Alexander „der Große“ – Eskandare gojastak (5)

Alexander von Makedonien

Alexander von Makedonien

Dieser Artikel wurde ins Russische übersetzt

In der achämenidischen Epoche wurde das Wort Xšatra für „Stadt“, und Xšatrapâv für  „König“ benutzt und außerdem bedeutete Xšatra auch „Herrschen“ oder „Ort der Herrschaft“.  Erst Jahrhunderte später wurde aus dem Wort Xšatra, durch einige linguistische Veränderungen das Wort „Šahr“ (persisch: Stadt), und bis heute benutzen wir das Wort im Persischen in der Form šahr.


Etymologie des Namens Persepolis [Estaxr / Pârse ]

Aus dem Wort Xšatrapâv wurde „šahrbân“ [Statthalter; heute eher Polizeimeister oder Kommandant], und auch dieses Wort benutzen wir in der Form bis heute. Die griechischen Historiker, die Pârs (Persien)  „Pers“ nannten, verwendeten als Namen für die Hauptstadt der Perser das Wort „Persepolis“, das die Übersetzung des achämenidischen Wortes „Pârsa Xšatra“ [Neupersisch: šahre Pârse]  ins Griechische ist und „Stadt der Perser, oder Hauptstadt Persiens“ bedeutet. Der Name „Pârsa Xšatra“ wurde in der islamischen Epoche mit einigen Verkürzungen und Änderungen in der Aussprache zu „Estaxr“ und behielt den Namen bis heute. Genau wie die Namen „Aspadâna“ zu „Espahân/Esfahân“, „Âtarpâtikân“ zu „Âzarbâyjân“, „Arta Xšatra“ zu „Ardašir“ und „Govâta“ zu „Qobâd/Kobâd“ verändert wurden, genauso wie viele andere Namen, deren richtige Bezeichnungen anders lauten.

Die geographische Lage von Persepolis [Estaxr/Pârse]

Abb.1 Die geographische Lage von Persepolis

Heute wissen wir, dass es kein Zufall war, dass Persepolis fast genau am 30. Breitenkreis errichtet wurde. Der 30. Breitenkreis hatte nämlich eine besondere Bedeutung in der Antike. Auf dem ersten Blick scheint es, als ob Persepolis mitten im Nirgendwo erbaut wurde, weit weg von zeitgenössischen antiken Städten und wichtigen Zentren der Antike und der Grund dafür war auch lange Zeit ein Rätsel. Doch G. Hancock bietet uns eine plausible Erklärung, weshalb Persepolis an diesem Ort, fast genau am 30. Breitenkreis,  genau wie Gizeh [Heliopolis] in Ägypten liegt. Aufgrund der fortgeschrittenen geodätischen und geographischen Wissenschaften der Ägypter, wurde in der Antike Ägypten das geodätische Zentrum der bekannten Welt. Viele Hauptstädte und Heiligtümer wurden auf den ägyptischen Null-Meridian in Gizeh ausgerichtet, darunter Nimrod, Sardes, Susa, Persepolis und anscheinend auch die alte chinesische Hauptstadt An Yang. [G. Hancock, Heavens Mirror, 1998, Michael Joseph Ltd]. Orte, die so ausgerichtet waren, hatten in der Antike etwas Majestätisches und wurden mit magischen Kräften in Verbindung gebracht. Dies ist auch der Grund, weshalb viele dieser Orte mehrfach überbaut wurden. Dies gilt allerdings nicht für Persepolis, denn als dieser Teufel Alexander Persepolis zerstört und die Menschen ermordet hatte, wollte niemand mehr an diesem Ort leben.

