
Orient trifft Okzident: Persische Abgesandte bitten 1807 Napoleon um Hilfe, der ihnen aber nur leere Versprechungen gibt. (Bild: akg)
Einleitung
In der zweiteiligen Artikelreihe über Nadir Shah Afshar, dessen Weg ihn bis nach Dehi führte und Persien beinahe seinen alten Glanz seines Territoriums zurückgegeben hatte, haben wir die früheren Phasen jener Beziehungen zwischen Russland und Persien verfolgt, die nun für die letzteren sich negativ entwickelten. Der Tod von Katharina der Grossen und die Nachfolge des Zaren Paulus, hatte den Kampf um Georgien für eine Weile aufgeschoben, aber zu gegebener Zeit wurde er wiederbelebt.
Gurgin oder George, der seinem Vater Heraclius nachgefolgt war, hatte sich Fath Ali Shah Qajar, dem Shah von Persien unterworfen und wandte Russland den Rücken zu, aber diese Macht war nicht zu unterschätzen, und im Jahre 1800 war George XIII gezwungen, auf seine Krone zugunsten des Zaren zu verzichten. Diese Hingabe war unter den Adligen Georgiens natürlich unpopular, war ihr Land doch seit je her mit Persien verbunden, und Alexander, der jüngere Bruder von George, versuchte, die Unterstützung der Türkei und Persiens zu gewinnen.
Darin scheiterte er, obwohl es offensichtlich das Interesse von Persien war, seine territorialen Rechte zu verteidigen, anstatt zuzulassen, dass Georgien von seinem Konkurrenten annektiert wurde. Ein Aufstieg, der vom Khan von Karabagh unterstützt wurde, und die Avars wurden vom russischen General Lazaroff besiegt, der nachher Ganja, gefangennahm und den er schlecht behandelt hatte. Georgien wurde dann offiziell an das russische Reich annektiert, damit wurde Persien in einen direkten Konflikt mit Russland gebracht.
Die Feldzüge, die Persien jetzt gegen Russland kämpfte, fallen in zwei verschiedene Perioden. Die erste, in der die persische Armee einige Erfolge errungen hatte, endete dann dennoch mit einer Niederlage Persiens im Jahre 1812, und der Frieden wurde im Jahre 1813, durch eine Einigung im Vertrag von Golestan bekannt. Für dreizehn Jahre, bis im Jahre 1826 gab es eine Pause, bevor die Forderung Russlands gegen Persien an den Bezirk Gokcha gestellt wurde. Die Perser fanden ihren Feind unvorbereitet vor und feierten wieder ihre ersten militärischen Erfolge, aber letztendlich drangen die Russen in Aserbaidschan ein und eroberten Tabriz. Dieser Krieg, der für Persien einen völlig katastrophalen Ausgang hatte, endete mit dem Vertrag von Turkomanchai im Jahre 1828.
Die Organisation der persischen Armee

Abbas Mirza Bildquelle: wikipedia
Das Oberkommando der persischen Armee war Abbas Mirza gegeben, Gouverneur-General von Aserbaidschan, der die Ausbildung und die Organisation von persischen Truppen nach europäischer Richtlinie begann. Zuerst wurden russische Ausbilder engagiert, und um die Vorurteile seiner Landsleute zu überwinden, zog der Prinz eine europäische Uniform an und ging durch die täglichen militärischen Drills selbst. Ein paar Jahre später erschien die französische Militärmission auf der Bühne, und grosse Truppenverbände wurden in so etwas wie eine Armee nach europäischem Modell eingeschworen – soweit es sich um Paradenbewegungen handelte.
