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Der saudische Außenminister Prinz Saud al-Faisal, beim „mauscheln“ mit dem US Außenminister John Kerry
ein Kommentar von Ardašir Pârse
Teheran – Seit Barack Obamas Wende in der Politik gegenüber Iran, rangiert Saudi Arabien nur noch auf Platz 2 der wichtigsten amerikanischen Verbündeten im Mittleren Osten, denn die USA entschied sich für Iran als Partner, um neben der US-geführten Koalition namens „Boots on the ground“ gegen den IS zu kämpfen.
Prinz Saud al-Faisal, der saudische Außenminister, sagte John Kerry, dem US-Außenminister, dass er riskiere dass Iran den Irak übernimmt, und wiederholte damit Israels jüngste Bedenken hinsichtlich der Politik des Weißen Hauses gegenüber Teheran.
Die Vereinigten Staaten und ihre westlichen Koalitionspartner greifen Stellungen des Islamischen Staates Irak und der Levante (ISIL) aus der Luft in Syrien und Irak an, weigern sich aber, Truppen zu entsenden. Als Ergebnis außerhalb kurdischer Gebiete, wird die Offensive in beiden Ländern stark durch Iran und seine Proxy Shia Milizen, wie die Hisbollah beeinflusst, sie erledigen neben iranischen Luftangriffen auf den IS die Arbeit am Boden.
Dies hat ernsthafte Bedenken in Saudi-Arabien ausgelöst, hinsichtlich Irans wachsenden Einfluss, als Rivale der Sunniten in der Dominanz des Mittleren Ostens. Die irakische Regierung greift derzeit ISIL Stellungen in Tikrit, Saddam Husseins Heimatstadt nördlich von Bagdad, an. Aber die meisten ihrer Kräfte stehen unter dem Kommando schiitischer Milizen, deren Führer dem iranischen Regime in Teheran nahestehen, auch wenn die Bevölkerung von Tikrit größtenteils sunnitisch ist.
Nach Angaben der Vereinten Nationen haben rund 28.000 Menschen ihre Häuser angesichts der militärischen Operationen verlassen. „Tikrit ist ein Paradebeispiel für das, was uns besorgt macht“, sagte Prinz Saud . „Iran ist gerade dabei, das ganze Land zu übernehmen.“ Und das mit jedem Recht auf Wiedervereinigung. Immerhin war Irak bis 1534 faktisch iranisches Territorium und ist heute nichts weiter als ein künstliches osmanisches und britisches Konstrukt!
Die Einigung über das iranische Atomprogramm und Präsident Obamas Weigerung, Truppen trotz einer eskalierenden Reihe von Bürgerkriegen in die arabische Welt zu senden, haben Amerikas alte Verbündete im Mittleren Osten schockiert.
Vergangene Woche hat der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu die Beziehungen zum Weißen Haus, auf ihren seit Jahren tiefsten Punkt gebracht, als er offen Obamas Deal mit Iran kritisierend am Boden des Kongresses zerschmetterte.
Saudi-Arabien befürchtet, dass die multiplen Krisen in der arabischen Welt Iran eine Gelegenheit gegeben haben, seine Macht zu erweitern. In Syrien ist Bashar Al Assad stark abhängig von iranischem Geld, von der Unterstützung der iranischen Berater und der Hisbollah und dank Iran immer noch an der Macht. In Jemen hat eine von Iran unterstützte Miliz den saudisch gestützten Präsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi aus der Hauptstadt hinausgeworfen und nun scheint Iran sich seit den Luftangriffen Saudi Arabiens auf Jemen auch militärisch direkt zu engagieren, um jemenitische Schiiten vor der saudischen Aggression zu schützen. Hier bahnte sich nun ein weiterer herber Rückschlag für Saudi Arabien an, da Pakistans Parlament nun eine Resolution beschlossen hat, in der es die Regierung Sharif aufforderte, sich nicht weiter am Angriffskrieg Saudi Arabiens gegen den Jemen zu beteiligen. Zusätzlich zur Forderung nach Neutralität drängte die parlamentarische Resolution die Regierung Sharif, eine aktive diplomatische Rolle zu spielen bei dem Versuch, ein Ende der Kämpfe in Jemen herbeizuführen, anstatt Jemeniten zu bombardieren. Dennoch werden sicher militante sunnitische Gruppierungen aus Pakistan, darunter auch die Taliban und Al Qaida, die auch gegen Schiiten im eigenen Land vorgehen, in den Krieg gegen jemenitische Schiiten ziehen, unabhängig vom Parlamentsbeschluss und seiner Resolution in Pakistan. In Irak, obwohl die Regierung eine Balance zwischen sunnitischen und schiitischen Elemente sucht, spielt die schiitische Miliz eine immer stärkere Sicherheitsrolle, seit dem Zusammenbruch der Armee, nach dem Einbruch des ISIL über das Land im letzten Sommer. Iran ist zurück auf der Weltbühne und nimmt nach und nach wieder die politische und militärische Rolle ein, die sie vor der Islamischen Revolution von 1979 inne hatte. Natürlich ist das Saudi Arabien und rechtsradikalen Elementen in Israel ein Dorn im Auge.
Der aktuelle Angriff auf Tikrit wird von zwei Männern gesteuert. Einer ist Hadi al-Ameri, der Führer der mächtigen Badr Organisation, eine schiitische Miliz mit intensiver Nähe zu Teheran.
