Die Kyros-Sage des Herodot (3)

Kyros der Große_©Light of Persia

Kyros der Große_©Light of Persia

Von Bahrâm

Vorheriger Artikel: Teil 2

Als der junge Kyros sich nun mit seinem Begleiter auf den Weg in die persischen Lande im Süden machte, schwirrten ihm noch viele Fragen durch den Kopf. Er verstand nicht recht, was König Astyages meinte, als er davon sprach, dass er in der Persis einen anderen Vater und eine andere Mutter sehen werde? Er war doch zeitlebens der leibhaftige Sohn des Hirten Mithradates und der fürsorglichen Kyno; so jedenfalls dachte er dies mit Bestimmtheit. Außerdem fragte er sich immerwährend, welche Traumvision Astyages gemeint hatte und warum ihm, nach dessen Aussage, deshalb in der Vergangenheit viel Unrecht geschah?

Der Begleiter schaute in das Gesicht des Kyros und schien zu erahnen, was ihn gedanklich beschäftigte. Deshalb entschloss er sich, dem Kyros die ganze Wahrheit zu erzählen und sprach zu ihm:

„Ich sehe, dass die Worte des Astyages in dir viel Verwirrung ausgelöst haben! Nun denn, ich fühle mich bereit, dir die Wahrheit über dich und deiner Herkunft zu eröffnen, natürlich vorausgesetzt, dass du damit einverstanden bist!“ Weiterlesen

Die Kyros-Sage des Herodot (2)

Kyros der Große

Kyros der Große

Von Bahrâm

Vorheriger Artikel: Teil 1

In den folgenden zehn Jahren wuchs der junge Kyros unter der liebevollen Obhut seines Ziehmutter Kyno zu einem stattlichen, jungen Knaben heran. Als Sohn eines Rinderhirten arbeitete er dabei schon recht früh auf den weiten Viehweideplätzen, welche dem Mithradates gehörten. Die wahre Identität des jungen Burschen war in dieser Zeit gegenüber Fremden nicht offenbart worden, denn seine Zieheltern hüteten das Geheimnis streng und vermieden so oft wie es ging den Umgang mit den anderen Medern. Doch eines schicksalsträchtigen Tages begab es sich, dass das Geheimnis des jungen Kyros aufflog. Weiterlesen

Die Kyros-Sage des Herodot (1)

Kyros der Große

Kyros der Große

Von: Bahrâm

Am Mittwoch dieses Jahres, dem 29. Oktober (7. Ābān), wurde an die großartige Persönlichkeit Kyros dem Großen gedacht, der schon in der Antike zu einer Legende verklärt worden war. Kyros erstaunliche Leistungen konnten niemanden damals verborgen blieben, denn er hatte nicht nur mittels seines militärischen wie gleichermaßen politischen Geschickes in zwanzig Jahren drei große Reiche gestürzt und das erste bekannte Weltreich der Geschichte errichtet, sondern auch in bewusster Abgrenzung zu früheren Königen die religiösen Überzeugungen seiner fremden Untertanen, solange diese nicht die persische Herrschaft anfochten, nicht angetastet. Selbst als er den Persern die Herrschaft über die alte Welt schenkte, blieb er seinen Wurzeln immer treu, weshalb er von den Persern liebevoll als Vater bezeichnet wurde. Seiner charismatischen Aura konnten selbst die Griechen sich nicht entziehen, obwohl diese aufgrund der Machtpolitik der Achämeniden mit denselben oft auf Kriegsfuß standen. Wie kann man sonst erklären, dass Xenophon Kyros in seiner Kyroupaideia-Schrift seinen griechischen Lesern als Ideal eines politischen Herrschers darstellt und über ihn sagte: Weiterlesen

Die drei Helden des Avesta – Garšāsp (3)

Von Bahrâm

Zum dritten Mal fragte Zartōšt:

„Wer hat dich, o Haoma [Hōm], als der dritte Mensch in der mit Körper begabten Welt zubereitet? Welche Heiligkeit wurde ihm dafür zu Teil, welcher Wunsch wurde ihm erfüllt?“ (SPIEGEL F, 1859, S. 71)

Hōm eröffnet ihm:

„Thrita, der nützlichste der Ḉāme [Sāma] hat mich als der dritte Mensch in der mit Körper begabten Welt zubereitet, diese Heiligkeit würde ihm dafür zu Theil: dieser Wunsch ging ihm in Erfüllung:
Dass ihm zwei Söhne geboren wurden: Urvākhshya [Urwaxšya] und Kerečāčpa [Garšāsp] . Der eine – ein Ordner in Bezug auf Herkommen und Gesetz. Der andere mit hoher Wirksamkeit begabt, ein Jüngling, Träger der Keule Gaečus.“
(SPIEGEL F, 1859, S. 71-72)

