Alexander „der Große“ – Eskandare gojastak (2)

Abb. 1 Alexander von Makedonien

Abb. 1 Alexander von Makedonien

Dieser Artikel wurde ins Russische übersetzt

Es war das erste Mal in der Weltgeschichte, dass eine provokante und brutale Armee aus Europa ihren Fuß auf asiatischen Boden setzte und genau dieser erste Schritt Alexanders auf asiatischen Boden, war der Beginn einer langen europäischen unterdrückerischen Herrschaft über große Teile  Westasiens, die zunächst 9 Jahrhunderte andauerte. Wenn in Europa der Feldzug Alexanders gegen Persien als ein wichtiges, geschichtliches Ereignis bezeichnet wird, dann deswegen, weil mit diesem Feldzug für Europa der Weg nach Asien für immer geöffnet und nie wieder geschlossen wurde.

Der griechische Statthalter der Stadt Äolien im Nordwesten Kleinasiens hatte durch seinen Verrat als Wegbereiter Alexanders agiert: Die Meerenge wurde für Alexanders Truppen nicht gesperrt. Dieser Verrat ermöglichte Alexander asiatischen Boden zu betreten und so wurde auch die zweite Möglichkeit dieses arrogante, tyrannische und brutale Bürschchen zu stoppen, vertan. Die Überquerung  des Hellesponts von Alexander und seiner Armee vollzog sich daher schnell und überraschend und wurde neben dem äolischen Verrat durch die Hilfe und dem Verrat vieler griechischer Söldner der persischen Armee in diesem Gebiet überhaupt erst möglich.

Als Belohnung nannte Alexander diese Stadt eine „heilige“ Stadt und versprach, dass diese Stadt ihre Unabhängigkeit für immer behalten dürfte und nie wieder Steuern zahlen müsste. Das Ziel solcher Versprechungen, deren Falschheit schon bald ans Tageslicht kam, war es, alle anderen griechischen Städte in Kleinasien für sich, gegen die Perser, zu gewinnen. Darius III beendete zur gleichen Zeit den Aufstand in Lydien, der durch einer seiner Dynastiegegner initiiert wurde, indem er ihn niederrang, absetzte und seinen ihm treu ergebenen Schwiegersohn Spitradates [Sepehrdâd/altpersisch: Spitrâdâta] zum König von Lydien ernannte. Daher kam es in Lydien auch zum ersten Zusammentreffen von Alexanders Armee mit persischen Truppen.

Die Schlacht am Granikos

Abb. 2 Die Schlacht am Granikos

Im Mai des Jahres  334 v.Chr. trafen lydische Kampftruppen der persischen Armee, am  Fluss Granikos in Westanatolien, auf Alexanders Truppen.  Alexander hatte schon im Vorfeld Verbindung zu den Führern in diesem Gebiet aufgenommen und sie mit leeren Versprechungen, wie Unabhängigkeit und Freiheit für sich gewonnen. Im Falle eines Krieges würden ihre Truppen sich gegen die persische Armee stellen und während der Schlacht überlaufen, um den lydischen Einheiten der persischen Armee eine Niederlage zuzufügen. Die lydischen Einheiten verloren die Schlacht, vor allem weil viele griechische Söldner übergelaufen waren oder untätig der Schlacht gegenüberstanden.

Die persische Kavallerie konnte auf diesem steilen und lehmigen Ufer niemals frei agieren und die Infanterie als Verteidigungselement, die aus griechischen Söldnern bestand, war praktisch neutralisiert, weil sie zu weit entfernt von der Kavallerie war, – ein fataler Fehler des Kriegsrates der Satrapen. So entschloss sich Alexander zu einem sofortigen Angriff. Alexander griff mit seiner Kavallerie die persischen Führer an und tötete sie unter dem Schutz seiner Bogenschützen. Nun war die persische Armee führerlos und ein Heer ohne Anführer agiert im Chaos und verliert.  Alexander selbst wurde bei diesem Angriff mehrmals verletzt und sein Freund Kleitos rettete ihm auf dem Schlachtfeld das Leben. Er wird ihn später als Lohn dafür, dass er ihm das Leben rettete, im Alkoholrausch ermorden.

