SAVAK سازمان اطلاعات و امنیت کشور – Irans Geheimdienst unter dem Shah (2)

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1. Teil

Das Kubark Handbuch

Das Kubark Handbuch, ein aus dem Jahr 1953 stammendes CIA-Handbuch über Verhörmethoden, dokumentiert eine Fülle von Foltermethoden und anderer Repressalien die einen Gefangenen zum Sprechen bewegen. Mark Bowden schrieb im Jahr 2003 im Atlantic Monthly über dieses Handbuch, “es bleibt das umfassendste und detaillierteste Werk in Wort und Schrift über Verhörmethoden, es zwingt zur offiziellen Zurückhaltung diese Dinge zu erörtern oder sie niederzuschreiben, denn solche Dinge sind zweierlei: politisch peinlich und geheim.“

Das Handbuch erklärt Vernehmungsbeamten neben anderen Dingen, dass die Angst vor Schmerz mehr bewirkt als der Schmerz selbst und dass sensorische Deprivation und Isolationshaft zu den erfolgreichsten Foltermethoden gehören, wenn es darum geht Informationen zu erhalten.

Bildquelle: lulu.com

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Die lange Geschichte von Verhörmethoden der US-Armee und der US-Geheimdienste zeigen die Lippenbekenntnisse der USA hinsichtlich internationaler Vereinbarungen im Bereich der Menschenrechte, während gleichzeitig heftig gefoltert wird, wann immer die Umstände dies für sie erforderlich erscheinen lassen. Beide, die US-Armee und die CIA waren immer ehrlich in ihren Publikationen hinsichtlich der Anwendung ihrer Verhörmethoden. Das Kubark Manual offenbart nur ein paar Hinweise auf Skrupel auf den 128 Seiten dieses Horrorhandbuchs in einem seltenen Euphemismus der „externen Techniken“. Moralische Bedenken einmal beiseitegelassen, bringt die Verhängung „externer Techniken“ zur Willensbrechung von Personen die ernste Gefahr von Klagen, negativer Publicity oder das Zurückschlagen des Feindes mit sich. Letzteres impliziert, dass Kritiken an solch unseligen Methoden, ob legal oder moralisch gerechtfertigt, keine inhärente Gültigkeit haben, sondern als Gegenschlag des Feindes gesehen werden. Der offizielle 5000 -seitige Bericht des CIA Folterreports zum Internierungs- und Verhörprogramm der CIA, der im Jahr 2015 dem US Senat vorgelegt wurde zeigt  das reinste Horrorszenario, auch hier wurde das Kubark Handbuch der Methodik zu Grunde gelegt. Der Zweck heiligt nicht die Mittel wenn es darum geht, dass Menschenrechte gesetzlich verankert sind. Das Folterverbot ist absolut. Viele der dort beschriebenen Foltermethoden übernahmen die USA von den Nazis.

Wir sind nicht sicher, ob tatsächlich jemals eine Kopie des Kurbak Handbuches dem SAVAK übergeben wurde. Aber es ist klar, dass der Kern des Inhaltes der iranischen Organisation übermittelt wurde, wahrscheinlich kurz bevor oder als Herr General Nasiri Herrn General Pakravan als Chef des SAVAK ablöste. Das Handbuch unterscheidet zwischen physischer Folter, die traditionelle Methode Schmerzen mit grausamen Instrumenten zuzufügen und psychischer Folter, subtile Entzüge, die mit psychologischen Mitteln erzeugt werden. Gegen Ende der 1960iger Jahre bediente sich der SAVAK mehr den subtilen Methoden, die er von der CIA und vom israelischen Geheimdienst SHABAK erlernt hatte. Der Shah sah wohl den Übergang zu subtilen Methoden als weiteren Beweis der Modernität des Landes und sie wurden mehrfach gefördert um den SAVAK von den Vorwürfen der Grausamkeit zu entlasten. In seinem Urteil sah er einen Beweis dafür, dass die modernen Techniken, die alten rohen Wege der Folter überholt hatten. Er hatte wohl das Kubark Manual nie gelesen.

