpersien immer noch zu leben. In den sunnitischen Staaten dagegen schaffte es der Islam, die vorislamische Periode als Zeit der Dschahiliya, der Dunkelheit und Unwissenheit, hinter sich zu lassen. Nach ihrer Konvertierung zum Islam übernahmen die Perser zwar die arabische Schrift, behielten aber die eigene Sprache, was ihnen sowohl einen Zugang zur eigenen Geschichte als auch zum Arabischen als Sprache der Wissenschaft im Mittelalter verschaffte. Die ersten Werke, die die Perser schrieben, nachdem sie den Islam angenommen hatten, waren Zarathustra-Schriften und das epische Buch Shahnama, das die Geschichte alter persischer Könige festhält. Die kulturelle Eigenständigkeit der Perser schützte sie vor einer Vereinnahmung durch die arabische Sippenkultur und garantierte eine historische Kontinuität, die im Nahen Osten und vielleicht sogar weltweit einmalig ist. Die Iraner haben ebenfalls eine starke Bindung an die islamische Mystik, die einzige Richtung, die das Hadern mit Gott zulässt. Andererseits deuten die Mystiker die Dinge der Welt so lange um, bis sie wiederum bei Gott angekommen sind, wie der Iranist Bert Fragner hervorhebt. Mystische Dichter wie Rumi und Hafez genießen im Iran fast die gleiche Stellung wie Mohamed. Hier sollte allerdings betont werden, dass auch die Mystik eine Art Opium für das Volk sein kann, da sie einen Rückzugsraum für passive Menschen bieten kann, die vor der Realität fliehen wollen.
Ein wesentlicher gesellschaftlicher Unterschied zwischen dem Iran und den meisten anderen islamischen Staaten liegt darin, dass im heutigen Iran die Bildung von Frauen fortgeschrittener ist. Eine zivile Gesellschaft und ein ausgeprägtes Öffentlichkeitsbewusstsein unter den Iranern sieht Bert Fragner als gute Voraussetzung für eine Modernisierung. Auch die Rolle der Literatur und der Philosophie in der iranischen Gesellschaft ist nicht zu übersehen. Diese schafft eine Parallelsprache zur Sprache der Autorität und setzt die Theologie unter Druck, um mitzuziehen“.
Teil 2:
Sprache geschrieben wurden und zwar vor der Geburt Mohammeds. Ein deutscher Professor für Altsemitische und Arabische Sprachen schreibt unter dem Pseudonym Christoph Luxenberg über das Thema. Wenn man Luxenberg glaubt, sind die Kapitel oder Suren des Korans, die man üblicherweise der Mekkanischen Periode zuschreibt und die am tolerantesten und gewaltlosesten sind und damit im Gegensatz zu den viel härteren und gewalttätigeren Kapiteln der Medinesischen Periode stehen, überhaupt nicht “islamisch” sondern christlich:
“In seinem Ursprung ist der Koran ein syrisch-aramäisches Liturgiebuch, mit Hymnen und Auszügen aus der Heiligen Schrift, das möglicherweise in christlichen Gottesdiensten benutzt wurde. (…). Seine soziopolitischen Teile, die in keinem besonderen Zusammenhang mit dem ursprünglichen Koran stehen, wurden später in Medina hinzugefügt. Anfänglich wurde der Koran nicht als Gründungsschrift einer neuen Religion betrachtet. Er setzt den Glauben an die Heilige Schrift voraus und fungierte somit lediglich als Mittel zum Eindringen in die arabische Gesellschaft.”
[Anm. d. Ü.: Kewil hat auf Fakten & Fiktionen auch über Luxenbergs Forschung berichtet]
Monte Cassino ist ein Kloster im südlichen Italien, das im 6. Jahrhundert vom Heiligen Benedikt gegründet wurde und das im Jahr 883 die Araber bei einem ihrer zahllosen Dschihad-Überfälle auf Westeuropa plünderten und niederbrannten und die Mönche töteten. Es wurde später wieder aufgebaut und dort übersetzte der Mönch Konstantin der Afrikaner im 11. Jahrhundert die medizinischen Texte aus dem Arabischen ins Lateinische, einschließlich der von Johannitius in Bagdad angefertigten Texte von Hippokrates und Galen. Konstantin übersetzte auch die auf Arabisch verfassten medizinischen Abhandlungen des ägyptischen Juden Isaac Israeli ben Solomon. Er war von Hippokrates , Galen, Aristoteles und Plato beeinflusst. Es ist leicht, zurückzuverfolgen, wie arabische Übersetzungen griechischer Texte von byzantinischen Manuskripten, die oft von Christen angefertigt worden waren, ihren Weg vom islamischen Osten bis in den islamischen Westen auf der iberischen Halbinsel machten, wo manche von ihnen von Christen ins Lateinische rückübersetzt wurden, zum Beispiel in der mehrsprachigen Stadt Toledo in Zentralspanien. Es ist wahr, dass einige griechische Texte über das Arabische, manchmal auch noch über den Umweg des Syrischen oder Hebräischen, wieder im Westen eingeführt wurden, aber das basierte schlussendlich immer auf Manuskripten aus dem Byzantinerreich.
Die Arbeit unter der Leitung von Johannitius in Bagdad bewahrte einige von Galens Arbeiten, deren griechische Originale verloren gingen, auf Arabisch. Der griechische Arzt Galen, der im 2. vorchristlichen Jahrhundert wirkte, systematisierte das medizinische Wissen der griechisch-römischen Welt und erweiterte es mit eigener Forschung. Er beklagte sich darüber, dass er keine Sektionen an menschlichen Leichen vornehmen konnte, aber das war während der Römerzeit nicht erlaubt, und daher stütze er seine Studien der menschlichen Anatomie auf Sektionen an Tieren wie Hunden, Affen und Schweinen. Das ist witzig, wenn man damit vertraut ist, welchen niedrigen Status Hunde, Affen und Schweine im Islam haben, und gleichzeitig weiß, dass alle darauf folgende Medizin in der islamischen Welt von Galen inspiriert war. Da die Sektion menschlicher Leichen auch in der islamischen Welt tabu war, hatten Galens Irrtümer über Jahrhunderte hinweg bis zur Renaissance im christlichen Europa unangefochten Bestand. Leonardo da Vinci fertigte zahlreiche akkurate anatomische Zeichnungen an, teilte aber sein Wissen kaum mit Zeitgenossen. Der endgültige Durchbruch kam mit dem Anatomen Andreas Vesalius aus Brüssel, der sein auf Autopsien basierendes Buch De humani corporis fabrica (Vom Aufbau des menschlichen Körpers) im Jahr 1543 veröffentlichte. Er wird in der westlichen Welt als Vater der modernen Anatomie betrachtet.
Joseph Needham, der große britische Experte für Geschichte der chinesischen Wissenschaft, hat über “die vier großen Erfindungen Chinas” geschrieben: Kompass, Buchdruck, Papierherstellung und Schießpulver. Obwohl Needham sehr gut die Technologie beschreibt, liefert er nicht immer ausreichende Nachweise für die Übermittlung dieser Erfindungen. Nur bei einer der Erfindungen, dem Papier, kann mit absoluter Sicherheit gesagt werden, dass sie den Westen als voll entwickeltes Produkt erreichte. Nach Professor T.F. Carter “muss der Erfindung des Buchdrucks der Gebrauch von Papier vorausgehen, und die Papierherstellung ist die am meisten gesicherte und vollständige der Erfindungen Chinas.” Lucien Febvre und Henri-Jean Martin schreiben in The Coming of the Book: “Die Erfindung des Buchdrucks wäre ohne den Antrieb dazu, der sich durch Papier ergab, unmöglich gewesen. Das Papier erreichte Europa aus China über die Araber zwei Jahrhunderte davor und war dann Ende des 14. Jahrhunderts allgemein gebräuchlich.” Im Zeitraum von 1450 bis 1550 wurde Europa zunehmend mit Papiermühlen übersät. Das traditionelle Pergament war teuer und nicht gut geeignet zur Massenproduktion.
Während der protestantischen Reformation im 16. Jahrhundert wollten die Reformatoren, dass die Bibel in der gebräuchlichen Verkehrssprache verfügbar sein sollte und nicht nur in Latein. Martin Luther trug somit dazu bei, die moderne deutsche Sprache zu formen. Der Gelehrte Irving Fang schreibt in seinem Buch A History of Mass Communication “Buchdruck in der Landessprache brachte auch französische Leser dazu, sich als Teil Frankreichs und englische Leser, sich als Teil Englands zu begreifen.” In gewisser Hinsicht sind wir heute Zeitzeugen einer Umkehrung dieses Trends hin zur Nationalisierung, indem wir globale Ko munikation und den Aufstieg des Englischen als internationale Verkehrssprache erleben. Febvre und Martin glauben allerdings, dass ungefähr 77% der Bücher, die vor 1500 gedruckt wurden, immer noch auf lateinisch waren, wobei religiöse Schriften immer noch überwogen. Schrittweise bahnte sich der Weg für säkulare Bücher und andere Sprachen, aber “erst im späten 17. Jahrhundert wurde das Lateinische schließlich verworfen und durch die anderen Landessprachen sowie das Französische als Sprache der Philosophie, Wissenschaft und Diplomatie ersetzt. Jeder gebildete Europäer der damaligen Zeit musste französisch können.” Sie schätzen, “dass in Europa vor dem Jahr 1500 etwa 20 Millionen Bücher gedruckt wurden, und dass im 16. Jahrhundert etwa 150 bis 200 Millionen Drucke erschienen. Das ist eine konservative Schätzung und vermutlich ist die tatsächliche Zahl deutlich höher.” Das ist sogar noch beeindruckender, wenn wir uns daran erinnern, dass das Europa jener Tage weit dünner bevölkert war als heute und dass nur eine Minderheit lesen konnte. Es fand damals ganz offensichtlich ein Wandel statt, und zwar ein rasanter, verglichen zu der langsamen, teuren und manchmal auch inexakten Methode, jedes einzelne Buch per Hand zu kopieren.
Der Buchdruck beeinflusste auch Ostasien stark, aber er löste dort nicht die gleiche Revolution aus wie im Westen. Der Buddhismus kam über China und Korea nach Japan, und buddhistische Mönche brachten neben Tee und damit den aufwändigen japanischen Teezeremonien noch andere Aspekte der chinesischen Zivilisation mit sich, unter anderem im 8. Jahrhundert den Buchdruck. Und doch druckten die Japaner bis zum späten 16. Jahrhundert ausschließlich buddhistische Schriften. Europa profitierte davon, einen vielfältigeren Buchhandel als China zu haben und auch von einem insgesamt stärkeren Wettbewerb ganz allgemein. Irving Fang führt aus: “Der Buchdruck hat das monolithische chinesische Reich nicht durcheinandergewirbelt. Die Einführung des Buchdrucks Mitte des 15. Jahrhunderts in Europa hätte möglicherweise auch wenig Fortschritt mit sich gebracht, wenn Europa nicht reif für den Wechsel gewesen wäre.” Ihm zufolge “kennzeichnete die Gründung der europäischen Universitäten ab dem 12. Jahrhundert das Ende des 700 Jahre andauernden klösterlichen Zeitalters. Das zunehmend säkulare Zeitalter, das folgte, erlebte den Aufstieg einer belesenen Mittelklasse und einen zunehmenden Bedarf an Büchern aller Art.”
