Die Friedensverhandlungen von Pompeius zwischen dem Iran und Armenien
Wie schon berichtet, wollte nun Pompeius nach seinen Eroberungen in Anatolien und Syrien das Königreich Armenien und das Zweistromland erobern und diese Gebiete zum römischen Reich annektieren. Die Eroberungen waren ihm in den Kopf gestiegen, daher kontaktierte er insgeheim einige Herrscher im Zweistromland und in Chuzestan und versprach ihnen wie sein Vorgänger Alexander von Makedonien, der in der Zeit Darius III dieselben Lügen und Versprechungen machte, den Herrschern in diesen Gebieten Unabhängigkeit zu geben. Durch diese Kontakte und Versprechungen bereitete er alles vor, um das Parther Reich zu attackieren, denn er dachte, wenn er jetzt den Parther König zu einem Krieg gegen sich zwingt, würde er bestimmt als Sieger hervorgehen.
Entgegen dem Abkommen zwischen Rom und dem Parther Reich, in dem Rom versprach Armenien nicht zu überfallen, überfiel Rom Armenien, nachdem es einen Keil zwischen Tigranes II und seinem Sohn trieb und eroberte Armenien und ließ Armenien durch einen Vasallenkönig, der Rom treu ergeben war, beherrschen; unter dem Vorwand, dass das Gebiet Amida/Amed (heutige Diyarbakır) früher Armenien gehörte, marschierte er mit einer Armee dort ein und besetzte dieses Gebiet. Das Gebiet Amida gehörte dem Parther Reich und Phraates III wollte und konnte das Gebiet wegen der innenpolitischen Schwierigkeiten nicht wieder erobern; er versuchte durch eine Friedensdelegation, die er zu Pompeius schickte, Rom an sein Abkommen, Armenien nicht zu überfallen, zu erinnern, denn obwohl Phraates III der Schwiegervater von Tigranes II, seinen Schwiegersohn Tigranes II sehr hasste, musste er gegen die Besatzung Armeniens durch Pompeius protestieren. Aber Pompeius, der jetzt sehr eitel und hochmütig war, lehnte den Besuch der Friedensdelegation ab und ließ ausrichten, dass die Römer nun die Erben Alexanders von Makedonien wären und er (Pompeius) würde das Königreich der Parther und seinen König als Šâhanšah [Kaiser] nicht anerkennen.
Im Jahr 64 v. Chr., als Pompeius in Syrien war, schickte Phraates III eine Armee nach Armenien, deren Feldherr sein Schwiegersohn und der jüngere Bruder von Tigranes II war. Der Feldherr Sâri Ester hatte am Anfang keine Fortschritte gemacht, aber nach einer Weile musste der alte Tigranes II Hilfe bei Pompeius suchen. Da Pompeius nach dem Abkommen mit dem Parther Reich nicht die Erlaubnis von Rom hatte gegen Phraates III zu kämpfen und insgeheim mal dem parthischen König mal Tigranes II Versprechungen machte, schlug er vor als Schlichter zwischen den beiden Königen zu dienen, was beide auch akzeptierten. Rawlinson in seinem Buch Parthia, S. 142 und N. Debevoise in seinem Buch A Political History of Parthia, S. 56 schreiben: „Pompeius schickte drei römische Persönlichkeiten als Schlichter, die dann nicht gerecht waren und wie Pompeius es wollte für Tigranes II Partei ergriffen; sie entschieden sich, dass das Gebiet Adiabene unter der Kontrolle und Herrschaft Phraates III bleiben solle und Korduene (Gordiene) [Kordestân] und Nisibin Tigranes II überlassen werden solle, außerdem verlor Phraates III den westlichen Teil des Zweistromlandes an den arabischen König, der Mazares (Maz’ur) hieß und dessen Königtitel Abgar II war; er war ein Freund von Pompeius und Verbündeter des römischen Reiches. Auch ein Araber namens Alchaudonius besetzte den Westen des Euphrat; die Proteste von Phraates III waren vergebens. Phraates hatte durch seine falsche und passive Politik das Ansehen des Parther Reiches geschwächt und der Verlust der iranischen Gebiete war ein Grund für den Megistanes Rat [Mehestân] ihn abzudanken zu lassen und nach einer Gerichtsverhandlung zum Tode durch Gift zu verurteilen (58 oder 57 v. Chr.)“. Die Vollstrecker waren seine Söhne, der spätere Arsakes XII (Mithridates III) und Arsakes XIII (Orodes I).
