Auseinandersetzungen in Rom
In der Zwischenzeit gab es Auseinandersetzungen zwischen den Führern in Rom und der Bürgerkrieg brach aus. Nach der Niederlage von Pompeius in Pharsalos (eine Stadt in Thessalien, Griechenland) vor Cäsar (48 v. Chr.) verhandelte Pompeius mit Orodes über eine mögliche militärische Hilfe und beschloss sogar beim arsakidischen Kaiser Asyl zu suchen, denn die Arsakiden waren insgeheim für Pompeius und gegen Cäsar. Die Arsakiden wussten, dass wenn Cäsar siegreich sein sollte, würde er aus Rache wegen des getöteten Sohnes von Crassus im Krieg gegen den Iran einen neuen Feldzug unternehmen. Gutschmid schreibt in seinem Buch Geschichte Irans und seiner Nachbarländer, auf der Seite 93, dass Orodes Pompeius die Botschaft schickte, er wäre einverstanden sich mit ihm gegen Cäsar zu verbünden, wenn Pompeius ihm verspreche, Syrien dem Iran zu überlassen. Pompeius lehnte den Vorschlag ab, weil der Senat in Rom damit nicht einverstanden war.
Pakoros Feldzug nach Syrien
Die Verwirrung und das Chaos in Rom gaben Pakoros [Pâkur] den Grund einen Feldzug gegen Syrien zu führen; der Feldzug fand im Winter des Jahres 49 v. Chr. statt, denn Pompeius und danach Cäsar waren getötet worden, und es herrschte in Rom Anarchie und jeder General und jeder Heerführer beanspruchte die Macht für sich und revoltierte.
N. Debevoise schreibt in seinem Buch A Political History of Parthia, auf den Seiten 85 – 86, „dass Cäsar in den letzten Jahren vor seinem Tod beschlossen hatte, eine große Armee nach Asien zu schicken, um ein für alle Mal die Parther zu besiegen. Aber weil Rom in Schwierigkeiten geriet, schickte Cäsar zuerst seinen Neffen Gaius Octavius nach Apollonia, um Philosophie zu studieren, aber in Wahrheit sollte er über die Parther genug Informationen bezüglich ihrer Kampfkunst und der Stärke ihrer Kräfte und Armeen sammeln; diese Informationen sollten Cäsar bei seinem Vorhaben, einen großen Krieg gegen die Parther zu führen, behilflich sein. Danach sammelte Cäsar eine Armee aus Infanteristen mit 18 Legionen und eine Kavallerie, bestehend aus 10.000 Reitern. Er schickte seinen Legat Marcus Acilius Caninus mit 6 Legionen aus Regimenten von Infanteristen, mit leichten Waffen, und Reitern nach Apollonia. Er schickte auch eine Legion als Spähtrupp nach Syrien; währenddessen schickte er eine große Menge an reinem Gold nach Kleinasien, um den Krieg zu finanzieren. Cäsar ließ auch eine große Menge an Waffen in der Stadt Demetrias, in Thessalien / Griechenland lagern; und wollte mit dieser großen Ansammlung an Armeen und Waffen in das Parther Reich einmarschieren; aber seine Ermordung im März 44 v. Chr. hatte seinem Vorhaben ein Ende bereitet, und somit war das Parther Reich vor einer großen Gefahr verschont geblieben.“
Gutschmid schreibt weiter in seinem Buch Geschichte Irans und seiner Nachbarländer, auf der Seite 93 bezüglich der Auseinandersetzungen der Römer außerhalb Roms: „Als der pompejanische Parteigänger Cäcilius Bassus sich in Syrien gegen Cäsar erhoben hatte und nahe daran war, gegen dessen Feldherrn Antistius Vetus zu unterliegen, rettete ihn ein plötzlich erscheinendes starkes Parther Heer, geführt von Pakoros, sie zogen aber nach kurzer Zeit, bei Anbruch des Winters, im Dezember 45 v. Chr. wieder ab.“ Somit intervenierten die Parther gelegentlich, damit die schwächere Partei nicht besiegt wird und so halfen sie beiden Seiten! Gutschmid schreibt weiter: „Dann stieß im Jahre 43 v. Chr. ein Hilfscorps von parthischen Hippotoxoten zu Cassius nach Syrien, das dieser in die Heimat entließ, als er aufbrach, um mit Brutus vereint gegen die Triumvirn zu ziehen. Gleichzeitig ging Quintus Labienus als Gesandter Beider zum Partherkönig, um mit diesem über eine Hilfsleistung in größerem Stile zu verhandeln. Orodes hatte aber keine Eile sich zu entscheiden; darüber traf die Nachricht