Der Buchdruck mit beweglichen Lettern wurde um 1040 von Bi Sheng in China erfunden, gewann aber niemals weit verbreitete Popularität. Die Natur der chinesischen Sprache mit ihrer nicht-alphabetischen Schrift erwies sich vermutlich auch als Hindernis dabei. Um diesem Dilemma zu entkommen, förderte der koreanische König Sejong der Große in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts die Buchproduktion und ordnete an, dass die Gelehrten im Gegensatz zu der chinesischen Schrift mit ihren Tausenden von Schriftzeichen ein Alphabet für das einfache Volk ausarbeiten sollten. Sie produzierten hangul – “koreanische Buchstaben”- , ein phonetisches System, das von anderen Alphabeten, unter anderem auch Sanskrit, inspiriert war. Buchdruck mit beweglichen Lettern und eine alphabetische Schrift waren also in Korea schon in Gebrauch, bevor Gutenberg damit begann, in Deutschland Bibeln zu drucken. Es gibt allerdings keine Indizien dafür, dass es Verbindungen zwischen dem gab, was in Korea geschah, und dem, was in Europa geschah. Die geographische Distanz war zu groß und der Zeitunterschied zu gering, um eine solche Verbindung für wahrscheinlich zu halten. Die Chinesen nutzten gebrannten Ton für ihre Lettern und begannen erst damit, metallene Lettern zu verwenden, als diese in Europa schon in Gebrauch waren. Gutenberg war von Beruf Goldschmied und benutzte daher naheliegenderweise Lettern aus Metall. Fang schreibt: “Was Gutenberg schuf und was in Asien nicht existierte, war ein Drucksystem. Das offensichtlichste unter seinen Elementen waren kontrollierte, exakt dimensionierte Lettern, die mittels Stempeln aus gehärtetem Stahl in weicheres Metall gestanzt wurden. Diese waren den Prägegeräten, Stempeln und Stanzen nicht unähnlich, die europäischen Lederverarbeitern, Metallschmieden und den Herstellern von Zinngeschirr bereits wohlbekannt waren.
Obwohl sie nicht auszuschließen ist, wurde eine Verbindung zwischen der östlichen und westlichen Tradition des Buchdrucks allerdings niemals schlüssig nachgewiesen. Die unterschiedliche Beschaffenheit der beteiligten Systeme hat viele Historiker zu der Ansicht gebracht, dass sich der Buchdruck in Europa unabhängig von Asien entwickelt hat. Im Gegensatz dazu wissen wir aber mit hundertprozentiger Sicherheit, dass Moslems mit dem asiatischen Buchdruck vertraut waren. Die Mongolen ließen im 13. Jahrhundert eine Spur der Verwüstung in weiten Teilen Eurasiens hinter sich, aber ihr riesiges Reich eröffnete auch bisher nicht da gewesene Möglichkeiten zum interkulturellen Austausch. Wie der Gelehrte Thomas T. Allsen aufzeigt, bedeutet die Tatsache, dass man fremden Ideen ausgesetzt ist, nicht notwendigerweise, dass man sie annimmt. Lokale Gelehrte klammerten sich häufig an die überlieferte Tradition. Er benutzt Russland zur Zeit Peters des Großen als Beispiel dafür, wie manche Elemente dieser Gesellschaft sich allen Neuerungen fanatisch widersetzten, während andere enthusiastisch alles Fremde in die Arme schlossen. Allsen hat beschrieben, wie die Regierungsbehörden im Iran unter der Mongolenherrschaft versuchten, gedruckte Banknoten nach chinesischer Art einzuführen, aber trotz schwerster Drohungen am massiven Widerstand des Volkes scheiterten:
“Gesichert ist, dass die islamische Welt eine aktive und dauerhafte Opposition zum Buchdruck mit beweglichen Lettern, der dem Europa des 15. Jahrhunderts und später entsprang, an den Tag legte. Diese Opposition, die sich auf soziale, religiöse und politische Überlegungen gründete, dauerte bis tief ins 18. Jahrhundert hinein an. Erst dann wurden Druckerpressen europäischer Herkunft im osmanischen Reich eingeführt und erst im darauf folgenden (19.) Jahrhundert verbreitete sich der Buchdruck in der arabischen Welt und im Iran. Dieser lang anhaltende Widerwille, dieses Desinteresse an der europäischen Typographie und das Versagen dabei, Nutzen aus den einheimischen Drucktraditionen der Ägypter zu ziehen, sprechen mit Gewissheit für eine Art grundlegender struktureller oder ideologischer Antipathie gegenüber dieser speziellen Technologie.”
Ich bin definitiv kein Anhänger des technologischen Determinismus, aber manche Technologien haben größere Auswirkungen als andere. Eine der wichtigsten Erfindungen, die jemals gemacht wurden, ist der Buchdruck. Es ist mit Sicherheit kein Zufall, dass die wissenschaftliche Revolution in Europa nach der Einführung des Buchdrucks stattfand, so wie es auch kein Zufall ist, dass die Zivilisation, die einem vergleichbaren Durchbruch am nächsten kam, nämlich China, diejenige war, in der der Buchdruck zuerst erfunden wurde. Es ist wahrscheinlich, dass alleine die Ablehnung des Buchdrucks die islamische Welt gegenüber Nicht-Moslems um Jahrhunderte zurückgeworfen hat.
David Crowley und Paul Heyer schreiben in Communication in History: Technology, Culture, and Society:
“Die traditionelle Sichtweise war die, dass der Buchdruck zusammen mit anderen Entwicklungen den Übergang zwischen dem Mittelalter und der Morgendämmerung der Neuzeit kennzeichnete. Je mehr wir uns jedoch mit dieser bemerkenswerten Erfindung befassen, desto mehr wird uns klar, dass sie nicht nur ein Faktor unter vielen war. Auch wenn wir zögern, uns für historische “Zugmaschinen” auszusprechen, kommt die Druckerpresse jedoch dem, was mit diesem Ausdruck gemeint ist, sehr nahe. Sie war eine Technologie, die andere Technologien beeinflusste – ein Prototyp der Massenproduktion – und eine, welche die Welt der Ideen direkt beeinflusste, indem sie Wissen weit verbreitet verfügbar machte und dadurch einen Raum schuf, in dem neue Ausdrucksformen gedeihen konnten. Die Auswirkungen der Druckerpresse auf das Europa der frühen Neuzeit entstanden nicht auf eine inhärent deterministische Art und Weise. Sie waren vielmehr das Ergebnis der Existenz von Bedingungen, wobei der Buchdruck dafür sorgen konnte, dass sie gemäß ihres Potentials auch aufgenommen werden konnten.”
Die Verbreitung des Buchdrucks in Ostasien war eng mit der buddhistischen Religion verknüpft, so wie er auch in Europa dazu genutzt wurde, Bibeln zu drucken. Doch während Buddhisten, Christen und Juden diese neue Technologie begierig annahmen, wiesen sie Moslems starrsinnig zurück. Der Kontrast ist frappierend, wenn wir das damit vergleichen, wie begierig Moslems eine andere chinesische Erfindung aufnahmen: Das Schießpulver. Schießpulver war nicht die erste chemische Substanz, die zur Kriegsführung benutzt wurde. Nach einer Legende wurde “griechisches Feuer”, eine zeitgenössische Feuerwaffe, im 7. Jahrhundert von Callinicus erfunden, einem Flüchtling aus dem arabisch eroberten Syrien. Es wurde erfolgreich zur Abwehr der arabisch-islamischen Belagerungen Konstantinopels in den Jahren 674 und 718 angewandt und half dem Byzantinerreich, so lange zu überleben, wie es überlebte. Seine Eigenschaften scheinen dem moderenen Napalm etwas zu ähneln. James R. Partington drückt in seinem Buch A History of Greek Fire and Gunpowder die Vermutung aus, dass es aus einer Mischung aus “Schwefel, Pech, gelöstem Salpeter und Petroleum bestand”. Der Begriff “griechisches Feuer” ist irreführend, weil die Byzantiner sich selbst als Römer bezeichneten. Die größte Revolution in der Geschichte der Kriegsführung kam jedoch mit der Erfindung des Schießpulvers. Nach Dr. James B. Calvert, einem Professor für Ingenieurswissenschaften, wurden “die grundlegenden Erfindungen des Schießpulvers und der Kanone um das Jahr 1300 gemacht, aber die Quellen sind rar und schwierig, auszuwerten und zu datieren und oft widersprüchlich. Die beste Vermutung ist die, dass die Erfindung des Schießpulvers schnell nach der Entdeckung des Salpeters durch chinesische Alchimisten um das Jahr 900 stattfand (d.h. nachdem ein Prozess zu seiner Reinigung entwickelt worden war) und über Handelsrouten und Reisende um das Jahr 1225 nach Europa kam, und dass die Kanone in Südeuropa noch vor dem Jahr 1300 erfunden wurde. “
Eines der Probleme dabei, dies exakt zu bestimmen, ist, dass chinesische Schreiber genauso ethnozentrisch sein können wie westliche, manchmal sogar noch mehr. Es gibt Debatten darüber, ob das Schießpulver in mehreren Regionen unabhängig voneinander erfunden wurde, aber die meisten Historiker haben sich der Lehrmeinung angeschlossen, dass es zuerst in China hergestellt wurde. Schießpulver (Schwarzpulver) besteht aus Holzkohle, Schwefel und Kaliumnitrat – oder Salpeter – und war unmöglich herzustellen, bevor man nicht Salpeter mit hohem Reinheitsgrad herstellen konnte. Das war schon sehr früh eine Spezialität chinesischer Alchimisten. Die Entdeckung erreichte den Nahen Osten und Europa vermutlich über die Seidenstraße und wurde als “chinesischer Schnee” bekannt. Schwarzpulver blieb bis ins 19. Jahrhundert der vorherrschende Explosivstoff, bis die Entdeckung des instabilen Niroglycerins es dem schwedischen Chemiker Alfred Nobel ermöglichte, 1867 die stabilere Version Dynamit patentieren zu lassen und dadurch enormen Reichtum anzuhäufen, der später in die Stiftung für die verschiedenen Nobelpreise einging. Im 13. Jahrhundert erwähnen sowohl der englische Franziskanerbruder Roger Bacon als auch der deutsche Dominikanerbruder Albertus Magnus, beides Theologen und Wissenschaftler mit Interesse an der Alchimie, ein Rezept zur Schießpulverherstellung. Die mongolischen Eroberungen verbreiteten quer durch Eurasien die Kenntnis über die Feuerlanze, ein mit Schießpulver gefülltes Bambusrohr, das mehrere Projektile abfeuern konnte. Die Entwicklung dieser Waffe stagnierte aber in China. Gemäß James B. Calvert ist “Zeit und Ort der Erfindung der Kanone unbekannt, aber ihre Entwicklung aus der Feuerlanze unter Türken, Arabern und Europäern wird kaum angezweifelt. (…). Der früheste Einsatz der Kanone ist nicht gesichert bekannt, aber fand irgendwann zwischen 1300 und 1350 statt. Zwischen 1350 und 1400 verbreitete er sich rasant.”
Kanonen wurden im Hundertjährigen Krieg zwischen Frankreich und England eingesetzt und türkische Moslems wandten 1453 erfolgreich Dauerbombardements mit einer massiven von einem Ungarn hergestellten Kanone bei der Eroberung Konstantinopels an, mittels der sie die Stadtmauern durchbrachen. Joel Mokyr, Professor an der Wirtschaftlichen Fakultät der Northwestern University und Autor des Buches The Gifts of Athena: Historical Origins of the Knowledge Economy, schreibt über Innovation und Wirschaftsgeschichte. Ihm zufolge (pdf) war Glas, obwohl es in China bekannt war, dort nicht sehr gebräuchlich, weil Tee aus Porzellantassen getrunken wurde und die Chinesen sich in polierten Bronzespiegeln betrachteten. Islamische Länder hatten eine bedeutende Glasindustrie, sie erfanden aber niemals die Brille: “Das Tokugawa-Japan hatte eine blühende Industrie, in der Glassschmuck und Verzierungen gefertigt wurden, aber auch dort entstanden bis zur Meiji-Restauration [ab 1867] keine optischen Instrumente. Dass sie keinen Zugang zur hellenistischen Geometrie hatten, die nicht nur Ptolemäus und Alhazen diente, sondern auch Italienern des 16. Jahrhunderts wie zum Beispiel Francesco Maurolico (1494-1575), der die Charakteristika von Linsen studierte, machten die Entwicklung der Optik für den Osten schwierig.” Die frühesten bekannten Linsen wurden aus Bergkristall, Quarz und anderen Mineralien hergestellt und wurden in östlichen und westlichen Ländern schon seit den Zeiten der Antike benutzt. Es gibt Hinweise darauf, dass Linsen in der griechisch-römischen Welt bekannt waren. Sie wurden Jahrhunderte lang als Brenngläser und Lupen benutzt und so genannte Lesesteine waren während des Mittelalters allgemein gebräuchlich, zum Beispiel die Visby-Linsen, zu Linsen geschliffene Bergkristalle hoher Qualität aus einem Wikingergrab in Gotland, Schweden. Die älteste, von der wir wissen, ist die Nimrodlinse, die im heutigen Irak gefunden wurde. Sie wird auf ein Alter von fast 3.000 Jahren geschätzt und weist darauf hin, dass die alten Assyrer ein gewisses Grundverständnis für Optik besaßen. Der Irak, Sitz der sumerischen, akkadischen und assyrischen Königreiche, ist die Heimat einer der ältesten astronomischen Traditionen der Welt. Die babylonische Astronomie hatte einen beträchtlichen Einfluss auf viele nachfolgende Kulturen des Nahen Ostens, Griechenlands und Indiens, und das (auf der Zahl 60 basierende) Sexagesimal-Zahlensystem der Sumerer hat uns bis heute nicht verlassen, es lebt in der Form der 60-Minuten-Stunde und der 360 Grad in einem Kreis fort.