Abb. 3 Makedonische Phalanx

Abb. 3 Makedonische Phalanx

Der Sieg Alexanders bei Granikos entsprang nicht in unwesentlichen Teilen der Untätigkeit und dem Überlaufen zahlreicher griechischer Söldner zum Feind. Bei dieser Schlacht kamen eine Großzahl der Soldaten Alexanders und einige seiner besten Offiziere ums Leben. Auch einige der persischen Würdenträger wie Spitradates [Spitrâdâta], der König von Lydien, (der Schwiegersohn des Darius III), Mithrobuzanes [Mehrborzin/ altpersisch: Mitraborzin], der König von Kappadokien, Mithradates [Mehrdâd/ altpersisch: Mithradâta], der Befehlshaber der Armee in Westanatolien (ein anderer Schwiegersohn Darius III), Pharnakes [Farnâk/altpersisch: Farnâka], der Schwager Darius III, Arsites [Âršit], der König von Phrygien, Âriyâ Vohupâl, der Onkel (Bruder des Vaters) von Darius III und ein paar andere tapfere Männer aus dem Geschlecht der Achämeniden [Haxâmaneš]. Diodorus der griechische Historiker schrieb, dass an die 12 Tausend Soldaten der persischen Armee getötet und 20 Tausend in Gefangenschaft gerieten. An die 20 Tausend griechische Söldner der persischen Armee wurden in der Schlacht getötet. 2 Tausend gefangene griechische Söldner wurden von Alexander in die Sklaverei geführt. Alexander bezeichnete diese Söldner als Verräter und wollte keinen von ihnen am Leben lassen, um die Griechen davon abzuschrecken, in persische Dienste zu treten. [Arrianus Buch 1 11-16]

Alexander fiel dann die Stadt Sardes, die Hauptstadt von Lydien, in die Hände. Der persische Befehlshaber Mithrines kam Alexander entgegen und übergab kampflos die Stadt, er war ein Verräter. Im Schatzhaus von Sardes sahen die Eroberer so viele Schätze und Kostbarkeiten, wie sie noch nie in ihrem Leben gesehen hatten, und das war Grund genug, um an der Seite von Alexander zu bleiben und für ihn zu kämpfen und ihr Leben für seine Ziele zu geben. In der Schlacht am Granikos wurde die persische Armee im Westen Anatoliens zerschmettert. Nun setzte Alexander an der Südküste  Anatoliens seinen Marsch durch das Persische Reich fort.

Abb. 4 Königsstraße Sardes – Persepolis

Die persischen Garnisonen wurden von nun an nacheinander besiegt und die Städte Anatoliens nacheinander  erobert. Er konzentrierte sich vor allem auf die Küstenstädte, um die Bewegungsfreiheit der persischen Marine einzuschränken. Die Versprechungen Alexanders, den griechischen Städten Anatoliens Freiheit und Unabhängigkeit zu geben, verleiteten die Bewohner vieler Städte dazu, sich gegen die Statthalter dieser Regionen zu erheben. Trotzdem gab es griechische Städte in Südanatolien, die Persien treu geblieben waren und unglaublich tapfer gegen Alexander kämpften. Sie spürten mit aller Wucht den Hass und die Wut Alexanders, in dem ihre Städte geplündert, niedergebrannt und die Menschen versklavt, vergewaltigt und ermordet wurden. Ephippos, der griechische Historiker, beschrieb im 4. Jhd. v. Chr., Alexanders Charakter als „mordlustig und unerträglich“.