Es ist aber auch sehr wahrscheinlich, dass dem Shah nie die Details der Methoden des SAVAK mitgeteilt wurden und wahrscheinlich wurde auch nie versucht, ihn davon in Kenntnis zu setzen wie der folgende Auszug aus einem Fernsehinterview von David Frost mit dem Shah aus dem Jahre 1980 in seinem Exil in Panama zeigt.

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Das Interview mit dem seiner Kaiserlichen Hoheit Shah Mohammad Reza Pahlavi

Frost: Im Rückblick auf all die Probleme, die es Ihnen verursacht hat, würden Sie sich heute wünschen, dass es den SAVAK nie gegeben hätte?

Shah: Nun, das kann ich nicht sagen, denn jedes Land hat eine nachrichtendienstliche Organisation. Die Vereinigten Staaten haben eine, das Vereinigte Königreich hat eine, alle anderen Regierungen haben auch eine und nicht zu vergessen der KGB.

Frost: Wieviele Mitarbeiter hatte der SAVAK? Vollzeit?

Shah: Ende 1978 um die 4.000.

Frost: Wieviele Teilzeit-Informanten?

Shah: Das wissen Sie nie. Wie sollte ich das wissen? Vielleicht wenn der SAVAK einem Ladenbesitzer eine Frage stellte, würde er antworten.

Frost: Haben sie Informanten bezahlt?

Shah: Wahrscheinlich.

Frost: Wieviele könnten das sein?

Shah: Ich würde es nicht wissen. Ich würde es nicht wissen.

Frost: Es gab einen Fall wo ein SAVAK Beamter alles verbot was mit einem Angriff auf die Krone zu tun hat und verbot alle Shakespeare Dramen, die den Tod eines Königs behandeln.

Shah: Ich hörte davon (Der Shah lächelt)

Frost: Ich stelle mir vor, das ist nicht das was Sie im Sinn hatten?

Shah: Das wurde offensichtlich gestoppt. Es mag Fälle geben in denen übertrieben wurde. Die Frage ist, o.k., wie ich schon sagte, vielleicht hätten wir früher beginnen sollen. Aber sie (die Mullahs) hatten ihre Revolution vor einem Jahr. Wo ist die Pressefreiheit? Die Freiheit der Menschen? Wo ist sie jetzt? Haben sie mehr Freiheit? Können sie ihre Meinung äußern? Wir haben in der gesamten Geschichte unseres Landes noch nie eine solche Repression gesehen.

Frost: Wie kam die Folter? Würden Sie sagen nicht mit einer offiziellen Anordnung sondern durch einzelne Mitarbeiter?

Shah: Wahrscheinlich. Sie wissen, Sie können sich Filme ansehen, z.B., Sie können Geschichten hören, dass auch in Polizeigewahrsam der Polizist oder Kriminalbeamte so wahnsinnig wird wegen des Benehmens des Kerls den er verhaftet hat, dass er den Kopf verliert, dass er geradezu den Kerl schlägt oder einen Stuhl auf seinem Kopf zerschlägt. Das sind Reaktionen von Menschen, die meist außer Kontrolle sind.

Frost: Wann haben Ihnen Leute zum ersten mal erzählt, dass in Ihrem Land gefoltert wird?

Shah: In der Tat, hörten wir es meist von Außerhalb. Innerhalb würden sie nie zu mir kommen und sagen, „Herr, wir haben diesen Kerl gefoltert um ihn zum Reden zu bringen.“ Nein. Das war nicht mein Geschäft; das war nicht mein Job. Die Berichte die ich von den Nachrichtendiensten erhielt, waren sehr gute Berichte der hohen Standards bezüglich der Sicherheit des Staates.

Forst: Übernehmen Sie, als der König der Könige, der in dieser Eigenschaft all das Lob und deshalb auch all den Tadel bekommt die Verantwortung für diese Folterungen, obwohl sie nichts davon wussten?

Shah: Nun, das muss entweder eine Art von Gefühl der Selbstaufopferung oder Masochismus sein, denn wie könnte ich die Verantwortung für etwas übernehmen von dem ich nichts wusste?