Der Clan der Sāma ist neben der der ĀѲßya das zweite bedeutende Geschlecht, dass im Avesta Erwähnung findet. Aus dieser Linie gehen drei Figuren hervor, die in jeweils einem Bereich großartige Taten vollbrachten. Weiterlesen

Die drei Helden des Avesta – Fereydūn (2)

Von Bahrâm

Zartōšt fragte anschließend den Hōm:

„Wer hat dich, o Haoma, als der zweite Mensch in der mit Körper begabten Welt zubereitet? Welche Heiligkeit wurde ihm dafür zu Theil? Welcher Wunsch wurde ihm gewährt? “ (SPIEGEL F, 1859, S. 70)

Der Yazd antwortet ihm:

„Àthwya [Ābtīn] hat mich als der zweite Mensch zubereitet in der mit Körper begabten Welt, diese Heiligkeit wurde ihm dafür zu Theil, dieser Wunsch wurde ihm gewährt: Dass ihm ein Sohn geboren werde mit tapferem Clane: Thraetaonô [Fereydūn], welcher die Schlange Dahâka [Dahāk] schlug, welche drei Rachen, drei Köpfe hatte, sechs Augen, tausend Kräfte (…) welche als die kräftigste Druj hervorgebracht hatte Agra-mainyus [Ahriman], hin zu der mit Körpern begabten Welt, zum Verderben für das Reine in der Welt.“ (SPIEGEL F, 1859, S. 70-71) Weiterlesen

Die drei Helden des Avesta – Ĵamšīd (1)

Von Bahrâm

Ĵamšīd 1 , der Sohn des Wiwangahān 2, hat in der iranischen Mythologie eine herausragende Stellung. Im Besitz der besten königlichen Majestät herrschte dieser vor langer Zeit über die siebenteilige Erde im sagenhaften goldenen Zeitalter, in der es weder Tod, Krankheit, Neid, Alter, Dürre oder noch eine andere von den Dīw 3 geschaffene Plage gab.
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Die drei Helden des Avesta – Einleitung

Erhabener Zartošt

Erhabener Zartošt

Von Bahrâm

Eines frühen Morgens, als die Sonne über die ostiranischen Berggipfel hervorging, begab sich Zartōšt 1 auf eine kleine Anhöhe und nahm sich der Reinigung des Feuers an. Während er sich daran machte, die heiligen Gesänge zum Lobe des Schöpfers anzustimmen, erschien vor ihm plötzlich eine Person in der Gestalt eines wunderschönen, fünfzehnjährigen Knabens.

Zartōšt richtete seinen Blick auf den Fremden und fragte verblüfft:

„Wer, o Mann, bist du? Der du mir als der schönste erscheinst in der ganzen mit Körper begabten Welt, mit eigenem Leben begabt, majestätisch und unsterblich?“ (SPIEGEL F, 1859, S.69) Weiterlesen

Liberalismus, das Kernproblem in Iran (6)

Teil 5 dieser Reihe

von Eran

Die Verstaatlichung des Erdöls in Iran

Vorgeschichte

Die Auseinandersetzungen der USA mit Großbritannien über die Kontrolle des Erdöls in Iran entluden sich in der „Abadankrise“ und in der Verstaatlichung des Erdöls in Iran. Abadan [Âbâdân] ist eine Stadt am Persischen Golf, in der im Jahre 1908 Öl entdeckt wurde. Innerhalb von 40 Jahren entwickelte sich die Raffinerie von Abadan zur größten Raffinerie der Welt. Die Raffinerie wie alle anderen Ölanlagen in diesem Teil Irans wurden von der AIOC auf der Grundlage eines 1933 zwischen den Briten und Iran geschlossenen Abkommens betrieben.

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Liberalismus, das Kernproblem in Iran (5)

Teil 4 dieser Reihe

von Eran

Achnacarry und Red Line Abkommen

Die Rivalität zwischen dem Amerikaner Rockefeller und den Brüdern Alfred und Ludvig Nobel prägte von Anfang an die Erdölindustrie. Der Erste Weltkrieg wurde hauptsächlich dank der Öltransporte von Rockefellers Standard Oil Company (New Jersey) gewonnen.