Die Stadt Miletus (Milet), die schon immer eine der Persien treuesten griechischen Städte war, erduldete unermessliches, ebenso die Stadt Halikarnassos. Die Bewohner der Stadt Halikarnassos leisteten über mehrere Wochen unter der Führung eines Admirals der persischen Marine,  mit Namen Memnon von Rhodos, erbitterten Widerstand im Kampf gegen Alexander. Aber sie brachen am Ende unter dieser Last zusammen und konnten sich nicht mehr verteidigen, denn König Darius III konnte sie nicht rechtzeitig erreichen und ihnen zu Hilfe kommen. Alexander bestrafte  beide Städte und vier weitere Städte an der Südküste Anatoliens auf das Schlimmste, weil sie die treuesten griechischen Städte des Persischen Reiches waren und sich nicht an seinem Feldzug beteiligen wollten. Auch andere ägäische Städte erlitten durch Alexander dasselbe Schicksal wie diese Städte und Alexander zog weiter durch Anatolien, plündernd – versklavend – verwüstend – vernichtend. Das war der Lohn für die Treue dieser griechischen Städte zum Persischen Reich, die in Alexander alles andere sahen, als einen Befreier.

Ein makedonischer Offizier, der im persischen Regierungsapparat in Westanatolien stationiert und sehr neidisch auf Alexander war, reiste  nach Susa [Šuš] und bat Darius III etwas gegen Alexander zu unternehmen, um weitere Feldzüge, Raub, Mord und Vergewaltigungen zu verhindern. Darius war selbst mit innenpolitischen Machtkämpfen beschäftigt und konnte sich immer noch nicht auf Alexander konzentrieren. Er übergab ihm aber einen Brief adressiert an einen Familienangehörigen von Alexander, der sich am Mord gegen Philipp II, den Vater von Alexander, beteiligt hatte. Darius schrieb diesem Mann, wenn er es schaffte, Alexander den Sohn von Philipp II zu töten, würde er ihn zum König von Makedonien machen und ihm als Belohnung 100.000 Kg Gold schenken. Doch die Spione von Alexander fingen den makedonischen Offizier ab und fanden den Brief. Beide, der makedonische Offizier und auch der Verwandte Alexanders, an den der Brief adressiert war, wurden daraufhin auf bestialische Weise unter Folter getötet. Alexander ließ Gefangene regelmäßig kreuzigen oder vierteilen und politische Gegner ließ er steinigen.

Zu jener Zeit war der Admiral der Seestreitkräfte des Persischen Reiches in den Regionen Ionien [Ayuniya] und Zypern der tapfere Grieche, Memnon von Rhodos, der bereits in Halikarnassos gegen Alexander erbitterten Widerstand leistete. Dieser Offizier und sein älterer Bruder Mentor hatten schon während des Feldzuges von Artaxerxes III [Ardašir III] in Ägypten dem Persischen Reich gute Dienste erwiesen. Memnon heiratete ein adeliges persisches Mädchen und wurde durch diese Heirat persischer Staatsbürger. Er diente unter Autophradates [Utufrâdâta] dem persischen Admiral der Seestreitkräfte im Mittelmeer. Memnon machte sich mit 300 Kriegsschiffen auf den Weg nach Griechenland, um Makedonien anzugreifen, um damit Alexander zu zwingen wieder nach Makedonien zurückzukehren, in der Hoffnung, dass sich  der Krieg damit nach Europa verlagert. Alexander hatte in Griechenland unzählige Verbrechen und Morde begangen und den Hass vieler in Griechenland auf sich gezogen, insbesondere hassten ihn die Spartaner, die sich erfolgreich weigerten Alexander zu folgen.

Die Griechen begrüßten Memnons Vorhaben, denn sie wollten ihre Befreiung von Alexander und den Makedoniern. Doch auf dem Weg nach Makedonien wurde Memnon krank und starb und mit ihm starb auch der Gedanke an die Befreiung der Griechen von Alexanders Despotie. Der Erlass  Darius III, nach dem Tod Memnons, in dem er, Timondas den Neffen von Memnon als  Admiral der persischen Seekräfte im ägäischen Meer ernannt hatte, war ein fataler Fehler. Sparta und Athen waren bereit an der Seite der persischen Seestreitkräfte gegen die Unterdrückung der Makedonier zu kämpfen, aber Timondas hatte keine guten und brauchbaren Ideen diese Kräfte zu sammeln und zu nutzen, um den Plan seines Onkels Memnon erfolgreich durchzuführen. Eine Delegation aus Spartanern und Athenern, samt einigen der früheren Bewohner von Theben, die geflohen waren und sich vor Alexander während der Vernichtung ihrer Stadt Theben retten konnten, machten sich auf dem Weg zu Darius III, um ihn erneut um Hilfe zu bitten. Auf diesem Weg wurden sie von Alexanders Truppen gefangen genommen.