Der andere ist Ghassem Suleimani, der Führer der iranischen Al-Quds Kräfte, der Arm der Revolutionsgarden für iranische Auslandseinsätze.
Er soll die Koordination des Tigrit-Angriffes aus einem Dorf im Osten vorgenommen haben. Eine Rede, die er auf einer Kundgebung letzten Monat in Iran gehalten hat, alarmierte die gesamte Persische Golf Region. „Wir sind Zeugen des Exportes der islamischen Revolution in die gesamte Region“, sagte er. „Von Bahrain und Irak bis nach Syrien, Jemen und Nordafrika.“ fuhr er fort. Saudi-Arabien hat eine lange Grenze mit Irak und Jemen, und hat auch eine unruhige schiitische Minderheit auf seinem Staatsgebiet leben.
„Wir sehen Iran in Syrien, in Libanon, in Jemen und in Irak operieren, und Gott weiß, wo sonst noch“, sagte Prinz Saud. „Das muss aufhören, wenn Iran ein Teil der Lösung für die Region und nicht Teil des Problems sein will.“ Er forderte die US-geführte Koalition – von denen Saudi-Arabien selbst ein Mitglied ist, auf, „die Stiefel auf dem Boden“ gegen ISIL zu setzen. Das Reich betont die Notwendigkeit, des Einsatzes militärischer Mittel, um diese Herausforderung auf dem Boden gerecht zu werden“, sagte er.
Kerry bestand darauf, dass das Atomabkommen getrennt von der umfassenderen Frage der iranischen Expansion in der Region behandelt wird, und dass er nicht auf der Suche nach mehr Verhandlungsmaterial mit Teheran ist. „Auch wenn wir in diesen Gesprächen mit Iran uns in diesem Thema engagieren, werden wir nicht unsere Augen vor destabilisierenden Aktionen Irans in Ländern wie Syrien, Libanon, Irak und der arabischen Halbinsel und, Jemen im Besonderen verschließen“, sagte er.
Es ist jedoch bemerkenswert, dass die US-geführte Koalition nicht an der Tikrit Operation beteiligt war. Beamte in Washington missbilligen nach außen den Einsatz der berüchtigten Iran-unterstützten Milizen. Eine Explosion traf gezielt hochrangige Mitglieder des offiziellen Al-Qaida Flügels in Syrien, der al-Nusra Front, in der nordwestlichen Provinz Idlib am Donnerstag vor zwei Wochen. Abu Humam al-Shami, leitender General der von Saudi Arabien und Katar unterstützten Terrororganisation, so wurde von Dschihad-Quellen berichtet, wurde verwundet. Die Quellen sagten, die Explosion wurde durch einen US-geführten Luftangriff der Koalitionskräfte auf ein hochrangiges al Nusra Treffen in der Stadt Salqin, in der Nähe der Grenze zur Türkei verursacht. Der Bericht konnte jedoch nicht genauer verifiziert werden.
Das US-Außenministerium gab an, dass „bedeutende Fortschritte“ von der US-geführten Koalition im Kampf gegen militante Organisationen des selbsternannten islamischen Staates gemacht wurden. Was die Berichte anbetrifft, dass Iran, der kein Koalitions-Mitglied unter US-Führung ist, ISIL Ziele in Irak bombardiert hat, dazu sagte John Kerry, „wenn eine solche Maßnahme für die Extremisten bewirkt sie in den Schranken zu halten, dann war das „positiv“.“
Bei einer Ansprache nach einem Treffen in Brüssel von mehr als 60 Ländern der Koalition, sagte Kerry, „zwei Monate nach den Luftangriffen sind die militärischen ISIL-Fähigkeiten beschädigt.“ Aber er fügte hinzu, „dass der Kampf gegen die Extremisten Jahre dauern wird und es würde mehr als nur ein militärischer Kampf sein, ein riesiger Aufwand, an dem mehrere Fronten einbezogen werden müssten. Der Sieg über den ISIL auf dem Schlachtfeld, die Beschneidung ihrer Finanzen, Gesetze zu erlassen, um den Fluss von ausländischen Kämpfern zu beschränken und die Bekämpfung ihrer giftigen Ideologie“, sagte Kerry auf einer Pressekonferenz.
Mehr als zwei Monate Luftangriffe der Koalition haben es viel schwieriger für den ISIL gemacht, weiter zu operieren. Etwa 1000 Luftangriffe wurden bisher in Syrien und Irak vorgenommen. Iraks Ministerpräsident al-Abadi Haider sagte in Brüssel, dass mit Hilfe
der Koalition, die irakische Armee, die sunnitischen Stammeskämpfer und kurdischen Kräfte einiges an Boden des großen territorialen Fortschrittes des ISIL im vergangenen Sommer zurückgeholt hätten. Das Koalitions-Treffen endete mit einer gemeinsamen Erklärung, die Geschlossenheit gegen ISIL verkündet hat.
Es gibt noch eine Reihe von Schlüsselfragen hinsichtlich der US-geführten Strategie gegen den ISIL. Welche Zukunft hat der syrische Präsident Bashar al-Assad? Was geschieht mit den anderen islamistischen Terrorgruppen in Syrien? Reicht militärische Gewalt wirklich aus, eine Dschihad-Ideologie zu zerstören? Die Strategie, welche die USA und ihre Verbündeten im Kampf gegen die einst von ihnen unterstützten und aufgebauten Al-Qaida Terroristen und ihre Ableger für mehr als ein Jahrzehnt verfolgt haben, war in jedem Fall bisher wenig erfolgreich.