Der im Irak geborene Wissenschaftler Ibn al-Haitham, der im Westen unter dem Namen Alhacen oder Alhazen bekannt ist, hatte auf mehrere westliche Wissenschaftler einen machtvollen Einfluss. Alhazen war ein Pionier der wissenschaftlichen Methode, bei der Hypothesen auf systematischen Beobachtungen basieren. Am meisten wird seiner wegen seiner großartigen Beiträge auf dem Gebiet der Optik gedacht. Er sann über die Natur des Lichts nach, spekulierte über die Farben des Sonnenuntergangs und beschrieb die Eigenschaften der Lupe. Sein aus dem 11. Jahrhundert stammendes Buch der Optik wurde während des späten 12. Jahrhunderts ins Lateinische übersetzt und hinterließ auf Roger Bacon und andere Gelehrte des 13. Jahrhunderts einen großen Einfluss. Bacon wurde in Oxford erzogen und lehrte an der Universität von Paris, dem intellektuellen Zentrum der kleinen aber wachsenden Zahl europäischer Universitäten, über Aristoteles. Sein Lehrer, der englische Bischof und Gelehrte Robert Grosseteste, war ein Befürworter der Überprüfung von Theorien mittels Experimenten. Roger Bacon schrieb über viele Themen, einschließlich Optik, und gehörte zu den ersten, die sich dafür aussprachen, dass Linsen zur Korrektur von Fehlsichtigkeit benutzt werden könnten. Er behauptete dass “Philosophie die Provinz der Ungläubigen ist” und drängte Gelehrte dazu, arabisch zu lernen.
Die Chinesen experimentierten auch mit Linsen und Spiegeln und stellten eine Art Sonnenbrille oder Brille mit farbigen Gläsern her. Es sieht jedoch so aus, als ob diese hauptsächlich dekorativen Zwecken dienten und keinerlei korrigierende Eigenschaften hatten. Die wissenschaftliche Optik stagnierte in China nach den anfänglichen Fortschritten. Die ersten voll entwickelten Brillen wurden in Europa hergestellt, und zwar in Norditalien ab dem späten 13. Jahrhundert. Der amerikanische Wissenschaftler und Erfinder Benjamin Franklin erfand im 18. Jahrhundert in den ersten Jahren der Vereinigten Staaten die Zweistärkenlinse. 1572 druckte Friedrich Risner einige von Alhazens Werke über Optik sowie auch ein ähnliches Werk des polnischen Ordensbruders Witelo aus dem 13. Jahrhundert, und machte damit Alhazen unter neuen Gelehrtengenerationen weit verbreitet bekannt. Erwähnenswert unter diesen war der deutsche Astronom Johannes Kepler. Der dänische Astronom Tycho Brahe, der 1601 starb, war vielleicht der exakteste Astronom der präteleskopischen Ära. In seinem letzten Lebensjahr gab Brahe seine Beobachtungen des Mars an Kepler weiter. Diese präzisen Notizen waren für Keplers Arbeiten über die Bewegung der Planeten bedeutsam, ein weiterer Durchbruch, der seine These belegte, stand jedoch kurz bevor.
Als korrigierende Linsen für Kurzsichtigkeit ausgefeilter wurden, stieg auch der Bedarf nach Glaslinsen von hoher Qualität. In den Niederlanden des 17. Jahrhunderts hatte Baruch Spinoza ein gutes Auskommen als fachkundiger Linsenschleifer, während er an seinen philosophischen Theorien arbeitete. Das war während des Goldenen Zeitalters der Niederlande, als das Land zum Zufluchtsort für viele Gruppierungen wurde, die unter religiöser Verfolgung litten, wie zum Beispiel die (protestantischen) Hugenotten aus Frankreich. Spinoza war ein Nachkomme von Juden, die in Folge der Reconquista aus Spanien und Portugal vertrieben worden waren. Die Brillenherstellung eröffnete neue Felder auf dem Gebiet der Optik. Einem holländischen Brillenhersteller, Hans Lippershey, wird nachgesagt, er habe das erste gebrauchsfähige Teleskop gebaut und es ihm Jahr 1608 öffentlich zugänglich gemacht. Innerhalb weniger Monate nach dieser Neuigkeit baute der italienische Wissenschaftler Galileo Galilei sein eigenes Teleskop und wurde der erste Mensch, der diese neue Erfindung auf den Himmel richtete, wo er im Jahr 1610 die vier großen Jupitermonde entdeckte. Kepler entwickelte das Teleskop Galileis 1611 weiter und beschrieb die theoretischen Grundlagen der Teleskopoptik, teilweise von Alhazens Arbeit inspiriert. Das Teleskop war innerhalb von nur drei Jahren nach seiner Erfindung von den Niederlanden über Italien zu Kepler nach Prag gereist und wurde unterwegs verbessert, eine bemerkenswerte Geschwindigkeit bei der Neuerung und Wissensverbreitung. Sir Isaac Newtons Principia Mathematica aus dem Jahr 1687 und seine Grundgesetze der Bewegung und Schwerkraft wurden unter anderem von den Teleskopbeobachtungen Galileis und Keplers Gesetzen der Planetenbewegung abgeleitet.
Der holländische Brillenhersteller Zacharias Janssen und sein Vater Hans gelten allgemein als die Erfinder des ersten Mikroskops im späten 16. Jahrhundert. Das Mikroskop wurde im 17. Jahrhundert von seinem Landsmann Antonie van Leeuwenhoek verbessert, der als erster Bakterien beobachtet hat und damit ein vollkommen neues Feld der Mikrobiologie eröffnete. Das führte wiederum zu großen Fortschritten in den Naturwissenschaften. Der deutsche Arzt Robert Koch und der französische Chemiker Louis Pasteur begründeten im 19. Jahrhundert die Wissenschaft der Bakteriologie. Das Wissen darum, dass Seuchen von Bakterien und mikroskopisch kleinen Keimen verursacht werden, zog die größten Fortschritte in der Geschichte der Medizin nach sich. Nach der freien Enzyklopädie Wikipedia wurden Lesesteine von dem Universalgelehrten Armen Firman (Abbas Ibn Firnas) in Córdoba im islamisch besetzten Spanien im 9. Jahrhundert erfunden und verbreiteten sich von da aus später durch ganz Europa. Wikipedia verkörpert sowohl die guten als auch einige der problematischen Aspekte des Internets. Ich habe dort schon mehr als einmal nützliche Informationen gefunden, aber es kann auch regelmäßig zu gewissen Themen unzuverlässig sein, was an seinen zahllosen Autoren und an dem Mangel professioneller Übersicht liegt. Lassen Sie uns für den Augenblick annehmen, dass diese Information korrekt ist. Falls ja, wie kommt es dann, dass die Linsen von Moslems nicht weiter entwickelt wurden? Das Teleskop und das Mikroskop waren Nebenprodukte der Fortschritte in der Brillenherstellung. Sie ermöglichten zum ersten Mal überhaupt das Studium dessen, was für das bloße menschliche Auge unsichtbar ist, und veränderten unser Verständnis des Universums auf radikale Weise, sowohl im ganz Kleinen als auch im ganz Großen. All das hätte in der islamischen Welt stattfinden können. Warum also fand es nicht statt, obwohl Linsen dort angeblich mindestens genau so früh bekannt waren wie in Europa und obwohl die Region einen begnadeten Wissenschaftler wie Alhazen hervorbrachte?
Alhazen persönlich sollte man die Ehre erweisen, das er in jeder Disziplin der größte Wissenschaftler seiner Zeit war, und zwar im Osten wie im Westen, und doch wurde seine Wissbegier und seine wissenschaftliche Denkart von seinen Zeitgenossen nicht immer geschätzt. Ibn Warraq schreibt in seinem Buch Why I Am Not a Muslim, wie seine Schriften von seinen Mitmoslems aufgefasst wurden: “Ein Schüler von Maimonides, des jüdischen Philisophen, berichtet, dass er auf einer Geschäftsreise nach Bagdad erlebt hatte, wie die Bücherei eines gewissen Philosophen (der 1214 starb) dort niedergebrannt wurde. Der Prediger, der das Urteil vollstreckte, warf eigenhändig das astronomische Werk von Ibn al-Haitam [Alhazen] in die Flammen, nachdem er dort eine Beschreibung der Erde als Kugel vorgefunden hatte, die er als trauriges Symbol respektlosen Atheismus’ bezeichnete.”
Alhazen schrieb zahllose Bücher, von denen die meisten heute verloren gegangen sind. Sein bahnbrechendes Buch der Optik ist uns in lateinischer Übersetzung erhalten geblieben. Moslems hatten somit durchaus Zugriff auf Ideen, aber sie versäumten es, sie zu schätzen und ihr Potential auszuschöpfen. Dieses Muster hat sich in mehreren Fällen wiederholt. Die ersten Windmühlen entstanden vermutlich in Persien vor der islamischen Eroberung im 7. Jahrhundert. Windmühlen wurden in Europa im Hochmittelalter spätestens ab dem 12. Jahrhundert eingeführt und sie verbreiteten sich rasant über Westeuropa und wurden dabei über lange Zeit hinweg ständig verbessert.
Die Windmühle persischer Bauart verbreitete sich mit den mongolischen Eroberungen im 13. Jahrhundert von Zentralasien aus nach China, und doch teilte der führende arabische Ingenieur jener Zeit seinen Lesern mit, die Vorstellung, Mühlen können mit Wind betrieben werden, sei Unsinn. Sonnenuhren waren in Ägypten und anderen Zivilisationen schon seit prähistorischen Zeiten gebräuchlich. Wasseruhren datiert man auch auf die Antike und sie erreichten in der griechisch-römischen Welt einen gewissen Komplexitätsgrad. Die alten Griechen schufen Geräte, die einem Uhrwerk ähnelten, zum Beispiel den Antikythera-Mechanismus (aus dem 2. vorchristlichen Jahrhundert), der als mechanischer Computer bezeichnet wurde. Frühe Uhren (wenn auch nicht voll ausgereifte) wurden in Asien, speziell in China, angefertigt, und hätten im Nahen Osten bekannt sein können. Um das Jahr 800, beschenkte der Kalif Harun al-Rashid aus Bagdad Karl den Großen mit einer komplexen Wasseruhr mit Stundenschlag. 850 veröffentlichten die als “die drei Perser” bekannten Gebrüder Banu Musa im Rahmen der Übersetzungsarbeiten, die im Haus der Weisheit in Bagdad unternommen wurden, das Buch der genialen Geräte, in dem viele mechanischen Erfindungen aus früheren Kulturen beschrieben wurden. Sie interessierten sich für die Arbeiten des griechischen Ingenieurs Hero von Alexandria, der die erste bekannte Dampfmaschine entwickelte. Wiederum gibt es starke Belege dafür, dass Moslems sowohl das theoretische Wissen als auch praktische Beispiele zu ihrer Verfügung hatten, mechanische Uhren zu entwickeln. Obwohl sie größtenteils Zugriff auf dasselbe Wissen hatten wie christliche Europäer, entwickelten Moslems keine voll ausgereiften mechanischen Uhren. In Europa geschah das im 13. Jahrhundert. Die Erfindung verbreitete sich rasch durch Italien, Frankreich und England. 1286 wurde eine mechanische Uhr in die Alte St. Pauls Kathedrale in London eingebaut. Der englische Autor Geoffrey Chaucer aus dem 14. Jahrhundert erwähnte eine Uhr, ganz offensichtliche eine mit Stundenschlag. Man nimmt an, dass die älteste Uhr mit Stundenschlag die aus der Kathedrale von Salisbury war, die auf das Jahr 1386 datiert wird. Uhren waren anfänglich groß und wurden zur Dekoration öffentlicher Bauwerke benutzt. Um das Jahr 1500 wurde die Sprungfeder erfunden, die den Weg für kleinere Uhren ebnete. Die erste tragbare Taschenuhr in Form einer Kugel, die man wie ein Schmuckstück trug, wurde in Nürnberg, Deutschland, von dem Schlosser Peter Heinlein im Jahr 1505 gebaut. Der holländische Wissenschaftler Christiaan Huygens baute auf der Grundlage von Galileis Pendelgesetz 1656 die erste Pendeluhr, die wesentlich akkurater war als die vorhergehenden Modelle. Er erfand auch die Unruh und die Spiralfeder, die vielen modernen Uhren zugrundeliegen. Dem französischen Mathematiker Blaise Pascal wird nachgesagt, dass er die erste Armbanduhr konstruiert hat, indem er seine tragbare Uhr mit einem Band an seinem Handgelenk befestigt hat.
