Israels Bedrohungen im Schatten roter Linien

Drohungen gegen IsraelTel Aviv – Wenn rote Linien gar keine roten Linien sind und Israel Bedrohungen von unterschiedlichem Schweregrad in jeder Ecke finden kann, muss Israel seine Kämpfe an der Front auswählen. Lasst uns entscheiden, welche Themen wirklich eine militärische Reaktion erfordern.

Ein Artikel aus der Feder des israelischen Journalisten  Zvi Bar’el  bezüglich Israels Drohungen. Wie leer diese Drohungen doch sind! Für die letzte Attacke auf syrische Raketen hat sich Bashar Al Assad durch einen Mittelsmann sogar bei Israel bedankt!!!! In Tel Aviv nennt man Al  Assad „unser Mann in Damaskus“!!!!

aus dem Englischen von Ardašir Pârse

Wie viele Raketen hat die Hisbollah? Wie viele hat Syrien? Wer hat chemische Waffen und wer hat biologische Waffen? Wer stellt eine atomare Bedrohung dar und wer stellt sich nur in Pose? Wer beabsichtigt, einen Terroranschlag in Jerusalem durchzuführen und wer feuert Mörsergranaten aus dem Gazastreifen ab? Haben wir diese Bedrohungen vergessen? Ah, ja. Wer hat das Sagen in Israel?

Bis jetzt, sagte man uns, dass die Hisbollah zehntausende von Raketen auf Israel gerichtet hat. Beeindruckende bunte Zeichnungen zeigen die “Range“ von verschiedenen Raketen. Basierend auf sie, wird keine Stadt oder Dorf in Israel den schiitischen Raketen entkommen. Wahrlich eine echte Bedrohung. Aber niemand dachte, und das mit gutem Grund, dass es klug wäre anzugreifen, um diese Raketenbestände auf libanesischem Territorium zu zerstören.

Danach wurden wir mit einer sensationellen Enthüllung vom Kopf der IDF Military Intelligence Forschungsabteilung bombardiert, nämlich, die sagt, dass das syrische Regime chemische Waffen einsetzt. Hier ist eine weitere Rechtfertigung für den Krieg. Sogar der Premierminister selbst warnte, dass die Verwendung von chemischen Waffen das Überschreiten einer roten Linie darstellen würde und zu einer militärischen Reaktion führen würde.

Die Vereinigten Staaten haben sich gebeugt, und auch die globale Supermacht hat für ihren Zwischenbericht entschieden, dass eine rote Linie dehnbar wie ein Gummiband ist. Könnte es eine israelische militärische Intervention geben? Ja, aber nicht wegen der chemischen Waffen.

Ein Angriff auf Syrien war eine sehr ernste Handlung. Die Raketen, die zerstört wurden, waren präziser, hatten eine größere Reichweite und waren wahrscheinlich geeignet IDF Marineschiffe zu treffen und vor allem, sie waren „Tie-Break“ Waffen. Letzteres ist ein interessanter Anspruch, der erklärt, dass Israel und die Hisbollah in einer Situation der Parität stecken geblieben sind. Es ist, als ob beide Seiten mächtige Armeen wären und auf beiden Seiten die Mengen an Panzer, Flugzeugen und Raketen, die jeder besitzt, gezählt würden, um das Gleichgewicht des Schreckens aufrecht zu erhalten.

Es ist möglich, sich zu fragen, was wäre passiert, wenn diese Raketen in Syrien geblieben wären? Sind sie dort keine Bedrohung für Israel? Braucht Israel die Hisbollah als Vorwand, um sie zu zerstören? Und wenn Syrien sich entschließt seine Scud-Raketen gegen Israel zu verwenden, ist es eine ernst zu nehmende Gefahr, die jedoch noch größer wäre, wenn diese Raketen in die Hände der Rebellen islamistischer Milizen fallen würden? Aber wir kämpfen nicht gegen Syrien, und es liegt uns fern in den syrischen Bürgerkrieg einzugreifen, in dem bisher mehr als 90.000 Menschen getötet wurden. Wir kämpfen nur gegen diejenigen, die kräftegleich sind – gegen die Hisbollah. Das ist legitim, aber was ist mit den zehntausenden von Raketen, die bereits in den Händen der Hisbollah sind? Sind sie denn keine Gefahr?