Frost: Sie tragen keine Verantwortung für all das was in Ihrem Land vor sich geht als König der Könige?

Shah: Ich habe den Sicherheitschef zwei Mal die Woche für 20 min. bis 25 min. empfangen und er sollte mir über die wichtigen Dinge berichten und nicht über belanglose Details wie diese. Er sollte z.B. über Afghanistan berichten, tiefe Penetration in das System oder nicht zuletzt über die Studentenbewegung oder die Organisation der Mullahs im Ausland, dieses und jenes, aber nicht darüber ob wir heute diesen oder jenen Kerl gefoltert haben.

Frost: Ich stimme Ihnen zu, wenn Sie über globale und geopolitische Dinge wie Afghanistan sprechen. Das Wort „belanglos“ für einen Vorfall oder eine ganze Anzahl von Vorfällen kann immer „belanglos“ genannt werden kann, wenn man nur auf die globale Szene sieht. Doch der Schaden den es in ihrem Land angerichtet hat und angesichts der Tatsache, dass es nichts gibt, dass das verteidigen könnte, denke ich nicht, bei allem Respekt, dass es sich als „belanglos“ herausstellte oder „belanglos war“.

Shah: Ja, ich gebe Ihnen in der Beziehung recht, dass die kleinste Kleinigkeit die nicht gut ist, schlecht ist. Aber das gibt es nur in einer perfekten Gesellschaft. Folter wurde absolut seit 1976 gestoppt.

Frost: Und davor?

Shah: Zuvor wurden diejenigen, die gefoltert wurden, unabhängig davon ob sie die Wahrheit sagten sichtbar gemacht und es wurden Ermittlungen eingeleitet und sie wurden auch numerisch erfasst.

Frost: Als Sie die Berichte aus dem Ausland hörten, haben Sie dann Untersuchungen eingeleitet, waren Sie zu einer Einschätzung, was in Ihrem Land in den letzten 18 oder 20 Jahren vorging in der Lage?

Shah: Sicherlich

Frost: Würden Sie die Fälle „in die Hunderte“ beziffern?

Shah: Oh ja, Maximum. Vielleicht nicht einmal das.

Frost: Um es auf den Punkt zu bringen, es ist offensichtlich, dass wir über Zahlen der Ayatollahs und Ihren Zahlen sprachen und Ihre Zahlen sind geringer und wir sollten hinzufügen, so denke ich, dass wir zwar über Zahlen in Ihrer Antwort zur Geschichte sprachen, aber in diesem Terrain, ein einziger zu viel ist.

Shah: Ja,… ja. Für unsere Prinzipien und dem Bekenntnis zur Zivilisation, das ist wahr. Zuerst sagen sie aber 1.000, dann 10.000 und dann 100.000. Wir hatten nie mehr als 3.200 politische Gefangene, wie sie genannt wurden. Die meisten von ihnen waren Terroristen. Und auch internationale Organisationen wie Amnesty International sprachen manchmal über 10.000, 20.000 oder 100.000 Gefangene – das sind absolut unverantwortliche Zahlen.