Ich behaupte nicht, dass die islamische Welt überhaupt keine wissenschaftlichen Errungenschaften hervorgebracht hat. Avicennas Kanon der Medizin wurde im 12. Jahrhundert ins Lateinische übersetzt und noch im 16. Jahrhundert schrieb Vesalius eine Dissertation, in der er sich auf Rhazes bezog. Es ist nicht möglich, die Geschichte der westlichen Medizin dieses Zeitalters zu schreiben ohne nahöstliche Ärzte wie Avicenna und Rhazes zu erwähnen. Was ich hingegen behaupte, ist, dass die Zahl der Errungenschaften beständig abnahm und dass ich nicht sicher bin, wie viel von den Errungenschaften, die tatsächlich hervorgebracht wurden, dem Islam zuzuschreiben sind. Moslems gelang es nicht, Uhren und Brillen zu entwickeln und sie standen dem Buchdruck aktiv feindselig gegenüber, übernahmen aber Schießpulver und Feuerwaffen umgehend (obwohl die Weiterentwicklung der letzteren später auch stagnierte). Ich glaube, dieser hochselektive Blick auf die Technologie sagt etwas über ihre Mentalität aus: Sie sahen den Wert, der im Buchdruck lag, nicht, aber sie liebten Schießpulver, weil es dazu gebraucht werden konnte, Nicht-Moslems zu terrorisieren und einzuschüchtern. Ungläubige Technologie ist in erster Linie dann interessant, wenn sie dazu benutzt werden kann, andere Ungläubige damit in die Luft zu jagen. Leider bin ich nicht sicher, ob sich die islamische Mentalität in den vergangenen 800 Jahren signifikant geändert hat. Während der letzten paar Jahrzehnte haben die Globalisierung, die islamische Einwanderung in den Westen und der massive Einfluss der Petrodollars auf islamische Länder mit großen Ölreserven es Moslems ermöglicht, Technologie zu erwerben oder zu kaufen, zu deren Entwicklung sie selber nicht in der Lage sind. Das Resultat dessen, zusammen mit einer enormen Bevölkerungsexplosion, die wiederum auch durch medizinische Errungenschaften der Ungläubigen begründet ist, war eine Flutwelle des Dschihad, die über die ganze Welt schwappt. Die Lektion für Nicht-Moslems sollte die sein: Wenn man Moslems Technologie und Know how zugänglich macht, wird das nicht dazu genutzt werden, friedliche und wohlhabende Gesellschaften zu schaffen; es wird dazu genutzt werden, einen zu töten und zu unterwerfen.
Wie der Autor Bassam Tibi schreibt, neigen Moslems heute dazu, Wissenschaft als etwas von der Gesellschaft Abgetrenntes zu betrachten; sie glauben, dass sie moderne Wissenschaft und Technologie übernehmen oder sich aneignen können, ohne den größeren Rahmen, der dazu gehört, auch anzunehmen. Ich stimme Tibi zu. Moslems verstehen Wissenschaft nicht als die Grundlage für technologischen Fortschritt – und Redefreiheit und rationale Kritik von allem und jedem einschließlich religiöser Lehren nicht als die Grundlage der Wissenschaft. Sie sprechen über Wissenschaft, als ob sie ein Gebrauchsartikel wäre, ein Fernseher oder ein PC, etwas, das Moslems früher “hatten” und dann “verloren” oder an Westler abtraten, die es ihnen “wegnahmen”. Daher fühlen Moslems auch keine Dankbarkeit für irgendetwas, was ihnen die ungläubige Wissenschaft zur Verfügung stellt, da die Wissenschaft ja ursprünglich “ihnen gehört hatte” und sie sich nur etwas zurückholen, was ihr rechtmäßiges Eigentum ist. Aber Wissenschaft ist kein Gebrauchsartikel; sie ist eine Methode, eine Art und Weise, die Welt kritisch und rational zu betrachten. Meiner Ansicht nach kommt dieses Versagen, den Zusammenhang zwischen Ursache – Wissenschaft und eine freie Gesellschaft – und Wirkung – technologischer Fortschritt – zu sehen, aus einem fundamentalen Fehler in der islamischen Sichtweise auf das Universum: Sie sehen keine Verbindung zwischen Ursache und Wirkung, weil ihre gesamte religiöse Weltsicht auf der Vorstellung basiert, dass alles den Launen Allahs unterworfen ist und dass es keine vorhersagbare Logik dahinter gibt. Wie Hugh Fitzgerald häufig ausführt, verhindert dieser resignierte Inschallah-Fatalismus (”Wenn Allah es will, dann wird es geschehen”) zu einem großen Teil Fortschritt jeglicher Art. Die ultimative Ironie und Tragik dabei ist, dass Moslems in ungläubige Gesellschaften ziehen, um die Gebrauchs- und Konsumartikel zu genießen, die dort produziert werden, und sich doch umgehend daran machen, die Bedingungen zu zerstören, unter denen diese Fortschritte ursprünglich erschaffen wurden – politische Freiheit und menschengemachte Gesetze.
Mindestens zwei Bedingungen sind für die Schaffung einer erfolgreichen Nation notwendig: Die Fähigkeit, talentierte Individuen mit großen Ideen hervorzubringen, und die kulturelle und strukturelle Fähigkeit der Gesellschaft, das volle Potential dieser Ideen zu erkennen und sie zu nutzen. Die islamische Welt hat sich einige Zeit lang bezüglich der ersten Aufgabe halbwegs gut geschlagen, ist aber an der zweiten kläglich und konsequent gescheitert. Auch wenn sie gelegentlich begnadete Individuen hervorbrachte, neigten diese dazu, unorthodoxe Moslems zu sein oder – wie im Fall von Rhazen – dem Islam unverblümt feindselig gegenüber zu stehen. Die Häufigkeit, mit der sie Denker vom Format Avicennas und Alhazens hervorbrachte, nahm auch stetig ab. Das weist stark darauf hin, dass “islamische Wissenschaft” wenig mit dem Islam zu tun hat, sondern die Vermengung vorislamischen Wissens griechischer, indischer, persischer, jüdischer, assyrisch-christlicher und anderer Herkunft war. In dem Maß wie Moslems zahlenmäßig vorherrschend wurden und die islamische Orthodoxie sich etablierte, wurde dieses vorislamische Vermächtnis langsam ausgelöscht, wodurch die Wissenschaft sich in den Niedergang begab und sich nie wieder erholte. Dieses Versagen war eng mit der islamischen Feindseligkeit gegenüber Neuerungen und freiem Denken verknüpft. Im Gegensatz dazu zeigten sich die christliche und jüdische Religion aufgeschlossener gegenüber neuen Ideen. Zumindest waren sie nicht so aggressiv feindselig gegenüber der Logik wie der Islam und förderten sie in manchen Situationen sogar.
Europa brachte viele talentierte Individuen hervor, was Europa jedoch letztendlich von der islamischen Welt und sogar dem nichtislamischen Asien jener Zeit abhob, war die außergewöhnliche Verbreitungsgeschwindigkeit von Ideen, egal ob einheimisch oder importiert, und die Geschwindigkeit, mit der weitere Verbesserungen gemacht wurden, wenn eine Idee erst einmal eingeführt war. Das ist auf eine Kombination aus mehreren Faktoren zurückzuführen: Eine erfolgreiche Heirat zwischen christlichen Lehren und dem griechisch-römischen Erbe während des Mittelalters und der Renaissance, die Fähigkeit, neues Wissen hervorzubringen und es durch die Ansammlung von Kapital und mit Hilfe einer dynamischen Händlerklasse in die praktische Anwendung umzusetzen, ein institutionalisierter Rahmen für die Gelehrtendebatte durch Universitäten mit einem bedeutsamen Maß an Forschungsfreiheit, die Annahme des Buchdrucks, der die Kommunikation vereinfachte und die Ansammlung von immer exakterem Wissen erleichterte, und last not least ein höherer Grad an Individualismus und politischer Freiheit, was freies Denken und nonkonformistische Perspektiven ermutigte und als Folge davon Neuerungen. Während ich das sage, muss ich zugeben, dass ich nicht mit ehrlichem Herzen sagen kann, dass dies heute die Merkmale Europas sind. Wir wurden immer belehrt, dass es einen grundlegenden Konflikt zwischen Religion und Vernunft gäbe, was eigentlich heißt, dass wir umso rationaler werden müssten, je weniger religiös wir werden. Westeuropa ist zur Zeit weniger religiös als es jemals war, ich sehe jedoch keinerlei Anzeichen dafür, dass wir dadurch vernünftiger geworden sind. Wir mögen keinen formalen Index verbotener Bücher haben, wie ihn die katholische Kirche über Jahrhunderte hinweg hatte, aber wir haben einen informellen Index verbotener Themen, der bei der Unterdrückung der freien Forschung und der Erstickung von Debatten gleichermaßen effektiv sein kann. Das wird heute nicht im Namen Gottes gemacht sondern im Namen der Toleranz und der multikulturellen Vielfalt, aber im Ergebnis ist es weitgehend dasselbe. Das Ende der Religion war daher kein Vorbote für ein Zeitalter der Vernunft; es führte in ein Zeitalter säkularen Aberglaubens und neuen Formen der Hexenjagd. Man kann viel Schlechtes über mittelalterliche Europäer sagen, aber wenigstens importierten sie keine Moslems in großer Zahl, während sie sich dabei selber für ihre Toleranz beglückwünschten. Säkulare Europäer tun das.
Andrew G. Bostom bezieht sich immer wieder auf Julien Benda und sein 1928 erschienenes Buch The Treason of the Intellectuals und darauf, wie die Aufgabe objektiver Wahrheiten totalitäre Ideologien begünstigte, die zum 2. Weltkrieg führten. Bostom erkennt heute ein vergleichbares Versagen westlicher Intellektueller, die Geschichte des Dschihad zur Kenntnis zu nehmen. Wie es sich mir darstellt, war Benda ein bisschen zu antireligiös und antinationalistisch für meinen Geschmack, aber in anderen Dingen stimme ich ihm zu: Die Probleme, denen sich der Westen heute bei der Konfrontation mit dem Dschihad gegenübersieht, wurden durch ein Versagen unseres Bildungssystems, unserer Medien und in der Tat unserer gesamten Gesellschaft verursacht, das Ideal kritischen Denkens aufrechtzuerhalten. Wenn der Aufstieg des Westens mit politischer Freiheit, rationalem Denken, freier Rede und Universitäten, die für Forschungsfreiheit standen, verknüpft war, kann der Niedergang des Westens mit dem Niedergang derselben Faktoren verknüpft werden.
