Aufstieg und Niedergang der Arsakiden (6)

Der Teil 5 dieser Reihe

Der erste Krieg von Mithridates I gegen das Griechisch-Baktrische Reich

Justinus schreibt in Buch XLI, in den Kapiteln 6 u. 7: „Als Eukratides I mit der Eroberung des Punjabs in Indien beschäftigt war, nutzte Mithridates I die Situation aus und marschierte in Baktrien ein; er eroberte die Satrapien Aspiones und Turiua, die beide zwischen Baktrien und Nisa lagen, trennte sie vom baktrischen Reich und annektierte die Satrapien an das Parthische Reich. Diese Gebiete beinhalteten auch das Gebiet Ariana (die Region Herat), und somit setzte Mithridates I die Grenze des parthischen Reiches bis an den Hindukusch“.

Rawlinson schreibt in seinem Buch Parthia, S. 69: „Strabon hat den Namen beider Satrapien auch als Asiones und Turiua erwähnt“. Hassan Pirnia schreibt in seinem BuchIrâne Bâstân [der Antike Iran], Band III, S. 2224: „Manche der Forscher sind der Meinung, dass mit Turiua, der arisch-skythische Turan [Turân] Stamm und mit Aspiones, der arisch-skythische Stamm Aspasiaca [Âspasiyâk] gemeint sind. Diese beide arischen Stämme waren seit geraumer Zeit Freunde und Verbündete der Parther, die zwischen Syrdarja und Amudarja ansässig waren“.

Gutschmid erzählt uns in seinem Werk Die Geschichte Irans und seiner Nachbarländer, von Alexander dem Großen bis zum Untergang der Arsakiden, wie peinlich genau die Chinesen Geschichtsschreibung betrieben haben und Völker wie die Skythen, Sogdianer, Parther, Drangianer und Alanen und auch andere arische Stämme, wie die Turaner und die dazugehörigen Namen identifiziert haben. Sie hatten jedoch, genau wie die Griechen, weil sie bestimmte Vokale und Konsonanten, die die Iraner verwendeten in ihrer Sprache nicht hatten, immer wieder falsche Namen zur Bezeichnung von Volksgruppen benutzt. Dies führte später dazu, dass die Türken absichtlich chinesische Namen zur Beschreibung dieser Volksgruppen verwenden, um zu behaupten, dass die Skythen und Turaner mongoloide und turkstämmige Völker waren, obwohl die richtigen Namen anders lauteten und die Sprachen und Dialekte dieser Völker altiranisch waren. Daher behaupten die Türken auch, dass sie von Cengiz Khan abstammen, obwohl die Mongolen die Türken immer wieder unterworfen und getötet hatten und die Türken deshalb in das Gebiet der Arier nach Turan flüchten mussten, was dazu führte, dass die arischen Stämme der Turaner nach Westen in die klassischen iranischen Gebiete gedrängt wurden. Gutschmid schreibt, dass die Geschichtsschreibung von Justinus für den Zeitraum von 301 – 220 v. Chr. mit Vorsicht zu genießen ist. Von allen Historikern ist er für diesen Zeitraum der am wenigsten glaubhafte. Nichts desto trotz, zitieren ihn die Türken für diesen Zeitraum, aber mit der Absicht die arischen Völker als Turkstämme zu bezeichnen, um sich eine Identität zu verschaffen. Wie Gutschmied schreibt, waren es keine mongolischen Stämme oder Turkstämme, nur weil die Chinesen ihnen andere Namen gaben, sondern sie alle waren arische Stämme, oder wie Gutschmid schreibt: Iranier! Gutschmid schreibt weiter, dass vor der Machtergreifung durch die iranischen Parther, die Perser und Meder bereits so verweichlicht waren, dass sie den Diadochen nichts entgegenzusetzen hatten, daher waren die Parther und ostiranischen Stämme die einzigen iranischen Volksgruppen, die das Diadochenreich zu Fall bringen konnten.

