SAVAK سازمان اطلاعات و امنیت کشور – Irans Geheimdienst unter dem Shah (5)

05

4. Teil

Die Bedrohung

Fadaiyan Khalq

Fadaiyan Khalq

In den späten 1960iger und 1970iger Jahren waren die meist aktiven und repräsentativen Vertreter des bewaffneten Kampfes innerhalb iranischer Grenzen die Mojahedin Khalq und die Fadaiyan Khalq, zwei revolutionäre Organisationen, die signifikant SAVAKS strategische und taktische Evolution beeinflussten. Die Mojahedin waren besonders effektiv, wegen ihrer Anstrengungen eine theoretische Verbindung zwischen dem Marxismus und dem Islam herzustellen. Beide Organisationen waren Verfechter des bewaffneten Kampfes, geheimer Aktionen und des Terrorismus. Die Theorie des Guerillakampfes der Fadaiyan Khalq basierte auf zwei grundlegende Dinge: „Die Notwendigkeit des bewaffneten Kampfes inklusive der Ablehnung der Theorie des Überlebens und der bewaffnete Kampf als Strategie und Taktik.“ schrieben Amir Parviz Puyan und Masoud Ahmadzadeh. Diese beiden Führer argumentierten, dass die Linke durch die Fehler der Tudeh Partei und der wachsenden Kraft des Regimes dezimiert worden sei und deshalb nicht länger in den Genuss der Anerkennung der Massen kam. Deshalb habe es keine Möglichkeit mehr gegeben, eine Massenbewegung mit gewöhnlichen Mitteln zu organisieren. Nur durch das Schaffen von Opfern könne die Linke die Anerkennung erzielen, die sie brauche um den Respekt der Massen zu gewinnen. Sie glaubten, dass es notwendig war den Massen zu zeigen, dass das Regime des Shahs verwundbar war. Um das zu erzielen mussten die Revolutionäre lernen, sich zwischen den Massen wie ein Fisch im Wasser zu bewegen. So würde der bewaffnete Kampf das Regime des Shahs zu energischen und gewaltvollen Reaktionen gegen Teile der Bevölkerung provozieren um den Terroristen zu entgegnen. So würde das Regime des Shahs auch zum besten Promotor der revolutionären Sache werden und das würde für die Linke das erzielen, wozu die Linke durch ihre Inhalte selbst nicht in der Lage war.

Dementsprechend raubten die Fadaiyan Khalq Banken aus, attackierten die Polizei und Polizeistationen und verübten Attentate auf Sicherheitsbeamte. Aber das maoistische Gleichnis des Fisches im Wasser wurde nie verwirklicht. In Siahkal, einer gebirgigen Gegend am Kaspischen Meer in der Provinz Mazandaran, in der sie verschiedene Gendarmerie Außenposten angriffen, wurden sie enttarnt und mit Hilfe der einheimischen Bevölkerung überwältigt. Sie argumentierten später, dass der Gedanke der hinter ihren Untaten stand, nie der war, militärisch zu gewinnen sondern die Verwundbarkeit des Regimes des Shahs aufzuzeigen. In Wahrheit aber hatten sie weniger bewiesen, dass der iranische Staat verwundbar war, sondern sie hatten eher den Wert des Opfers als Prestigeprinzip bewiesen. Ihre Niederlage bei Siahkal gegen die Sicherheitsbeamten des iranischen Staates, machte aus ihnen romantische Helden in Teilen der Jugend in Iran und Außerhalb. Dennoch hat bis 1976 die Fadaiyan Khalq Organisation in Iran praktisch aufgehört zu existieren.