Persepolis

Abb.2 Panoramabild von Persepolis

Persepolis hat eine geometrische Beziehung zu Gizeh und dem Berg Ararat. Als magische und heilige Plätze sind solche Orte letztlich als die Spitzen eines Pentagrammsterns zu finden. Man wusste schon lange um dieses Geheimnis, dass solche Orte heilig sind, daher ließ man Persepolis scheinbar im Nirgendwo erbauen, denn man wusste um die heiligen Linien, die mit Gizeh verbunden waren. Der Pentagrammstern war das Symbol der Venus, sowohl des Planeten als auch der Göttin. Es wurde auf einem Krug aus der mesopotamischen Djemdet-Nasr-Zeit, d. h. aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrtausends v. Chr., als Ideogramm der sumerischen Göttin Inanna/Ištar gefunden. Da man es in einem Zug zeichnen kann und am Ende wieder zum Anfang gelangt, galt es auch als Zeichen für den Kreislauf des Lebens. [s. V. Gordon Childe: New Light on the most ancient East. 1928 (1958,134 + Abbildung Plate XXI)]  Abraxas, der Gott der Gnostiker, wurde ebenfalls durch einen Pentagrammstern symbolisiert, weil er fünf Urkräfte (Geist, Wort, Vorsehung, Weisheit, Macht) in sich vereint. Die Auswahl der geographischen Lage von Persepolis war also kein Zufall.

Die Stadt Persepolis lag als Schaltzentrale der Macht achämenidischer Könige auf der Hochebene von Marvdascht [Marvdašt] in der Provinz Pârs [Fârs], im Herzen des persischen Imperiums. Hier, in dieser Gegend, lebten in Siedlungen bereits Menschen um 5.500 v. Chr., schon zu Lebzeiten des mystischen Königs Dschamshid [Jamšid], den Ferdowsi im Shahnameh [Šâhnâme] beschreibt. Daher wird die Stadt auch Tacht-e Dschamshid [Taxte Jamšid], der Thron Dschamshids, genannt. Persepolis war die am meisten kultivierte, reichste, schönste und meist bebaute Stadt der Welt und soweit die Bewohner zurück denken konnten, lebten ihre Bewohner seit der Gründung der Stadt im Jahre 520 v. Chr. durch Darius den Großen in Frieden, Wohlstand und Sicherheit. Zehntausende Arbeiter, Architekten, Bauingenieure und Steinmetze aus der ganzen Welt hatten über zwei Jahrhunderte hinweg diese Stadt erbaut und wir wissen von archäologischen Funden, dass keine Sklavenarbeit eingesetzt wurde und alle Arbeiter entsprechend ihres Könnens und ihrer Leistung entlohnt wurden. Diese Stadt hatte gigantische Ausmaße, allein die Palaststadt hatte eine Fläche von 15 ha. Die Apadana, die Audienzhalle, konnte 10.000 Menschen fassen und hunderte von Steinreliefs zeugen von großartigen Leistungen der Steinmetze.

Persepolis_Apadana_nördliche_Treppe

Abb. 3 Persepolis Apadana nördliche Treppe

Die Bevölkerung von Persepolis hatte noch nie Aufruhr, Krieg und Unsicherheit erlebt, sie konnten sich nicht erinnern, dass sie jemals von einem Einheimischen oder Fremden attackiert worden wären und sie hatten nie das Gefühl sich gegen einen Feind verteidigen zu müssen. Das Sicherheitsgefühl in dieser Stadt war so groß, dass die Menschen nie das Bedürfnis hatten um die Stadt eine Mauer zu bauen und Türme zur Verteidigung zu errichten. Daher war die Stadt, seit Anbeginn ihrer Geschichte, ohne jegliche Schutzvorkehrungen gegen Angreifer und Feinde der Stadt. Persepolis war auch die Residenz der größten und reichsten persischen Adelsfamilien, die während  zwei Jahrhunderten die zivilisierte Welt beherrscht hatten.  Sie häuften in ihren Häusern große Sammlungen von Kunstgegenständen an. Tausende solcher persischen Familien lebten in dieser Stadt, und Tausende gehörten zu den zivilisiertesten, kultiviertesten und reichsten Menschen der Welt. In dieser Stadt gab es mehr Reichtümer als in allen persischen Städten zusammen. Als Alexander die Stadt überfiel, wussten diese friedliebenden Menschen nicht, was sie gegen diesen tollwütigen Psychopaten Alexander unternehmen könnten und waren seiner Wut und seinem Hass hilflos ausgeliefert.