Mithridates III [Mithradâta/Mehrdâd III] oder Arsakes XII
Als Mithridates III den Thron bestieg, begann er einen Feldzug nach Anatolien und eroberte Amida wieder und das Gebiet gehörte wieder dem parthischen Reich. Mithridates III wurde nach diesem Sieg sehr hochmütig und schickte seinen Bruder Orodes ins Exil und fing an mit eiserner Hand und brutal zu regieren, und er war bei seiner Tyrannei soweit gegangen, dass der Megistanes Rat ihn absetzte und seinen Bruder Orodes I (Arsakes XIII) [Orvant I] statt seiner zum neuen König ausrief. Justinus schreibt im Buch XLII, Kapitel 14: „Aber um Mithridates III (Arsakes XII) nicht unzufrieden werden zu lassen, sodass er sich mit Rom verbündet und einen Verrat begeht, gab der Megistanes Rat Mithridates III die Herrschaft über Medien (Media Magna) und dem Zweistromland (antike Kaledonien)“.
Der Verrat Mithridates III und der Beginn des Kaisertums von Orodes I [Orvant I/ Hur’a’odha I] oder Arsakes XIII
Wie schon berichtet gab der Megistanes Rat Mithridates III die Herrschaft über Teile des parthischen Reiches, aber Mithridates war unzufrieden und griff permanent das Reich seines Bruders an, sodass diesmal Orodes I ihn von der Herrschaft beider Länder enteignet hatte. Plutarch schreibt im Buch Crassus, Passage 17 bis 21: „Mithridates floh zu Gabinius, dem römischen Prokonsul von Syrien, und dieser hatte bereits den Euphrat überquert, um ihn mit Waffengewalt wieder einzusetzen, als er von Pompeius den Befehl erhielt, den vertriebenen König Ptolemäus XI nach Ägypten zurückzuführen (55 v. Chr.). Das Geld, das Ptolemäus XI Gabinius schenkte, war mehr als das, was Mithridates III Gabinius geben wollte, deshalb zog Gabinius es vor Ptolemäus zu helfen, unter dem Vorwand, dass der Befehl von Pompeius sehr wichtig wäre, ohne die Entscheidung des römischen Senats abzuwarten, nahm er von Ptolemäus 12 Tausend Talente Gold als Bestechungssumme. Als Mithridates III wegen des Verhaltens von Gabinius protestierte, gab dieser den Befehl Mithridates III in Gewahrsam zu nehmen und machte sich dann auf den Weg nach Ägypten. Gabinius dachte, es könnte sein, dass Mithridates III sich bei Pompeius über dieses Verhalten beschweren würde, daher bekam er insgeheim etwas Geld von Mithridates III und ließ ihn dann fliehen. Gabinius wurde durch den römischen Senat wegen Bestechung verurteilt und musste den Betrag, der Mithridates III ihm bezahlte, dem Senat zurückgeben. Mithridates III suchte bei einem arabischen Stamm in der Nähe Babyloniens Asyl und konnte durch die Hilfe des Stammes Babylonien und Seleukia erobern und die Statthalter von Orodes I aus diesen Städten verjagen. Diese arabischen Stämme wurden früher durch Tigranes im Zweistromland angesiedelt. Mithridates III schaffte es für einige Jahre im Zweistromland zu herrschen und Orodes vom Thron zu vertreiben. Der Erfolg war aber von kurzer Dauer:
Orodes kehrte auf den Thron zurück, wesentlich durch den Verdienst des Surenas [Surena], dessen Familie das wichtige Amt inne hatte, die Könige zu krönen. Er war ein junger Mann, der an Reichtum, Adel und Ansehen der Zweite nach dem König war, an Tapferkeit und Klugheit in der Staatskunst aber der Erste war. Er gehörte dem Megistanes Rat an und seine Familie gehörte zu den 7 Stämmen und Familien, die im Reich herrschten. Seine Familie hatte seit Ewigkeiten die Aufgabe inne gehabt dem neuen König die Krone aufs Haupt zu setzen und den königlichen Gürtel um die Taille zu binden. Er war der meist gut aussehende und hübscheste Mann seiner Zeit; er schminkte sein Gesicht und die Haare sehr fein und immer wenn er stand, war er einen Kopf größer als alle anderen; er hatte 10 Tausend Mann unter seinem Befehl, die alle aus seiner Familie und seinem Stamm waren. Während der Kriege gegen die Römer kämpfte er tagsüber und feierte nachts. Orodes erstürmte mit Surenas Seleukia; Mithridates floh wieder nach Babylon, das nach langer Belagerung durch Hunger zur Übergabe genötigt wurde. Mithridates gab sich selbst in die Hände seines Bruders“. Der Megistanes Rat hatte nach einer Sitzung und Gerichtsverhandlung beschlossen, dass Mithridates wegen seines Verrates, zu Gabinius zu fliehen, um mit seiner Hilfe an die Macht zu kommen, und die iranischen Gebiete in Unruhe zu versetzen, zum Tode verurteilt wird; er wurde noch vor den Füßen Orodes I getötet (55 v. Chr.) und dem König war das Land und seine Erhabenheit wichtiger als die Bruderliebe.
