Aufstieg und Niedergang der Arsakiden (9)

Der Teil 8 dieser Reihe

Die Ereignisse nach diesem Krieg

Nach dieser herben Niederlage der Seleukiden, die der letzte Krieg und der letzte Versuch war den Iran wieder zu erobern, schickten seleukidische Regierungsbeamte eine Delegation in den Iran, denn sie fürchteten, dass nun Phraates II in Syrien und Anatolien einmarschiert und der Herrschaft der Seleukiden ein Ende setzt; sie wollten einen dauerhaften Frieden und Freundschaft zwischen beiden Ländern. Es waren genau die Staatsmänner, die damals das Friedensangebot von Phraates II abgelehnt hatten und den Delegationschef blendeten.

Hassan Pirnia schreibt in seinem Buch Irâne Bâstân [Der antike Iran] auf der Seite 2243 Diodorus zitierend: „Um der Friedensdelegation zu antworten, nahm Phraates die Delegation mit sich und ging mit ihnen zum geblendeten Delegationschef und sagte zu ihnen: Schaut Euch genau diesen Mann an und ihr habt unsere Antwort bekommen“.

Diodorus schreibt: „Als die Nachricht des Todes Antiochos VII die Stadt Antiochia erreichte, wurde Staatstrauer verkündet und man hörte nur das Gejammer und Weinen eines jedes Hauses und jeder Familie, denn bei dieser Schlacht wurden an die 300 Tausend Griechen getötet. Als erster hatten die Juden die Griechen verjagt und nach einem Widerstand ihre Unabhängigkeit erklärt, so dass der seleukidischen Staat nur auf Kilikien und Syrien (das westliche Gebiet am Euphrat zwischen Amanus-Gebirge und Palästina) begrenzt wurde, bis er dann im Jahr 65 v. Chr. durch die Römer erobert wurde“.

Der Krieg gegen die Skythen; der Tod Phraates II und die Völkerwanderung

Phraates hatte es bereut Demetrios II die Freiheit geschenkt zu haben, denn Demetrios hatte es geschafft den Thron in Syrien zu besteigen, auf ihn wartete aber ein anderes Schicksal, nicht durch die Parther entmachtet und getötet zu werden, sondern durch die Ptolemäer in Ägypten. Das Ende Demetrios hat wohl wenig mit den Parthern zu tun, daher befassen wir uns nicht mehr mit ihm. Phraates wollte ein für alle Mal die Seleukiden aus Asien verbannen und die iranischen Länder wieder in die Zeit vor der hellenischen Herrschaft führen, daher machte er sich mit seiner Armee auf den Weg nach Babylonien und fing an weitere Soldaten zu rekrutieren. Aber die Skythen an den östlichen Grenzen hatten für Unruhe und Aufstände gesorgt; er war gezwungen wieder nach Osten zu reiten, um diese Unruhen und Aufstände niederzuschlagen. Diese Skythen waren iranische Stämme, die nach der Invasion und Siedlung der Turkvölker im Gebiet Syrdarja ins Iranische Plateau vorgerückt waren und nur nach einem Land in den Gebieten Sogdien oder Amudarja suchten, um sich niederzulassen.

Gutschmied schreibt Justinus zitierend aus seinem Buch XLII, Kapitel 1: „Phraates II wählte einen gut aussehenden und jungen Heerführer aus Hyrkania namens Euhemerus [Ha’u Marta] (der Name dieses Heerführers wurde auch Hymerus oder Evemerus geschrieben) zum Statthalter in Babylonien und machte sich mit seiner Armee auf nach Osten, um die Skythen zu bekämpfen. Dieser Staathalter war ein brutaler Mensch mit keinen guten Eigenschaften und er fing an in der Abwesenheit des Königs gegen die Bewohner von Mesener zu kämpfen und wütete in Babylon gegen die Bewohner“. Gutschmied schreibt weiter: „Der Krieg gegen die Skythen nahm eine unglückliche Wendung. Sie kamen spät an und konnten Phraates II nicht in der Schlacht gegen Antiochos VII folgen, daher war Phraates sehr böse auf sie und weil die Skythen trotzdem ihren Lohn verlangten und Phraates sie nicht entlohnen wollte, wegen der unerfüllten Hilfe, überschwemmten sie das ganze Partherreich und drangen, was seit 500 Jahren nicht mehr vorgekommen war, verheerend bis Mesopotamien vor. In einer entscheidenden Schlacht begingen die ehemaligen seleukidischen Soldaten von Antiochos VII, die jetzt an Seite Phraates kämpften, Verrat und schlossen sich den Skythen an; das parthische Heer wurde bis zur Vernichtung geschlagen und Phraates selbst fiel in der Schlacht. Das geschah zwischen 128 u. 127 v. Chr.“