Der Fall und die Brandschatzung von Persepolis [Estaxr/Pârse]

Abb. 4 Sonnenuntergang in Perspolis_von © Alireza Chavdarian

Alexander marschierte nach der Eroberung Susas von Xuzestân nach Pârs  und setzte seinen Marsch in Richtung Persepolis fort. In den Kohgiluye [Kohkiluyeh] Bergen versperrte ihm ein tapferer Heerführer und Statthalter der Provinz Pârs, namens Ariobarzanes, [Âriyâoborzin] den Weg. Wir wissen heute nicht, ob er einer der Konkurrenten Darius III war und sich im Falle eines Sieges zum König ernannt hätte und Pârs sein Herrschaftsgebiet war, oder ob er nur ein treuer Heerführer war, der mit seiner Armee Pârs verteidigen wollte.  Aber die Abwesenheit Darius III in diesem schicksalhaften und wichtigen Moment deutet an, dass vielleicht seine Gegner Darius III aus Pârs verjagt hatten.

Abb. 5 die Stadtplan von Persepolis

Ariobarzanes kämpfte so tapfer gegen Alexanders Armee, dass Alexander zunächst gezwungen wurde den Rückzug anzuordnen. Doch in der Nacht ließ Alexander einen Teil seiner Truppen im Lager bleiben und den Rest seiner Truppen ließ er, durch die Hilfe eines Wegweisers aus Lykien, der seit Jahren in diesen Bergen gearbeitet hatte und der persischen und griechischen Sprache mächtig war, hinter Ariobarzanes Linien führen und griff mit seinen makedonischen Soldaten im Schutz der Dunkelheit die persischen Truppen von beiden Seiten in einem Hinterhalt an. Ariobarzanes und seine Soldaten kämpften mit unglaublicher Tapferkeit und Entschlossenheit gegen Alexander. Als Ariobarzanes seine Niederlage jedoch kommen sah, wollte er zurück nach Persepolis, um dort die Stadt zu verteidigen und dort gegen Alexander zu kämpfen. Doch Ariobarzanes konnte nicht zurück, daher kämpfte er mit seiner Armee bis zum letzten Mann und sie gaben ihr Blut für das heilige persische Land und wurden dafür in der persischen  Geschichte unsterblich. Die Niederlage von Ariobarzanes ebnete Alexander den Weg nach Persepolis. Er war so wütend auf den Widerstand Ariobarzanes, dass er unterwegs jedes Dorf, das er sah, in Brand steckte und alle Bewohner tötete.

Im Monat Bahman,  (Jan./Febr.) des Jahres 330 v. Chr. erreichte Alexander die Stadt Persepolis. Diodorus schrieb: „dass Persepolis die schönste, die reichste und meist besiedelte Stadt unter dem Himmel war und dass die Häuser der Stadt mit  Kunstwerken und kostbaren Gegenständen, mit Juwelen und Gold verziert, gefüllt waren. Die meisten Häuser der Stadt waren im Besitz des bürgerlichen Volkes, trotzdem besaßen die Bewohner alle möglichen feinen Gegenstände und kostbare Möbel, die sonst nirgendwo auf der Welt üblich waren. Die Bekleidungen, die in diesen Häusern geraubt wurden, waren alle mit Gold und Juwelen bestickt und verziert. Es gab eine große Zahl an Palästen in dieser Stadt, die es sonst nirgendwo auf der Welt zu sehen gab“. Er schrieb weiter, „dass Alexander beschloss die schönste Stadt der ganzen Welt zu zerstören und sie dem Erdboden gleich zu machen. Daher sagte er zu seinen Soldaten: „Persepolis ist die meist verhasste Stadt der Erde, und wir müssen sie vernichten“. Er befahl ihnen, niemanden in der Stadt am Leben zu lassen und kein Haus in dieser Stadt dürfte noch stehen“. Er schrieb weiter, „als die Soldaten in die Stadt marschierten, töteten sie Kinder, Frauen, jung und alt und sie plünderten, was sie fanden. Sie waren so gierig bei der Plünderung, dass sie trotz des Einbruchs der Dunkelheit nicht bereit waren mit dem Töten und Rauben aufzuhören. Sie stritten sich sogar wegen der Beute miteinander, viele von ihnen hatten sich gegenseitig getötet, um die Beute dem anderen wegzunehmen. Sie hackten überdies auch die Arme und Hände des anderen ab, um an dessen Beute zu gelangen.“ Diodorus schrieb weiter: „somit wurde Persepolis, die die schönste, reichste und erhabenste Stadt unter dem Himmel war, zur ärmsten, unglücklichsten und meist verwüsteten Stadt der Welt.“