Die Situation des Seleukidischen Reiches während dieser Zeit

Nach der Niederlage Antiochos III gegen die Römer in der Schlacht von Magnesia im Jahre 189 v. Chr. wurde das gesamte Gebiet Kleinasiens im Norden des Taurusgebirges nach dem Friedensvertrag von Apameia (Apamea) den Römern überlassen. Die Macht der Seleukiden nahm in Asien ab und diese Niederlage beschleunigte ihre weiteren und baldigen Gebietsverluste in Asien. Zwischen den Jahren 209 bis 189 v. Chr. gewannen die Griechen für einige Zeit in den iranischen Gebieten an Macht, aber die Maßnahmen Antiochos IV zwischen 175 bis 164 v. Chr., die damals eroberten Gebiete der Seleukiden im Osten wieder zu erobern, waren vergebens.

Nachdem Antiochos IV an die Macht kam, erklärte er den Ptolemäern in Ägypten den Krieg. Während seines Krieges gegen Ägypten hatten die Philister sich gegen ihn aufgelehnt, und somit hatte Antiochos IV auch im Inneren seines Reiches gegen Rebellionen zu kämpfen. Inzwischen wurde auch in Chuzestan [Xuzestân] gegen die Griechen rebelliert. Antiochos IV musste in Ägypten eine herbe Niederlage hinnehmen, daher hatte er durch die bittere Niederlage (eher sein Rausschmiss aus Ägypten) seine ganze Wut an den vom Schicksal verfolgten Bewohnern der Stadt Jeruschalajim [Jerusalem] ausgelassen; er machte aus Jerusalem ein Schlachthaus und eine Ruine; er wütete und brannte alles nieder. Danach machte er sich auf den Weg nach Chuzestan und plünderte alle Dörfer und Städte. Er plünderte die Tempel der einheimischen Chuzier und brannte sie nieder, und damit gab er den Chuziern noch mehr Grund sich mit den Iranern zu verbünden, um die barbarischen Griechen aus dem Lande zu jagen.

Um das Ausmaß der Menschenfeindlichkeit der antiken Griechen gegenüber den besiegten Völkern zu zeigen, wie sie die materielle und kulturelle Gesamtheit eines Volkes vernichteten, bringen wir als Zeugen Passagen aus dem Buch Ancient Greece [Die Geschichte des antiken Griechenlands] von William James Durant. In diesem Bericht lesen wir, wie Antiochos IV nicht nur Tausende von unschuldigen Juden in Jerusalem tötete, sondern auch befahl den heiligen Tempel in Jerusalem in einen griechischen Tempel umwandeln und den Tempel zu entweihen, in dem er befahl im Tempel Schweine zu schlachten, denn im jüdischen Glauben ist das Schwein das Symbol des Unheils und der Unreinheit. Er befahl jeden zu töten, der das heilige Buch der Thora bei sich aufbewahrte und dieses Buch sollte unverzüglich verbrannt werden, wo es gefunden wurde [er tat genau das, was Alexander den iranischen Büchern angetan hatte]. Er befahl, die Jerusalemer müssten nur noch Griechisch sprechen, um griechisch zu werden, und verbot die hebräische Sprache der Juden.

William James Durant schreibt auf der Seite 651 (des ins Persische übersetzten Buches): „Als Ptolemaios VI (Philometor) Antiochos IV aus Ägypten verjagte, erreichte die Nachricht Jerusalem, dass Antiochos IV getötet worden wäre; die Juden jubelten und waren vor Freude außer sich. Sie verjagten die Griechen aus Jerusalem; sie töteten die von den Griechen benannten treuen Führer in der Stadt und reinigten die von den Griechen besudelten Tempel. Antiochos IV, der nicht getötet wurde, sondern mit Schande zurückkehrte, attackierte die Stadt Jerusalem, denn er dachte, dass die Juden während seines Feldzuges nach Ägypten alles sabotierten und Verschwörungen begangen hätten; er brachte tausende Männer und Frauen um und beraubte und entweihte ihre Tempel; er gab dem hellenisierten jüdischen Priester Menelaos das Hohepriesteramt und befahl, die Juden müssen gezwungen werden sich zu hellenisieren und Griechen werden. Antiochos IV befahl den Salomon Tempel dem Zeus zu widmen; anstatt des alten Altars einen neuen zu bauen, er verbot die jüdischen Opfergaben und befahl stattdessen, die Juden müssen nur Schweine opfern; er verbot die Feierlichkeiten des Sabbats und erklärte die Beschneidung als ein Verbrechen, das geahndet werden soll. Im ganzen Juda-Land [Jehūdāh] wurden der jüdische Glaube und seine Rituale und Feierlichkeiten verboten und es wurde stattdessen das Griechentum [Hellenismus] und sein Kult mit der Gewalt des Schwertes geltend gemacht. Jeder Jude, der bei sich das heilige Buch der Thora hatte oder sich weigerte Schweinefleisch zu verzehren, wurde auf der Stelle getötet, und wo das Buch Thora gefunden wurde, wurde es verbrannt. Auf seinen Befehl hin wurde Jerusalem in Brand gesteckt, die Mauern niedergerissen, die Bewohner wurden als Sklaven verkauft und statt ihrer wurden Fremde in der Stadt angesiedelt. Antiochs IV baute auf dem Berg Zion eine neue Burg und stellte eine Kaserne hin, deren Soldaten im Namen des Königs (Antiochos IV) herrschten“.