Der Autor V.S. Naipaul ist der Ansicht, dass der Islam von Natur aus parasitär ist und Jagd auf die vorislamische Kultur in den eroberten Gebieten macht. Ich möchte hinzufügen, dass er auch die Sorte von Parasit ist, die den Wirt tötet. Ich habe keinen Zweifel daran, dass, wenn es den Moslems gelingt, Europa zu erobern, dies in der Zukunft als goldenes Zeitalter des Islam gepriesen werden wird. Aber es wäre kein goldenes Zeitalter des Islam, es wäre die Abenddämmerung Europas, so wie das frühere goldene Zeitalter die Abenddämmerung der christlichen, jüdischen, hinduistischen, zoroastrischen und buddhistischen Kulturen von Nordafrika bis Zentralasien war, und wie die viel gepriesenen Leistungen der “mittelalterlichen islamischen Wissenschaft” Echos der Vermächtnisse der Ägypter, Babylonier, Perser, Assyrer und Griechen waren. Ja, ich weiß, dass die Mogulkaiser wundervolle Architektur wie zum Beispiel das Tadsch Mahal in Indien hervorbringen konnten, aber es handelte sich dennoch um einen Sklavenstaat, der auf der Ausbeutung und Verfolgung von Nicht-Moslems basierte. Und ja, es kann auch Herrscher wie Akbar den Großen geben, mit seiner religiösen Toleranz und seinem kaiserlichen Garten mit Tausenden von Geparden, aber er war exakt deswegen tolerant, weil er nur dem Namen nach Moslem war. Jedem solchen Herrscher werden frommere Moslems nachfolgen, wie es auch [bei Akbar dem Großen] der Fall mit Aurangzeb war, der die Dschizya-Steuer für Ungläubige wieder einführte und Hindutempel zerstörte. Alles Gute, was in Ländern unter islamischer Herrschaft geschieht, geschieht im allgemeinen nicht wegen des Islams sondern trotz ihm, und die guten Dinge werden auch schnell im Namen der Scharia wieder rückgängig gemacht. Auf jeden Akbar werden immer mindestens ein Dutzend Aurangzebs kommen.
Wir sind Zeitzeugen großer weltweiter Machtverschiebungen. Aus einer makrohistorischen Perspektive betrachtet, war China vor einem Jahrtausend die führende Zivilisation, wurde aber von Europa überflügelt. Ich glaube fest daran, dass Redefreiheit und politische Freiheit langfristige Auswirkungen haben und bin daher nicht sicher, ob es China gelingt, seine wirtschaftlichen Fortschritte aufrecht zu erhalten, wenn es nicht Reformen auf den Weg bringt. Ich bin auch nicht davon überzeugt, dass die Islamisierung Europas unvermeidbar ist, aber wenn der derzeitige Trend anhält, mag es sein, dass wir im 21. Jahrhundert eine Rollenverschiebung erleben werden: China wird aufblühen und Europa wird zerfallen. Allerdings könnte in der Zwischenzeit, wenn westliche Technologien und Europas angesammelter Reichtum in die Hände von Moslems gelangen, die Welt von Großbritannien bis Thailand in einem neuem Dschihad-Zeitalter versinken.
Sorry für die Überlänge. Aber ich habe keinen Link gefunden. Auf der anderen Seite ist das Lesen an Ort und Stelle immer besser für einen Blog.
Danke verehrter Bazillus, wie immer sind Deine wertvolle Kommentare eine Ergänzung zu unseren Artikel! Und auch wenn sie mal etwas länger sind. Man muss sich die Zeit nehmen, um sich weiter zu bilden und nicht innerhalb paar Sätze alles wissen wollen.
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..als ergänzung -wenn auch länger gehört schon auch das gesagt..! ansonsten wärs schon etwas einseitig und nur auf ein land bezogen..
Koranschulen sind die einzigen „Wissenschaftszweige“ des Islam
Tarif ibn Malik erteilte 711 n. Chr. einem überwiegend aus Berbern bestehenden Heer den Befehl, nach Gibraltar überzusetzen. Nach zügigem Vormarsch kam es zur Entscheidungsschlacht am Guadalete gegen die Westgoten, in deren Verlauf deren König Roderich fiel. Der moslemische Sieg führte zur raschen Eroberung weiter Gebiete und zur Besetzung der westgotischen Hauptstadt Toledo. Die Überschreitung der Pyrenäen unterblieb zunächst und wurde 732 n. Chr. in einer Schlacht zwischen Tours und Poitiers durch Karl Martell, dem Hammer, gebremst. Dieses Zusammentreffen führte dazu, dass die Vorstöße der Araber ins Frankenreich endeten. Die Herrschaft Jusuf al-Fihris, des Statthalters von Andalusien, endete, als ein Mitglied des von den Abbasiden verfolgten Hauses der Omayyaden Anhänger gewann, 756 n. Chr. Jusuf bei Cordoba schlug und ein omayyadisches Emirat ausrief. Emir Al-Hakam I musste 818 n. Chr. in Cordoba eine Revolte blutig niederschlagen, deren Ausgangspunkt in der Vorstadt jenseits des Guadalquivir lag und die er dem Erdboden gleichmachte. Cordoba war zu dieser Zeit mehrheitlich von Christen bewohnt, aber diese Dominanz begann in Stadt und Land zu schwinden und führte zum Verblassen der lateinischen Kultur. Cordoba wurde 1236 n. Chr. von König Ferdinand III, dem Heiligen, zurückerobert. Nachdem 1485 n. Chr. Ronda, 1486 n. Chr. Loja und 1487 n. Chr. Malaga von den Katholischen Königen Isabella I von Kastilien und Ferdinand II von Aragon zurückerobert wurden, fiel 1492 n. Chr. als letzte moslemische Bastion in Spanien die Stadt Granada.
Aneignung fremden Wissens
Bis zur islamischen Invasion blieben viele der in der Antike berühmten Bildungsstätten in Betrieb, z. B. in Alexandria und Antiochia, wo überwiegend christliche Gelehrte tätig waren. Es wurden die Klassischen und in Persien auch die Indischen Wissenschaften gelehrt. Ein Arzt aus dem Umfeld des Propheten, Al-Harith ibn Kalada, soll der Überlieferung nach dort studiert haben.
Üblicher Lehrort für islamisches Wissen waren die Moscheen; dort trugen die Lehrer ihren Studenten den Stoff vor. Nach der Beendigung ihrer Studien erwarben die Hörer die Befähigung zur Weitergabe des erworbenen Wissens. Es war üblich, dass sich Mäzene engagierten und Schulen stifteten, die im Arabischen Madrasa genannt werden. In der islamischen Welt sind noch heute Medresen aus den unterschiedlichen Epochen erhalten. Eine bekannte Moscheeschule hat eintausend Jahre überdauert, nämlich die Azhar in Kairo. Sie wurde von den schiitischen Fatimidenkalifen nach der Eroberung Ägyptens im 10. Jahrhundert gegründet. Unter der späteren Dynastie der sunnitischen Ayyubiden musste sich die Azhar diesen Herrschern religiös unterordnen.
Neben diesen Lehrstätten mit streng islamischer Ausrichtung existierten wenige Schulen, welche die sogenannten fremden Wissenschaften zum Gegenstand hatten. Diese Schulen eigneten sich aus persischen, syrischen, griechischen und indischen Quellen die notwendigen Kenntnisse an. Der Kalif Harun al-Raschid, der bis 809 n. Chr. regierte, errichtete in Bagdad die sogenannte Bibliothek der Weisheit, in der fremdsprachige Schriften gesammelt und ins Arabische übersetzt wurden. Sein Sohn, der Kalif Al-Mamun, errichtete das berühmte Bait al-hikma, das Haus der Weisheit. Auch hier übertrug man überwiegend griechische Texte ins Arabische, u. a. aus den Bereichen Mathematik, Astrologie und Medizin. Unter dem Kalifen Al-Mutawakkil musste das Bait al-hikma die Lehrtätigkeit einstellen, da der Kalif von der Mutazilia, der rationalistischen Strömung des Islam, abrückte und zur konservativen Linie zurückkehrte. Die sogenannten profanen fremden Wissenschaften wurden nun streng abgelehnt. Die Geschichte der islamischen Lehrstätten zeigt, wie kurzlebig sie häufig waren und wie mit dem Tod eines Herrschers oftmals ein ideologischer Umschwung einherging.
Cordoba
Cordoba am Guadalquivir, das römische Corduba, war ursprünglich die Hauptstadt der Provinz Baetica. Die plündernden Araber und Berber des Tarik eroberten die Stadt 711 n. Chr. und zerstörten das iberische Westgotenreich. Ab 716 n. Chr. residierte der Stellvertreter des Gouverneurs von Kairouan in der Stadt; 756 n. Chr. wurde das omayyadische Emirat von Cordoba begründet. Die Orientalisierung des Lebens nahm damit ihren Lauf. Wegen der Unwirtlichkeit der islamischen Realität begannen im Jahr 850 n. Chr. die Christen Widerstand zu leisten und sollen in der Folge den Islam und seinen Propheten öffentlich beleidigt haben, was die moslemische Staatsgewalt mit der brutalen Hinrichtung zahlreicher Christen quittierte. 859 n. Chr. endete diese Widerstandsbewegung mit der Hinrichtung des Klerikers Eulogius.
Cordoba genoss im christlichen Abendland hohes Ansehen. Hroswitha von Gandersheim gedachte der Stadt in ihren Werken. Kaiser Otto I, der Große, unterhielt zu der Stadt diplomatische Beziehungen. Der Hof des Kalifen Abd ar-Rahman III war ein Zentrum der damaligen europäischen Diplomatie. Berühmt war die Bibliothek Al-Hakams II mit ihren angeblich 400000 Handschriften. Die Behauptung, abendländische Christen hätten an den Lehrstätten Cordobas studiert und dadurch die islamischen Wissenschaften im übrigen Europa verbreitet, ist eine fromme Legende. Im Mittelalter waren allenfalls Mönche keine Analphabeten, denen aber die notwendigen Kenntnisse der arabischen Hochsprache fehlten. Außerdem befanden sich die islamischen Lehrstätten in Moscheen, die kein Ungläubiger, geschweige denn ein christlicher Mönch, betreten durfte.
Aus Cordoba stammte der Historiker Ibn Haijan, der in zehn Bänden die Schriften seiner Vorgänger herausgab und ein angeblich sechzig Bände umfassendes Geschichtswerk schrieb. 1236 n. Chr. wurde Cordoba durch Ferdinand III, dem Heiligen und König von Kastilien, vom islamischen Joch befreit. Die Stadt hatte zu dieser Zeit ihre Blüte zwar längst hinter sich, fand aber trotzdem noch christliche Förderer.
“Islamische Wissenschaft”
Der Islam hat seit dem 8. Jahrhundert einen beachtlichen Teil des antiken Erbes aufgesogen, verarbeitet und darauf aufbauend eigene wissenschaftliche Leistungen hervorgebracht. Der christliche Mönch Gerbert von Aurillac kam in den Jahren 967 n. Chr. bis 969 n. Chr. in Kontakt mit islamischem Wissen. Nach seinem Aufenthalt in Spanien unterhielt er Beziehungen zur Benediktinerabtei Ripoll, welche erste Übersetzungen aus dem Arabischen ins Lateinische vornahm. Gerbert machte Europa mit den sogenannten arabischen Ziffern bekannt und verwies auf ihren indischen Ursprung. Dieser Vorgang deutet an, dass die Weitergabe arabischen Wissens dort geschah, wo moslemisches Gebiet von Christen zurückerobert wurde und die dort lebenden Christen, Juden und konvertierten Moslems als Träger der nun freien Wissenschaften auftraten.