von der Schlacht bei Philippi ein, und Labienus blieb notgedrungen bei den Parthern. Erst im Jahre 40 v. Chr. ließ sich Orodes durch das Zureden dieses Flüchtlings bewegen, in seiner Begleitung Pakoros mit einem großen Heer in Syrien einfallen zu lassen. Von den römischen Besatzungstruppen, die aus ehemaligen Soldaten des Brutus und Cassius bestanden, welche Antonius unter sein Heer gestellt hatte, traten zuerst die im Gebiete von Apamea stehenden Soldaten zu Labienus über. Der Legat Decidius Saxa, der Syrien für Antonius regierte, wurde in einer Schlacht geschlagen und entfloh im Schutze der Dunkelheit aus dem Lager aus Furcht vor seinen eigenen Soldaten. Darauf fiel Apamea und nicht lange danach die Hauptstadt Antiochia und ganz Syrien den Parthern in die Hände; Saxa floh nach Kilikien, wurde aber eingeholt und getötet. Hierauf zog Pakoros die große Straße am Meer entlang, und alle phönizischen Städte, außer Tyrus, unterwarfen sich ihm. […] Durch Gerechtigkeit und Milde gewann Pakoros die Herzen der Syrer.“
Die Parther waren gute Freunde der Juden
Zwischen den Völkern in der antiken Zeit waren die Juden eines der Völker, die sehr mit den Parthern sympathisierten und zu den wahren Freunden und Anhängern der Arsakiden zählten. Die Juden hofften, dass nun diese ehrbaren Parther, die in Asien zu einer großen Macht geworden waren, sie unterstützen werden.
Die jüdischen Minderheiten aus Babylonien, die in anderen iranischen Städten leben, genossen die Unterstützung der Parther, und diese gaben ihnen die Freiheit ihre religiöse Tradition zu leben. Während der Zeit von Antiochos VII. Eumenes (138 – 129 v. Chr.) wurde ein Pakt der Freundschaft zwischen den Parthern und Juden geschlossen, um einander zu helfen. Der hasmonäische König Johannes Hyrkanos I. (134 – 104 v. Chr.) konnte durch die moralische Unterstützung der Parther einige der syrischen Städte erobern; im heiligen Buch des Talmud wurde darüber berichtet. Auch in der Zeit des anderen hasmonäischen Königs Alexander Jannäus (130 – 78 v. Chr.) wurde eine Delegation des Parther Reiches nach Jerusalem geschickt, um den Freundschaftspakt wieder zu bestätigen. Der Sieg der Parther bei der Schlacht von Carrhae und der Tod von Crassus hatte den Platz der Parther bei den Juden mehr denn je gefestigt und die Zahl der jüdischen Anhänger der Parther in den von Römern besetzten Gebieten, war drastisch in die Höhe gestiegen.
Pakoros zweiter Feldzug; sein Tod und das Ende von Orodes I
Gutschmid schreibt in seinem Buch Geschichte Irans und seiner Nachbarländer, darüber: „Im Jahre 39 v. Chr. erschien der Feldherr von Antonius Ventidius Bassus unerwartet in Asien und trieb Labienus, der nur die neu ausgehobenen Provinzen aufzuweisen hatte, ohne Kampf aus dem Lande und verfolgte ihn bis an den Taurus. Hier kamen ihm die Parther zur Hilfe, griffen aber, ohne auf Labienus zu warten, Ventidius in einer gedeckten Stellung unvorsichtig an, wo alle Vorteile auf seiner Seite waren und erlitten eine erste Niederlage, die auch den Ruin der Truppen des Labienus zur Folge hatte ; diese wurden teils zersprengt, teils zur Übergabe genötigt, der Führer selbst verbarg sich in Kilikien, fiel aber dem ägyptischen Statthalter von Zypern in die Hände und wurde hingerichtet. Ventidius gewann zunächst Kilikien wieder und schickte seinen Legaten Pompädius Silo, um die Amanus Pässe zu besetzen; hier geriet er durch Phranipates, den tüchtigsten unter den Unterfeldherren des Pakoros in arge Bedrängnis. Ventidius kam ihm aber noch zur rechten Zeit zu Hilfe und wendete das Schicksal jenes Tages, da nun die Übermacht auf römischer Seite war: am Hügel Trapezon nördlich vom Orontes Tal wurden die Parther entscheidend geschlagen, Phranipates fiel, und diese zweite Niederlage hatte zur Folge, dass die Parther Syrien verlassen mussten. Ventidius unterwarf Syrien und Palästina