Dr. Mohammad Javâd Maškur in seinem Buch Irân dar ahde bâstân [Iran in der antiken Zeit], auf den Seiten 325 – 327, Michail M Diakonov in seinem Buch Arsakiden, auf den Seiten 52 – 53, Ghirshman in seinem Buch L’Iran et la migration des Indo-Aryens et des Iraniens, auf der Seite 247 und Tarn in seinem Buch Parthia auf den Steiten 582 – 583 schreiben: „Diese Skythen verloren durch die Yuezhi und durch den Druck der Hunnen einer nach dem anderen ihre Länder und nach dem Untergang des Griechisch-Baktrischen Reiches kamen sie in den Iran. Diese Skythen kamen aus zwei Richtungen ins Iranische Plateau, die erste Gruppe wählte den Weg von Marvrud (zwischen Balkh und Chorasan) nach Hekatompylos [Sad Darvâze, heute im Gebiet zwischen der Dâmqân und Šâhrud in Iran] und Ekbatana und in die Umgebung von Babylonien; und die andere Gruppe wählte den Weg von Marvrud und kam in Herat an und von da in das Gebiet Drangianen (heute Sistân) [Zarangiyân] und gründeten den Staat Sakestân (heute Sistân). Diese Skythen suchten nach neuen Weideländern und Gebieten, in denen sie sich ansässig machen wollten. Diese Skythen unterteilten sich in drei Stämme:

– Amyrgian Skythen, die im Pamir-Gebiet lebten und nach ihrem König Amorges genannt wurden; sie verloren später ihr Stammland Amyrgian und Ferghanatal [Farqâne].

– Sacaraucae oder die Rawaka Skythen, die im Norden des Syrdarja lebten und vielleicht war ihr Stammland das Ili-Tal.

– Massageten, der wohl größte Stamm, der in den Steppen am Kaspischen Meer im Norden des Daha [Dâha] unter dem Gebiet des Amudarja lebten.

Diese Skythen sprachen untereinander eine iranische Sprache, aber die Sprache der Sacaraucae oder die Rawaka Skythen, die manche als Chang-Kaen (Kang-Kaiu) Stämme identifizieren wollen, waren mit einigen türkischen Elementen vermischt. Die Massageten bestanden auch wieder unter sich aus mehreren Sippen; die weniger fortschrittlichen Sippen lebten an Flussufern und ernährten sich von der Fischerei, und die fortschrittlichen waren als Bauern beschäftigt. Die Invasion der Zeltbewohner Yuezhi in das Griechisch-Baktrische Reich und der Fall dieses Reiches durch sie war der Grund einer der letzten Völkerwanderungen der Völker Zentralasiens; denn durch den Bau der Chinesischen Mauer auf Befehl des Kaisers Qin Shihuangdi konnten die Hunnen und andere Völker nicht mehr in China einfallen. Die Hunnen wechselten daher die Richtung und nahmen sich die Stammländer der Yuezhi und diese wiederum verdrängten die Skythen und verjagten sie aus ihren Gebieten und die Skyten marschierten dann ins Iranische Plateau. Die Skythen, die nun ins parthische Reich einmarschierten, waren aus den Stämmen Sacaraucae und die meisten Massageten. Nach chinesischen Quellen hatten sie Bogenschützenreiter und die Sacaraucaen hatten zuerst 90 Tausend Reiter, die sich später auf 120 Tausend belief und jede Familie hatte einen Bogenschützenreiter“.