Der konvertierte Jude Petrus Alfonsi, eigentlich Moses Sefardi, hat dem europäischen Westen mit seiner Disciplina Clericalis eine Sammlung arabisch-jüdischer Erzählungen hinterlassen. Später wirkte er in Frankreich und England, wo er islamische Wissenschaften lehrte. In seinen Schriften legte er dar, dass nur wissenschaftliches Erforschen der Natur zu richtiger Gotteserkenntnis führt. Zur Zeit der Könige Ferdinand III und Alfons X begann in Toledo ebenfalls eine reiche Übersetzungstätigkeit. Christliche Spanier und Juden hatten Anteil an dieser Arbeit, die dem christlichen Abendland viele lateinische Werke zurückbrachte und das Gedankengut der griechisch-römischen Antike festhielt. Bedeutendster Vertreter dieser Zeit war Johannes Hispanus, der zwischen 1120 und 1160 n. Chr. wirkte. Später beteiligte sich Gerhard von Cremona an der Übersetzung der Autoren Al-Ghazali und Ibn Sina (Avicenna). Aristoteles wurde neu entdeckt und man begann seine Werke, sowie die des jüdischen Philosophen Maimonides (genannt Rambam) zu übersetzen. Diese Werke kamen Europa zugute und entfalteten dort ihre Wirkung. Alle damaligen Wissenschaften finden sich unter den übersetzten Werken, so z. B. Mathematik, Astrologie, Physik, Alchemie, Medizin, Philosophie und Werke der Geheimwissenschaften, wie etwa Magie. Die Erfindung des Buchdrucks führte zu einer europaweiten Verbreitung dieser Schriften. Konnten sich bisher nur wohlhabende Ärzte den Kanon der Medizin von Avicenna leisten, so wurden Bücher jetzt erschwinglich.
Der jüdische Philosoph und Arzt Maimonides (Ibn Maimun, genannt Rambam), musste seine Geburtsstadt Cordoba 1148 n. Chr. verlassen und erlangte in Ägypten Ehre und großes Ansehen.
Der Begriff arabische Wissenschaften ist unscharf, da jene, die sie repräsentierten zumeist Angehörige der von den Arabern überfallenen und ausgeplünderten Völker waren. Präziser ist es daher von islamischen Wissenschaften zu sprechen, da auch die Sprache des Korans, das Arabische, Sprache der Wissenschaft wurde. Der Perser Ibn Sina (Avicenna) steht als Beispiel für einen Arzt und Gelehrten, ebenso der Universalgelehrte Al-Biruni, der 1017 n. Chr. unter Sultan Machmud zusammen mit weiteren persischen Gelehrten verschleppt wurde. Letzter großer Repräsentant der islamischen Wissenschaften im Reich der Mauren war der aus Cordoba stammende Ibn Ruschd (Averroes), dessen Koranfeindlichkeit ihn zum Opfer der orthodoxen moslemischen Theologen machte. Ibn Rushd verfasste philosophische, medizinische, mathematische und naturwissenschaftliche Werke, die griechische und arabische Kommentare mit berücksichtigten.
So stand die ins Arabische übertragene griechische Wissenschaft in einem stetigen Gegensatz zum Islam, da in der Physik die aristotelischen, in der Astronomie die ptolemäischen und in der Medizin die galenischen Schriften dominierten. In Folge der Übernahme des griechischen Wissens ergaben sich Widersprüche zu den Aussagen des Korans und der Sunna. Erreicht wurde die Bewahrung des überlieferten antiken Wissens in übersichtlicher Form, woraus Bücher entstanden, wie der Al-kanun fi at-tibb, der Canon medicinae des Avicenna oder die Elemente der Astronomie des Bagdader Astronomen Al-Farghani. Die Astronomie wurde von der islamischen Orthodoxie zögerlich anerkannt, da mit ihrer Hilfe die Zeitpunkte der rituellen Gebete, Anfang und Ende des Fastenmonats und der Verlauf des Mondkalenders abgeleitet wurden.
Mathematische Fortentwicklungen des griechischen Erbes betrafen z. B. die Auflösung von Gleichungen durch den persischen Mathematiker Al-Charismi, der auch das Rechnen mit indischen Ziffern im Dezimalsystem einführte. Eine Abhandlung über Dezimalbrüche verfasste Al-Kaschi, der zu jenen Gelehrten gehörte, die der primitive turkisierte Mongole Timur-Leng während seiner bestialisch-grausamen Raubzüge nach Samarkand verschleppte.
Der Koran bietet keinerlei Vorstellung über die wahre Natur von Krankheiten; seine Hygienevorschriften verfolgten nur den Zweck, gesellschaftliche Verhaltensnormen zu schaffen, die sich von den bisherigen unterschieden. Dagegen konnten die Inder und Griechen schon ein Jahrtausend vor Muhammad beachtliche medizinische Fortschritte vorweisen. Im 5. Jahrhundert vor Christus legte Hippokrates den Grundstein der medizinischen Wissenschaft in Europa. Der im 2. Jahrhundert n. Chr. lebende Arzt Galen genoss am römischen Kaiserhof hohes Ansehen. Galen trug das bisher gesammelte medizinische Wissen zusammen und ergänzte es durch eigene Forschungen. Nahezu alle Ärzte orientierten sich an den Lehren und Methoden von Hippokrates und Galen.
Mit dem Aufkommen des Christentums wurden die bereits existierenden Hospitäler häufig in therapeutisch nutzlose Kirchen umgewandelt. Die Kirchenväter lehrten, Krankheiten seien das Werk von Dämonen und verordneten nutzlose medizinische Gebete oder Bußen als Heilmittel gegen Krankheiten und Gebrechen. Eine medizinische Behandlung wurde weitgehend abgelehnt. Stattdessen kamen Wunderheilungen durch Reliquien in Mode. Klöster und Kirchen, die im Besitz von geeigneten Leichenteilen, Skeletten oder sonstiger Hinterlassenschaften waren, gelangten zu Reichtum. So existiert eine Schar von Heiligen, die bei bestimmten Leiden helfen soll, wie z. B. bei Hunde- und Schlangenbissen, Epilepsie, Gallensteinen, Fieber, Zahnschmerzen und bösen Hälsen. Im islamischen Umfeld übersetzte Ibn Ishaq die Werke des Hippokrates und Galens ins Arabische, was die Moslems erst in die Lage versetzte, auf dem Gebiet der Medizin einige Fortschritte zu erzielen.
Die islamischen Philosophen Al-Kindi, Ibn Ruschd (Averroes), Ibn Sina (Avicenna) und Ar-Razi (Rhazes) waren auch Ärzte und zeigten auf diesem Gebiet bemerkenswerte Leistungen. Da sich religiöser Aberglaube nicht mit der Medizin verträgt, stellten die genannten islamischen Wissenschaftler die Gültigkeit etlicher Dogmen des Islam in Frage. Die arabischen Gelehrten priesen Ibn Sina als den Galen Arabiens, die islamischen Theologen verteufelten ihn aber als Kafir, als Ungläubigen. Auf ihr Betreiben hin ließ der Abbasiden-Kalif Al-Mustarschid die Werke Ibn Sinas vernichten. Der Islam untersagt das Sezieren menschlicher Leichen und lebender Tiere. Bis ins 13. Jahrhundert hatten die moslemischen Ärzte es nicht gewagt, dieses Tabu zugunsten des wissenschaftlichen Fortschrittes zu brechen. Somit konnten sie die Irrtümer Galens nicht korrigieren.
Auf dem Gebiete der Optik konnten die Araber beachtliche Fortschritte erzielen. Hier sind die Entdeckungen Al-Hazens (Ibn Al-Haitham) zu nennen. In der Astronomie besaßen die Chinesen, Griechen, Hindus und Ägypter des Altertums weitaus mehr Kenntnisse, als die moslemischen Gelehrten zwei Jahrtausende später. Das koranische Bild des Universums ist sehr primitiv. Die Erde ist flach und ausgebreitet wie ein Teppich. Allah hat feststehende Berge darin verankert, damit sie nicht wackelt. Die Sterne sind nicht nur als Wegweiser für die Menschen erschaffen worden; Sternschnuppen werden von den Engeln als kosmische Wurfgeschosse eingesetzt, um Satan samt den bösen Geistern zu verjagen. Der koranische Entwurf über die Erschaffung der Welt ist aus den Schöpfungsmythen der Babylonier, der Perser und des Judentums zusammengesetzt. Allah hatte keinerlei Kenntnis von Galaxien, Schwarzen Löchern oder Relativität, geschweige denn von der Quantenmechanik. Entsprechendes gilt für die Dinosaurier oder die Kontinentaldrift. Der Koran ist aber für die Moslems Allahs unveränderliches Wort und damit die Wahrheit schlechthin. Jede ernsthaft und öffentlich geäußerte gegenteilige Ansicht kann die Anwendung der brutalen Scharia nach sich ziehen. Wie infantil und rückständig der koranische Denkansatz daherkommt, wird augenfällig, wenn man erkennt, dass ein Jahrtausend vor Muhammad den Griechen die Kugelgestalt der Erde bekannt war. Erst vierhundert Jahre nach der Entstehung des Islam entwickelten einige moslemische Gelehrte Interesse an Astronomie und Geografie. Das koranische Verbot der Darstellung von Menschen und Tieren in Malerei, Bildhauerei oder anderen künstlerischen Ausdrucksformen hat die Entwicklung einer bildenden Kunst in der islamischen Welt abgewürgt.
Einer der Wissenschaftszweige, die im Islam gefördert wurden, war die Mathematik. So hat das Abendland von den Moslems das Dezimalsystem übernommen und die Ziffern indischen Ursprungs. Ein bedeutendes Ereignis für die abendländische Mathematik war die Einführung der ursprünglich indischen Null; diese wurde wegen ihrer Wirkung im Dezimalsystem von der Kirche zuerst als Werk des Teufels bezeichnet. Wie konnte eine Zahl ohne Wert eine andere Zahl im Wert verzehnfachen?
Vom Ableben der islamischen Philosophie
Das, was unter islamischer oder arabischer Philosophie verstanden wird, ist die Weiterentwicklung der von Aristoteles dominierten griechischen Philosophie. Arabisch wird sie genannt, weil die wissenschaftlichen Werke in hocharabischer Sprache verfasst wurden. Zur islamischen Philosophie gehört der Kalam, der Fragen zu Allahs Allmacht beinhaltet und dieser die menschliche Willensfreiheit gegenüberstellt. Repräsentanten dieser islamischen Philosophie waren Al-Kindi, die Lauteren Brüder von Basra und der persische Arzt und Philosoph Ar-Razi (Rhazes). Ibn Sina (Avicenna) goss im 11. Jahrhundert die aristotelisch-neuplatonische Metaphysik in eine neue Form. Sein unversöhnlicher Gegner war Al-Ghazali, der die Einheit zwischen religiöser Pflichtenlehre, spekulativer Theologie und Mystik anstrebte. In Spanien entwickelte sich die arabisch-islamische Philosophie in engmaschiger Verzahnung mit der jüdischen Philosophie. Ibn Badjdja (Avempace) wurde der erste Aristoteliker des islamischen Spaniens. Ibn Ruschd (Averroes) gewann als Kommentator des Aristoteles für die christliche Scholastik größte Bedeutung und lieferte die Thesen für die philosophischen Kontroversen des 13. Jahrhunderts. Unter dem wachsenden europäischen Einfluss versiegte die eigenständige arabisch-islamische Philosophie.
Der Islam gründet sich auf seine Offenbarungsschrift und auf die überlieferten Weisungen und Handlungen des Propheten, die als Sunna bezeichnet werden. Die koranischen Formulierungen sind überwiegend das Ergebnis geschichtlicher Erfahrungen aus der Frühzeit des Islam. Dieser suchte anfänglich durch Einsicht in die göttliche Vernunft das Unfassbare seiner Offenbarung zu ergründen. Wo liegen aber die Grenzen der menschlichen Vernunft? Über den universalen Anspruch rationalen Denkens entbrannte zwischen den islamischen Juristen, Theologen und Philosophen ein noch heute schwelender Disput.
In den geistigen Zentren des islamischen Imperiums bildete sich aus den offenbarten und überlieferten Rechtsquellen die Logik aus und zwar weitgehend so, wie sie die antiken griechischen Philosophen überlieferten. In der Verteidigung des Islams gegen seine Feinde und zur Begründung seiner Offenbarung sahen die frühen islamischen Theologen ein Anwendungsgebiet von Logik und Vernunft. Somit bildete die arabische Übersetzung der antiken Wissensquellen die philosophische Basis für eine weiter entwickelte islamische Wissenschaftslehre in Anlehnung an Aristoteles und Plotin. Plotin und seine Schüler sahen in der Schöpfung ein ewiges Ausströmen der ersten Ursache (Emanation). Die islamische Philosophie suchte anfangs den Gleichklang mit der Gemeinschaft der Gläubigen, wurde aber zusehends zu einer Religion für Gelehrte.