Abb. 6 Persepolis in Brand_Maler unbekannt

Die Griechen und Makedonier waren einige Tage nur mit Plünderungen und dem Niedermetzeln der Bevölkerung von Persepolis beschäftigt. Als die persischen Männer sahen, wie die Griechen und Makedonier Frauen, Mädchen und Jungen bestialisch vergewaltigten, warfen sie selbst ihre Frauen und Kinder von den Dächern der Häuser in den Tod, damit sie sterben und die Schande der Vergewaltigung ihnen erspart bleibt. Einige sperrten sich in ihre Häuser und steckten das Haus in Brand, damit alle sterben, um dem Feind so zu entgehen. Keiner mehr in der Stadt war sicher vor den Griechen und Makedoniern, denn nachdem sie die Frauen und Kinder vergewaltigten, töteten sie sie. Die größte Schande, die den Persern unerträglich war, war die Vergewaltigung ihrer Söhne und jungen Männer, das war die schändlichste Erniedrigung für einen Perser, daher warfen viele der jungen Männer sich auch von den Dächern der Häuser und fanden den Tod. Die Reichtümer, die von Alexanders Armee in Persepolis erbeutet wurden, waren unermesslich. Plutarch schrieb: „dass der Wert des Kleiderschrankes des adeligen Baga Vahuš Tausend Talente Gold wert war. Die Reichtümer und Schätze in Persepolis waren so groß, dass Alexander und seine Männer nicht mehr genug Kamele und Maultiere von den umliegenden Dörfern beschlagnahmen konnten, um sie nach Makedonien zu schicken.“  „Die geplünderten Reichtümer, von Bekleidung bis hin zu Möbel und Haushaltsgegenstände, wurden auf 20.000 Maultiere und 5.000 Kamele geladen und nach Makedonien geschickt. Der Wert von erbeutetem Gold, Münzen, goldenen Statuen und Statuetten, Gegenstände und Juwelen, die in kleine Teile zerstückelt wurden, belief sich auf 120 Tausend Talente (3.600 Tonnen Gold). Darunter war auch die berühmte goldene Weinrebe, die den königlichen Thron verzierte, und aus goldenen Zweigen und Blättern und Trauben aus Juwelen  bestand.“

Abb. 7 Rekonstruktion von Apadana Palast

In Persepolis gab es außer Gold und Juwelen auch Skulpturen von Prinzen und Königen, die aus Gold gegossen waren. Die Soldaten von Alexander zerstückelten diese, um sie dann unter sich zu verteilen. Plutarch schrieb: „als die Soldaten mit ihrer Gier damit beschäftigt waren, die Reichtümer der Paläste zu plündern, war Alexander im königlichen Palast. Während er vorbei lief, fiel sein Blick auf die goldene und prachtvolle Skulptur des Königs Xerxes [Xašâyâršâ], die auf dem Boden lag, die Skulptur sah so lebendig aus. Alexander wandte sich der Skulptur zu und sagte zu ihr: „Ich weiß nicht, ob ich dich auf dem Boden so liegen lassen soll, als Strafe für deinen Feldzug nach Griechenland, oder soll ich deine erhabene Seele und majestätischen Eigenschaften respektieren und dich vom Boden aufheben?“ Er stand eine Weile da und schaute die Skulptur an, dann lief er weiter, ohne ein Wort zu sagen.“ Er ging an der Skulptur dieses Kaisers, der einst die Sonne der zivilisierten Welt war vorbei und ließ es zu, dass seine Soldaten die Skulptur in Stücke schlugen und unter sich teilten.

A. T. Olmstead schrieb in History of the Persian Empire: „Nach der Plünderung und Verwüstung der historischen Stadt Persepolis veranstaltete Alexander ein Siegesfest zu Ehren des griechischen Weingottes. Er war entschlossen, alle Spuren der persischen Zivilisation zu beseitigen; und weil er schon für die Vernichtung des prachtvollsten Palastes der Menschheitsgeschichte vorbereitet war, nachdem die Wirkung des Alkohols ihn stark betrunken gemacht hatte, stand er auf, nahm sich eine brennende Fackel und machte sich auf den Weg zum Palast der Könige. Seine Soldaten machten es ihm nach, sie nahmen auch brennende Fackeln mit sich und folgten ihm tanzend und schreiend. Als er den Palast erreichte, betrat er ihn und warf seine Fackel in eine Ecke und seine Offiziere machten es ihm nach und warfen ihre Fackeln in eine Ecke und steckten alles in Brand.“

