Aufstieg und Niedergang der Arsakiden (4)

Der Teil 3 dieser Reihe

Die ersten Arsakiden [Aškâni] Könige
Arsakes I [Arašk/Ašk]

Solange keine gründlichen Nachforschungen im damaligen Parthien angestellt werden, aufgrund des Mangels an historischen Dokumenten und Befunden, werden wir keine genauen Informationen über die Gründung einer parthischen Herrschaft in der Seleukiden Zeit besitzen und sind gezwungen uns auf die unterschiedlichen Berichterstattungen der ausländischen Historiker zu berufen; daher werden wir hier auch die unterschiedlichen Versionen erwähnen.

Wir wissen nur, dass die Familie und Geschlechter des Gründers Arsakes aus dem Pahlavi Zweig entstammten, die seit langer Zeit in Parthien ansässig waren. Der erste bekannte König aus Parthien ist Arsakes I [Arašk/Ašk], der zwischen 250 und 260 v. Chr. ein mächtiges Bündnis aus den ansässigen Stämmen in Parthien ins Leben rief. Dieses Bündnis ist der Hauptkern einer Monarchie, die sich bald zu einem Kaisertum verwandelte und den Iran von den räuberischen griechischen Kasernen befreite. Weil der Gründer dieses Kaisertums Arašk hieß, gaben sich alle späteren Thronfolger ihm zu Ehre den Titel Ašk, obwohl jeder dieser Könige seinen eigenen Namen hatte.

Arsakes I wurde während der Expansion seines Herrschaftsgebietes im Osten des Iran im Kampf gegen die anderen iranischen Stämme in Turan, in einem Gebiet zwischen Syrdarja und Amudarja im heutigen Usbekistan, im Jahr 248 v. Ch. getötet. Diese iranischen Stämme drangen deswegen in dieses Gebiet ein, weil die Turkstämme nach Turan eindrangen und den iranischen Stämmen ihren Lebensraum raubten. Wir kennen alle Âraš Kamângir [Arasch der Bogenschütze], den mythischen Helden aus unserer Volkssage. Der Name Âraš ist für uns Iraner der Inbegriff der Erhabenheit, Tapferkeit, des Patriotismus und der Ehre sich für das heilige Land Iran zu opfern. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist Arsakes, der Gründer der Arsakiden, Âraš aus der iranischen Mythologie, und die Geschichte seines Pfeil-Abschießens ist sein Kampf gegen die Stämme in den östlichen Gebieten Syrdarjas, die versuchten in Sogdien einzurücken; darüber werden wir noch berichten.

Eine andere Version über Arsakes I: Leon Diakonos schreibt in seinem Buch Arsakiden: „Arasakes, der Gründer der Arsakiden, war der Sohn von Phriapatios [Friyâpet/Feriyâpet]. Er gründete seine Herrschaft ca. 250 v. Chr. Um diese Zeit hatte der Stamm Parni das ganze Gebiet des Tals des Flusses Atrak und das Land Nisa unter seiner Kontrolle. Dieses Gebiet, das später Astauena [Âstâvene/Âstâbene] genannt wurde und sein Zentrum die Stadt Âsâ Âk (in der Nähe der heutigen Stadt Qucân in Iran) war, die später die Hauptstadt der Arsakiden Herrscher wurde. Auch in dieser Stadt hatte der Stamm Parni zwischen 250 und 249 v. Chr. Arsakes zum König gewählt. Während dieser Zeit hat sich der Grieche Andragoras, der im Gebiet Pharphien in Parthien unter den Seleukiden herrschte, sich für unabhängig erklärt und ließ unter seinem Namen Münzen prägen. Die Unabhängigkeitserklärung des griechischen Generals war für die Seleukiden Herrschaft unakzeptabel, denn Pharphien in Parthien war ein wichtiger strategischer Punkt, der die Länder und Gebiete in Ostiran mit dem Westen verbunden hielt. Durch den Aufstand von Andragoras wurden alle Verbindungswege der Zentralmacht der Seleukiden mit den östlichen Satrapien in Iran abgeschnitten.