Der Naturwissenschaftler Al-Kindi bewies im 9. Jahrhundert, dass mit der Philosophie das Bekenntnis des Islam, die Einzigeinheit Allahs, begründet werden konnte. Die Gesamtheit dessen was ist setzt eine erste Ursache voraus. Al-Kindi sah im Streben nach Wissen das höchste Ziel menschlichen Handelns, den Weg zum wahren Glück. Ein Jahrhundert später begründete Al-Farabi die Philosophie des Islams, indem er Offenbarung und Prophetie in den Kosmos und in die Erkenntnis einbezog.
Als Modernisierer des philosophischen Islam-Weltbildes trat im 11. Jahrhundert Ibn Sina (Avicenna) auf und verfasste einen neuen Wissenschaftskanon. Er konkretisierte den bisher geführten Gottesbeweis theologisch. Alles bedarf danach einer ersten Ursache, die unbedingt notwendig ist, denn mit seiner ewigen Ursache koexistiert auch der Kosmos ewig. Gleichwohl zog sich Avicenna mit dieser Aussage den Zorn der islamischen Theologen zu. Wie kann sich eine ewige Welt mit dem Glauben an den allmächtigen, Einzigeinen Allah vertragen, der die Welt am Anfang erschuf und damit die Zeit in Gang setzte?
So verfasste der orthodoxe islamische Theologe des 11./12. Jahrhunderts, Al-Ghazali, eine Schrift gegen Avicenna. Auch er stellte die Logik der Philosophen in den Dienst der islamischen Wissenschaft, wies aber die Kosmologie der Philosophen, die Lehre von der Ewigkeit der Welt, weit von sich. Al-Ghazalis Werk von der Haltlosigkeit der Philosophie hatte eine starke Wirkung. Angesichts der unermesslichen Weisheit Allahs wies er den absoluten Wissensanspruch der Philosophie zurück und unterwarf sie dem Willen dieses Allmächtigen und damit den Einschränkungen von menschlicher Vernunft und Moral. Die traditionalistische Bewegung des 11. Jahrhunderts für die auch Al-Ghazali stand, schränkte die Vielfalt der geistigen Auseinandersetzung ein. Die Hüter der islamischen Überlieferung verknüpften das islamische Recht und den Staat mit der Sunna, entwickelten eigene Methoden der Auslegung und verurteilten die souveräne Vernunft. Die islamische Rechtgläubigkeit hat somit in der Auslegung des Rechts ihre Rechtfertigung erhalten, Avicennas Idee von der Ewigkeit der Welt beseitigt und die klassische Philosophie entmachtet.
Ibn Ruschd (Averroes, verstorben 1198 n. Chr.), Philosoph, Theologe, Jurist und Mediziner, hielt Aristoteles für das Beispiel, das die Natur erschuf, um die menschliche Vollendung in der Materie zu demonstrieren. Er verfasste zu fast allen Werken des Aristoteles einen Kommentar und sah als Hauptaufgabe die Rekonstruktion dieser ursprünglichen Philosophie. Seine rationalistische Position zielt auf die Versöhnung von Vernunft und Offenbarung. Als Antwort auf Al-Ghazalis Schrift über die Widersprüchlichkeit der Philosophen schrieb er die Widersprüchlichkeit der Widersprüchlichkeit. Seine Verteidigung des philosophischen Weltbildes gegenüber der Kritik Al-Ghazalis und seine Gleichsetzung des philosophischen Glaubens mit dem offenbarten Islam mündete in dem Credo: Der Wahrheit widerspricht die Wahrheit nicht! Zur islamischen Rechtswissenschaft bemerkte er in seiner „Entscheidenden Abhandlung“, dass gerade die rationale Forschung vom Koran gefordert sei. Wenn eine Aussage des Korans der Vernunft zu widersprechen scheint, soll der Wissende durch Umdeutung den komplexen Sinn suchen, welcher dem gemeinen Volk vorzuenthalten ist. Der lateinische Averroismus entwickelte daraus die Theorie der doppelten Wahrheit, welche die islamische Orthodoxie zu wütenden Protesten veranlasste. Ibn Ruschd galt im europäischen Mittelalter als maßgebender Kommentator des Aristoteles. Dante Alighieri benennt ihn in seiner Commedia ebenso. Moderne moslemische Intellektuelle fordern, im islamisch-philosophischen Diskurs an Ibn Ruschd anzuknüpfen. Dieser wirkte als Philosoph und Hofarzt unter dem Kalifen Abu Jakub Jusuf und wurde unter dessen Nachfolger 1195 n. Chr. wegen der angeblichen Islamfeindlichkeit seiner Lehren verbannt; seine Bücher verbrannte man öffentlich.
Da die islamische Philosophie sich früh mit Aristoteles befasste, verfügte sie über einen Wissensvorsprung gegenüber dem lateinischen Westen. Averroisten hat es allerdings auch nur im Westen gegeben. Ein bekannter Averroes-Kritiker war Thomas von Aquin. Avicenna entwickelte den Aristotelismus in seiner neuplatonischen Fassung weiter und trennte Materie von Essenz. Gott verleiht demnach allen Formen nur ihre Existenz. Die Unterscheidung von Essenz und Existenz oder Wesenheit und Sein ging in die lateinische Scholastik ein. Avicennas medizinischer Kanon der Medizin löste die Klostermedizin durch wissenschaftliche Verfahren ab und blieb in Europa jahrhundertelang unbestrittenen.
Evergreen Kreuzzüge
Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich in Europa eine Orientbegeisterung, welche in Mode, Architektur, Literatur und Kunst ihren Ausdruck fand. In der Literatur glänzten Namen, wie Pierre Loti, Theophile Gautier und Flaubert. Das Bild der Orientalin verklärte sich durch den Zauber der orientalischen Märchen zum Inbegriff der erotischen Haremsdame. Die Orientmalerei schätzte als eigenes Genre innerhalb der Kunst Motive in Form des türkischen Bades, des Sklavenmarktes und des Harems. Der Orient wurde zur großen Mode; Victor Hugo bemerkte, im Zeitalter des Sonnenkönigs habe man sich antik gegeben, jetzt sei das Orientalische an der Reihe.
Verwunderlich ist, dass die arabische Welt noch immer mit Beduinen, Kamelen und orientalischen Gewändern verbunden wird, also aus dem Blickwinkel der Orientbegeisterung des 19. Jahrhunderts. Die Kreuzzüge warfen damals wie heute einen Schatten auf diese geschönte Sicht. Man behalf sich damit, die Kreuzzüge zu negieren oder die geschichtlichen Tatsachen der verklärten Sichtweise anzupassen.
Unter Kreuzzügen werden die im Mittelalter von der Kirche gepredigten oder geförderten Kriege gegen Nichtchristen (z. B. heidnische Slaven) und Ketzer (z. B. Katharer) zur Einführung oder Restaurierung des christlichen Glaubens römischer Prägung verstanden. Im engeren Sinn bezeichnet man die von der abendländischen Christenheit geführten Kriege zwecks Rückeroberung der von den Moslems eroberten heiligen Stätten als Kreuzzüge. Ein Anlass für den Beginn dieser Züge war die Eroberung Jerusalems 1070 n. Chr. durch die türkischen Seldschuken, die damit verbundene Erschwerung der Pilgerfahrten ins Heilige Land und die Bedrohung des byzantinischen Reichs. Ein Kreuzzug war daher kein Krieg zum Zwecke der Bekehrung Andersgläubiger, sondern aus damaliger Sicht der rechtmäßige Versuch, zu Unrecht erobertes christliches Gebiet zurückzuholen. Nur eine anerkannte kirchliche Autorität, also der Papst, konnte einen Kreuzzug ausrufen. Dieses zu bestreiten bedeutet die Rechtfertigung jener islamischen Raubzüge, welche die nordafrikanischen christlichen Gemeinden und Kirchen vernichteten.
Ein Grund für das erfolgreiche Predigen des ersten Kreuzzuges 1095 n. Chr. lag zweifelsfrei in der Person Al-Hakims, des dritten Fatimiden Ägyptens. Während seiner Regierung von 996 bis 1021 n. Chr. ging der bereits erschütterte Glaube an die Toleranz des Islams endgültig verloren. Der offenbar wahnsinnige Herrscher sah Allahs Wesen in seiner Person vollkommener präsent, als bei seinen Vorgängern. Früh erregte sein ungewöhnliches und unberechenbares Verhalten sowie seine strikte Askese Argwohn. Al-Hakim änderte die Gewohnheiten der Gläubigen und ließ strengste Gesetze verkünden, so z. B. das totale Verbot vergorener Getränke und aller populären Lustbarkeiten. Al-Hakim ließ die Astrologen verfolgen, verbot Männern den nächtlichen Ausgang und den Frauen den Ausgang überhaupt. Zuwiderhandlungen gegen seine Anordnungen zogen die Todesstrafe nach sich.
Schließlich begann Al-Hakim im Jahr 1008 n. Chr. mit der grausamen Verfolgung von Juden und Christen. Er verbot ihnen Wein und Schweinefleisch, führte die entwürdigenden Kleidervorschriften wieder ein, nach denen Juden eine Glocke um den Hals tragen mussten und er verbot den Moslems jede Geschäftsbeziehung zu ihnen. Schließlich kassierte er die Besitzungen von Kirchen und Synagogen und zerstörte viele von ihnen. Al-Hakim legte seine blutige Hand sogar an die Kirche des Heiligen Grabes. Pilger brachten die Kunde von diesem unglaublichen Frevel nach Europa. Die grausamen Handlungen, über welche die Pilger berichteten, waren Jahre später bei der Predigt des ersten Kreuzzuges noch nicht vergessen.
Nach der Rückeroberung Jerusalems 1099 n. Chr. zeigten sich die Kreuzfahrer wenig christlich und massakrierten die Bevölkerung rücksichtslos. Der Erfolg des 1. Kreuzzugs und die Rückeroberung Jerusalems mit der Schaffung von christlichen Staaten waren möglich, weil die damaligen islamischen Staaten des Vorderen Orients miteinander verfeindet waren. Trotz der gegenseitig zugefügten Grausamkeiten kam es später zu einem Miteinander zwischen Christen und Moslems. Zu den für Europa bedeutenden Entwicklungen in dieser Zeit gehört die Entstehung der geistlichen Ritterorden, wie z. B. der Ritterorden der Templer.
Sultan Saladin, ein Kurde, schlug die Kreuzritter 1187 n. Chr. vernichtend, womit Jerusalem zurück an die Moslems fiel. Der Sultan ließ alle Kreuze von den Kirchen entfernen und tilgte sämtliche christliche Symbole am Felsendom und an der Al-Aksa-Moschee. Die bestimmende Figur des 3. Kreuzzugs war Richard Löwenherz; 1191 n. Chr. wurde die Hafenstadt Akko zurückerobert. Richard handelte mit Saladin einen dreijährigen Waffenstillstand aus, wodurch die Küste wieder christlich wurde und Jerusalem den Pilgern offen stand. Später schloss Kaiser Friedrich II mit Sultan Al-Kamil einen Vertrag, der den Christen einen Teil des Königreichs Jerusalem für zehn Jahre beließ. 1244 n. Chr. ging Jerusalem endgültig verloren. Die Kreuzzugsbewegung hat sich mit dem Fall Akkos, welches als letzte Bastion im Heiligen Land 1291 n. Chr. von den Moslems erobert wurde, erledigt.
Wirksame islamische Einflüsse
Der deutsche Kaiser Friedrich II pflegte in seinem italienischen Stammland, dem Königreich Sizilien, die islamische Kultur. Er verfasste eine berühmte Abhandlung über die Kunst mit Vögeln zu jagen; diese beruht auf arabischen Quellen.
Eine Grundlage des europäischen wissenschaftlichen Denkens bilden die zwar ursprünglich indischen, aber sogenannten arabischen Zahlen. Wie umfassend der arabisch-orientalische Einfluss auf Europa war, ergibt sich aus den vielen arabischen Lehnwörtern in den europäischen Sprachen. Viele arabische Begriffe entstammen allerdings ihrerseits dem Persischen oder den indischen Sprachen.