Aber vielleicht ist jeder Angriff auf Syrien nur eine Botschaft an den Iran, die sagt, dass wir auch sie treffen können. Doch auch gegen den Iran, die ultimative Bedrohung, können wir nicht wirklich handeln, weil wir Washington versprochen haben, dass wir mindestens bis nach den iranischen Wahlen warten, anstatt in sechs Wochen einen Angriff zu starten. Wir bissen unsere Lippen zusammen, schluckten und erklärten schnell, dass die iranische Bedrohung warten kann. Und wieder wurde eine rote Linie wie ein Gummiband gedehnt.

Der ehemalige Chef des militärischen Geheimdienstes erklärte, dass Iran die rote Linie überschritten hat, während der Premierminister bei der UN-Generalversammlung erklärte, dass die rote Linie noch nicht überschritten worden sei.

Vielleicht werden wir mit der Beseitigung der terroristischen Infrastruktur in Gaza fortfahren? Es gibt auch dort tausende von Raketen, Geschosse und Mörsern, die über den Sinai und Libyen geschmuggelt werden. Vielleicht haben auch sie die „Parität gebrochen“? Und hier ist noch eine weitere Enttäuschung für einen Angriff auf Gaza, denn das würde Qassam- und Grad-Raketen über den Himmel von Ashkelon, Sderot, Be’er Sheva und Tel Aviv zur Folge haben. Darüber hinaus würde ein Angriff auf dem Sinai zu einer Krise mit Ägypten führen.

Tatsächlich ist es schwierig, ein Staat in einem bedrohten Zustand zu sein, dem die Hände von politischen Grenzen gebunden sind und wenn seine gesetzte rote Linie gar keine rote Linie ist. In dieser Situation gibt es kein Entkommen, außer die Akzeptanz von Bedrohungen und der Erkenntnis, dass nicht jede Bedrohung eine existenzielle ist, die eine Antwort erfordert. Die Hisbollah hat tausende von Raketen, und sie haben nicht mehr auf Israel seit dem Zweiten Libanonkrieg gefeuert. Die Hamas feuert keine Raketen mehr auf Israel seit dem Waffenstillstandsabkommen im letzten Jahr, und der Iran weiß den Bogen in der Atomfrage nicht zu überspannen, und um die rote Linie die nicht gültig ist.

Die Zerstörung der syrischen Raketen hat die Bedrohungen gegen Israel nicht im Mindesten reduziert. Was wir jetzt brauchen, ist zu hoffen, dass die wirklich große Bedrohung, nämlich, der weitere Entscheidungsprozess der israelischen Regierung, nicht zur ultimativen Explosion führen wird.

Quelle: Haaretz

11 Gedanken zu „Israels Bedrohungen im Schatten roter Linien

    • Dass die Hisbollah seit 2006 keine Raketen mehr auf Israel gefeuert hat ist ebenfalls komplett falsch. Aber was will man von Haaretz auch erwarten.

      • Werte Yocheved, schön Dich wieder zu lesen. Ich habe schon im Internet recherchiert und es gibt tatsächlich keine Attacke mehr seitens Hisbollah seit 2006 nach der UN-Resolution 1701 erfolgt. Wir streben danach Berichte zu veröffentlichen, die sonst niemand macht, und müssen dann aber feststellen, dass meistens diese Berichte mit einer Verzögerung bis zu zwei Wochen wo anders von den „namhaften“ Zeitschriften und Zeitungen veröffentlicht werden, wie letztens als wir über Khamenei und BMW berichteten. Ich musste vor zwei Tagen feststellen, dass Spiegel den Bericht veröffentlicht hat. Wenn wir gute Artikel von der israelischen Presse bekommen, dann werden wir sie auch veröffentlichen.

        • Ich habe auch nicht gesagt, dass ihr die nicht veröffentlichen sollt, im Gegenteil, ich finde die Auswahl auf eurem Blog sehr gut. Aber es ist nun einmal so, dass seit dem zweiten Libanonkrieg eine ganze Reihe von Raketen auf Israel vom Nordlibanon gefeuert wurden. Die Hisbollah operiert, wie Hamas, nicht ausschließlich direkt, so intelligent sind sie schon, sondern auch über Verbündete. Die Hisbollah ist eine der Drahtzieher im Terror gegen Israel, auch wenn sie sich das nicht bei jeder Rakete auf die Fahne schreibt.