All diese Skythen und Yuezhi Stämme waren iranische Völker. Die Skythen waren die Stämme, die im Relief Darius des Großen in den Inschriften von Bagastâna [Behistun] als Sakâ ha’umavargâ [Die Ha’uma trinkenden Skythen] beschrieben wurden; diese Skythen waren nicht vom Glauben her Mazdayasna [Zoroastrier], sondern waren Mitrayasna [Mithra Kult] und bewahrten und praktizierten diesen Glauben an Mithra für Jahrhunderte weiter. Ihre Stammländer im Osten des Syrdarja Gebietes waren schon von den Turkstämmen besiedelt und sie wurden verjagt; aber diese Länder und Gebiete behielten ihren ursprünglichen Namen Turân (Turan) bei der iranischen Bevölkerung von Sogdien für immer und auch in der Sassaniden Epoche bis mehrere Jahrhunderte in der Samaniden Zeit hinein. Die iranischen Völker von Sogdien und Baktrien nannten von nun an auch die Türken, die diese Länder bewohnten, Turaner [Turâniyân] (d. h., die Bewohner des Landes Turan). So wie Iraner Anatolien in der Zeit der Osmanen Rum (Rûm/Roum) nannten und die osmanischen Türken Rumiyân (Rûmer); der Titel Rumi, der Moulânâ gegeben wurde, ist ein Adjektiv, denn Mulânâ lebte schon zur Zeit der türkischen Herrschaft über diese Gebiete in Rûm, die seit Jahrhunderten den Osmanen gehörten und seine Herrscher waren Türken, die nun die persische Sprache und Kultur erlernt hatten und sich iranische Namen wie Key Kâvus und Key Kobâd gaben. Aus dem Grund wurde später durch einen fatalen Fehler der muslimischen Historiker das Gebiet und Land Turan als türkisches Land festgelegt und sogar der erhabene Ferdowsi machte den Fehler und bezeichnete die iranischen Völker und ihre Kriege (historisch und mythisch) im Gebiet Turan als Türken und Kriege gegen die Türken; und es kam und kommt den Separatisten und Pantürkisten wie gerufen, ohne weiter in der Geschichte zu forschen, plötzlich aus dem berühmtesten turanischen Helden, der ja einen durch und durch iranisch-arischen Namen Apar Aspeya hatte, einen Afrâsiyâbe Tork (!) zu machen, und plötzlich wird das Šâhnâme nur noch über die Kriege zwischen den Türken und Iranern heißen. Der altiranische Name Apar Aspeya wurde nach der Islamisierung durch die muslimischen Historiker verändert, denn der iranische Name Apar Aspeya war ein Zungenbrecher für die Araber, daher wurde aus Apar Aspeya die arabische Form Afrâsiyâb, die für die Araber leichter zum Aussprechen war! Und Ferdowsi verwendete die arabische Form des Namens.

Wie schon erwähnt, wurde Phraates II im Kampf gegen die Skyten zwischen 128 u. 127 v. Chr. getötet, und der Ort des Geschehens ist ein Gebiet im Norden des heutigen Afghanistans. Durch seinen Tod hat die Säuberung Asiens von den Griechen ein Ende gefunden, und die Seleukiden konnten im Westen des iranischen Territoriums für einige Jahre noch sehr geschwächt regieren, um später durch die Römer endgültig abgelöst zu werden.

[Quellen: Ferdowsi, Šâhnâme; Mas’udi, Attanbih Val-Ašrâf (at-tanbīh wa-l-ašrāf); Bâbâ Reyhân Biruni, al-Athar al-baqiya an al-qurun al-chaliya; Hasan Taqizâde, Bist Maqâle (Zwanzig Artikel); Dr. Amir Hoseyn Xonji, Irânzamin; Malcolm A. R. Colledge, Die politische und gesellschaftliche Geschichte der Parther, Arsakiden oder der antiken Pahlavi Dynastie; Saint Martin, Paris 1850, Fragments d’une Histoire des Arsacides; Saint Martin, Paris 1938, Recherches Sur L’histoire Et La Géographie De La Mésène Et De La Characène; Abdüllatif Suphi Paşa 1862, İbretlerin Eki; George Rawlinson, New York 1873 The sixth great Oriental monarchy; or, The geography, history, & antiquities of Parthia; George Rawlinson, New York 1893, Parthia; Hermann Alfred Freiherr von Gutschmid, 1888, Geschichte Irans und seiner Nachbarländer von Alexander dem Großen bis zum Untergang der Arsakiden; Neilson Carel Debevoise, Chicago 1939, History of Parthia; Malcolm A. R. College, London 1967 The Parthians; Strabon Buch XI (Kleinasien); Josef Markwart, Eranshahr; Richard Nelson Frye, The Heritage of Persia; Roland G. Kent, 1953, Old Persian; Bouchon, choix des historiens Grecs, Paris 1744; Arrianus Flavius; Marcus Iunianus Iustinus; Tarn, Parthia; Leon Diakonos, Arsakiden; Strabon; Posidonius von Rhodos; N. Debevoise, A Political History of Parthia; William James Durant, Ancient Greece [Die Geschichte des antiken Griechenlands]; Hassan Pirnia, Irâne Bâstân [Der antike Iran]; Diodorus;  E’temâdos Saltane, Târixe Aškân [Die Geschichte der Arsakiden]; Sir Percy Molesworth Sykes, A History of Persia; Dr. Mohammad Javâd Maškur, Irân dar ahde bâstân;  Isidoros von Charax, Mansiones Parthicae [Parthische Wegstationen], Das Parther Reich mit seinen Provinzen (Gebieten); Michail M Diakonov, Arsakiden; Ghirshman, L’Iran et la migration des Indo-Aryens et des Iraniens; Gnaeus Pompeius Trogus Historiae Philippicae (Buch XLII), Kapitel 2; Plutarch Buch Lukullus; Plutarch Buch Sulla]

Der Teil 10 dieser Reihe

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