Somit, wurde der Palast von Darius dem Großen, Xerxes und Artaxerxes I, der einst der Ort war, mit dem größten und glanzvollsten kulturellen Werk, das jemals die Welt gesehen hatte, im Feuer der Rache und des Hasses von Alexander komplett niedergebrannt, sodass  vom Palast nichts außer einer Ruine übrig blieb. A. T. Olmstead schreibt weiter: Das, was Alexander in Persepolis tat, war im wahrsten Sinne des Wortes der barbarischste und verbrecherischste Akt; Alexander erzählte in seinen Briefen an die griechischen Würdenträger, dass er sehr stolz auf sich wäre, die gesamten Bewohner der Stadt Persepolis niedergemetzelt und keinen einzigen am Leben gelassen zu haben; sich über solche Taten noch so zu brüsten, brachte ihm mehr denn je Schimpf und Schande; noch barbarischer, war das in Brand stecken der Paläste, die so erhaben und glanzvoll waren.“

Abb. 8 Persepolis

Viele Historiker der westlichen Welt – wie Diodorus, Plutarch und einige andere – die die verbrecherischen Taten von Alexander ins Reine waschen wollten, hatten alles versucht,  für seine schändlichen Handlungen Ausreden und Entschuldigungen zu finden und so  rechtfertigten sie Alexanders Tat, indem sie behaupteten, dass angeblich eine makedonische Prostituierte namens Thaïs, die die Geliebte des Offiziers Ptolemaios war, für die Brandschatzung von Persepolis verantwortlich wäre und sie hätte Alexander zu dieser Tat ermutigt. Diese Historiker haben mit solchen Entschuldigungen den Schandfleck Alexanders noch größer und dunkler ausgemalt; denn sie haben mit ihren Interpretationen und Ausreden für Alexanders Handeln, ihn eher als eine Person dargestellt, die keinen eigenen Willen hatte, eine Person, die auf Geheiß einer Prostituierten handelte, eine Person also mit niedriger Moral, der sich auf den erhabensten Thron der Welt setzen wollte, auf dem Männer wie Darius der Große und Xerxes gesessen hatten. Diodorus schreibt dazu dass: „einer der makedonischen Prostituierten zu Alexander sagte, dass es der größte Verdienst Alexanders in Asien wäre, den königlichen Palast nieder zu brennen und einer Frau zu erlauben den Palast, den Stolz der Perser, nieder zu brennen. Diese Worte sprach sie zu jungen Männern die volltrunken waren und einer sprang auf und entzündete eine Fackel, um die Perser für die Zerstörung der griechischen Heiligtümer in Athen -150 Jahre zuvor-  zu bestrafen. Andere schrien, dass nur Alexander dieser Tat würdig wäre. Fackeln wurden gesammelt und von Musik, Tanz und Geschrei begleitet, machte sich Alexander mit der Prostituierten Thais und seinen Gefährten auf, in Richtung Palast. Nach Alexander warf sie als zweite die Fackel in den Palast und die anderen folgten ihrem Beispiel und der Palast fing schnell Feuer.“

Abb. 9 Paläste in Persepolis

Das Feuer verbreitete sich überall in der Stadt, denn die Makedonier steckten nun die ganze Stadt in Brand und Persepolis zerfiel zu Asche. Alexander schickte dann einen Brief nach Makedonien und berichtete stolz darüber, dass nichts mehr von Persepolis übrig wäre und alle Bewohner getötet wären. Alexander hatte schon früher befohlen alle wissenschaftlichen und philosophischen Werke, die in ganz Persien in den Bibliotheken aufbewahrt wurden zu sammeln, sie zu übersetzen und anschließend befahl er alles nieder zu brennen. Der iranische Historiker Gardizi  schrieb im 11. Jhd. über eine der Bibliotheken, die Alexander in Persepolis verbrennen ließ: „Alexander befahl alle Werke in Dežnepešt (Bunker in Persepolis, in dem alle staatlichen Dokumente und Werke aufbewahrt wurden, darunter auch das heilige Buch der Avestâ), in dem sehr viele Werke über den Zoroastrismus, Philosophie, Mathematik, Geometrie, Astronomie und vieles andere aufbewahrt wurde zu übersetzen, dann ließ er alle Übersetzungen nach Makedonien schicken und steckte anschließend Dežnepešt mit den Originalen in Brand, so dass den Persern keine Werke mehr übrigblieben, außer einigen wenigen, die noch im ganzen Land in privaten Besitz waren.“ [Târixe Gardizi, Seite 58 u. 59]. Auch Nezâmi Ganjavi schrieb im 12. Jahrhundert  in seinem Buch, Šarafnâme aus seinem Werk Xamseye Nezâmi, dass Alexander viele Feuertempel und  Bibliotheken in Persien verwüstete und nieder brannte.