Die Griechen, die nichts anderes als die Plünderung der Tempel im Sinne hatten, respektierten den Glauben der besiegten und unterworfenen Völker nicht, und das Plündern der Tempel gehörte zu ihren Lieblingsbeschäftigungen im antiken Iran und in den Ländern der Region. Einer dieser iranischen Tempel war der Tempel Anahita [Ânâhita] in Ekbatana [Hagmatâna]. Nachdem Antiochos IV den Tempel geplündert hatte, wurde der Name der Stadt Ekbatana in Epiphania zu Ehren Antiochos IV mit seinem Beinamen Epiphanes (der Erschienene) umgeändert. Die Griechen hatten auch in Ägypten alle Tempel verwüstet, um die versteckten Schätze zu stehlen. Strabon, der im Jahr 24 v. Chr. nach Ägypten reiste, berichtete, dass unzählige Tempel zu Ruinen wurden; diese Verwüstungen fanden in der Zeit der Diadochen und der griechischen Herrschaft in Ägypten statt und hielten bis zur Lebenszeit von Strabon an. Erstaunlich ist es zu wissen, dass die griechischen Historiker selbst davon berichten, dass in der Zeit der Achämenidischen Könige entweder neue Tempel in Ägypten gebaut wurden oder sie wurden restauriert und die Bestätigung lesen wir auch in den ägyptischen Berichten der antiken Ägypter.

Obwohl die Historiker der westlichen Welt in der Neuzeit versuchten die griechischen Soldaten in den im ganzen Iran verstreuten Kasernen, als gute und zivilisierte Griechen darzustellen und ständig bemüht sind und waren nicht über ihre Verbrechen zu schreiben, sie eher zu Unrecht als diejenigen Kulturbringer loben, weil während ihrer Zeit die iranischen Länder weiter kultiviert wurden, kann trotzdem zwischen so viel Lob und Lobpreisungen über Taten etwas erfahren werden, durch die wir ihr wahres Wesen immer wieder erkennen können. Die mächtigen Führer dieser Kasernen befanden sich untereinander ständig im Krieg und brachten sich durch Verschwörungen um. Es gab eine dermaßen große Brutalität unter ihnen, die man bei den Völkern des Mittleren Ostens kaum gesehen hatte. Alexander – über ihn haben wir schon berichtet – ließ als er 20 Jahre alt war, seinen Vater töten und bestieg statt seiner den Thron. Die Art Meuterei gab es ständig zwischen den Seleukiden Königen untereinander. Hassan Pirnia schreibt in seinem Buch Irâne Bâstân [Der antike Iran], auf Seite 2223, Justinus aus dem Buch XLI Kapitel 6 zitierend: „ein König der Griechisch-Baktrischen Könige namens Heliokles I, der in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr. herrschte, rebellierte gegen seinen Vater Eukratides I, tötete den eigenen Vater in einem Krieg und fuhr seinen Streitwagen öfter über die Leiche des Vaters, und färbte die Räder seines Streitwagens mit dem Blut des eigenen Vaters und stellte es gerne zur Schau. Er überließ die Leiche seines Vaters in der Wüste den Aasfressern und erlaubte nicht ihn zu begraben“.

