Jungen, die stillsten Opfer der sexuellen Vergewaltigung


Von: Monâ Farâmarzi
Übersetzung: ©Fartâb Pârse

Der Anlass dieses Artikels ist das 65. Gründungsjahr der UNICEF

Obwohl das Thema über die Rechte der Kinder in Iran und in der Welt ein junges Thema ist, hat es seit Jahren im Kreise der Aufklärer seinen besonderen Platz gefunden. Trotz der 65 jährigen Aktivität der UNICEF, sieht es so aus, als ob in Iran andere von der Regierung unabhängigen Organisationen seit 10 – 15 Jahren die eigentliche Rolle im Bezug auf Kinder und ihre Rechte in Iran spielen. Ungeachtet der Tatsache, dass diese Organisationen, um ihre Ziele zu erreichen einige Barrieren, wie die nicht Zusammenarbeit mancher Schlüsselorganisationen, wie das Kulturministerium und der Mangel an Budget und einiges andere bewältigen müssen, sind sie erfolgreich gewesen, die Notwendigkeit der Beachtung des grundsätzlichsten Themas der Menschenrechte (Rechte der Kinder) publik zu machen.

Trotz all der Erfolge sind die Unfallblätter der iranischen Zeitungen rot von dem Blut der Kinder, und ihren Schrei hört man ab und zu mal in den Medien, der Schrei, der meistens der letzte Schrei eines Kindes ist!

Eine der vielen Martyrien, unter der Kinder die Opfer sind, ist die sexuelle Misshandlung der Kinder; diese Art der Misshandlung wird am meisten verschwiegen. Den Zeitungen ist es verboten klare/genaue Berichte, ja sogar das Verwenden der Wörter wie „Vergewaltigung“ zu veröffentlichen; und im Falle solcher Berichterstattung werden zwangsweise mehrdeutige Begriffe/Wörter wie die „Kränkung“ (âzâr) und „Belästigung“ (aziyat) verwendet. Das Fernsehen hat bis heute keinen Bericht über solche Ereignisse gezeigt, damit der Schrei der Opfer der sexuellen Misshandlungen weniger gehört wird. Einer der Gründe diese Politik zu verfolgen ist, zu Gunsten der Machthaber kundzugeben: „Die Stadt ist in Sicherheit, keine Panik, keine Sorge“ [šahr dar amno amânast], und ein anderer Grund ist wiederum die Bekräftigung der Aussage der Herrschaften über die „Heiligkeit der Familie“ [qedâsate xânevâde]; die Veröffentlichung solcher Nachrichten würde dann die Familie „unsicher“ darstellen.

Ohne Zweifel sind die erschütterndsten Nachrichten über die Kindesmisshandlung in Iran die sexuelle Vergewaltigung, die in den meisten Fällen zu Hause und durch die engsten Familienangehörigen ausgeübt wird. Das Gedächtnis der Gesellschaft rauft sich trotz der Verhinderung der Veröffentlichung dieser Art von Nachrichten immer noch mit derartigen Berichten, wie z. B. „Mohammad Bije“** [محمد بيجه], genauso die Erinnerung an den zehn Monate alten „Mohammad Hoseyn“, der durch seinen eigenen Vater vergewaltigt wurde und durch die Wucht der Gräueltat starb.

Ein Blick  auf diese Nachrichten und die inoffiziellen Statistiken zeigt, dass häufig die Opfer der Kindesvergewaltigung (die Pädophilie) Jungen sind. Die, die unter Pädophilie leiden, bevorzugen eher Jungen. Einerseits konzentrieren sich Familien, wenn es um die sexuelle Sicherheit der Kinder geht, eher auf die Töchter (Mädchen) in der Familie. Aufgrund der Struktur der iranischen Familie ist diese Aufgabe der Mutter zuzuordnen; die Mütter, denen aufgrund der Geschlechtertrennung in den gefährlichsten Orten solcher Ereignisse, wie die Schwimmbäder, Vereine und Lehrinstitute untersagt und verboten ist, auf ihre Jungen aufzupassen. Deswegen genießen Mädchen bis zu einem bestimmten Alter mehr sexuelle Sicherheit und Immunität als Jungen. Sie fangen mit der Zeit der Unsicherheit in der Familie und Gesellschaft an, wenn sie die ersten Monate ihrer Pubertät hinter sich haben; und das ist dieselbe Zeit, in der deren Brüder sich langsam von den schweren Blicken der Männer (sexuelle Neigung solcher Männer zu Jungen) befreien können; obwohl dieser Umstand trotz der weit verbreiteten sexuellen Misshandlung nicht ganz so sicher ist, aber die Statistik und Meinungen der Experten bestätigen diese.