Die griechischen Geschichtsschreiber bestätigen uns, dass die Griechen Alexander nicht wollten und erst später zeichneten westliche Historiker ein verklärtes Bild Alexanders, das nichts und zwar rein gar nichts, mit diesem Teufel zu tun hatte. Alexander unterwarf die Griechen vor allem durch Einschüchterung, Verbrechen, Versklavung  und Mord. Und als Darius III, gemäß dem Vorschlag seines Admirals Memnons, der Alexander in nichts nachstand, eine ausreichende Streitmacht in Richtung Makedonien geschickt hatte, um den Krieg Alexanders von Persien nach Makedonien zu verlagern und ihn zur Umkehr zu zwingen, wäre das persische Imperium gerettet gewesen, wenn Memnon nicht auf dem Weg verstorben wäre und damit wären auch die Griechen vor Ahrimans schwarzem Dämon gerettet gewesen. Doch die Tage des persischen Imperiums waren gezählt und die Zeit der persischen Herrschaft war vorerst zu Ende. Der dreifache Staatsstreich,  darunter der von Darius III selbst und die andauernden Machtkämpfe im Persischen Reich, brachten seit der Ermordung Artaxerxes III das Fundament des Persischen Reiches ins Wanken und drohten es auseinanderzureißen.

Die Schlacht bei Issos

Bis zum Frühling des Jahres 333 v. Chr. hatte Alexander Phrygien in Anatolien erobert und erreichte Kilikien im Norden von Šâm, dem heutigen Syrien. Ein Perser, der Statthalter von Kilikien war, leistete sehr tapfer Widerstand gegen Alexander, aber auch er wurde letztlich besiegt. Alexander eroberte Kilikien und seine Truppen fingen an die Städte zu plündern.

Abb. 5 Die Schlacht bei Issos_1

Durch ihre Raubzüge fielen ihnen unvorstellbare Reichtümer in die Hände, die sie noch habgieriger werden ließen. Sie waren nun mehr denn je bereit weiter zu kämpfen. Alexander konnte mit den erbeuteten Schätzen mehr griechische Söldner für seine Armee erwerben und die Zahl seiner Armee verdoppeln. Er wusste über die innenpolitischen Probleme des Persischen Reiches und um die Machtkämpfe zwischen den Heerführern, den Satrapen und Darius III genau Bescheid. Er nutzte die Situation für sich, um Ägypten und Syrien vom Persischen Imperium abzutrennen. Er bekam Nachrichten und Botschaften von Führern und wichtigen Personen beider Länder, die sich bereit erklärt hatten, Alexander bei seinem Vorhaben zu unterstützen, denn auch sie hatten sich  von den leeren Versprechungen  Alexanders, ihnen Freiheit und Unabhängigkeit zu bringen, zur Untreue verleiten lassen.

Alexander besaß einige Berater, die in Anatolien oder Persien gedient hatten, und sich sehr gut mit der Situation im Persischen Reich auskannten und ihm sehr wertvolle Dienste leisteten. Alexander wusste, dass Darius nicht in der Lage war, gegen ihn genügend Kräfte zu mobilisieren. Er wusste außerdem, dass Darius sehr viele Gegner im eigenen Land hatte, und falls Darius gegen ihn kämpfen wollte, würden seine Konkurrenten die Lage ausnutzen und auch gegeneinander Kriege führen und somit würde das Land der Achämeniden schwächer und in Stücke gerissen werden.

