Dieser Artikel ist auch in Spanisch auf zu lesen: Mlillenio und Yahel
Jašne Sade [جشن سده] oder auch Sadah genannt gehört zu den ältesten Festen der Menschheit und wird am 30. Januar eines jeden Jahres, 50 Tage und 50 Nächte vor Nowruz [نوروز], dem persischen Neujahrsanfang am 20. oder 21. März, genau in der Mitte des Winters, mit großen Feuern gefeiert.
Mit diesem Fest wird die Bedeutung des Feuers für den Menschen, aber auch der baldige Sieg des Lichts über die Dunkelheit und der baldige Sieg über Frost und Kälte zelebriert. Dieses Fest wurde vom zweiten Urkönig der persischen Mythologie Hušang (30 – 70 nach Gayumarta) eingeführt. Die persische Mythologie berichtet uns, dass Hušang, der Sohn Siyâmaks und Enkel Gayumartas, zunächst den Tod seines Vaters Siyâmak rächte, indem er Ahrimans schwarzen Dämon mit Hilfe von Feen, Leoparden, Löwen, Tigern, Wölfen und Vögeln besiegte. Während 40 Jahren in denen er den persischen Thron inne hatte, setzte er das Werk Siyâmaks, die Entwicklung der menschlichen Zivilisation fort.
Hušangs Entdeckung des Feuers
Ferdowsi berichtet uns im Šâhnâme, dem Buch der Könige im 11. Jhd., dass Hušang mit seinen Männern in die Berge ging, sie dort auf eine schwarze Schlange mit blutroten Augen trafen und der Rauch aus dem Mund der Schlange die Welt verdunkelte. Mit seiner ganzen königlichen Kraft schleuderte er einen Stein in Richtung der Schlange. Der Stein zersplitterte und ein Funken entzündete die Umgebung der Schlange und trieb die Schlange in die Flucht. So entdeckte er dabei das Geheimnis Feuer mit Hilfe von Feuersteinen zu entzünden. Die Entdeckung des Feuers und wie man es kontrolliert entfachen konnte, war die unabdingbare Voraussetzung zur Gewinnung von Metallen, die bald aus der Tiefe der Erde geholt wurden. Das Feuer aus z.B. Blitzschlägen, wurde im Nahen Osten zwar bereits vor 700.000 Jahren zur Nahrungszubereitung genutzt, wie Funde in Gesher Benot Ya’aqov im Norden Israels beweisen, doch der Feuerstein wurde erst Anfang der Mittelsteinzeit etwa ab dem 8. Jahrtausend entdeckt. Seit dem 8. Jahrtausend, wurde in Iran auch begonnen Metalle aus Gesteinen zu gewinnen. Am Anfang wurde Kupfer, später ab etwa Mitte des 4. Jahrtausends Bronze gewonnen und das zur Herstellung von Bronze notwendige Zinn wurde erstmals im westlichen Iran eingeführt. Die Bronzenutzung wird sich erst im zweiten Jahrtausend in größerem Rahmen durchsetzen und im gesamten vorderen Orient wurde Bronze dann spätestens um 1.200 v. Chr. durch Eisen als härteres Material endgültig ersetzt. Hušang legte den Grundstein für die Metallgewinnung in der iranischen Hochebene, domestizierte Rinder, Esel und Schafe, schuf die Voraussetzungen für die Herstellung von Sägen, Äxten und Beile, säte Samen auf urbar gemachten und bewässerten Feldern und liess womöglich die erste Agrargesellschaft der Welt entstehen. Hušang erkannte die Bedeutung der Entdeckung des Feuersteines und stiftete zu Ehren der Entdeckung des Feuermachens ein Fest, das er Sade oder Sadah nannte. Das Feuer sah er als den Abglanz Gottes des Schöpfers der Welt an:
„Der Weltherr vor dem, der die Welt erschuf
Brachte Gebet dar und Dankes Ruf
Dass solcher Leitung Licht er gab;
Darauf das Feuer zur Richt‘ er gab,
Sprechend: Ein Gottesglanz das ist,
Den bete an, wenn du weise bist.
Nachts schürt‘ er ein Feuer bergeshoh
Der Shah und das Volk umkreiste die Loh.
Ein Fest war die Nacht durch, getrunken ward Wein:
Sede soll der Name des Festes sein.