Inzwischen erklärten die Parni Stämme in Parthien unter der Führung ihres Königs Arsakes dem griechischen General Andragoras den Krieg. Andragoras dachte, dass der Sieg in diesem Krieg auf seiner Seite stehen würde, denn Arsakes I wurde in einem Krieg, im Jahr 248 v. Chr., gegen König Diodotos I in Baktrien besiegt. Aber Arsakes I besiegte erfolgreich Andragoras im Jahr 248 v. Chr., und nahm Pharphien in Parthien ein. Er verkündete dort offiziell die Herrschaft in Parthien. Danach eroberte er Hyrkania [heute Gorgân, in Iran] im Jahr 247 v. Chr. und Komicena/Comisene [Kumeš, die heutige Provinz Semnân, in Iran]. Seleukos II, mit dem Titel Kallinikos [der Siegreiche], unternahm im ersten Jahr seiner Herrschaft (246 v. Chr.), um Parthien wieder zu erobern, einen Feldzug in den Osten des Iran. Zuerst wurde Arsakes I von der seleukidischen Armee besiegt, flüchtete dann in die Wüstengebiete, danach schloss er Frieden mit Diodotos I, den König von Baktrien und verbündete sich mit ihm. Auf der anderen Seite kam der skythische Stamm Aspasiaca [Âspasiyâk], der seit langer Zeit ein verbündeter und Freund des Parni Stammes war, und im Weideland am Amudarja lebte Arsakes I zu Hilfe. Arsakes I konnte jetzt mit Hilfe der frischen Soldaten in einem Krieg viele der seleukidischen Soldaten töten und Seleukos Kallinikos nach einer schweren Niederlage wieder zum Rückzug in den Westen des Iran zwingen. Wegen der Machtkämpfe innerhalb der Seleukiden Familie in Syrien war Seleukos Kallinikos gezwungen die östlichen Grenzen dem Arsakiden König Arsakes I zu überlassen und ihn als einen Vasallenkönig über Parthien und Hyrkania anzuerkennen um mit seiner Armee den Feldzug nach Antiochia zu unternehmen. Nach dem Rückzug von Seleukos Kallinikos nutze Arsakes I die Ruhe und den Frieden, die jetzt im Osten des Iran herrschten und stärkte die Festung Dareium/Dara [Dârâ] an der Stadt Apavarkitiken/Apaortenon [die heutige Stadt Abiward in Iran]. Er eroberte auch die Stadt Hekatompylos [Sad Darvâze, heute im Gebiet zwischen Dâmqân und Šâhrud in Iran] in der Nähe der Stadt Komicena. Die Bewohner der Stadt Komicena waren Griechen, daher akzeptierten sie nicht die Herrschaft der Parther und waren nicht zufrieden; aus diesem Grund revoltierten sie gegen Arsakes I, und er wurde in einer Verschwörung gegen ihn getötet (246 v. Chr.)“.

Strabon schreibt: „Die Herrschaft Arsakes über Parthien war nicht ohne Mitstreiter; und Arsakes war während zehn Jahren ständig mit Kriegen innerhalb der Herrschaftsgebiete und mit ausländischen Feinden beschäftigt; bis er inmitten einer dieser Kriege durch den Stoß einer Lanze an seiner Seite verwundet wurde und dadurch starb (248 v. Ch.)“. Moses von Choren ist aber anderer Meinung und schreibt: „Die Verbündeten Arsakes I waren alle aus den besten und tapfersten parthischen Adelsgeschlechtern, wie die Stämme Karen-Pahlav, Suren Pahlav und Aspahapet [Ispahbadh/Espahbod]. Deswegen kann von einer Verschwörung keine Rede sein“. Aber, Gutschmid schreibt: „Die richtige Überlieferung kennt überhaupt keinen Arsakes I, und es war erst im Jahr 105 v. Chr., als die Parther selbst im Herbst 248 oder 247 v. Chr. zu ihrem ersten Jahr des Königsreiches ernannt hatten. Trotzdem ist Arsakes keine mythische Person, denn sein Bruder Tiridates hatte ihn (Arsakes) in seinen Münzen wie eine Gottheit dargestellt, der einen Bogen in der Hand hält und auf einem Omphalos sitzt. Auch, wenn Arsakes existiert hatte, konnte er nicht der König Parthiens gewesen sein, weil in den Jahren 248 oder 247 v. Chr., als Tiridates den Thron bestieg, war nach sehr glaubwürdigen Quellen Parthien noch unter der Herrschaft der Seleukiden und hatte seine Unabhängigkeit noch nicht erlangt“. Die glaubwürdige Quelle von Gutschmid ist das Buch Mansiones Parthicae von Isidoros von Charax, in dem ist zu lesen: „Die Stadt Âsâ Âk, in der Arsakes seine Thronbesteigung verkündete, war nicht in Parthien, sondern sie war ein Kreis im Gebiet Astauena, im Nordwesten von Parthien; und Phereclus war mit großer Wahrscheinlichkeit der Satrap von Astauena und nicht der militärische Befehlshaber der Satrapie Parthien“. Darüber hinaus ist Gutschmid der Meinung, dass „die Ereignisse in der Zeit Arsakes I eher zu der Zeit seines Bruders Tiridates I gehört“; diese Meinung scheint glaubwürdiger zu sein.