Als der amerikanische Magnat 1916 von der Unterzeichnung des geheimen Sykes-Picot-Abkommens also von der britisch-französischen Aufteilung des Nahen Ostens erfuhr, dessen schwarzes Gold er ausbeuten wollte, setzte er die Lieferungen aus. Großbritannien und Frankreich hatten in einem Geheimabkommen, dessen Inhalt in den Wirren der Russischen Revolution von den Revolutionären ans Tageslicht gebracht wurde, die Aufteilung des Nahen Ostens vereinbart: Sykes–Picot Abkommen.

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Liberalismus, das Kernproblem in Iran (4)

Alle drei Teile dieser Reihe: Teil 1; Teil 2; Teil 3

Die ersten Teile der Artikelreihe fielen umfangreicher aus. Der ambitionierte Leser sollte in den ersten 3 Teilen mit der Entstehung und der Bedeutung des britischen Liberalismus vertraut gemacht werden. Dieser entstand aus den englischen Bürgerkriegen des 17. Jahrhunderts aus den Machtkämpfen zwischen dem protestantischen Besitzbürgertum, das die politische und religiöse Macht ergreifen wollte, und dem absolutistischen englischen König. Dabei handelt es sich bei dem Liberalismus um eine politische Ideologie zur Transformierung und Übertragung der politischen und religiösen Macht auf die tonangebende Oberschicht, das Besitzbürgertum und den Landadel, die basierend auf John Locke durch das Eigentum legitimiert sind, die politische und religiöse Macht auszuüben.

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Liberalismus, das Kernproblem in Iran (3)

2. Teil dieser Reihe

von Eran

Der Liberalismus in Iran: Iran sollte zerschlagen werden

Der Machtkampf der Engländer und der Russen setzte sich fort. Im Frühjahr 1911 berief das persische Parlament den amerikanischen Finanzexperten Morgan Shuster als Schatzkanzler ein. Dieser führte eine Steuergesetzgebung nach westlichem Vorbild in Persien ein, und verhalf so dem noch jungen persischen Staat zu umfassenden Einnahmen. Um die Steuerforderungen des Staates gegenüber den Großgrundbesitzern durchsetzen zu können, gründete er eine eigene Steuerpolizei, die unter der Leitung eines ehemaligen britischen Offiziers stand. Die Großgrundbesitzer, die russische Darlehen hatten, wandten sich nun an Russland, das umgehend die Absetzung Shusters forderte. Da das Parlament sich dieser Forderung nicht beugte, marschierten russische Truppen in Persien ein, beschossen die Moschee in Mashhad und lösten das Parlament auf. Shuster gab sein Amt auf. Die konstitutionelle Bewegung in Persien war zum zweiten Mal durch Russland in ihrem Vorhaben gestoppt worden. Auch dieses Mal hielt sich Großbritannien an das 1907 geschlossene Abkommen und griff nicht in die politischen Auseinandersetzungen zwischen Russland und Persien ein. Weiterlesen

Liberalismus, das Kernproblem in Iran (2)

Teil 1 dieser Reihe

von: Eran

Der Vater des britischen Liberalismus: John Locke

John Locke war ein Hauptvertreter des britischen Empirismus und gilt allgemein als Vater des Liberalismus. Er bildet zusammen mit George Berkeley (1684–1753) und David Hume (1711–1776) das Dreigestirn der britischen Aufklärung und des aufkommenden Empirismus. Des Weiteren ist er neben Thomas Hobbes (1588–1679) und Jean-Jacques Rousseau (1712–1778) einer der bedeutendsten Vertragstheoretiker in der frühen Phase des Zeitalters der Aufklärung. Seine politische Philosophie beeinflusste die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten, die Verfassung der Vereinigten Staaten, die Verfassung des revolutionären Frankreichs und über diesen Weg die meisten Verfassungen liberaler Staaten maßgeblich. In seinem Werk Two Treatises of Government argumentiert Locke, dass eine Regierung nur dann legitim ist, wenn sie die Zustimmung der Regierten besitzt und die Naturrechte Leben, Freiheit und Eigentum schützt. Wenn diese Bedingungen nicht erfüllt sind, haben die Untertanen ein Recht auf Widerstand gegen die Regierenden. Weiterlesen

Liberalismus, das Kernproblem in Iran (1)

Von: Eran

Mit der Machtergreifung der Ayatollahs im Jahre 1979 wurde in Iran ein totalitäres Regime erschaffen, welches das Land außenpolitisch isoliert und in eine Sackgasse geführt hat. Während einerseits die Machthaber in Iran mit aller Gewalt die islamischen Grundsätze als Staatsideologie nach der Vorstellung ihres Begründers Ayatollah Khomeini verteidigen, suchen die Mehrzahl der Iraner in einem säkularen System die Alternative zu einer Islamischen Republik.  Weiterlesen