von Neuem; während er aber noch mit der Unterwerfung beschäftigt war und seine Truppen in den Winterquartieren zerstreut waren, fielen die Parther mit einem Heer von über 20.000 Mann, unter denen die als Panzerreiter dienenden Freien besonders stark vertreten waren, wieder in Syrien ein. Ventidius verleitete durch einen cyrrestischen Dynasten, der, wie er wusste, den Parthern Späherdienste leistete, ihren Führer Pakoros, statt bei Zeugma auf einem Umwege stromabwärts des Euphrats zu marschieren, wo das Brückenschlagen große Mühe machte; so trat für die Parther ein Zeitverlust von über 40 Tagen ein, und sie waren erst zur Stelle drei Tage, nachdem die von Ventidius hauptsächlich erwarteten Legionen von jenseits des Taurus aus Kappadokien eingetroffen waren. Bei der cyrrestischen Stadt Gindarus und dem nahe gelegenen Herkules Heiligtum kam es, angeblich am Jahrestag der Niederlage des Crassus, am 9. Juni 38 v. Chr., zur Schlacht, die mit der völligen Vernichtung des parthischen Heeres endete.
Der junge Pakoros selbst fiel tapfer kämpfend; seinen Kopf schickten die Römer nach Syrien, um den Städten, die sich noch nicht unterworfen hatten, die Hoffnungslosigkeit künftigen Widerstandes zu zeigen. In der Tat war das ganze Land ohne Mühe pazifiziert; nur Aradus konnte erst nach langer Belagerung genommen werden, und in Judäa bedurfte es, obwohl König Antigonus sich schon vorher Ventidius unterworfen hatte, in Folge der Intrigen des Herodes noch eines blutigen Krieges und einer 3 monatigen Belagerung Jerusalems, um die Bevölkerung zu zwingen, sich dem Joch der Römer und ihres idumäischen Schützlings zu fügen.“ Die Römer mussten den abgetrennten Kopf des tapferen Prinzen Pakoros als Zeichen ihres Sieges zur Schau stellen, weil die Lokalkönige immer noch auf der Seite der Parther kämpften und sie unterstützen, darunter waren nach dem König Antigonus von Judäs, die Könige Antiochos von Kommagene, Lisanias der Fürst von Iturea, der König der Araber Malichus I. von Nabatäern und der Hasmonäer König Antigonos.
Gutschmid weiter: „Der Tod seines Lieblingssohnes war ein furchtbarer Schlag für den bereits im Greisenalter stehenden König Orodes. Er ernannte noch zu Lebzeiten den Zweitältesten seiner anderen 30 Söhne, mit Namen Phraates, zum König. Dieser begann seine Herrschaft damit, dass er seine von der Tochter des kommagenischen Königs Antiochos geborenen Brüder, die ihm wegen der vornehmeren Herkunft gefährlich schienen, ermordete und ebenso erwürgte er den Vater, der seinen Zorn darüber nicht verbarg, nachdem ein Vergiftungsversuch erfolglos geblieben war im Jahre 37 v. Chr. Die Regierung des Orodes stellt den Höhepunkt der Arsakiden Macht dar.“
Manche der Historiker bezeichnen den Prinzen Pakoros als Arsakes XIV, denn Pakoros war noch zu Lebzeiten seines Vaters Orodes I. auch ein Mitregent und hatte für eine Zeit lang in Syrien als König geherrscht; denn während der Jahre 38 und 37 v. Chr. war das gesamte Syrien unter seiner Herrschaft. E’temâdos Saltane schreibt in seinem Buch Târixe Aškân [Die Geschichte der Arsakiden] Justinus (Buch 41, Kapitel 4) zitierend: „Orodes verließ sein Gemach wegen des Todes seines Sohnes Pakoros für einige Tage nicht; er sah niemanden und aß nicht mehr. Ihm befiel eine Art irrsinniges Schweigen, sodass die Regierungsführer davon ausgingen, er wäre stumm geworden. Nach ein paar Tagen, als er sich beruhigte, war das erste Wort, das er aussprach, Pakoros, und als ob sein geliebter Sohn anwesend wäre, fing er an mit ihm laut zu sprechen; sobald er aber zu sich kam und merkte, dass sein Sohn nicht da war und getötet worden war, fing er bitterlich an zu weinen. Obwohl er außer Pakoros noch weitere 30 Söhne hatte, konnte sich keiner von ihnen mit Pakoros in Schönheit und Vollkommenheit messen; deswegen ernannte er Pakoros zu seinem Kronprinzen und Nachfolger.