 

Der Brand in Persepolis war so verheerend, dass alle Lehmdokumente, die in den unterirdischen Archiven des Palastes aufbewahrt wurden, durch die hohen Temperaturen gebrannt  wurden. Zehntausende Lehmdokumente sind es heute, die mehr oder weniger intakt geblieben sind und die der Menschheit heute von gerechten und erhabenen persischen Königen berichten, wie die ganze Staatsapparatur in ihrer Zeit funktionierte und wie in der achämenidischen Epoche die Völker Gerechtigkeit genossen und ihre Menschenrechte respektiert wurden. Tausende dieser Dokumente sind noch nicht übersetzt, es sind Dokumente ab der Herrschaft  Darius des Großen bis zu Artaxerxes I.

Durch diese Dokumente, deren Übersetzer im Wesentlichen westliche Iranforscher und  Liebhaber der persischen Geschichte sind, erfahren wir, dass bei den Bauarbeiten an den großen Königspalästen, besonders in Persepolis, Arbeiter entlohnt wurden. Köche, Tischler, Schneider, Straßenkehrer und Reinigungskräfte in den königlichen Palästen keine Sklaven und Sklavinnen waren, sondern alle Arbeiter und Angestellte, die ihrem Beruf entsprechend entlohnt wurden. Durch das Lesen dieser Dokumente erfahren wir, dass in der achämenidischen Epoche keine Sklaverei existierte und alle Menschen und Völker, egal aus welchen Ecken des Persischen Reiches sie stammten, alle Staatsbürger des Persischen Reiches waren. Durch das Lesen dieser Dokumente erfahren wir, was für eine ordentliche und perfekt funktionierende Kontrollapparatur der Staat besaß, durch die sie Erpressung und Willkür der Beamten und der Steuereintreiber des Reiches kontrollierten und dass diese sich nicht durch Bestechung und Veruntreuung der Gelder bereichern konnten. Durch das Lesen dieser Lehmdokumente erfahren wir, dass auch die elamitische [xuzi] und aramäische Sprache, die nicht zu den Zweigen der persischen Sprache gehörten, als offizielle Sprachen anerkannt waren und gesprochen wurden, um die Gleichberechtigung aller Völker des Persischen Reiches zu sichern.

Abb. 10 Der mythische Vogel Homâ in Persepolis

Durch das Lesen dieser Lehmdokumente wundert man sich, was für eine Gerechtigkeit in der damaligen Zeit in Persien und im Mittleren Osten herrschte und welches perfekte System dahinter steckte, um die Gerechtigkeit zu hüten. Durch das Lesen dieser Dokumente erfahren wir, wie Schneiderinnen, Köchinnen und Weberinnen, die in Persepolis arbeiteten, entlohnt wurden und die Höhe ihrer Löhne fast dem der Männer entsprach; wie die arbeitenden Frauen und Männer von der Arbeit befreit waren, wenn sie krank wurden, sogar Frauen bekamen Mutterschaftsurlaub und alle Arbeiterinnen bekamen während ihrer Genesungszeit oder im Urlaub ihre wöchentlichen oder monatlichen Löhne. Durch das Lesen dieser Dokumente erfährt man, was für große und edle Ideen und Gedanken in die Tat umgesetzt wurden, die bis heute eine große Leistung für die damalige Zeit waren. Dass wir das heute alles wissen, verdanken wir vor allem einem Deutschen Archäologen Ernst Herzfeld, der für uns diese Stadt ausgegraben hat.