Orodes I [Orvant I/ Hur’a’odha I] oder Arsakes XIII
Bevor wir über Orodes I berichten, werden wir ein Gesamtbild der damaligen Herrschaftsgebiete und Länder und ihren Aufteilungen geben. Dr. Mohammad Javâd Maškur schreibt in seinem Buch Irân dar ahde bâstân [Iran in der antiken Zeit] auf den Seiten 362 bis 371: „Zu jener Zeit war die Lage in Nahost und im Mittleren Osten so: Die Römer hatten fast ganz Kleinasien erobert. Im Jahr 67 v. Chr. hatten die Römer unter dem Vorwand, die Piraten zu vernichten, Kilikien besetzt; das Zentralplateau Galatia (Galatien) und der östliche Teil Pontos wurden von Tetrarch Deiotaros, der vom römischen Senat als Herrscher gewählt wurde, regiert. Die östlichen Teile von Kleinasien wurden fast alle von Königen beherrscht, die jetzt entweder Vasallenkönige der Römer waren oder mit ihnen sich verbündet hatten, wie Tigranes II in Armenien, Ariobarzanes in Kappadokien, Antiochos IV in Kommagene. Im Kaukasus waren die Könige von Iberien/Georgien nach den Feldzügen von Pompeius zwischen 65 – 44 v. Chr. Vasallenkönige der Römer. In Korduene (Gordiene), das in syrisch-aramäischer Sprache als Beth Qardu bezeichnet wurde, herrschte ein König, der formell ein Vasallenkönig der Parther war. Das Land Adiabene mit seiner Hauptstadt Arbela, Mesopotamien zwischen den Flüssen Lycus (Großer Zab) und Caprus (Kleiner Zab), Arzanene (heute Erzurum) und Nisibin (in syrisch-aramäisch Beth Arbaya) gehörten dem Parther Reich. In Sophene, Edessa oder Osrhoene [Xosrovâne] (heute Urfa) regierte eine semitische Dynastie, die als Abgar Könige (Abgarus) bekannt waren, sie waren auch Vasallenkönige des Parther Reiches. Das Land zwischen dem Tigris und dem iranischem Plateau im nordosten der Stadt Ktesiphon [in Pahlavi: Te Si Fun] in syrisch-aramäisch Beth Garmai [Garmakân] wurde auch durch Könige regiert, die Vasallenkönige der Parther waren und ihre Hauptstadt war Karxeni (heute Kirkuk). Im Süden des Zweistromlandes lag der Vasallenstaat Charkene (Mesene) des Parther Reiches. Das Herrschaftsgebiet von Charakene grenzte bis an die Flussmündung der Flüsse Euphrat und Tigris; manchmal auch bis nach Norden. Die Könige von Charakene hatten gewisse Unabhängigkeit bei der Staatsführung. Im Osten von Nord-Chuzestan war das kleine Königreich Elymais, das bis an die Berghänge des Zagros Gebirges auf der anderen Seite von Susa [Šuš] reichte und unabhängig war; aber der Satrap von Susa wurde immer von den Parther Königen ernannt. Die Zahl der eliymaischen Könige ist uns unbekannt und es gibt leider nicht genügend Informationen über sie, denn diese Gebiete sind bis heute nicht gründlich erforscht worden, aber durch wenige Münzen und 4 Inschriften im Engpass von Sarvak in Chuzestan wissen wir, dass die Bevölkerung hier Aramäisch sprach. Seit der Zeit der Seleukiden (3. Jh. v. Chr.) herrschten in Pârse (Persis) Könige, die sich in aramäischer Sprache Malka nannten und auf ihren Münzen, die Herzfeld entschlüsselt hatte, hießen sie Fratadar. Diese Könige herrschten seit der Zeit, als Alexander der Bruder von Molon, der Satrap von Pârse, sich von Antiochos III von den Seleukiden für unabhängig erklärte; die Pârse Könige bezeichneten sich als die Nachfolger der Achämeniden“.