Dress code in Mojahedin Khalq cult

Dress code in Mojahedin Khalq cult

Die Mojahedin Khalq Organisation wurde im Sommer 1965 von 6 ehemaligen Studenten der Tehraner Universität gegründet. – Mohammad Hanif-Nejad, Said Mohsen, Mahmud Asgarzadeh, Rasul Meshginfam, Ali Asghar Badi’zadegan und Ahmad Rezai. Die frühen Überzeugungen der Mojahedin beinhalteten in ihrem ersten ideologischen Statement „Mobarezeh chist?“ (Was ist Kampf?), das strategische Ziel der Ausbildung von Führungskräften als ersten Schritt des Kampfes. Der Hauptfeind war der weltverschlingende Imperialismus, angeführt von den USA. Imperialismus war für sie von Natur aus ausbeuterisch und von daher konnte zwischen den Imperialisten und den unterdrückten Massen keine menschliche Beziehung existieren; was existieren konnte, war entweder Leibeigenschaft oder Krieg zur Befreiung davon. Doch der Imperialismus war ein Papiertiger, verwundbar, intern und extern. Die Mojahedin entwickelten vorsichtig ihre theoretischen Grundlagen, insbesondere im Bereich der Ideologie, was die Voraussetzung für den Erfolg war. Sie würden sich in heroischen Taten erst dann engagieren, wenn sie dazu bereit waren. Sie würden sich mit revolutionären Theorien und Wissen bewaffnet durch die Massen bewegen. Sie würden diszipliniert, sekretorisch und professionell sein. Der Maoismus wurde schon bald durch „Das Profil eines Muslim“ eine Broschüre, geschrieben von Ahmad Rezai, in der er Parallelen zwischen Marxistisch-Leninistischen Ideen und schiitisch islamischen Texten zog, ergänzt. Korantexte wurden zitiert um zu zeigen, dass die Ur-Gesellschaft, eine friedliche, homogene Gemeinschaft war, in der das Aufkommen von Privateigentum später zu antagonistischen Klassengesellschaften und Nationen führte. Der Koran, schrieb Rezai, richte seinen Blick auf das Establishment einer klassenlosen Gesellschaft und rufe unterdrückte Muslime dazu auf, dafür zu kämpfen. In diesem Klassenkampf sei Hossein, der 3. Imam der Schiiten, ein Beispiel gewesen. Die klassenlose Gesellschaft, sei dieselbe Gesellschaft, die vom Mahdi, dem rechtgeleiteten 12. Imam der Schiiten versprochen wurde, eine Gesellschaft in der göttliche Gerechtigkeit herrsche, eine Gesellschaft der Einheit und des Wohlstandes, wo jeder nach seinen Fähigkeiten mitwirken könne und jeder das bekäme was er brauche. Es gäbe keine Ausbeutung des Menschen durch den Menschen in dieser Gesellschaft, weder sozial noch wirtschaftlich, keine ethnischen Widersprüche und keine menschlichen Konflikte. Um diese Gesellschaft zu implementieren, muss ein allumfassender Krieg gegen alle Ausbeuter und Unterdrücker geführt werden, die im Augenblick der Geschichte, von amerikanischen Imperialisten angeführt würden.

Parallel zur Entwicklung der Ideologie wurde die Ausbildung des Kaders betont. Kandidaten wurden aus der Jugend gezielt ausgewählt um als Terroristen zu fungieren und geheime Aktionen durchzuführen. Das Ziel der Ausbildung war, wie den Handbüchern der Mojahedin zu entnehmen ist, einen treuen Kader heranzuzüchten, der in der Lage war, alles für die Sache zu opfern – Familie, Liebe, selbstständiges Denken, Freundschaft und andere bürgerlichen Werte. Ihre Führer hatten ihre terroristische und paramilitärische Ausbildung in palästinensischen Camps, die ihren Ursprung in Jordanien, dem Libanon, Syrien und Libyen nach dem arabisch-israelischen Krieg im Jahr 1967, erhalten. 1967 hatten die Mojahedin gerade einmal 16 Mitglieder, bis 1970 hatten sie bereits annähernd 200 Mitglieder rekrutiert., die meisten lebten in sicheren Häusern ein nach außen bürgerliches Leben. Die Mojahedin behaupteten, dass ihre Mitglieder Seite an Seite mit den Palästinensern gegen König Husseins Armee während des 1970iger Schwarzen September Konfliktes kämpften, eine Aktivität in der sie beträchtliche militärische Erfahrung gewonnen hätten.