Das Griechisch-Baktrische Reich, dessen Könige die schlechten Eigenschaften Alexanders und Heliokles hatten – wurde in der Zeit Mithridates I (Arsakes VI) zwischen einigen der griechischen Thronbestreiter in Stücke gerissen und jeder behauptete, er wäre der Herrscher; dadurch wurden die kleinen Kasernen in diesem Reich noch schwächer. Während dieser Zeit, in der die Griechen des Griechisch-Baktrischen Reiches sehr entkräftet waren, konnten die Länder, die sie lange Zeit geplündert und unterworfen hatten, nicht mehr beschützen, und es drohte eine große Gefahr in den ostiranischen Gebieten, und es war niemand anderer als die barbarischen Turkstämme, die aus den Wüsten des Nordwesten der heutigen Volksrepublik China in Richtung Westen marschierten und die Küsten des Syrdarja erreichten (die östlichen Grenzen der heutigen Republik Usbekistan). Der iranische Stamm, der im Buche Awesta als Turayâ genannt wird und Darius der Große in den Inschriften von Bagastâna [Behistun] sie als Sakâ ha’umavargâ [Die Ha’uma trinkenden Skythen] nannte, flohen vor den barbarischen Turkstämmen in Richtung Syrdarja; und seitdem gibt es im Osten Syrdarjas nichts mehr über sie. Der Osten Irans brauchte eine mächtige Kraft, um zu verhindern, dass diese Barbaren aus den mongolischen Steppen und Wüsten in die iranischen Länder einfallen. Diese Stämme und Völker waren dermaßen gefährlich, dass die Gefahr bestand, wenn sie in den Iran einfallen,  sie die ganze Zivilisationen im Mittleren Osten, die während Jahrtausende harter Arbeit geformt worden waren, und nicht durch Alexander und seine Nachfolger verwüstet wurden, vernichten würden (genau dem ähnlich, was die Nachkommen dieser Barbaren unter der Führung von Dschingis Khan und Hülegü der iranischen Zivilisation angetan hatten).

So wie das Schicksal es wollte, dass die iranische Kultur, Zivilisation und Identität bewahrt wird, kam eine großartige Persönlichkeit namens Mithridates I (Arsakes VI) in Parthien an die Macht. Um die Sicherheit der östlichen Regionen Irans zu sichern, ging Mithridates I nach Sogdien [Suguda/Sugda] und baute starke Verteidigungssysteme zwischen Amudarja und Syrdarja, um die schleichende Invasion der Wüstenbarbaren aus dem Osten zu verhindern. Da das geschwächte Griechisch-Baktrische Reich im Süden der Nachbar dieser Regionen war, vermutete Mithridates I, dass die Griechen, die der Erzfeind der iranischen Zivilisation waren, sich auch mit dem neuen Feind, den türkischen Wüstenbarbaren zusammenschließen und versuchen würden die Herrschaft in Parthien zu vernichten. Eine andere Möglichkeit war, dass die Türken eventuell das geschwächte Griechisch-Baktrische Reich angreifen würden. Daher entschied sich Mithridates I der Herrschaft des Griechisch-Bakritrischen Reiches im Osten Irans ein Ende zu setzen. Justinus schreibt im Buch XLI, Kapitel 6: „Der zweite Grund war, dass Mithridates I nach seinem Friedensvertrag mit Eukratides I gleichzeitig einen Freund gewonnen hatte und durch das Verbrechen Heliokles I seinem Vater gegenüber sehr verärgert darüber war und sich an Heliokles I rächen wollte“.

Diodor schreibt: „Mithridates I unternahm einen Feldzug nach Baktrien, er besiegte Heliokles I, eroberte Baktrien, Kabul und Kandahar, dann marschierte er bis in die nördlichen Teile des Punjabstals und nach der Eroberung dieses Gebietes marschierte er weiter nach Zabulistan [Zâvolestân/Zâbolestân], Sistan [Sistân] und Kabulistan [Kâbolestân] und annektierte diese Länder zum Parthischen Reich“. Auch Dr. Mohammad Javâd Maškur schreibt in seinem Buch Irân dar ahde bâstân [Iran in der antiken Zeit], auf der Seite 322 darüber. Damit vergrößerte, oder besser gesagt, eroberte er die iranischen Länder wieder und somit hatte das Reich der Parther sich so vergrößert: Jenseits westlich von Qazvin grenzend zu Âtarpâtikân [Âzarbâygân], das Gebiet Reyy plus die heutigen Länder Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, Afghanistan und den Norden Pakistans. Die Eroberungen dieser Länder waren aber nicht dauerhaft und andere baktrische Könige eroberten sie später wieder zurück. Mithridates I hatte die skythischen Stämme, die durch die Invasion der türkischen Barbaren in ihre Gebiete in den Iran geflüchtet waren und in Gorgan [Gorgân] sich erhoben hatten, besiegt (165 v. Chr.) und sie dann in das heutige Gebiet Sistân, das damals Deranžina oder Zarankâ hieß (Sistân und Zâvolestân), umsiedelte, damit die Skythen endlich ansässig werden. Seitdem wurde das Gebiet nach ihnen Sakestân [Skythen] und später Sistân genannt.

