Die Hamas sucht in Iran vergeblich nach einem alten Verbündeten

Unbenannt

„Die Stunde des Gerichtes wird nicht kommen, bevor Muslime nicht die Juden bekämpfen und töten, so dass sich die Juden hinter Bäumen und Steinen verstecken und jeder Baum und Stein wird sagen: ‚Oh Muslim, oh Diener Allahs, ein Jude ist hinter mir, komm und töte ihn!“

– SAHIH MUSLIM BUCH 41, NUMMER 6981, ZITIERT IN ARTIKEL 7 DER GRÜNDUNGSCHARTA DER HAMAS

Teheran – Während Irans Führer Ayatollah Ali Khamenei Muslime vergangene Woche dazu aufgefordert hat, Palästinenser gegen den „tollwütigen Hund“ Israel zu bewaffnen, muss man davon ausgehen, dass diese Aussage reine Mundpropaganda ist. Die Hamas ‏حَمَاسْ‎, im Krieg mit Israel, sucht mächtige Freunde und will zurück in den Schoss des Iran und der Hisbollah حزب الله‎ , aber die Zeiten haben sich geändert.

Die Flagge der Hisbollah

Die Flagge der Hisbollah

Die durch eine Telefonkonferenz vergangene Woche, zwischen dem iranischen Parlamentspräsidenten Ali Larijani, dem Hisbollah Führer Hassan Nasrallah, dem politischen Führer der Hamas Khaled Mashal und dem Islamischen Jihad Führer Ramadan Shalah verursachten Spekulationen, die besagen, dass die tiefe Kluft zwischen der Hamas und dem Iran und seinem Proxy, der Hisbollah‎, geheilt wurde, und die Hamas in den schiitischen Schoss zurückkehren würde, wie sie es jahrzehntelang zu tun gepflegt hatte, geben der Hamas wenig reale Hoffnung auf eine Rückkehr in iranische Obhut. Es ist zweifelhaft, denn diese Telefonkonferenz repräsentiert eher eine strategische Veränderung in den Positionen beider Seiten.

Das Logo der Hamas

Das Logo der Hamas

Während der Islamische Jihad حركة الجهاد الإسلامي‎ seit seiner Trennung von den ägyptischen Muslimbrüdern und seiner Umorientierung, nach der Islamischen Revolution 1979 in Richtung Iran, weiterhin ein iranischer Schützling bleibt, hatte die Hamas vor zweieinhalb Jahren endgültig beschlossen, mit Iran zu brechen, sich weiter an die Muslimbrüder in Ägypten zu orientieren und den Weg zu ihrem natürlichen, arabischen und sunnitischen Zuhause zu gehen. Diese Entscheidung wurde weitgehend dadurch ausgelöst, weil Teheran, Syriens Präsidenten Bashar Al Assad gegen die sunnitischen Terroristen in Syrien unterstützte. Das schuf den Druck, für die Palästinenser und den arabischen Staaten, die Beziehungen mit Iran einzufrieren. Die Hamas dachte, dieser Schritt würde keinen zu hohen wirtschaftlichen Preis fordern, dank der Unterstützung, die sie aus Ägypten von der Muslimbruderschaft-Regierung und aus Saudi Arabien, den wichtigsten US-Verbündeten am Persischen Golf, erhalten hatten. Diese Rechnung ging nicht auf, als der ägyptische Präsident Mohammed Mursi im vergangenen Jahr gestürzt wurde; Die neue Regierung Ägyptens war und ist im Krieg gegen die Muslimbruderschaft und all ihren Ablegern, in erster Linie ist sie im Krieg gegen die Hamas.

Aber die Hamas kann heute nicht mehr in den Schoss  Irans, Syriens und der Hisbollah, dem schiitischen Halbmond, zurückkehren. Katar und die Türkei sind ihre einzige Zuflucht geblieben, und beide Staaten werden von Ägypten verabscheut. Darin liegt auch der wichtigste Unterschied zwischen der Hamas und der Hisbollah: Während die Hisbollah enorme finanzielle, diplomatische und politische Unterstützung aus dem Iran und Syrien erhält, sind die wirtschaftlichen Quellen für die Hamas gesperrt. Aber das spiegelt wiederum einen weiteren wichtigen Unterschied wider: Die Hisbollah hat eine strategische, regionale Bedeutung, Iran kann es sich daher nicht leisten die Hisbollah aufzugeben. Ihre Teilnahme in Syrien am Bürgerkrieg, war entscheidend für das Überleben des Regimes von Bashar Al Assad, während die Dominanz der libanesischen Politik den Einfluss der arabischen Staaten, wie Saudi-Arabien und Ägypten bremst.