Nach dem Niedergang des französischen Einflusses wurden sie durch englische Instruktoren ersetzt. Dieser Versuch, die Perser auf europäische Linien zu trainieren, so gut gemeint wie es vielleicht war, trug zum Ruin Persiens bei. Persiens militärische Stärke lag schon immer in den verteilten ausgehobenen Stämmen als Kampfverbände, die durch ihre Beweglichkeit eine Wüste um eine geregelte Kraft erschaffen konnten um als der zahlenmässig Unterlegene, organisierte Truppen anzugreifen und sich außerhalb der Reichweite von sich langsam bewegender Infanterie zu bewegen. Es war jene Kraft, die schon die Parther gegen die Römer erfolgreich eingesetzt hatten, es war jene Kraft wie diese, die Timur der Lahme nutzte und die Nadir Shah Afshar etwa einhundert Jahre zuvor nach Delhi führte, nachdem er die Türken durch glänzende militärische Züge besiegt hatte und Russland aus persischem Territorium gejagt hatte, und nichts anderes konnte Hoffnung schaffen, eine europäische Armee zu besiegen.
Rawlinson, der zu einem späteren Zeitpunkt ein Ausbilder der persischen Truppen war schrieb: „Das System fehlte gänzlich, ob in bezug auf die Bezahlung, Kleidung, Nahrung, Fuhrpark, Ausrüstung, Kommissariat, Beförderung oder Befehl. […] Wahrlich, kann man sagen, dass bei der Gestaltung von Persien mit dem Segen einer so genannten geordneten Armee, um sie von ihren widrigen Vorlieben mit Frankreich zurückzuerobern, wir sie in ein Gewand von Nessus kleideten.“
Der russische Vormarsch in Persisches Territorium

Fath Ali Shah Qajar
Die Annexion Georgiens durch Russland beeinträchtigte das Prestige von Persien immens, Russland war seit langem ihr Nebenbuhler, aber die eigentlichen Feindseligkeiten zwischen Russland und Persien brachen erst dann aus, als General Sisianoff, offensichtlich ohne eine formale Kriegserklärung, auf Eriwan in Armenien zumarschierte. Er hatte Grund zu glauben, Eriwan würde ihm von seinem tückischen Gouverneur übergeben werden. Die erste Schlacht, die in der Nachbarschaft von Echmiadzin, der Residenz des armenischen Patriarchen gekämpft wurde, endete unentschieden.
Nicht lange danach wurde das persische Lager überrascht und die Armee scheiterte. Nach diesem Sieg wurde Erivan belagert, und sein Gouverneur, der sich geweigert hatte, die Festung zu übergeben, hob neue Verhandlungen aus. Fath Ali Shah selbst erschien jetzt auf der Bühne der Operationen, mit starken militärischen Verstärkungen. Engagements folgten mit unentschiedenen Ergebnissen, aber weil er verhinderte, dass Munition und Versorgungsmaterialien, das russische Lager erreichen können, zwang der Shah, General Sisianoff, sich von der Belagerung von Erivan zurückzuziehen, und attackierte sie mit der leichten persischen Kavallerie.
Die nächste wichtige Operation war der russische Vormarsch auf Rasht am Kaspischen Meer. Reisende nach Tehran wissen, dass ihr Seehafen Bandar Anzali, hinter einer flachen Lagune liegt, die etwa 20 km breit ist und nur mit kleinen Booten schiffbar ist. Nachdem dieses Gewässer durchquert worden ist, wurden über einen schmalen Fluss, Boote nach Pir-i-Bazar geschleppt, wenige Kilometer von der Hauptstadt Gilans entfernt.
Der russische General war nicht in der Lage, seine Waffen mit Booten zu transportieren, von denen nur eine kleine Anzahl voran kam, um die Lagune zu erreichen. Aber die sumpfige Natur des Bodens und die Angriffe der Bewohner waren Hindernisse, die so erschreckend waren, um damit konfrontiert zu werden, dass der Befehl gegeben wurde, sich in Bandar Anzali, meiner Heimatstadt, zurückzuziehen. Der Gouverneur dort wurde eingeladen, sich zu ergeben, aber auf einer Konferenz, die innerhalb seiner Mauern gehalten wurde, wurde General Sisianoff heimtückisch getötet.