Tiridates I [Tirdâd I] oder Arsakes II

Die Thronbesteigung Tiridates im Jahr 248 v. Chr. ist auch das Jahr der Machtkämpfe innerhalb der Seleukiden in Syrien [Šâm] und den Seleukiden gegen die Ptolemäer in Ägypten. Tiridates ließ sich auf seinen Münzen den Titel „Basileos Megaoli Arzaoki“ [Arsakes, der Große König] prägen, und die Parther hatten als Ausgangspunkt ihrer Geschichte das Jahr 248 v. Chr., an dem Tiridates den Thron bestieg, festgesetzt. Die Auseinandersetzungen zwischen den Seleukiden untereinander und mit den Ptolemäern gaben Tiridates I die Möglichkeit die Herrschaft, die Arsakes I gegründet hatte, zu festigen und an den Grenzen zu expandieren; er marschierte im Jahr 247 v. Chr. nach Westen und eroberte Hyrkania und die Gebiete an der Ostküste des Kaspischen Meeres. Die Bemühungen des Machtzentrums Antiochia, die Gebiete wiederzuerobern, waren vergebens. Posidonius von Rhodos schreibt: „Tiridates I hatte nicht nur Seleukos Kallinikos eine schwere Niederlage erteilt, sondern er nahm ihn Gefangen“. Aber, Henry F. Clinton (* 1781 – † 1853) schreibt: „Vielleicht hatte Seleukos Kallinikos nach dieser Niederlage noch einmal eine Armee zusammengestellt und diesmal wurde er von Tiridates I gefangengenommen.“ Hassan Pirnia [Hasan Pirniyâ] schreibt in seinem dreibändigen Buch Irâne Bâstân [der antike Iran]: „Egal, ob er Seleukos Kallinikos besiegt oder gefangengenommen hatte, war der Sieg über ihn so grandios für die Parther zu Beginn ihrer Geschichte; und es ist sehr wichtig und nahezu ein Wunder, wie die Parther es geschafft hatten, trotz der sehr trainierten und erfahrenen seleukidischen Phalangen, ihnen eine derbe Niederlage zu erteilen, denn das Reich der  Seleukiden hatte die zwanzigfache Größe von Parthien. Die Parther waren so stolz auf ihren Sieg, dass sie das Thronbesteigungsjahr von Tiridates I (247 v. Chr.) als den Ausgangspunkt ihrer nationalen Geschichte bestimmt hatten“.

Im Jahr 237 v. Chr. schloß Seleukos Kallinikos den Frieden mit seinem Bruder Antiochos Hierax, der in Kleinasien sich für unabhängig erklären wollte, und machte sich auf den Weg nach Parthien, um das Land zurückzuerobern. Um siegessicher zu sein, schloß er einen Pakt mit dem Herrscher von Baktrien Diodotos I, danach marschierte er in Parthien ein. Tiridates I konnte nicht gegen die Armee von Seleukos Kallinikos Widerstand leisten und ordnete den Rückzug an und suchte bei dem Stamm Aspasiaca, der einer der Zweige der Skythen im Tal zwischen dem Amudarja und dem Syrdarja war, Zuflucht, und kehrte mit einer Anzahl der Krieger aus diesem Stamm nach Chorasan zurück. Rawlinson schreibt in seinem Buch Parthia: „Während dieser Zeit starb Diodotos I plötzlich und sein Tod gab der parthischen Armee wieder Hoffnung. Tiridates I nutzte die Gelegenheit und verbündete sich mit dem neuen König Diodotos II, dem Sohn von Diodotos I, und erteilte Seleukos Kallinikos eine herbe Niederlage“.