Sede blieb zu Houshangs Angedenken;
Gott möge viel Fürsten gleich ihm uns schenken“
Aus dem Shahnameh Sage II
Das Fest des Feuers in der Antike und heute
Feuer hatte von diesem Tag an in Iran eine große Bedeutung und die Verehrung des Feuers finden wir bis heute in zoroastrischen Feuertempeln. Die ersten Feueraltäre wurden von den Achämeniden ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. errichtet und befanden sich im Freien. Wie Herodot, der berühmte griechische Historiker berichtet, gingen die Perser davon aus, dass man den Geist Gottes nicht in einen Raum einschließen könne. Erst später, wahrscheinlich in der seleukidischen Epoche wurden Tempel zur Verehrung des Feuers nach babylonischem und elamischen Vorbild gebaut. Der wohl älteste überdachte Feuertempel befindet sich bei Kuh-e Khwaja [Kuhe Xâje] aus seleukidischer oder frühparthischer Zeit, wo das Feuer in einem innersten Heiligtum untergebracht war. Vor allem aus der sassanidischen Epoche sind Feuertempel wie Atur Gushnas auf dem Takht-i Suleiman bekannt, in denen das ewige Feuer brannte.
In der altpersischen Religion des Zoroastrismus steht das Feuer als Symbol der Reinheit, der Erkenntnis und des Lichts im Mittelpunkt eines Kultes. In einem zoroastrischen Feuertempel [آتشکده] pers.: Âtaškade brennt daher ein Feuer, das niemals ausgehen soll. Mit dem Beginn der islamischen Eroberung Persiens wurden die meisten Feuertempel von den muslimischen Invasoren zerstört oder in Moscheen umgewandelt. In der sassanidischen Epoche wurden Paläste und Feuertempel als Schalenmauerwerk oder Quaderbau errichtet, mit großen, vorn offenen Tonnengewölben (Iwan-Vorhalle) und Kuppeln über quadratischem Grundriss. Sie bildeten das Vorbild für den späteren Bau von Moscheen, bis in die heutige Zeit. In mancher dieser Moscheen existieren noch immer die Feueraltäre als Vertiefungen im Innenhof der Moscheen, sie wurden jedoch mit Wasser gefüllt. Muslimische Chronisten berichteten nach der arabischen Eroberung, dass das Feuer in den Feuertempeln nicht mit Holz betrieben wurde; es wurde bereits in der Antike meist mit Erdöl oder Erdgas betrieben. Takht-i Suleiman [Taxte Soleymân] gehört heute zum UNESCO Weltkulturerbe.
Das Licht des Lebens gegen Ahriman dem Teufel (Islam)
Heute brennt das ewige Feuer in Iran nur noch in den wenigen zoroastrischen Feuertempeln wie in Yazd, 250 km östlich von Espahân [Isfahan]. Das Feuer war nicht nur die unabdingbare Voraussetzung für die Evolution des Menschen, sondern birgt auch einige philosophische Weisheiten in sich, es spendet Licht und Wärme, besiegt Frost und Kälte und ist ein symbolisches Element im Zoroastrismus im Kampf gegen Ahrimans Armee der Dunkelheit. Dort wo man auch heute noch große zoroastrische Gemeinden finden kann, wie in Kermânšâh [Kermanschah] und Yazd wird dieses Fest Sade noch immer gefeiert.
In den, in der Nähe von Ardakan [Ardakân] in der Provinz Yazd gelegenen Bergen befindet sich eine Höhle, die den Namen Cak Cak [چک چک] trägt. In dieser Höhle findet jedes Jahr zum Sade-Fest eine Zeremonie der Zoroastrier statt. Es war der Ort, an dem Nikbânu, die zweite Tochter des letzten Sassanidenkaisers Yazdegerd III vor den arabischen Invasoren Zuflucht suchte. Sie betete zu Ahurâ Mazdâ, dem Gott aller Güte, der die Höhle der Legende nach dann geöffnet haben soll, um sie vor den arabischen Invasoren zu schützen. Von der Decke der Höhle tropft heute noch Wasser. Das persische Wort Cak (Chak) [چک] bedeutet im Deutschen tröpfeln und der Legende nach sind diese Tropfen die Tränen des Berges zur Erinnerung an den Kummer Nikbânus in jenen Tagen.