Mittlerweile hatte sich Ganja zu Abbas Mirza begeben, wurde aber von den Russen wieder eingefangen. Der Krieg zog sich mit unentschiedenen Ergebnissen fort, die Russen besetzten den grössten Teil der umstrittenen Territorien, aber sie wurden ein zweites Mal mit dem Verlust von Erivan bestraft. Die Perser waren bestrebt, die Dienste von General Malcolm anzunehmen, aber das war nicht erlaubt. Er gab ihnen aber den klugen Rat, ihre Artillerie und neu aufgestellte Infanterie für die Verteidigung der Festungen zu halten und mit leichter Kavallery auszuschwärmen und den Feind so zu attackieren und zu ermüden, die Anwendung alter parthischer Taktik.
Im Jahre 1812 wurde eine entscheidende Schlacht gekämpft. Sir Gore Ouseley, der versuchte, als Vermittler zu dienen, nachdem er gehört hatte, dass Grossbritannien den Frieden mit Russland geschlossen hatte, befahl den britischen Offizieren, den persischen Dienst zu verlassen, gab den persischen Bitten dann aber nach, damit wenigstens die britischen Offiziere Christie und Lindsay bleiben konnten.
Die persische Armee war in Aslanduz am Araxes, und dort wurde sie am helllichten Tag von einer russischen Einheit überrascht, die nur aus 2.300 Mann mit sechs Kanonen bestand. Christie befehligte die Infanterie und hielt sie, als Abbas Mirza dachte, alles sei verloren, und den Rückzug forderte; Als Christie schlief, galoppierte Abbas Mirza mit seinem Pferd selbst davon, ergriff die Einheiten des Regiments und befahl den Männern, sich zurückzuziehen – ein fataler militärischer Fehler oder Verrat?! Die Artillerie wurde auch gezwungen, dem zu folgen, aber die Aktion von Lindsay, in das Lager der Russen einige Geschosse zu schiessen, war nutzlos gewesen. Abbas Mirza machte das Desaster komplett, indem er wilde und wiedersprüchliche Befehle gab, und als Ergebnis wurde seine Armee vernichtet.
Gallant Christie, wurde im Nacken verwundet, und vom Feind getötet. Lekoran, das nächste russische Ziel, wurde am Ende des Jahres in Angriff genommen. Nach diesen beiden Desastern waren die Perser entmutigt und dachten daran Frieden zu schliessen. Zwei unfähige britische Offiziere und ein Offizier der türkischen Qajarendynastie unter Fath Ali Shah machten die Katastrophe perfekt: Der Friedensvertrag von Golestan im Jahr 1813.
Der Friedensvertrag von Golestan im Jahr 1813 عهدنامه گلستان

Bildquelle: wikipedia
Auf Wunsch des russischen Generalgouverneurs von Georgien setzte Sir Gore Ouseley seine guten Beziehungen zu Russland ein, und am 12. Oktober 1813 wurde ein Vertrag unterzeichnet. Die Friedensbedingungen waren für Persien katastrophal. Persien hatte nun Georgien, Derbent, Baku, Shirwan, Shaki, Genja, Karabagh und einen Teil von Talish abgetreten und verloren. Sie vereinbarten auch indirekt, dass Persien keine Marine auf dem Kaspischen Meer halten durfte; Russland hatte sich im Gegenzug bindend verpflichtet, Abbas Mirsa bei der Sicherung seiner Thronfolge zu unterstützen. Für seinen persönlichen Vorteil, gab Abbas Mirza offensichtlich an Russland die ganzen Territorien ab.
Die Macht der Invasion von Napoleon, ermöglichte es Russland im Moment nicht mehr, die Feldzüge gegen Persien fortzusetzen – vorerst nicht. Persien auf der anderen Seite, hoffte durch britische Offiziere, seine Position zu stärken und dann sein Glück noch einmal zu versuchen und Krieg mit Russland zu führen und den Friedensvertrag von Golestan zu annulieren. Mit anderen Worten, der Frieden war zeitlich begrenzt und keine endgültige Lösung und brüchig.
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