Aus diesen Gründen wollte er sobald wie möglich Darius dazu zwingen, gegen ihn zu kämpfen. Das Unternehmen seiner Spione in Syrien und Ägypten, die einheimischen Führer zu kontaktieren, gab ihm die Hoffnung, dass die Eroberung beider Länder sehr leicht fallen würde. Darius erfuhr durch Spione, die ihm falsche Berichte erstatteten, dass Alexander in Kilikien, in der Nähe der Stadt Tarsus, die Grenzstadt zwischen Syrien u. Kilikien, sein Heerlager aufgeschlagen hätte und krank wäre und seine Soldaten damit beschäftigt wären, die Dörfer in den Bergen von Kilikien zu plündern und Alexander beabsichtige, die erbeuteten Schätze zu nehmen, um dann nach Makedonien zurückzukehren. Daher entschied sich Darius durch die Issos Passage von Syrien nach Kilikien zu marschieren, um nach einer sehr schnellen Attacke, Kilikien wieder zurückzuerobern und Alexander hart zu bestrafen. Die Gefahr der Feinde im eigenen Lande war so groß, dass er auf seinem Feldzug auch seine Familie, seine Mutter, seine Schwestern, seine Ehefrau und seine Kinder mitnahm und nicht zurücklassen wollte. Er nahm auch einen Teil der königlichen Schätze mit, falls in seiner Abwesenheit im Land seine Feinde, ihm seine Thronrechte streitig machen würden, damit er für eventuelle Feldzüge gegen seine Feinde im Reich, Geld zur Verfügung hatte.

Alexander wollte sich nicht an seine Versprechungen, den Bewohnern Anatoliens ihre Unabhängigkeit zu schenken, halten, daher entschied er sich dafür, die einheimischen Führer gegeneinander auszuspielen, damit diese mit Kriegen unter sich beschäftigt wurden. Von nun an sollten Chaos, Bürgerkriege und Anarchie im Persischen Reich herrschen, bis die iranische Dynastie der Parther etwa 90 Jahre später die Fackel des Landes  an sich reißen werden und Iran neu einigen und befrieden werden.

Es kam nun zu Bürgerkriegen in Anatolien: Lydien war im Aufstand; Pisidien erklärte Phrygien den Krieg; Kappadokien wurde von zwei Thronbestreitern in zwei Teile gerissen, und die beiden Thronbestreiter waren auch Gegner von Darius III; sie kämpften nun gegeneinander, bis einer von ihnen, der den Süden von Kappadokien für sich beansprucht hatte, eine Delegation zu Alexander schickte. Nach Verhandlungen der Delegation mit Alexander war er sicher, dass Alexander keinen Feldzug nach Kappadokien unternehmen würde, denn Alexander wollte nur die Sicherheit haben, dass im Falle des Krieges zwischen ihm und Darius III die Truppen von Kappadokien sich dem Krieg enthalten und Darius III nicht helfen.

Somit war praktisch ganz Anatolien im Aufstand und nicht mehr unter der Kontrolle und der Herrschaft von Darius III. Die Länder innerhalb Persiens standen vor einer ähnlichen Situation und in jeder Ecke des Landes beanspruchten die Gegner Darius III nun die Herrschaft über Persien. Aufgrund dieser Umstände wurde die Armee von Darius III schwächer denn je. Für die Griechen und Makedonier war dieses Chaos nichts außergewöhnliches, denn sie hatten Jahrhunderte lang Kriege untereinander geführt und sie kannten das Chaos von Zuhause. Sie kannten keinen dauerhaft befriedeten Staat, geschweige einen befriedeten Vielvölkerstaat, der zwei Jahrhunderte lang, durch die progressivsten Gesetze der damaligen Welt zusammengehalten wurde und in dem die Menschen in seinen zivilisierten Metropolen in Frieden und Wohlstand lebten. Und weil sie, im Gegensatz zu den griechischen Stadtstaaten, in Frieden und Wohlstand lebten, war es die unter persischer Herrschaft stehende, blühende Stadt Milet in Anatolien, in der die Gedanken der Demokratie geboren werden konnten [Tom Holland „Persisches Feuer“].