Einer der Mitglieder des regierungsunabhängigen Gremiums des Instituts „hemâyat az hoquqe kudak“ [Unterstützung der Rechte des Kindes] weist auf einen anderen Aspekt und sagt: „Auch wenn die sexuelle Vergewaltigung in jedem Alter und bei jedem Geschlecht katastrophale psychische und körperliche Folgen mit sich bringt, hat die Gesellschaft in ihrem kollektiven Bewusstsein die Frauenvergewaltigung eingeprägt und lebt in Verschwiegenheit damit. Dieses Schweigen, damit zu leben, nicht zu protestieren und nicht zu behandeln hat aber auch seine Nachwirkungen. Wir müssen aber auch annehmen, dass die Vielzahl der Frauen, die vergewaltigt wurden,  wenigstens die Möglichkeit hatten, sich mit Müttern oder Freundinnen auszutauschen, um bei ihnen Trost zu finden; während Jungen mehr als Mädchen sich dafür schämen würden und die Wahrscheinlichkeit, dass sie nie in ihrem Leben davon sprechen ist sehr hoch. Kleine Jungen lernen sehr früh, ihre Vergewaltigung sei eine Schande für sie, und das Mindeste, was sie tun müssten, sei sie zu verheimlichen. Sie verbrauchen ihre ganze Energie in einem langwierigen Kampf gegen das, was ihnen angetan wurde. Das Schweigen und die alte Rache erzeugt in ihnen dieselbe Aggressivität. Auch wenn die Opfer später nicht selbst zu Tätern werden und die Rache an einem anderen Kind ausüben, dürfen wir nicht dem Problem gegenüber gleichgültig sein. Solange wir uns keine Gedanken um die Lösung und Behandlung des Problems machen, müssen wir immer wieder mit solchen schrecklichen Taten von der Seite mancher Opfer in der Rolle des späteren Täters rechnen und uns damit befassen, jedem von ihnen Recht zu geben“.

Einer der Männer, der seine Kindheit mit Angst vor seinem Lehrer verbracht hatte, sagt: „Als ich neun war, wurde ich aufmerksam auf bestimmte Blicke und Zärtlichkeiten meines Lehrers. Ich hatte Angst, aber  ich schämte  mich auch. Ich kann mich noch dran erinnern, dass ich schon damals die Bedeutung seines Verhaltens verstanden hatte. Obwohl ich davor ein guter Schüler war, wurden meine Leistungen danach schlechter. Ich hasste die Schule. Ich konnte meiner Familie nicht erzählen, was das Problem war, und kannte keinen Ausweg außer flüchten. Am Ende des Schuljahres kündigte man dem Lehrer, weil er einen Zweitklässler vergewaltigt hatte. Aber ab dem nächstem Jahr verhielten sich die älteren Schüler auch so. Ich war körperlich klein gebaut und einigermaßen schön; meine Mutter war auch empfindlich, was mein Aussehen betraf. Das einzige, was ich tun konnte, war, ab dem nächsten Jahr meinen Kopf glatt rasieren zu lassen und dreckige Klamotten anziehen […] Ab dem Jahr mochte ich nie mehr die Schule“.

Mahnâz ist die Mutter zweier Töchter und eines Jungen. Sie ist der Meinung, die Kontrolle ihres Sohnes bereite ihr mehr Kopfzerbrechen als die beiden Töchter und sie schaffe es weniger ihrem Sohn Schutz zu bieten. Sie sagt: „Frauen wissen, wie sie ihre Mädchen (Töchter) vor schamlosen Blicken schützen können. Meine Töchter sind immer bei mir und bleiben mit mir, und egal wohin sie gehen, kann ich sie begleiten, sogar ein paar Mal dorthin gehen, wo sie hin gehen, um mich vergewissern zu können. Aber im Bezug auf meinen Sohn kann ich mich nur wegen zu Hause und meiner Vertrauten sicher fühlen. Die meisten Plätze und Aufenthaltsorte sind nur für Männer zugänglich, und ich werde nicht reingelassen. Außerdem, immer wenn ich meinen Sohn mit dem Auto abhole, schimpft er mit mir und sagt, er sei kein kleines Kind und schäme sich vor seinen Freunden, wenn ich ihn abholen komme“.

Obwohl die Vergewaltigung in den Gesetzen und der Sitte der iranischen Gesellschaft als „das Penetrieren des männlichen Geschlechtsteils mit Gewalt“ betrachtet und interpretiert wird, sind aber nicht immer Männer die Vergewaltiger. Das internationale Abkommen der Rechte der Kinder unterstreicht ausdrücklich: „Jegliche Aufmerksamkeit, Zärtlichkeit und Verbindung zu einem Kind mit dem Ziel sich sexuell zu befriedigen, wird als sexuelle Vergewaltigung bezeichnet“.