          • Vielen Danke werte Yocheved für das Feedback! Gerade eure Meinungen sind sehr wichtig, um den Blog besser gestalten zu können und in der Tat suchen wir auch nach wirklich guten Artikel, die informativ sein sollen. Und das mit Hisbollah ist auch richtig und eine heikle Sache, denn einerseits müssen sie sich an die Resolution halten, aber andererseits sind sie am Intrigen. Traurig aber wahr, gegen wie viele Feinde Israel kämpfen und aushalten muss! Dieses Volk (das israelische) lebt ständig mit Drohungen.

          • Israel hat nicht nur Hizbollah und Hamas als Feinde in der Region, das koennen viele islamistische Organisationen gewesen sein, nicht immer war es die Hisbollah oder Hamas insofern ist die Aussage des Journalisten grundsaetzlich richtig.

  1. Naja, es ist im Grunde alles falsch, was Israel macht. Egal, was sie tun, egal wie sie sich verteidigen, egal wie sie sich entscheiden, sie machen grundsätzlcih immer alles falsch.

    Bei dem Pulverfass im Norden wäre es Selbstmord, jetzt einen großen Krieg vom Zaun zu brechen. Ich denke, dass wie immer kühles Blut regieren wird. Selbstverständlich kann ich verstehen, wenn Israel verhindern will, dass aus Syrien die Hisbollah weiterhin mit Waffen aufgerüstet wird. Sollen sie einfach alles zulassen? Assad war berechenbar. Er war Feindbild, aber berechenbar. Das wird sich mit seinem Abgang in dem Maße radikal ändern, wie sich die radikalen Islamkräfte in Syrien einnisten werden. Ägypten, Irak, Tunesien Libyen, Iran lassen grüßen.

    Der Westen hat mal wieder – ich kann wirklich bald sagen- wie immer aufs falsche Pferd gesetzt. Jetzt in Syrien wird man im Westen vorsichtiger. In Libyen hat Sarkozy noch Napoleon gespielt, in Syrien geht man subtiler vor, indem man zumindest davor scheut, direkt einzugreifen. Man weiß genau, welcher Ungeist dort unterstützt wird. Das scheint selbst dem Westen zuviel zu werden, nachdem sogar Tunesien immer mehr reislamisiert wird.

    Israel saß schon immer in einer Zwickmühle, diese Zwickmühle wird aber von Staat zu Staat im Nahen Osten gefährlicher, weil die Gefahr groß ist, dass radikale Islam-Irre an die Macht kommen, die ihren Hass auf Israel nicht zügeln können. Bevor die Wirtschaft der Länder mit diesen Radikalislamis völlig zusammenbricht, ist es immer taktisch gut, das Feindbild, das Israel ohnehin von Koran wegen abgibt, zu pflegen. Der Hass kann sich dann auf Israel entladen, und zwar von allen Seiten, weil Islam ist nie an irgendwelchen Missständen schuld. Das sind grundsätzlich die Anderen.

    Der Nahost-Konflikt wird immer bedrohlicher, weil Islamisten zunehmend an die Macht kommen, die Juden zu Freiwild erklären.

    Der Westen muss sich langsam aber sicher entscheiden, auf welche Seite er sich stellen will. Denn diese Radikal-Verschwörer bedrohen ja nicht nur Israel, sondern als Erstes morgen Europa, übermorgen USA und Kanada und Australien und letztlich die ganze Welt.

    Wollen wir wirklich mit diesen Menschen ins Mittelalter zurück katapultiert werden?
    Manchmal habe ich den Eindruck, dass dieses hier im Westen noch zu sehr mit einer rosaroten Brille gesehen wird, in der EUdSSR bei den rückgratlos-devoten Statisten, die dort agieren, an erster Stelle.

  2. Pingback: Bashar Al Assad – Israels Mann in Damaskus | kopten ohne grenzen

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