Ab dem Jahr 63 v. Chr. wurde Syrien zur römischen Provinz und die Küsten von Palästina gehörten ebenso dazu und die einheimische Dynastie der Hasmonäer verlor ihre Unabhängigkeit. Somit beherrschte Rom die gesamten Küstengebiete Kleinasiens und den östlichen Teil des Mittelmeeres und die Länder in diesen Gebieten waren alle Vasallenstaaten und ihre Könige und Herrscher herrschten für Rom. Damit waren nicht nur Armenien, Kappadokien und Kommagene, alle entlang des Euphrats, die Verbündeten der Römer, die jetzt an der Grenze zum Parther Reich lagen, sondern auch Syrien, das jetzt als eine römische Provinz zu den Nachbarn des Iran zählte.
Die Frage, die meistens gestellt wird, ist, woher der Name Syrien kommt? Schon in der Achämeniden Epoche wurde dieses Gebiet und spätere Satrapie Ašuriya genannt, weil diese Satrapie in ihrer Geschichte als Assyrien (assyrisches Reich) bekannt war. Da die Griechen den Buchstaben Š (sch) nicht in ihrem Alphabet hatten, nannten sie fortan Ašuriya Ασσυρία (ausgesprochen: Assiria), danach nannten die Römer das Land auch Assiria und dieser Name ist bis heute in der Form erhalten geblieben. Die Iraner hatten aber in der Zeit der Achämeniden und Arsakiden alle Länder und Gebiete jenseits des Flusses Eurphrat bis zum Mittelmeer (Mediterrane) Šâm genannt, denn Šâm bedeutet in der persischen Sprache der Westen oder das Westland.
[Quellen: Ferdowsi, Šâhnâme; Mas’udi, Attanbih Val-Ašrâf (at-tanbīh wa-l-ašrāf); Bâbâ Reyhân Biruni, al-Athar al-baqiya an al-qurun al-chaliya; Hasan Taqizâde, Bist Maqâle (Zwanzig Artikel); Dr. Amir Hoseyn Xonji, Irânzamin; Malcolm A. R. Colledge, Die politische und gesellschaftliche Geschichte der Parther, Arsakiden oder der antiken Pahlavi Dynastie; Saint Martin, Paris 1850, Fragments d’une Histoire des Arsacides; Saint Martin, Paris 1938, Recherches Sur L’histoire Et La Géographie De La Mésène Et De La Characène; Abdüllatif Suphi Paşa 1862, İbretlerin Eki; George Rawlinson, New York 1873 The sixth great Oriental monarchy; or, The geography, history, & antiquities of Parthia; George Rawlinson, New York 1893, Parthia; Hermann Alfred Freiherr von Gutschmid, 1888, Geschichte Irans und seiner Nachbarländer von Alexander dem Großen bis zum Untergang der Arsakiden; Neilson Carel Debevoise, Chicago 1939, History of Parthia; Malcolm A. R. College, London 1967 The Parthians; Strabon Buch XI (Kleinasien); Josef Markwart, Eranshahr; Richard Nelson Frye, The Heritage of Persia; Roland G. Kent, 1953, Old Persian; Bouchon, choix des historiens Grecs, Paris 1744; Arrianus Flavius; Marcus Iunianus Iustinus; Tarn, Parthia; Leon Diakonos, Arsakiden; Strabon; Posidonius von Rhodos; N. Debevoise, A Political History of Parthia; William James Durant, Ancient Greece [Die Geschichte des antiken Griechenlands]; Hassan Pirnia, Irâne Bâstân [Der antike Iran]; Diodorus; E’temâdos Saltane, Târixe Aškân [Die Geschichte der Arsakiden]; Sir Percy Molesworth Sykes, A History of Persia; Dr. Mohammad Javâd Maškur, Irân dar ahde bâstân; Isidoros von Charax, Mansiones Parthicae [Parthische Wegstationen], Das Parther Reich mit seinen Provinzen (Gebieten); Michail M Diakonov, Arsakiden; Ghirshman, L’Iran et la migration des Indo-Aryens et des Iraniens; Gnaeus Pompeius Trogus Historiae Philippicae (Buch XLII), Kapitel2; Plutarch Buch Lukullus; Plutarch Buch Sulla]
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Sehr interessant. Allerdings haben die Hellenen ursprünglich y(υ) wie u ausgesprochen, was man gerade auch an der Transliteration von Ašuriya zu Ασσυρία sehen kann. Später wurde es wie y im Deutschen, und schließlich im Neugriechischen wie i ausgesprochen.
Nachtrag: y wie ü im Deutschen.