Er trauerte solange, bis er an Wassersucht erkrankte und nach einer Weile musste er durch die Entscheidung des Megisthanes [Mehestân] Rates einen Nachfolger ernennen. Er ernannte seinen zweitältesten Sohn Phraates [Frahâta/Farhâd] zu seinem Nachfolger, er überließ ihm die Geschäfte des Regierens und er selbst war nur noch ein Beobachter. Dieser Sohn aber, war von der Seite der Mutter her nicht von reinem Blut, denn seine Mutter war eine griechische Tänzerin gewesen und spätere Meträsse des Königs, mit der der König nicht verheiratet war. Aus eben diesem Grund, dass er nun kein reines Blut hatte und vor Angst, die anderen Brüder aus vornehmen Familien könnten ihm den Thron streitig machen, und um damit seine Macht zu festigen, ließ er alle anderen Brüder in Gegenwart seines Vaters Orodes ermorden, was zum Tode des Königs auf der Stelle geführt hatte.“ In den Geschichtsquellen sind zwei Erzählungen über den Tod von Orodes zu lesen, die eine berichtet, Orodes wäre auf den Befehl Phraates im Jahr 37 v. Chr. erwürgt worden und manche andere Quellen erzählen von dem auf der Stelle eingetretenen Tod, nachdem Orodes Zeuge vom bestialischen Tod seiner Söhne durch Phraates worden war.
[Quellen: Ferdowsi, Šâhnâme; Mas’udi, Attanbih Val-Ašrâf (at-tanbīh wa-l-ašrāf); Bâbâ Reyhân Biruni, al-Athar al-baqiya an al-qurun al-chaliya; Hasan Taqizâde, Bist Maqâle (Zwanzig Artikel); Dr. Amir Hoseyn Xonji, Irânzamin; Malcolm A. R. Colledge, Die politische und gesellschaftliche Geschichte der Parther, Arsakiden oder der antiken Pahlavi Dynastie; Saint Martin, Paris 1850, Fragments d’une Histoire des Arsacides; Saint Martin, Paris 1938, Recherches Sur L’histoire Et La Géographie De La Mésène Et De La Characène; Abdüllatif Suphi Paşa 1862, İbretlerin Eki; George Rawlinson, New York 1873 The sixth great Oriental monarchy; or, The geography, history, & antiquities of Parthia; George Rawlinson, New York 1893, Parthia; Hermann Alfred Freiherr von Gutschmid, 1888, Geschichte Irans und seiner Nachbarländer von Alexander dem Großen bis zum Untergang der Arsakiden; Neilson Carel Debevoise, Chicago 1939, History of Parthia; Malcolm A. R. College, London 1967 The Parthians; Strabon Buch XI (Kleinasien); Josef Markwart, Eranshahr; Richard Nelson Frye, The Heritage of Persia; Roland G. Kent, 1953, Old Persian; Bouchon, choix des historiens Grecs, Paris 1744; Arrianus Flavius; Marcus Iunianus Iustinus; Tarn, Parthia; Leon Diakonos, Arsakiden; Strabon; Posidonius von Rhodos; N. Debevoise, A Political History of Parthia; William James Durant, Ancient Greece [Die Geschichte des antiken Griechenlands]; Hassan Pirnia, Irâne Bâstân [Der antike Iran]; Diodorus; E’temâdos Saltane, Târixe Aškân [Die Geschichte der Arsakiden]; Sir Percy Molesworth Sykes, A History of Persia; Dr. Mohammad Javâd Maškur, Irân dar ahde bâstân; Isidoros von Charax, Mansiones Parthicae [Parthische Wegstationen], Das Parther Reich mit seinen Provinzen (Gebieten); Michail M Diakonov, Arsakiden; Ghirshman, L’Iran et la migration des Indo-Aryens et des Iraniens; Gnaeus Pompeius Trogus Historiae Philippicae (Buch XLII), Kapitel2; Plutarch Buch Lukullus; Plutarch Buch Sulla; Qolâmhoseyn Moqtader und Asqar Abdollâhi Janghâye haftsadsâleye Irân va Rum [Die siebenhundertjährigen Kriege zwischen Iran und Rom]]
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