Die 1970iger Jahre waren Jahre des Terrors in Iran durch die Attacken der Mojahedin und anderen marxistischen Gruppierungen. 1970 versuchten die Mojahedin den US Botschafter Douglas McArthur zu kidnappen, aber die Aktion misslang. Im Mai 1972 versuchten sie den Luftwaffen Brigadier General Harold Price zu ermorden, den Chef des US MAAG in Iran. 1973 ermordeten sie den US-Armee Leutnant Colonel Jack Turner der US Luftwaffe. 1976 ermordeten sie drei zivile Mitarbeiter der Rockwell InternationalWilliam Correll, Donald Smith und Robert Krongard. Aber genau wie die Fadaiyan hatten die Mojahedin auch ihre Rückschläge. Dem SAVAK gelang es 1972 ihre Organisation zu infiltrieren, ihre Führer zu identifizieren und die meisten von ihnen zu verhaften, einschließlich Masoud Rajavi, der nach der islamischen Revolution die Kontrolle der Bewegung wieder an sich reißen wird. Die Morde jedenfalls gingen weiter und schufen eine Atmosphäre des gewalttätigen Kampfes. Die Guerillas sahen sich im Krieg, töteten und waren bereit auch getötet zu werden. Bis 1975 hatte der SAVAK tatsächlich die meisten der Guerilla Führer getötet oder verhaftet. Im April 1975 wurde behauptet, der SAVAK habe neun Mitglieder der Mojahedin getötet und Mitglieder der Fadaiyan sollen im Evin Gefängnis gefangen gehalten worden sein. Später wurde bewiesen, dass sie tatsächlich wegen Aufstachelung zum Aufruhr exekutiert worden waren. Wenige Tage später hatten, Catherine Adl, die Tochter einer der besten Freunde des Shahs und ihr Ehemann, Bahman Hojjat Kashani, der Sohn eines der engsten Generäle des Shahs, einen Polizeioffizier in Qazvin während eines Angriffs auf eine Polizeistation getötet. Beide wurden anschließend in einem Feuergefecht, als sie verfolgt wurden, getötet – Catherine in einer Höhle, Bahman in den Straßen Tehrans.

Mohammad Reza Shah Pahlavi, c. 1979. britannica.com

Mohammad Reza Shah Pahlavi, c. 1979.
britannica.com

Der Shah verteidigte die Tötungen im Evin Gefängnis und argumentierte beim Hofminister Assadollah Alam, dass das unvermeidlich sei, weil ansonsten die Terroristen wenn sie einmal frei sind weitere unschuldige Menschen ermorden würden. Es ist klar, dass er den Ausführungen des SAVAK folgte. Der Shah war sehr verärgert als er von Catherine Adl und Bahman Hojjat Kashani hörte. Er war verdutzt und sagte „Sie haben alles. Was bringt sie dazu, sich mit Terroristen einzulassen? Was ist es was sie wollen?“ Der General hatte seinen Sohn Bahman bereits verleugnet. Der Shah wusste nicht, wie er seinen Freund Adl trösten sollte, von dem er wusste, wie sehr er an seiner Tochter Catherine gehangen hatte und nun vollkommen am Boden zerstört war. Er wusste nicht, wem er Vorwürfe machen sollte, weder wie noch warum? Yahya Adl glaubte, dass es ein Problem der Zeit war, ein Problem des romantischen Idealismus, der Verwirrung, das Unerreichbare zu erreichen. Wie auch immer, dieses Ereignis kann nicht philosophisch erklärt werden. Der Haushalt des Shahs war angespannt, Prinzessin Shahnaz, die älteste Tochter des Shahs, nun in den Dreißigern, wurde religiös und hatte keine gute Verbindung zu ihrem Vater; sie gab ihm die Schuld, während er versuchte die Aktionen seiner Sicherheitskräfte zu verteidigen, obwohl er das nicht aus ganzem Herzen oder erfolgreich tat. Zum Ende eilte ihm der kaiserliche Hofminister Assadollah Alam zu Hilfe und sagte zu diesem Thema: „Das erste Hauptprinzip das alle Religionen der Welt haben sollten, ist menschliches Leben zu schützen. Die kranken Individuen, die sich wünschen dieses Prinzip durch einen persönlichen Jihad zu zersetzen, sollten in eine Irrenanstalt eingeliefert werden oder in eine Militär Baracke gebracht werden und täglich mit hundert Peitschenhieben wieder gesund kuriert werden. Die Sache steht außer Frage.“