Aufgrund von Falschinformationen, die man Darius III zukommen ließ, war Darius III sicher, dass Alexander in Kilikien krank wäre und nur Kilikien plündern wollte, um sich dann mit der Beute nach Makedonien abzusetzen. Er nahm die Truppen, die ihm geblieben waren und machte sich auf den Weg nach Kilikien, um Alexander, bevor er nach Makedonien flieht zu stellen und ihn ein für alle Mal zu stoppen. Darius III marschierte von Babylonien nach Aleppo [Halab, heute in Syrien], um durch die Issos Passage, Kilikien zu erreichen. Alexander wartete mit seiner Armee am Issos auf ihn. Darius geriet im November 333 v. Chr. an der Issos Passage in Alexanders Falle.

Abb. 6 Die Schlacht bei Issos_2

Die Issos Passage war ein schmaler Pfad zwischen dem Issos Berg und dem Mittelmeer, so dass auf einer Seite eine steile Bergwand und auf der anderen Seite die See war. An beiden Enden der Passage, im Norden und im Süden, gab es zwei lange, dicke Mauern mit eisernen Toren; das Ende der Mauer endete im Meer, und über jeder Mauer waren Wachtürme gebaut und hinter jedem Tor waren Hauptquartiere der Truppen. Das eine Tor lag im syrischen Gebiet und das andere im kilikischen Gebiet. Die Tore waren 6 Kilometer voneinander entfernt und die  beiden Tore trennte der Fluss Pilarus, der am Ende in das Mittelmeer mündete. Das war der einzige gangbare Weg zwischen Syrien und Kilikien. Außer diesem Weg gab es nur noch das bergige Gebiet, das für eine Armee schwer passierbar war. Die Passage war ein strategischer Weg, und eine kleine Armee hatte ein leichtes Spiel, wenn es darum ging, das Passieren der Passage einer großen Armee zu behindern. Der Befehlshaber der Überwachungstürme schickte Darius III falsche Informationen, damit Darius unachtsam in die Passage marschiert und in die Falle von Alexander gelockt wird. Darius tappte an der Issos Passage in die Falle von Alexander und wurde besiegt. Alexanders Armee kämpfte um den Sieg zur Plünderung der persischen Schätze und die Armee von Darius III, die zu einem großen Teil aus griechischen Söldnern bestand, kämpfte nur noch ums Überleben. Der Fluss Pilarus soll sich von den tausenden von Toten blutrot gefärbt haben. Die Berichte über diese Schlacht hatte der römische Historiker Arrianus und andere Geschichtsschreiber mit großer Übertreibung beschrieben: sie gaben die Zahl der Armee von Darius III mit 600.000 Mann, darunter 30.000 griechischen Söldnern an. Es war ausgeschlossen, die Logistik für eine Armee von 600.000 Mann damals zu bewerkstelligen und eine so große Armee konnte niemals eine so enge Passage wie die Issos Passage passieren. Natürlich dient eine solche Übertreibung dazu, den Sieg von Alexander bei Issos außergewöhnlich darzustellen, und sie schrieben, dass 100.000 Männer der persischen Armee bei dieser Schlacht getötet worden wären. Aber, weil diese Historiker das Passieren einer so großen Anzahl von Soldaten durch diese relativ enge Passage als unmöglich angesehen hatten, wurde diese Schlacht mit einer Menge Lügen und Übertreibungen erzählt.

Auch die Schlachtabläufe und die Erzählungen über das militärische Genie Alexanders dürfen bezweifelt werden. Allein die makedonische Phalanx kann als waffentechnischer Vorteil gesehen werden, weil sie nur von den Seiten oder von hinten vernichtet werden kann. Sie stachen mit ihren langen Lanzen alles nieder was sich vor ihnen bewegte.