Šâhrox erzählt über die Erfahrung der Vergewaltigung in seiner Kindheit folgendes: „Ich hatte ab dem 5. bis zum 7. Lebensjahr ein etwas älteres Kindermädchen, weil meine Mutter sich im Ausland befand, und mein Vater keine Zeit hatte sich um mich zu kümmern. Sie betatschte und begrapschte fast jeden Tag mein Geschlechtsteil und schmiegte sich an meinen Körper, oder zwang mich an ihre Brüste zu saugen. Ein Mal hatte sie sogar versucht mich zu zwingen ihr Geschlechtsteil in den Mund zu nehmen, ich sagte ihr, ich würde es aber meinem Vater erzählen, da ließ sie mich los. Danach kam sie nicht mehr zu uns, aber nach 20 Jahren hasse ich immer noch Frauen, die zwischen 35 – 40 Jahre alt sind“.

Die Vergewaltigung der Kinder, auch wenn es unter dem Schweigen der Erwachsenen (von zu Hause bis zu Rechts- und Hilfsorganen und…) passiert, wird die Erinnerung der Opfer, die es schafften zu schreien und sich Gehör zu verschaffen, nie vergessen lassen. Nach Jahren der Vergewaltigungen und bestialischen Morde an den kleinen Jungen von „Pâkdašte Karaj“, wenn über die Hinrichtung des Mörders dieser Kinder gesprochen wird, wird jemand sich bestimmt an die Aussage von „Mohammade Bije“ (der Mörder) erinnern können, als er sagte, er wurde in seiner ganzen Kindheit von Männern vergewaltigt.

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** Mohammad Bije ermordete 21 Kinder nach der Vergewaltigung in Pâkdašte Karaj.

Ein Gedanke zu „Jungen, die stillsten Opfer der sexuellen Vergewaltigung

  1. Und die entsetzliche göttlich-islamische strikte Geschlechtertrennung verschärft dieses Problem. Jede gesunde sexuelle Entwicklung wird von vornherein im Keim erstickt.

    Hier im Westen wird ja oft wie von den Grünen in ihren Gründerjahren für die gesetzliche Freigabe der Pädophilie eingetreten (Volker Beck). Dies muss unter allen Umständen verhindert werden. Ein Kind, egal ob männlich oder weiblich, kann in diesem Alter die Folgen dieser „freiwilligen“ sexuellen Inanspruchnahme niemals ermessen und einordnen. (Demokratische Rechte, Tradition und Moderne Kindersex ist Menschenrecht – Volker Beck (Grüne)) Das Kind ist immer Manipulationen Erwachsener ausgesetzt, die dann meinen, Kinder würden freiwillig Sex mit ihnen durchführen wollen.

    Noch verwerflicher ist die islamische Kinderehe nach dem Vorbild eines Religionsgründers, der ein Kind heiratete und mit diesem „Vorbild“ Millionen von Mädchen der Willkür von Kerlen preisgegeben hat. Kulturelle, weil religiöse Legitimation erhaltende Folgen waren a) einerseits Mädchen zu einem profitablen Gegenstand eines Ehegeschäfts zu degradieren und b) der Kindervergewaltigung in der Ehe Tür und Tor zu öffnen und Vorschub geleistet zu haben.

    Wer ehefähig ist, wird rechtlich als erwachsen eingestuft. So ist es nicht verwunderlich, dass bei „Ehebruch“ Kinder in entsprechenden Ländern mit dem Tod bestraft werden. Ehebruch überhaupt mit dem Tod zu bestrafen, überhaupt zu kriminalisieren deutet auf religiös verstaubte Regeln und Gesellschaftsnormen hin. Der Ehebruch scheint im Islam ja auch ein Rechtsgeschäft zu sein. Wer Morgengabe bezahlt, hat Recht auf Eheverpflichtung und auf alleinigen Anspruch, diese Verpflichtung zu nutzen. Wer diese durchbricht, so ist dies nicht nur ein Vertrauensbruch dem anderen gegenüber, sondern auch ein Geschäftsbruch, quasi wie ein Diebstahl zu werten.

    Kinder müssen, egal wo sie leben, von sexuellen Begierden ob von Männern oder Frauen zumindest gesetzlich in jeder Form unter Schwerstbestrafungsandrohung geschützt werden. Alles andere weicht das sittliche Verbot, sich Kindern sexuell zu nähern, nur auf und dient den sexuellen Trieben Erwachsener, vornehmlich Männern, die nicht auf Kosten von Kindern ihre Triebabfuhr auch noch durch Zulassung oder Schweigen gefördert werden sollten.

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