Nachdem Mithridates I durch seine Wiedereroberungen eine große Armee bilden konnte, beschäftigte er sich nun mit der Befreiung und Wiedervereinigung der Länder im Kern Irânzamins [Groß-Iran]. Er eroberte durch systematische und gut durchdachte Pläne und Feldzüge die Satrapien und Gebiete Âzarbâygân, Xuzestân, Pârs und Ekbatana und säuberte das ganze Land von den räuberischen griechisch-makedonischen Kasernen. Er hat durch einige große Feldzüge die Gebiete im Zweistromland von den Seleukiden befreit und setzte die Grenze des Parther Reiches bis an den Euphrat. Bevor wir über die Befreiung Armeniens durch Mithridates I berichten, müssen wir über den Tod Antiochos IV und V berichten.

Der Tod Antiochos IV und V

Im Jahr 165 v. Chr. überquerte Antiochos IV den Euphrat und kam in Babylonien an und marschierte von dort aus nach Armenien. Er nahm den armenischen König namens Artaxias I [Xašâyâršâ] gefangen; dann marschierte er in Richtung Südosten und ging nach Ekbatana (darüber wurde berichtet). Von Ekbatana aus marschierte er nach Chuzestan (schon berichtet) und ging weiter nach Pârs (Persis), um die Stadt Istakhr/Estakhr [Estaxr] zu erobern; er war nicht erfolgreich und starb im Gebiet Elymais [Ilâm] im Jahr 163 v. Chr. Durch seinen Tod war nun der Weg zur Wiedereroberung des Kernlandes Irans für Mithridates I frei. Nach dem Tod Antiochos IV flüchtete sein neun Jahre alter Sohn aus Rom nach Asien und wurde mit Hilfe einiger herrschsüchtiger Generäle als Antiochos V auf den Thron gesetzt (164 – 162 v. Chr.). Aber die Herrschaft des kleinen Königs dauerte nicht lange und er wurde durch Diodotos Tryphon getötet. Diodor schreibt: „Im Jahr 142 v. Chr. rebellierte jener Dionysos aus Medien im Zweistromland gegen Tryphon, der Mörder von Antiochos V, und erklärte sich als der Unterstützer der Seleukiden-Herrscherfamilie. Anscheinend war er der Sohn von Timarchos, der seleukidische Satrap von Medien. Die Auseinandersetzungen und Kriege der seleukidischen Generäle untereinander und der ständige Kampf zwischen Demetrios I Soter, der Sohn Seleukos IV Philopator, und Tryphon beschäftigten die Seleukiden so sehr, dass sie nicht an ihre eigentlichen Feinde dachten. Endlich nach Jahren langer Bürgerkriege innerhalb des Seleukidischen Reiches gewann Demetrios I. So hatte er den Überhang und konnte sich den Thron sichern“. Während dessen befreite Mithridates I nach und nach und in aller Ruhe den Osten Irans von den Seleukiden. Auf der anderen Seite wurden die Römer von Tag zu Tag mächtiger und bedrohlicher.

Demetrios II und die Lage in Armenien

Inzwischen rebellierten die Armenier und wollten sich von den Griechen befreien, daher baten sie König Mithridates I um Hilfe. Der König antwortete auf den Hilferuf der Armenier, die die Griechen und die Schergen der Seleukiden in einem Aufstand aus dem Land verjagen wollten, und schickte dafür einen Heerführer aus der königlichen Familie der Arsakiden namens Vagharshak/Wagharshag [Vâl Aršak] als König nach Armenien. Armenien war in der Zeit der Achämeniden eine Satrapie des Achämenidischen Reiches. In der Zeit von Alexander von Makedonien gehörte die Satrapie ihm und nach ihm regierten die Seleukiden in Armenien. Als Antiochos III in einem Krieg von den Römern besiegt wurde, nutzten die Armenier die Möglichkeit und erklärten sich für unabhängig.