N. Debevoise schreibt in seinem Buch A Political History of Parthia: „Im Jahr 228 v. Chr. sammelte Seleukos Kallinikos wieder eine Armee und attackierte diesmal von Babylon ausgehend den Osten. Wieder flüchtete Tiridates I vor ihm und suchte  Zuflucht bei den Stämmen der Apasiaken, die in den östlichen Weideländern am Kaspischen Meer lebten, um wieder mit neuen Soldaten gegen Seleukos Kallinikos zu kämpfen. Währenddessen musste wieder Seleukos Kallinikos den Krieg und die Verfolgung Tiridates I unterbrechen, weil wieder mal in Syrien die Machtkämpfe ausbrachen; dadurch hatte sich die Situation für die Parther so entwickelt, dass sie am Ende die endgültigen Sieger waren“. Die Art Kämpfe waren typisch für die parthischen Soldaten, um den Feind immer wieder von neuem zu bekämpfen und zu schwächen. Sir Percy Molesworth Sykes schreibt in seinem Buch A History of Persia: „Der armselige Seleukos Kallinikos musste nach der Niederlage wieder zu seiner Herrschaftsresidenz zurückkehren. Die Parther haben zur Ehre dieses Sieges ein Fest gefeiert, dass jahrelang nach ihnen bei ihren Nachfahren gängig wurde“.

Die Festung Dareium/Dara [Dârâ]

Wie schon oben erwähnt, haben einige Historiker den Bau der Festung Dara Arsakes I zugeschrieben, aber nach anderen archäologischen Befunden und Beweisen wurde der Bau dieser Festung in der Zeit Tiridates I beendet; und es war Tiridates I, der nach dem Sieg über Seleukos Kallinikos und seinem Rückzug gen Westen, um die Meinungsverschiedenheiten im eigenen Land zu beenden, den 20 jährigen Frieden, der nun im Osten des Iran andauerte, sich zu Nutze machte und um seine strategische Lage zu verbessern ließ er einige Festungen bauen, darunter die berühmte Festung Dara. Justinus nannte die Festung Dara und Gaius Plinius (Plinius der Ältere) nannte sie Dareium, aber beide schreiben, dass die Festung am Berg Zapaortenon lag; sie schreiben, dass diese militärische Stadt von jeder Seite durch hohe Berge, die sehr steil verlaufen, geschützt war, und die Stadt selbst lag in einem sehr reichen und ergiebigen Tal, dessen Klima herrlich war, mit sehr üppigen Wäldern. Plinius nannte dieses Gebiet Apaortenon [die heutige Stadt Abiward in Iran], das damals ein Gebiet von Gorgan [Gorgân] war. Sir Percy Molesworth Sykes schreibt: „Mit großer Wahrscheinlichkeit lag die Stadt Dara im Tal von Gorgan/Hyrkania. Ich habe während meiner Reise im Jahr 1912 einen Berg gesehen, dessen Name Mârân war und an diesem Berg sind sehr viele Ruinen zu sehen, und alles deutet daraufhin, dass hier der Ort der Stadt und der Festung Dara war“. E’temâdos Saltane schreibt in seinem Buch Târixe Aškân [Die Geschichte der Arsakiden]: „Der Name dieser Stadt ist deswegen Dara [Dârâ], weil der letzte Achämenidische König Darius III [Dâriyuš III] hieß und durch Alexander und die Griechen in den Tod gejagt wurde. Die Iraner in der Antike benannten die Stadt ihm zu Ehren, um damit ihren nationalen Stolz den Eroberern zu zeigen, dass sie immernoch ihnen gegenüber unbeugsam sind“.