Bildquelle: Wikipedia.org General Hossein Fardust

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General Hossein Fardust

Frost nagelte den Shah in diesem Interview an dem Wort „belanglos“ fest. Der Shah war außer sich wegen des Vorwurfs der Folter und den Grausamkeiten die ihm jahrelang entgegen geschleudert wurden. Seine Beziehungen zum SAVAK waren formal. Während Pakravans Amtszeit empfing er beide, General Pakravan und seinen Stellvertreter General Alavi Kia, aber nur die Beiden. Nachdem Pakravan Minister für Information unter Dr. Hoveyda’s Kabinett wurde, sah er General Nasiri in seinen Audienzen und in Nasiris seltener Abwesenheit, seinen stellvertretenden SAVAK Chef, General Hossein Fardust, seinen Jugendfreund, seinen Chef des Spezialbüros und nach April 1973 auch der Chef der kaiserlichen Aufsicht. Er empfing nie Parviz Sabeti, den Kopf von SAVAKs drittem Büro, der verantwortlich war für die innere Sicherheit und all den Vorwürfen gegen ihn. Der Shah hatte die Informationen verglichen, die er von einer Organisation erhielt, z.B. vom SAVAK, mit den Informationen, die er von anderen Organisationen erhielt, z.B. vom Spezialbüro der Aufsichtsbehörde oder der Polizei. Die Kaiserin Farah Diba monierte unaufhörlich über die Gerüchte, dass der SAVAK Gefangene foltert, aber der Kaiser blieb davon überzeugt, dass die Gerüchte eine Übertreibung seien. Seine Sicherheitsoffiziere teilten ihm mit, dass sie Prioritäten setzen und abwägen müssten – das Recht der Gefangenen auf körperliche und psychische Unversehrtheit gegen das Recht des Staates und der Öffentlichkeit und dass sie hauptsächlich ihre Informationen auf psychologischem Wege erhielten, im Einklang mit dem CIA Sprachgebrauch „Zwangsmethoden“ die keine Folter im eigentlichen Sinn darstellen würden. Daneben wurde dem Shah erzählt, dass die meisten der Befragten Terroristen seien und keine politischen Dissidenten. Diese Erklärungen befriedigten die Kaiserin für eine zeitlang und sie fasste es wie folgt zusammen: „Seine Kaiserliche Hoheit hat bessere Informationsquellen und war dadurch in einer besseren Position die Wahrheit zu kennen.“

Bildquelle: alchetron.com Parviz Sabeti

Bildquelle: alchetron.com
Parviz Sabeti

Das Kubark Manual wurde 1953 von der CIA nach umfangreichen eigenen Experimenten an amerikanischen Gefangenen in Mannheim, an deutschen und sowjetischen Gefangenen in Frankfurt sowie nach gemeinsamen Untersuchungen von amerikanischen Ärzten und deutschen ehemaligen Ärzten des Konzentrationslagers Dachau zusammengestellt. Es wurde in befreundeten Diktaturen in Südamerika angewandt und in Vietnam verfeinert. Es war auch die Grundlage der Folterungen der CIA in Abu Ghraib und Guantanamo nach dem 11. September 2001. Wesentliche Methoden die in diesem Handbuch beschrieben werden sind die psychische Folter zur Zerstörung der Persönlichkeit wie Erniedrigung, Drogen (Mescalin) und Elektroschocks sowie Stehfolter oder Unterkühlung von Gefangenen durch Abspritzen mit Wasser. Man muss heute davon ausgehen, dass der Shah den Inhalt dieses Buches nicht kannte, das zeigt auch das Interview. Er verließ sich auf die Ausbilder und Berater der USA und Israel und ihrer Auftraggeber aus Washington, London und Tel Aviv. Letztlich aber waren es die Advokaten der Menschenrechte aus dem State Department, die in Iran unter dem Shah, Straßen voller Leichen und Gefängnisse voller Gefolterter gesehen haben wollen und prangerten in Iran das an, was sie selbst zu tun pflegen und den Iranern als moderne Verhörmethoden verkauften. Als die Mullahs unter Ayatollah Khomeini die Macht ergriffen sahen sie plötzlich nichts mehr und die Mullahs wurden, obwohl sie das Wort „Menschenrechte“ mit Füssen traten, herzlich vor das Forum der Vereinten Nationen eingeladen. Es ist das klassische Beispiel der Doppelzüngigkeit westlicher Staaten.

3. Teil

Quellen: (Atlantik Monthly 2003; Kubark Manual ; Gholam Reza Afkhami, The Life And The Times Of The Shah; David Frost; Interview mit seiner Kaiserlichen Hoheit Shah Mohammad Reza Pahlavi; Alfred W. McCoy: Foltern und Foltern lassen. 50 Jahre Folterforschung und -praxis von CIA und US-Militär. Zweitausendeins, Frankfurt am Main 2005; Wolfgang Neskovic (Hg), Der CIA Folter Report, Januar 2015; Alinaghi AliKhani, Assadollah Alam, The Shah And I, The Confidential Diary of Irans Royal Court 1968 – 1977; )

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