Erst nach dem Brand von Persepolis behauptete Alexander, er habe diese Stadt wegen der Zerstörung der Akropolis 150 Jahre zuvor durch Xerxes I, in einem Racheakt vernichtet. Es muss an der Stelle erwähnt werden, dass Xerxes I eine Strafaktion gegen Athen durchgeführt hatte, als diverse Heiligtümer in den Küstenstädten Kleinasiens durch die Athener zuvor geschändet und zerstört wurden. Wie der britische Historiker Tom Holland richtig in seinem Buch Persisches Feuer schreibt, handelte es sich bei dieser Aktion von Xerxes I um nichts anderes als „um Irans Kampf gegen den Terror“. Das Schänden von Heiligtümern war in jener Zeit auf der ganzen Welt ein Kriegsgrund.

Persepolis selbst wurde nie wieder besiedelt und noch heute lässt dieser zerstörte Ort die einstige Pracht erahnen. In 5 km Entfernung ließ Alexander aus den Trümmern von Persepolis eine Stadt, die seit der islamischen Epoche Estaxr heißt, errichten, sie wurde eine Sommerresidenz der Sassaniden, erreichte aber niemals die Größe und Erhabenheit von Persepolis. Alexanders Handeln war ein Akt der Rache und des Hasses zum Zweck der Vernichtung und der Plünderung.  Hunderte Autoren  haben Alexander in ihren Werken zum „guten Imperialisten“ erklärt, der die Perser in die Schranken wies und den alten Hochkulturen am Euphrat, Nil und am Indus für immer die Macht entriss. In Wahrheit war er, wie Ephippos schreibt, ein schwerer Alkoholiker, der die großen Zivilisationen der Antike für immer zerstört hatte. Er hatte bis zur Zerstörung von Persepolis im Jahre 330 v. Chr. Tausende von Kilometern mit seiner Armee zurückgelegt und noch weitere 7 Jahre wird der kleinwüchsige Giftzwerg – er hatte eine Größe von nur 1,60 m – in Asien plündern, vergewaltigen, morden und vernichten. Sein zwölfjähriger Raubzug durch Asien hatte 750.000 Soldaten das Leben gekostet. Tausende von Tonnen Gold, Edelsteine und Wertgegenstände und Tausende von wissenschaftlichen Abhandlungen hatte er dem Persischen Reich gestohlen und nach Makedonien transportieren lassen. Nur ein Viertel seiner Männer wird diesen Feldzug überleben.

© Pârse & Pârse

[Quellen dieser Artikelreihe: „Irânzamin“, von Amir Hoseyn Xonji, Arrianus, Diodorus, A.T. Olmstead „History of the Persian Empire“, Plutarch, Ephippos, Xenophon, Gardizi „Târixe Gardizi“ „Einsicht in die iranische Geschichte“,[ „Molâhezâti dar târixe Irân“], 4. Auflage, von Dr. Ali Mirfetros, Quintus Curtius Rufus, Herodot, 1. Buch Religion und Sitten der Perser , G. Hancock, Heavens Mirror, 1998, Michael Joseph Ltd, s. V.Gordon Childe: New Light on the most ancient East. 1928, 1958, 134 + Abbildung Plate XXI, Nezâmi Ganjavi in Šarafnâme aus seinem Werk Xamseye Nezâmi, Tom Holland „Persisches Feuer“ Alfred von Gutschmid, 1888 „Die Geschichte Irans und seiner Nachbarländer“, Hans Delbrück 1920 „Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte“, Geulen, Ebne Xaldun „Al Mughaddimah“, tagesschau.de, Josef Wiesehöfer Iranians, Greeks and Romains 2006, C. E. Bosworth Encyclopädia Iranica]

Bildquellen:

Abb. 1

Abb. 2

Abb. 3

Abb. 4

Abb. 5

Abb. 7

Abb. 8

Abb. 9

Abb. 10

Alexander „der Große“ – Eskandare gojastak (6)

7 Gedanken zu „Alexander „der Große“ – Eskandare gojastak (5)

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  5. Hi,
    ihr und ich, wir sind die bisher einzigen mir bekanntren Menschen die wissen, dass Alexander der Große ein Psychopath war und eben kein bewunderswerter Mensch ist.
    Schöner Blog hier, gefällt mir sehr. Weiter so und
    liebe Grüße sendet
    Ronald

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