Die erste Hauptstadt von Tiridates I war die Stadt Dara oder Dareium, aber die Arsakiden Könige wurden immer in der Stadt Nisa in Parthien begraben. Tiridates I wurde in einem Dorf namens Astauena, das ein Teil der alten Stadt Nisa war, gekrönt; Astauena wurde später Âsâ Âk oder Arsacia [Arsâkiya] genannt. Tarn schreibt in seinem Buch Parthia, S. 575: „Die Krönung, die in der Stadt Astauena, später Âsâ Âk stattfand, ist ein Zeichen dafür, dass die Arsakiden großen Respekt der zoroastrischen Bevölkerung Irans gegenüber hatten, denn diese hatten einen großen Kampf und Widerstand den Griechen gegenüber gezeigt. Der Feuertempel Âzarbarzin Mehr, der am Berge Ravand [Râvand] lag, war im Âsâ Âk Gebiet, und weil dieser Feuertempel zu den drei großen Feuertempeln, Âzargošnasb (in Âzarbâygân für die Krieger), Âzarfaranbaq (in Pârs für die Mubadân) und Âzarbarzin Mehr (in Chorasan für die Grundbesitzer und Großbauern) gehörte; wollten die Arsakiden durch die Krönung die Unterstützung der Grundbesitzer und Großbauern des Landes, die zum Adelstand gehörten, bekommen. Das Jahr der Krönung Tiridates I wurde nach dem babylonischen Kalender im ersten Monat Nissan des Jahres 247 v. Chr. datiert, das später als der Ausgangspunkt der Geschichte der Arsakiden Könige bezeichnet wurde“. Gutschmid schreibt: „Nachdem Tiridates I Seleukos II Kallinikos besiegt hatte, eroberte er das Gebiet Hyrkania und dazu auch das üppige und reiche Land im Süden des Kaspischen Meeres, das Komicena/Comisene [Kumeš, die heutige Provinz Semnân, in Iran]. Tiridates I machte die seleukidische Stadt Hekatompylos [die heutige Stadt Sad Darvâze in Iran] zu seiner Hauptstadt. Tiridates I starb nach 37 Jahren Herrschaft zwischen den Jahren 214 und 211 v. Chr.“.

Artabanos I [Artabân/Ardavân I] oder Arsakes III

Gutschmid schreibt: „der wahre Name dieses Königs ist uns unbekannt, der Historiker Trogus Pompeius (im ersten Jahrhundert n. Chr.) nannte ihn in der Liste seines Buches, von dem nur noch das Vorwort vorhanden ist, als Artabanos (Artabân/Ardavân). Sein Name und Titel ist auf den Münzen aus dieser Zeit zu lesen: Basileos basileon Arsakau megalou“. Gutschmid nennt diesen König Arsakes und ist der Meinung, dass „der Titel Artabanos ihm falsch zugeschrieben wurde, als der französische Münzexperte Jean Fois Vaillant dies tat, und dieser König muss eigentlich Arsakes genannt werden“. Es gibt große Unklarheiten und Unstimmigkeiten unter den Historikern, was die Jahreszahlen betrifft aber auch was die Reihenfolge der arsakidischen Könige betrifft. Justinus nannte ihn aber Phriapatios, der anscheinend eher sein Titel sein sollte und er Arsakes IV sei, und wir werden später über ihn berichten. Artabanos I wurde nach seinem Vater Tiridates I Thronfolger und wurde als Arsakes III benannt.

Der Krieg Artabanos I gegen Antiochos III

Während dieser Zeit regierte ein mächtiger König aus der Seleukiden Dynastie, der bekannt als Antiochos III war (223 – 187 v. Chr.), und im Westen des ehemaligen achämenidischen Territoriums regierte. Er ist in der Geschichte als Antiochos der Große bekannt. Pirnia schreibt im Buch Irâne Bâstân [der Antike Iran]: „Laut Polybios hatte Artabanos I den Machtkampf zwischen Antiochos III und seinem Cousin Achaios ausgenutzt und ist von Osten nach Westen marschiert und eroberte dann die Städte Ekbatana, Choarene/Choara und die Satrapie Medien, er drang bis zum Zagros [Zâgros] Gebirge vor. Artabanos wollte von Ekbatana aus in das Zweitstromland und Kaledonien [Kalde] gelangen, aber Antiochos konnte seinen Cousin Achaios in Sardes besiegen und töten; und nach der eingekehrten Ruhe nach dem Bürgerkrieg mit einer großen Armee in Richtung Artabanos marschieren. Kurz davor hatten sich die Reiche Parthien, die Seleukiden in Baktrien und Armenien sich gegen die Seleukiden im Westen verbündet. Zuerst marschierte Antiochos von Kleinasien aus in die Provinz Sophene in Kleinarmenien ein und belagerte die Hauptstadt Arsamosta. Antiochos zwang König Artaxias I. [Sarkis; eine veränderte Form in armenischer Sprache für Artaxerxes] und verheiratete ihn mit seiner Schwester Antiochis. Danach marschierte er nach Medien und plünderte den  Ânâhitâ Tempel, dessen Ruine in der heutigen Stadt Kangavar [Kangâvar] zu sehen ist, und nahm mit sich an die 4.000 Talente Reichtümer und machte sich nach der Eroberung von Ekbatana auf den Weg nach Parthien (213 v. Chr.)“.

