Iranische Mythologie II – Gayōmard und die Entstehung der Menschheit

111von Bahrâm

In meinem letzten Artikel behandelte ich das Wesen des Urrindes und seine herausragende Rolle für die Erschaffung der Tiere der guten Schöpfung.

In der iranischen Mythologie stammt auch die Menschheit von einem Urwesen ab, das persönlich vom einzigen Schöpfer Hormazd erschaffen wurde. Dieses Urwesen erleidet das gleiche Schicksal wie Gāve-iektā-āfaride; es wird durch Ahriman grausam aus seinem Leben gerissen. Aus seinem Samen entsteht dann zunächst 50 Jahre später das erste Menschenpaar, Mašyā und Mašyāna und diese alte iranische Geschichte, wird später sehr ähnlich in die nordische Mythologie als Ask und Embla und dann als Adam und Eva in die heiligen Bücher der abrahamitischen Religionen eingehen.

Das menschliche Urwesen bzw. der Urmensch der iranischen Mythologie trägt den Namen Gayōmard, welches die mittelpersische Form des avestischen Namens „Gaya maretan“ ist. Gaya maretan heißt so viel wie „sterbliches Leben“; Gaya bezeichnet hierbei „Leben“ und ist direkt mit dem griechischen Wort „Gaia“ verwandt, maretan bedeutet „sterblich“. Sinngemäß lässt sich Gaya maretan auch als „sterbliches Wesen“ übersetzen, was den Kern der Sache gut trifft. Im Neupersischen wurde dann aus dem Namen Gayōmard „Kiumars“ geformt, so wie es im Ŝāhname von Ferdowsi beschrieben ist. Auch heute ist Kiumars in Iran noch ein sehr beliebter Vorname. Ich werde in diesem Artikel jedoch ausschließlich die mittelpersische Variante Gayōmard benutzen, da diese im Gegensatz zum neupersischen Kiumars noch die avestische Abstammung des Wortes klar erkennen lässt. Weiterlesen

Iranische Mythologie I – Das Ur-Rind der iranischen Mythologie

Gāve-iektā-āfaride_Malerei von Hamid Fâm

Gāve-iektā-āfaride_Malerei von Hamid Fâm

Von: Bahrâm

In den Mythologien vieler Völker existiert das Konzept des Ur-Rindes, welches am Anfang der Welt das erste erschaffene Tier ist. Auch wenn die Vorstellung und das Schicksal des Ur-Rindes in diesen unterschiedlichen Kulturen stark variiert, so verweist das Konzept des Ur-Rindes auf einen verbreiteten alten Rinderkult, der in dieser Form einen starken Wiederhall in den Mythologien dieser Kulturen fand. Weiterlesen