Häufig wird das Mittelalter als eine dunkle, rückständige Zeit beschrieben. Im islamischen Herrschaftsbereich wurden auch während des Mittelalters in den Naturwissenschaften bedeutende Leistungen erzielt. Einer Phase der Bewahrung der antiken Wissenschaften folgten eigenständige Fortschritte in Astronomie, Trigonometrie, Kartografie, Algebra, Alchemie und Mathematik. Moslemische Ärzte galten als die besten ihrer Zeit. Trotz kriegerischer Verwicklungen zwischen der moslemischen und der europäischen Welt kamen über Sizilien, Spanien und dem Nahen Osten wissenschaftliche Kenntnisse und Fertigkeiten in den Westen. Auch in der Kunst des Webens von Brokat- und Seidenstoffen sowie in der Metallverarbeitung waren die Moslems den Europäern überlegen. Die Bezeichnung Damaszener-Stahlklinge verweist auf ein berühmtes Zentrum handwerklicher Kunst, auf das syrische Damaskus.
Seit dem 9. Jahrhundert zeigten sich in Europa Fortschritte in Wissenschaft, Technik und Kultur. Romanische und gotische Kathedralen offenbarten nicht nur prachtvolle Kunststile, sondern auch eine Weiterentwicklung der Technik. Schon Kaiser Karl der Große wies den Klerus an, Bildung zu vermitteln. Die Scholastik hat im Hochmittelalter, also im 13. und 14. Jahrhundert, naturwissenschaftlich orientierte Gelehrte hervorgebracht, z. B. Roger Bacon, Albertus Magnus und Wilhelm von Ockham. Es existierten bereits Brillen, Windmühlen und einfache Uhren. Hildegard von Bingen verfasste im 12. Jahrhundert eine Schrift über die Heilwirkung von Kräutern. Im 16. Jahrhundert wurden die wesentlichen europäischen Lebensbereiche erneuert. Die Antike erschien als das goldene Zeitalter, welches nun eine Wiedergeburt erlebte (Renaissance). Ad fontes, zurück zu den Quellen, war die Losung für die textkritische Untersuchung antiker Texte durch die Humanisten. Die dann folgende europäische Aufklärung und die Säkularisierung ebneten den Weg für die modernen Wissenschaften.
Quelle
Reconquista-Europa
Autor:
Lehrer L
Bedeutende geisteswissenschaftliche oder technische Leistungen hat die islamische Welt seit vielen Jahrhunderten nicht mehr hervorgebracht. Mangels durchlebter Aufklärung ist der Islam versteinert und bekämpft in seinem heutigen Zustand jeden Reformansatz. Eine Änderung dieses statischen Zustandes käme einer Revolution gleich. Der technische und wissenschaftliche Rückstand des islamischen Kulturkreises gegenüber den Industrienationen ist uneinholbar. Der daraus resultierende Minderwertigkeitskomplex führt zur Rückbesinnung auf archaisch-abergläubische Formen des Islams.
Von diesem Al-Hakim habe ich auch schon mal gehört.
Ein bizarre Gestalt, eine Gruppe glaubte sogar seine Inkarnation Gottes:
Die Drusen, leben heute in Israel, Libanon und Syrien.
Ich bin ja mal gespannt was die Drusen so im Jahre 2021 machen werden 😉
Die Drusen:
Als Begründer der Religionsgemeinschaft gelten die beiden schiitischen Gelehrten Hamza ibn-Ali und Mohammed al-Darazi. Von Letzterem leitet sich die Bezeichnung Drusen ab. Sie entwickelten die theologische Lehre der Drusen, worin Kalif al-Hakim Bi-Amr Allah (985–1021) als Inkarnation Gottes gilt.[1]
Kalif al-Hakim war der Herrscher der ägyptischen Fatimiden, einer schiitischen Dynastie, die nach Fatima, der jüngsten Tochter des Propheten Mohammed, benannt war. Die Fatimiden zählen zu den Ismailiten, ein Zweig der Schiiten, und betrachteten Ismael, einen Sohn des sechsten Imam, als ihren Erlöser. Der Tod des Kalifen im Jahr 1021 wird von seinen drusischen Anhängern als Übergang in einen Zustand der Verborgenheit verstanden, aus dem er nach 1000 Jahren wieder zurückkehren werde, um die Herrschaft über die Welt anzutreten.
Die Drusen glauben an Reinkarnation und an weitere parallele Welten. Die Umstände der Geburt eines Menschen, seine Eltern und der Geburtshintergrund sind vorbestimmt und von Gott oder einem höheren Wesen allein entschieden. Entsprechend sind Missionierung oder Konvertierung nicht erlaubt. Diese werden als Verweigerung des Gotteswillens angesehen, bzw. als Fall einer niederen Intelligenz – des Menschen –, die versucht, eine höhere Intelligenz – Gott – zu belehren. In Worten der Drusen: „Ein Umhüllter darf den Umhüllenden nicht belehren. Das kann nur Gott entscheiden.“ Es besteht ein Grund dafür, weshalb Gott die Menschen in die verschiedenen Religionen so verteilte. Dieser Grund ist nicht etwas, mit dem sich der Mensch beschäftigen sollte. Der Mensch soll sich mit der Reinigung seiner Seele beschäftigen, um eine höhere Daseinsebene zu erzielen. Auf dem Weg zu diesem Ziel und durch viele Reinkarnationen, kann der Mensch viele Rollen bekommen und verschiedene Situationen erleben. Deswegen ist es eine grundlegende Sache für Drusen, andere Religionen zu akzeptieren, wie sie sind, da sie in der nicht vom Menschen zu beachtenden Struktur eine ähnliche Rolle innehaben.
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Waren die arabischen Übersetzer im 9.Jh. alles Christen?
Ein Interview mit Rémi Brague:
http://michael-mannheimer.info/2012/05/28/franzosischer-philosoph-kein-einziger-arabischer-ubersetzer-des-neunten-jahrhunderts-war-muslim-es-waren-alles-christen/
Mein Prinz, schön Dich wiederzulesen 🙂
In der Tat gab es Wissenschaftler und Übersetzer, die nicht nur Iraner waren, sondern wir haben auch Christen und Juden gehabt, die ihr Wissen und Können unter der islamischen Herrschaft niederschrieben.
Brague sagt: Fremdes aufnehmen, ohne dieses oder sich selbst zu zerstören, setze voraus, dass man mit sich selbst in Frieden ist.
Frieden gefunden zu haben, bedeutet demnach, stabil zu sein.
Erdogan sagte zu den Türken in Deutschland:
„Assimilation ist ein Verbrechen!“
Damit meinte er sehr islamisch: Bewahrt euch eure Identität, euren ‚Glauben‘, euer Türkischsein; gebt euch nicht auf, vermischt euch nicht, geht nicht verloren!
Da frage ich mich: Haben meine Vorväter ein Verbrechen begangen, dass ich nun nicht mehr wiedererkenne, wieviel Hugenotten-, Goten-, Sachsen-, Vandalen-, Merowinger-, und Sonstwas-Prägung in mir steckt?
Nun, Deutschen fällts halt leicht, auf ihre Biologie nicht stolz zu sein.
Was hat das auch mit Leistung zu tun, hab ich mir etwa meine Eltern ausgesucht?
C-A-F-F-E-E,
trink nicht so viel Kaffee,
Nichts für Kinder ist der Türkentrank,
schwächt die Nerven, macht dich blass und krank,
Sei doch kein Muselmann,
der ihn nicht lassen kann!
Ist es ein Verbrechen, wenn ich Kaffee trinke, als wäre es die deutscheste aller Gewohnheiten?
Ich lasse mir jedenfalls keine Islamophobia einreden, ich bin schon groß:
Das heißt also, Frieden kann man sich nehmen lassen, oder sich behalten.
Wenn das Fremde agressiv ist, ist das ‚Frieden bewahren‘ schon ein Sieg.
Nein-Sagen gehört zum Frieden dazu!
Große und kleine Anfeindungen, Frechheiten und Frevel kommen immer wieder vor. Will man nicht zurück schlagen, dann muss man eine Engelsgeduld haben, Aufgeben, Abstumpfen (was aber auch eine Art Aufgabe ist) oder aber Zeichen und Grenzen setzen.
Zeichen setzen wäre m. E. – besonders bei den großen Anfeindungen – das Mindeste.
Belästigt ein Mann eine Dame, dann darf sie dem Mann eine Backpfeife verpassen, dass es nur so schallt. Und wenn das die Umstehenden hören, ist es besonders gut! Zeichen setzen ist zum Bemerken da!
So ist das jedenfalls in unserer Kultur.
Zeichen setzen kann auch ein Aufschrei sein.
Nicht mit mir, nicht noch einmal, nicht mit uns, – nicht mit einem einzigen von uns!
Ja, auch für Solidarität, Schutz und Voraussicht (kennen wir unsere Pappenheimer?) ist ‚Zeichen setzen‘ nicht verkehrt.
In Fortsetzung käme ich dann vom Zeichen setzen zum Regeln setzen, Grenzen ziehen.
Wenn ihr uns immer wieder so und so kommt, dann wisset vorher, …
Und nochmal fortgesetzt, wer Regeln nicht achten will, der kann auch Rechte verwirken. Auch Konsequenz ist nicht gegen Frieden.
Nur: Das ganze sollte durchdacht sein!
Früh genug! Das es uns nicht aufwirble und uns den Frieden stähle!
Hier sollte das Abendland sich noch etwas Wissen erarbeiten!
Der islamische Beitrag dazu wäre der Impuls.
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Sehr guter Beitrag – Danke!
Hallo allerseits und Droud an die Verfasser dieses wunderbaren Artikels.
Solche Artikel sind enorm wichtig, um den Menschen die Augen zu öffnen und dem islamischen Fanatismus ein bisschen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Gleichzeitig aber ist es auch wichtig die Errungenschaften des iranischen Kulturraumes ans richtige Licht zu rücken.
Mir fehlt aber ein sehr wichtiges Detail. Nämlich die Definition des Wortes „iranisch“. Ist damit dem heutigen Iran zugehörig gemeint? Das nämlich ist historisch gesehen ein großes Irrtum. Der iranische Kulturraum und der heutige Iran sind verschiedene Landschaften. Während der iranische Kulturraum vom heutigen Iran bis Afghanistan, Pakistan und Nordindien reichte und nach Norden über die Länder Uzbekistan, Tajikistan bishin zu südlichen Gebieten Chinas reichte, ist der heutige Iran um ein Vielfaches kleiner Raum. Zwischen diesen Ländern gab es die heutigen Grenzen nicht, die Grenzen änderten sich ständig je nachdem wer wo die Macht erhielt. Was die Menschen aber verbindete und immer noch verbindet, ist deren gemeinsame Literatur, Wissenschaft und die großen Wissenschaftler, Philosophen, Dichter usw..
Nehmen wir den großen Mawlana Balkhi. Er stammte aus dem heutigen Afghanistan, wanderte in die Türkei, wo er seine Werke verfasste, inspiriert von der Lehre des großen Shams aus Tabrez. Er gehörte somit zum iranischen Kulturraum, war aber kein Iraner nach heutiger Definition.
Deswegen wäre es unbedingt nötig, den iranischen Kulturraum näher zu erläutern, bevor man über diese Errungenschaften dieser großartigen Persönlichkeiten schreibt. Sonst hat der Artikel den Beigeschmack, dass man die Errungenschaften von Jahrtausenden aus vielen Ländern dem heutigen Iran zuschreiben möchte. Dabei soll der Artikel genau diese Art von Diebstahl durch Muslime blosstellen.
Ich hoffe, dass darauf näher eingegangen wird.
Lg
Samir Khayam
Doroud,
Wir sind brteits in vielen anderen Artikeln darauf eingegangrn, wie zzm Beispiel in dem Artikel, Herkunft der Arier, Mythos und Fakt.
Droud,
dann ist es umso einfacher, kurz darauf hinzuweisen mit einem Link zum Artikel z. B.. Denn die, die das wissen, haben sich eh damit beschäftigt und die anderen, die nur dieses Artikel lesen, werden ebenfalls aufgeklärt.
Ich werde mir die besagten Artikel auch durchlesen, vielen Dank und bedroud
Fantastik 44 ist da 📯 📯 📯