Prinzessin Shahnaz fand ihren Diskussionsgegner scheinbar zu stark und ließ die Diskussion fallen. Der Shah, so schrieb Alam in sein Tagebuch, war sichtlich erleichtert. Alam schrieb „Dieser großartige Mann“ ist ein Symbol der Geduld, Größe und Sanftmut. Ich würde niemals eine solche Diskussion mit meiner Tochter führen.“ Aber andere, auch jene, die hassten was passiert war, glaubten, dass der Shah nichts über vorsätzliche Morde in den Gefängnissen wissen konnte und dass er wirklich besorgt war über jugendliche Schicksale. Kurosh Lashai, der ehemalige Revolutionär wurde nach einer Audienz die er beim Shah hatte nach seinen Eindrücken gefragt. Lashai antwortete:

„Mein Eindruck war, dass er nicht viele Informationen darüber hatte, was um ihn herum geschah. Ich meine er wusste nicht, wem er glauben sollte. Er machte auf mich einen netten Eindruck. Ich fand nichts von einem Tyrannen in ihm, jemand der Inhaftierungen, Schläge oder Tötungen anordnet. Er war so anders als das Bild in meinem Kopf das ich von ihm hatte […] Was mir besonders auffiel war, dass er zögerlich war, als ob er nicht wüsste, was richtig ist und das sagte mir, dass er auf der Suche nach der richtigen Entscheidung war, sonst wäre er nicht so zögerlich gewesen. Er ging routiniert mit seiner Wortwahl um, mit den Entscheidungen die getroffen wurden, aber gleichzeitig schien er besorgt über das Schicksal des Landes. Wer sagte mir je die Wahrheit? fragte er. Ich glaube, vom SAVAK abgesehen, und der politischen Unterdrückung über die wir sprachen, hatte der Shah vielen seiner Gegner vergeben. Als der SAVAK erklärte, dass einige Gefangene beim Fluchtversuch getötet wurden oder behaupteten, dass Mahvash Jasemi und Masumeh Tavafchian während eines Feuergefechtes getötet wurden, glaubte die revolutionäre Organisation, dass sie zu Tode gefoltert wurden, diese Anomalie resultierte daraus, da der SAVAK dem Shah nicht berichtete, dass sie Gefangene foltern[…] Der SAVAK erzählte nicht nur dem Volk, dass sie sich keiner Folter bedienen würden; sie sagten das auch dem Shah.“

6. Teil

Quellen: (Ahmad Rezai, booklet, The Profile of a Muslim; Atlantik Monthly 2003; Kubark Manual ; Gholam Reza Afkhami, The Life And The Times Of The Shah; David Frost; Interview mit seiner Kaiserlichen Hoheit Shah Mohammad Reza Pahlavi; Alfred W. McCoy: Foltern und Foltern lassen. 50 Jahre Folterforschung und -praxis von CIA und US-Militär. Zweitausendeins, Frankfurt am Main 2005; Wolfgang Neskovic (Hg), Der CIA Folter Report, Januar 2015; Alinaghi AliKhani, Assadollah Alam, The Shah And I, The Confidential Diary of Irans Royal Court 1968 – 1977; )