Unbestreitbar ist die Tatsache, dass Darius bei dieser Schlacht in eine Notlage geriet und keine andere Wahl hatte als sich zu retten. Obwohl die Schlacht zu Beginn eher zu Gunsten der Perser verlief, verließ er das Schlachtfeld, ein gravierender Fehler, denn dies verursachte Konfusion in der persischen Armee. Er wusste anderseits, dass das Überleben des Persischen Reiches in diesem historischen Moment von ihm abhängig war und beschloss daher um jeden Preis am Leben zu bleiben. Er nutzte die Dunkelheit der Nacht und sprang von seinem Kriegsgespann auf ein Pferd und rettete sich. Als Darius III von dem Sieg Alexanders erfuhr, machte er sich auf den Weg nach Babylonien, um weitere Truppen zu sammeln und das Land von diesem Aggressor zu befreien. Alexander ließ unter der zurückweichenden persischen Armee ein Blutbad anrichten. Er erbeutete u.a. 3000 Talente (ca. 90.000 kg Gold) und die Mutter, die Ehefrau, die Schwestern sowie drei Kinder von Darius III.  Der Weg nach Damaskus war nun frei.

 Alexander erfuhr erst nach Sonnenaufgang von der Flucht Darius III, als das königliche Kriegsgespann und der Königsmantel von seinen Soldaten gefunden wurden. Mit dem Sieg dieser Schlacht, fiel ihm der gesamte Westteil des Persischen Reiches in seine Hände und er traf nur noch stellenweise auf erbitterten Widerstand. Diese Niederlage Persiens, ermöglichte Alexander auf Grund der erbeuteten Reichtümer, die Fortsetzung des Feldzuges in Syrien, Phönizien, Palästina und Ägypten. Das Angebot Darius III, gegen die Freilassung seiner Familie, Alexander die Gebiete bis zum Halys zu überlassen, lehnte Alexander kategorisch ab. Darius III zog sich nun nach Osten zurück, um sich auf die Entscheidungsschlacht von Gaugamela vorzubereiten. Die Niederlage von Darius III bei der Schlacht an der Issos Passage jedoch, hatte das Schicksal des persischen Imperiums bereits besiegelt, die schützenden Schwingen Faravahars hatten Persien schon längst verlassen.

© Pârse & Pârse

[Quellen dieser Artikelreihe: Irânzamin“, von Amir Hoseyn Xonji, Arrianus, Diodorus, A.T. Olmstead „History of the Persian Empire“, Plutarch, Ephippos, Xenophon, Gardizi „Târixe Gardizi“ „Einsicht in die iranische Geschichte“,[ „Molâhezâti dar târixe Irân“], 4. Auflage, von Dr. Ali Mirfetros, Quintus Curtius Rufus, Herodot, 1. Buch Religion und Sitten der Perser , G. Hancock, Heavens Mirror, 1998, Michael Joseph Ltd, s. V.Gordon Childe: New Light on the most ancient East. 1928, 1958, 134 + Abbildung Plate XXI, Nezâmi Ganjavi in Šarafnâme aus seinem Werk Xamseye Nezâmi, Tom Holland „Persisches Feuer“ Alfred von Gutschmid, 1888 „Die Geschichte Irans und seiner Nachbarländer“, Hans Delbrück 1920 „Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte“, Geulen, Ebne Xaldun „Al Mughaddimah“, tagesschau.de, Josef Wiesehöfer Iranians, Greeks and Romains 2006, C. E. Bosworth Encyclopädia Iranica]

Bildquellen:

Abb. 1

Abb. 2

Abb. 3

Abb. 4

Abb. 5

Abb. 6

Alexander „der Große“ -Eskandare gojastak (3)

10 Gedanken zu „Alexander „der Große“ – Eskandare gojastak (2)

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  3. 333 bei Issus Keilerei. Es ist die einzige Geschichtszahl die ich mir mein Leben lang merken konnte.
    Unfassbar die Anzahl der Toten deren Blut die Erde getränkt hat und das mit einfachen Kriegsgeräten. Da haben wir es doch heute leichter, Knöpfchen drücken ..bum.
    Nur die Führer der damaligen Zeit waren mutiger, sie waren im Kriegsgetümmel dabei. Heute verstecken sie sich in den Bunkern und verkünden ihre Heldentaten im TV und die Schafe applaudieren und kommentieren.

    Nun zu Teil 3.

    Grüße Manfred

    • Ira, vielen Dank! Es ist uns eine große Ehre, dass Du diesen Artikel auch in Russisch übersetzt hast! спасибо

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