Emblem des Islamischen Jihad

Emblem des Islamischen Jihad

Dabei hat Iran einen herausragenden Status, nicht nur in diesem Teil des Nahen Ostens erlangt und gesichert. Heute reicht der lange Arm Teherans von Afghanistan über Irak, bis in den Libanon. Die Hamas hingegen hat keinen solchen regionalen politischen Einfluss. Sie war nicht einmal in der Lage, die Hisbollah, als Erzfeind Israels dazu zu bewegen, sich ihrem Kampf gegen Israel anzuschließen: Trotz Nasrallahs Vortrag über das palästinensische Problem als oberste Priorität und seine verbale Unterstützung für „Widerstand“, haben seine Truppen noch nie wirklich auf der Seite der Palästinenser in ihrem Namen gekämpft; er begnügt sich mit der Bereitstellung von lascher Militärhilfe, Ausbildung und Beratung.

Die Hisbollah sieht sich in erster Linie als eine libanesische Organisation, die für libanesische Interessen steht; diese Sichtweise rechtfertigt gerade noch ihre Intervention in Syrien. Die ethnisch-religiöse Vielfalt im Libanon, verpflichtet sie zwischen den verschiedenen ethnischen und religiösen Gemeinschaften des Libanon zu manövrieren und nimmt ihre konkurrierenden Interessen wahr. So kann sie es sich erlauben, dem Kampf gegen Israel für lange Zeit fernzubleiben, ohne ihren Status im Libanon verletzt zu haben.

Die palästinensische Bevölkerung hingegen ist weitgehend homogen, und hinter dem Kampf gegen die „israelische Besatzung“ ideologisch vereint. Somit steht fest, solange die „israelische Besatzung“ weitergeht, kann die Hamas nicht auf den bewaffneten Kampf, oder zumindest der Vorbereitung für ihn, in Zeiten der Ruhe, verzichten. Die nationale Existenz und Legitimität der Hamas, als Hauptkraft in Gaza, hängt direkt von der Fortsetzung ihres Kampfes gegen Israel ab. Die Hamas, kann ähnlich wie die Hisbollah in ihrer Fähigkeit, die Zentralregierung herausfordern – in ihrem Fall, die Palästinensische Autonomiebehörde. Aber anders als die Hisbollah, steht die Hamas selbst vor Herausforderungen anderer bewaffneter Organisationen im Gazastreifen, wie dem iranischen Schützling: dem Islamischen Jihad und die Volkswiderstandskomitees. So halten sich irreführende Vergleiche zwischen der Hisbollah und der Hamas und dem Iran, Weil niemand mehr versteht, wo wer steht.

Die Forderung der Europäischen Union, nach der Entwaffnung der Hamas, nach derselben einstmaligen Forderung, die Hisbollah zu entwaffnen, die in einer UN-Resolution festgeschrieben wurde und den Zweiten Libanon-Krieg 2006 beendete, schaffte es praktisch nicht, eine Entwaffnung der Hisbollah im Libanon zu erzielen, aber bei der Hamas in Gaza, ist die Durchsetzung einer solchen Forderung nicht einmal theoretisch plausibel.

Libanon hat eine Armee, die der zivilen Regierung untersteht und die Hisbollah erkennt formal ihre Autorität an und sitzt auch mit Abgeordneten im Parlament, als legitime, politische Gruppierung, mit einem starken paramilitärischen Arm im Land. 1985 entstand sie zuerst, als paramilitärische Organisation, im Zusammenschluss verschiedener schiitischer Gruppierungen, wegen der Invasion Israels. Heute ist die Hisbollah weit über die Landesgrenzen hinaus, unbestritten, ein politischer, militärischer und sozialer Faktor. Die Hisbollah behauptet, dass die Armee ohne ihre Hilfe zu schwach sei, um Libanon vor Israel zu schützen. Die Hamas hingegen, sieht sich als palästinensische Armee, jetzt, wo die Palästinensische Autonomiebehörde den bewaffneten Kampf gegen Israel aufgegeben hat. Ihrer Ansicht nach, würde jeder Versuch, sie zu entwaffnen, den nationalen Widerstand entwaffnen und damit Palästinas Abschreckung gegen Israel zerstören und bedeutet die Aufgabe eines wichtigen strategischen Werkzeuges für die Erzielung der palästinensischen Souveränität.

Wer eine „libanesische Lösung“ für den Gazastreifen haben will, muss ein anderes Modell finden: ein Modell, für eine große militärische Organisation, die einen untrennbaren Teil der Regierung bildet. In den Schoss des Iran und der Hisbollah, kann die Hamas nicht mehr zurückkehren, trotz gemeinsamer Feindschaft zu Israel, trotz antagonistischer Haltung gegenüber dem Westen und entgegen ihrer religiösen Differenzen im schiitischen und sunnitischen Islam.

6 Gedanken zu „Die Hamas sucht in Iran vergeblich nach einem alten Verbündeten

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