Justinus schreibt über die Zahl der Armee Antiochos III: „100.000 Infanteristen und 20.000 Kavalleristen“. Polybios schreibt: „Die Parther hatten, wie es zu ihrer kriegerischen Methode gehörte, sich zurückgezogen und dabei alle Wasserspeicher und die unterirdischen Bewässerungskanäle vergiftet. Es hatte aber keine große Wirkung, denn Antiochos III schaffte es die Täter zu verhaften und sie an weiterem Vergiften des Wassers zu hindern. Danach eilte Antiochos, um nicht unter Wassermangel zu leiden, durch die iranischen Wüstengebiete, dann belagerte und eroberte er die Stadt Hekatompylos“. N. Debevoise schreibt in seinem Buch A Political History of Parthia: „Danach ging Antiochos in die Stadt Tagä, die Hauptstadt von Komicena/Comisene, in der Nähe der Stadt Damghan [Damqân], dann gelang es ihm durch das Erklimmen des Gipfels des Damavand [Damâvand] nach Tabaristan [Tapurestân; heutige Provinz Masanderan] zu gelangen. Er eroberte da eine Stadt ohne Mauer und Festung, die Tambrax hieß [es soll die heutige Stadt Sâri sein]. Dann machte er sich von Tabaristan nach Hyrkania auf“.

Gutschmied schreibt: „Artabanos musste den Rückzug nach Hyrkania anordnen. Antiochos verfolgte Artabanos mit sehr viel Mühe und Kriegsverlusten und belagerte die Stadt Sirynka, in der die Parther Zuflucht gesucht hatten. Die dort lebenden Griechen wollten die Parther verraten und die Parther hatten sie in einem Krieg besiegt, um bei einem Versuch, bei Nacht aus der Stadt zu fliehen. Trotz all der Bemühungen der Parther den Druck der Seleukiden stand zu halten, mussten sie die Stadt an Antiochos III abgeben. Nach einem Krieg, dessen Einzelheiten uns unklar sind, und Antiochos der Kriegsmethoden der Parther überdrüssig wurde, beendeten beide Seiten den Krieg und akzeptierten die Herrschaft einander. Nach diesem Frieden machte Antiochos III im Jahr 208 v. Chr. den Feldzug gegen das ungleich mächtigere Griechisch-Baktrische Reich, dessen König Euthydemos I. (Euthydemos Magnesia) war; Antiochos III besiegte Euthydemos I in einem entscheidenden Gefecht“. Danach ging er nach Kabul und nach einigen Eroberungen nahm er den Weg durch die Satrapie Arachosien [Awestisch: Haraxva’iti; Altpersisch: Harahuvatiš], Sistan und Kerman und erreichte die Küste des Persischen Golfes; und nach Polybios: „machte er einen Feldzug nach Gerrha [heute die Stadt Al-Qatif (القطيف) in Saudi Arabien] und eroberte auch die Insel Tylos [heute Bahrain], die in der Antike als „die Insel der Perlenhändler“ bekannt war; danach kam er an den Fluss Euleus [heute Karkhe (Karxerud)] und ließ anstatt die verwüstete Stadt Alexandria wieder aufzubauen, eine neue Stadt mit dem Namen Antiochia bauen, die später Charax-Spasinu genannt wurde (206 v. Chr.)“. Antiochos III gab zwei Brüdern, die zu seinen griechischen Generälen gehörten, die Herrschaft über zwei große Gebiete in Iran. Der ältere Bruder, der Molon hieß, bekam die Gebiete Rayy und Groß-Medien, und sein jüngerer Bruder, der Alexander hieß, bekam die Herrschaft über Persis [Pârse], Chuzestan und Elam. Nach einem Jahr verweigerten sich beide Brüder der Herrschaft von Antiochos III und erklärten sich für unabhängig. Antiochos III schickte eine Armee gegen Molon, aber Molon besiegte die Armee und eroberte die Stadt Seleukia-Ktesiphon und brachte ganz Babylonien unter seine Herrschaft (221 v. Chr.).

