Altiranische Kosmogonie – die Erschaffung der materiellen Welt (5)

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von Artaxerxes I

Während der ohnmächtige Ahriman in den tiefsten Abgründen der unendlichen Finsternis verblieb, nutzte Ohrmazd seine Abwesenheit für die Erschaffung der materiellen Schöpfungen (Gētīg 1), die er schon lange zuvor als geistige Urformen in einem Körper aus Feuer eingeschlossen hatte. Dieser Übergang der geistigen Prototypen in ihre materielle Form wurde von den alten Iranern wie die Geburt eines Menschenkindes vorgestellt, dass im Mutterleib zuvor eingeschlossen ist.

Die unergreifbaren und bewegungslosen Urformen wurden dabei in geistiger Weise so ernährt, wie ein männlicher Same (Šusar 2), der Nahrung in der Nässe der Gebärmutter vorfindet. Dieser Same vermischt sich im Laufe der Zeit mit dem mütterlichen Blut; aus diesem Akt heraus entsteht schließlich der menschliche Embryo. Ursprünglich gleichförmig beschaffen, wird sich die Gestalt des Embryos durch die Bildung seiner vier Gliedmaßen ändern. Mit dem darauffolgenden Prozess der „Aushöhlung“ entwickeln sich anschließend die Augen, die Ohren und der Mund, mit dem der Neugeborene seine Umwelt wahrnehmen wird. Zuletzt erfolgt die Geburt des menschlichen Fötus, welches durch einen natürlichen Auftrieb beginnend sich auf eigenen Füßen fortbewegt, so wie die fertigen materiellen Schöpfungen nach ihrer endgültigen Ausformung ihre Aufgaben in der irdischen Welt wahrnehmen werden. Aus diesem Grund glaubten die alten Iraner, dass Ohrmazd für seine Geschöpfe sowohl Mutter (Mādar 3) als auch Vater (Pidar 4) war; ersteres, weil er die geistigen Prototypen wie eine Mutter ihr Embryo in ihrem eigenem Leib ernährte , zweiteres, weil er mit der materiellen Ausgestaltung der Prototypen wie ein Vater war, der seinem neugeborenen Kind den Weg in das Leben weist.

Kurz bevor der Schöpfer Ohrmazd sich jedoch der Erschaffung der materiellen Welt annahm, berief er noch kurzerhand eine Versammlung mit den Frawahr 5 der zukünftigen Menschen ein, die aus dem Samen des Urmenschen geboren werden. Ohrmazd wollte sich nämlich vergewissern, ob diese überhaupt damit einverstanden wären, in die materielle Welt und damit in die Vermischung von Gut und Böse gesetzt zu werden; deshalb stellte er ihnen folgende Frage: Weiterlesen

Aufstieg und Niedergang der Arsakiden (1)

Antike Historiker schrieben, dass die iranischen Arsakiden (Parther) einem Stamm der Skythen mit dem Namen Parner (Parni) angehörten und sie lebten im Südosten des Kaspischen Meeres.  Zwischen 250 v. Chr. und 238 v. Chr. eroberten die Parther unter ihrem Anführer Arsakes I einen Teil der iranischen Gebiete des Seleukidenreiches zurück, sie knüpften an die persischen Traditionen des Achämenidenreiches an, das Alexander von Makedonien zerstört hatte. Zur Befreiung Irans führten die Arsakiden Kriege gegen die Seleukiden und die griechische Besatzung im Westen der iranischen Gebiete und im Osten kämpften sie gegen die griechische Besatzung im Griechisch-Baktrischen Reich. Die Turkvölker in Zentralasien, die eine ständige Bedrohung darstellten, versuchten in die iranischen Ostgebiete einzudringen und die Arsakiden mussten an der Ostgrenze Irans schwere Abwehrkriege gegen diese Türken führen und konnten sich aber im Großen und Ganzen ihrer erwehren. An der Westgrenze führten sie später erfolgreiche  Abwehrkriege gegen Rom.  Ihr Militärwesen und der staatliche Aufbau, aber auch die Wirtschaft und Kunst, erlebten einen neuen Höhepunkt und eine neue Blütezeit in der iranischen Geschichte. Die Parther haben damals die ersten Batterien erfunden (parthische Tongefäße). Über die Arsakiden ist oft nicht viel bekannt und die meisten Iraner denken, dass sie unbedeutend waren, obwohl sie für die iranische Geschichte von größter Bedeutung sind. Kaum jemand macht sich heute noch die Mühe sich mit diesem Kapitel iranischer Geschichte zu beschäftigen, aber warum sollte man auch jemanden aufwecken, der gerade so tief und friedlich schläft?

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