Danach haben zwei armenische Herrscher Armenien unter sich aufgeteilt, einer davon war König Artaxias I [Sarkis; eine veränderte Form in armenischer Sprache für Artaxerxes] und der andere König Zariadris. Großarmenien war damals im Norden: Pontos, Kolkhis, Iberia [heute Georgien] und Albania [Arran/Arrân], im Osten: Klein-Media und das Gebirge in Âzarbâygân, im Süden: das antike Assyrer Land [heute Mosul] und im Westen: der Euphrat, der Großarmenien von Kleinarmenien trennte.

Armenien war bis zur Zeit Antiochos III unabhängig, wir berichteten aber darüber, dass Antiochos III König Araxias I besiegte und ihn zwang seine Schwester Antiochis zu heiraten; aber Armenien war aufgrund der Rassenzugehörigkeit im Geiste unter dem Einfluss der Parther, und es gab in Armenien eine Art aristokratisches Herrschersystem wie am Partherhof.

Mit der Ernennung von Vagharshak/Wagharshag [Vâl Aršak] zum König von Armenien kehrte Armenien als ein autonomes Land wieder zu Persien zurück und Wagharshag war der erste Herrscher nach der Beendigung des hellenischen Einflusses in Armenien. Ab diesem Zeitpunkt und für weitere 4 Jahrhunderte war es üblich, dass der armenische König aus dem Geschlecht der Könige des Parther Reiches gewählt wurde und Armenien wurde als ein autonomes Land regiert.

[Quellen: Ferdowsi, Šâhnâme; Mas’udi, Attanbih Val-Ašrâf (at-tanbīh wa-l-ašrāf); Bâbâ Reyhân Biruni, al-Athar al-baqiya an al-qurun al-chaliya; Hasan Taqizâde, Bist Maqâle (Zwanzig Artikel); Dr. Amir Hoseyn Xonji, Irânzamin; Malcolm A. R. Colledge, Die politische und gesellschaftliche Geschichte der Parther, Arsakiden oder der antiken Pahlavi Dynastie; Saint Martin, Paris 1850, Fragments d’une Histoire des Arsacides; Saint Martin, Paris 1938, Recherches Sur L’histoire Et La Géographie De La Mésène Et De La Characène; Abdüllatif Suphi Paşa 1862, İbretlerin Eki; George Rawlinson, New York 1873 The sixth great Oriental monarchy; or, The geography, history, & antiquities of Parthia; George Rawlinson, New York 1893, Parthia; Hermann Alfred Freiherr von Gutschmid, 1888, Geschichte Irans und seiner Nachbarländer von Alexander dem Großen bis zum Untergang der Arsakiden; Neilson Carel Debevoise, Chicago 1939, History of Parthia; Malcolm A. R. College, London 1967 The Parthians; Strabon Buch XI (Kleinasien); Josef Markwart, Eranshahr; Richard Nelson Frye, The Heritage of Persia; Roland G. Kent, 1953, Old Persian; Bouchon, choix des historiens Grecs, Paris 1744; Arrianus Flavius; Marcus Iunianus Iustinus; Tarn, Parthia; Leon Diakonos, Arsakiden; Strabon; Posidonius von Rhodos; N. Debevoise, A Political History of Parthia; William James Durant, Ancient Greece [Die Geschichte des antiken Griechenlands]; Hassan Pirnia, Irâne Bâstân [Der antike Iran]; Diodorus;  E’temâdos Saltane, Târixe Aškân [Die Geschichte der Arsakiden]; Sir Percy Molesworth Sykes, A History of Persia; Dr. Mohammad Javâd Maškur, Irân dar ahde bâstân;  Isidoros von Charax, Mansiones Parthicae [Parthische Wegstationen], Das Parther Reich mit seinen Provinzen (Gebieten); Michail M Diakonov, Arsakiden; Ghirshman, L’Iran et la migration des Indo-Aryens et des Iraniens; Gnaeus Pompeius Trogus Historiae Philippicae (Buch XLII), Kapitel 2;  Plutarch Buch Lukullus; Plutarch Buch Sulla]

Der Teil 7 dieser Reihe

2 Gedanken zu „Aufstieg und Niedergang der Arsakiden (6)

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