Schon im antiken Iran wurden die Feuer in der Nähe von Wasser oder eines Feuertempels bei Sonnenuntergang entzündet und sie brannten die ganze Nacht, um die Dämonen des Frostes und der Kälte, die Wasser in Eis verwandelten zu vertreiben und die Rückkehr des Frühlings zu unterstützen. Jugendliche sammelten am Vortag das Holz für diese gigantischen Feuer. Am Morgen danach gingen die Frauen zum Feuer, um sich das heilige Feuer nach Hause zu nehmen. Das Feuer wurde auch in den Feuertempel getragen, wo man es bis zum nächsten Jahr am Brennen hielt. Das ewige Feuer symbolisiert dabei auch die Liebe zur Heimat, die in den Herzen der Menschen leidenschaftlich brannte. Drei Tage dauerte das Fest an dem getrunken, gegessen, getanzt und gegrilltes Lamm an arme Menschen verteilt wurde.
Die Wiedergeburt des Feuers
Im 10. Jahrhundert kam es unter Mardâvij [مرداویج] dem Begründer der Ziyarid Dynastie [زیاریان] und Herrscher von Espahân zu einer Renaissance dieses Festes. Mardâvij besiegte zuvor die Armee der arabisch-muslimischen Abbasiden in Hamadan [Hamadân], Kashan [Kâšân] und letztlich in Espahân (Isfahan), wo er 931 n. Chr. zum Šâh gekrönt wurde. Er bekannte sich zum Zoroastrismus und wünschte sich die Vertreibung der Araber und des Islam aus Persien.
Er hielt die persischen Traditionen am Leben und entzündete an den Ufern des Flusses Zâyande Rud [زاینده رود] Freudenfeuer zur Erinnerung an dieses Fest, während man hunderte von Vögel in den von einem Feuerwerk erleuchtenden Himmel aufsteigen liess; begleitet von Musik und Tanz. Er wurde 935 n. Chr., nur vier Jahre nach seiner Krönung zum Šâh, von seinen türkischen Sklaven Tüzün und Bagkam ermordet, die nach der Tat nach Bagdad flohen. Noch heute wird in Kermân und Yazd, aber auch in den Gärten von Kušk Varjâvand in Karaj, einem Vorort Teherans dieses Fest wie damals gefeiert und man tanzt auch heute noch Hand in Hand um das Feuer, begleitet von Musik und isst gegrilltes Lamm und Huhn. Am letzten Vorabend des letzten Mittwochs vor Nowruz gibt es ein weiteres großes Feuerfest im Iran mit Namen Cahâršanbe Suri [چهارشنبه سوری], der rote Mittwoch. Das Feuer nahm später auch in allen anderen Kulturen einen herausragenden Platz ein; es wurde bewundert, besungen und darüber gedichtet. Friedrich Schiller schrieb im Lied der Glocke:
„Wohltätig ist des Feuers Macht,
wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht“
Die Bedeutung von Jašne Sade heute
Heute wird dieses Fest immer mehr dazu genutzt, um gegen den Islam und die jetzige mohammedanische Torkotâzi-Herrschaft zu protestieren. Die Menschen versammeln sich, wie im unteren Video zu sehen ist, um das Feuer, die Frauen legen demonstrativ ihr Kopftuch vor der Kamera ab und singen zusammen mit den Männern revolutionäre Lieder und die iranische Nationalhymne „Ey Irân, ey marze por gohar“. Die Aufnahmen entstanden im vorletzten Jahr in Yazd:
Sich dieser Gefahr bewusst, intensiviert die Vergewaltigungsdiktatur der Torkotâzi die Todesurteile gegen Iraner. Viele dieser Menschen wurde vorgeworfen Krieg gegen Allah zu führen (Mohârebe), was einmal mehr zeigt, dass Iraner dem arabischen Wüstengötzen geopfert werden, um Ahriman milde zu stimmen.
(Goldene Menschen, Silbermenschen)
„Lieblingshelden seines Volkes,
Rittertaten, Aventüren,
Zauberwesen und Dämonen,
Keck umrankt von Märchenblumen
…
Alles blühend und lebendig,
Farbenglänzend, glühend, brennend,
Und wie himmlisch angestrahlt
Von dem heil ‘gen Lichte Irans
…
Von dem göttlich reinen Urlicht
Dessen letzter Feuertempel,
Trotz dem Qur’an und dem Mufti,
In des Dichters Herzen flammte.
Gedicht von Heinrich Heine“
Zendevo jâvid bâd yâde niyâkâne mâ:
[Möge die Erinnerung an unsere Ahnen lebendig sein]
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