Wenn wir versuchen würden die Gesichtszüge Artabanos I von seinen Münzen zu beschreiben, dann ist sein Gesicht so gezeigt: Er hat große Ähnlichkeit mit seinem Vater Tiridates I und besaß dasselbe Gesicht, große Augen, eine Adlernase und ein hervorstehendes Kinn; im Gegensatz zu seinem Vater besaß er sehr viel Haare auf dem Kopf und hatte einen langen Bart. Den Hut seines Vaters hatte er abgelegt und stattdessen verzierte seine Stirn ein Stirnband wie ein Diadem, dessen Band hinter seinem Kopf geknotet war. Was aus Artabanos I wurde, und was sein Ende war wissen wir nicht, nur soviel, wie die Historiker uns berichtet haben, dass nach ihm sein Sohn Phriapatios [Friyâpet/Feriyâpet] den Thron bestieg; manche Historiker schreiben, dass er im Kampf gegen die Skythen getötet wurde.

[Quellen: Ferdowsi, Šâhnâme; Mas’udi, Attanbih Val-Ašrâf (at-tanbīh wa-l-ašrāf); Bâbâ Reyhân Biruni, al-Athar al-baqiya an al-qurun al-chaliya; Hasan Taqizâde, Bist Maqâle (Zwanzig Artikel); Dr. Amir Hoseyn Xonji, Irânzamin; Malcolm A. R. Colledge, Die politische und gesellschaftliche Geschichte der Parther, Arsakiden oder der antiken Pahlavi Dynastie; Saint Martin, Paris 1850, Fragments d’une Histoire des Arsacides; Saint Martin, Paris 1938, Recherches Sur L’histoire Et La Géographie De La Mésène Et De La Characène; Abdüllatif Suphi Paşa 1862, İbretlerin Eki; George Rawlinson, New York 1873 The sixth great Oriental monarchy; or, The geography, history, & antiquities of Parthia; George Rawlinson, New York 1893, Parthia; Hermann Alfred Freiherr von Gutschmid, 1888, Geschichte Irans und seiner Nachbarländer von Alexander dem Großen bis zum Untergang der Arsakiden; Neilson Carel Debevoise, Chicago 1939, History of Parthia; Malcolm A. R. College, London 1967 The Parthians; Strabon Buch XI (Kleinasien); Josef Markwart, Eranshahr; Richard Nelson Frye, The Heritage of Persia; Roland G. Kent, 1953, Old Persian; Bouchon, choix des historiens Grecs, Paris 1744; Arrianus Flavius; Marcus Iunianus Iustinus; Tarn, Parthia; Leon Diakonos, Arsakiden; Strabon; Posidonius von Rhodos; N. Debevoise, A Political History of Parthia; William James Durant, Ancient Greece [Die Geschichte des antiken Griechenlands]; Hassan Pirnia, Irâne Bâstân [Der antike Iran]; Diodorus;  E’temâdos Saltane, Târixe Aškân [Die Geschichte der Arsakiden]; Sir Percy Molesworth Sykes, A History of Persia; Dr. Mohammad Javâd Maškur, Irân dar ahde bâstân;  Isidoros von Charax, Mansiones Parthicae [Parthische Wegstationen], Das Parther Reich mit seinen Provinzen (Gebieten); Michail M Diakonov, Arsakiden; Ghirshman, L’Iran et la migration des Indo-Aryens et des Iraniens; Gnaeus Pompeius Trogus Historiae Philippicae (Buch XLII), Kapitel 2;  Plutarch Buch Lukullus; Plutarch Buch Sulla ]

Der Teil 5 dieser Reihe

2 Gedanken zu „Aufstieg und Niedergang der Arsakiden (4)

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