US-amerikanische Geopolitik im Visier (4)

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Teil 1 der Artikelreihe
Teil 2 der Artikelreihe
Teil 3 der Artikelreihe

Diese Artikelreihe wurde ins Spanische übersetzt

Wir wollen mit den Worten Sir Winston Churchills beginnen, er stellte fest: „Staaten haben keine Moral, sondern Interessen“.

Politisch motivierte Gewaltakte von Staaten, zur Wahrung dieser Interessen durch Geheimdienste, wie Terroranschläge u.a., werden in den allermeisten Fällen offiziell von vorgeschobenen Einzeltätern oder Gruppen begangen. Die Strippenzieher aber, verschwinden in einem verklärten Nebel. Die Schuld wird dann auf einen einzelnen Täter oder eine kleine Gruppe, als Bauernopfer, fokussiert. Manche dieser Gruppen kann man auch kaufen und Deals über die Verteilung der Macht aushandeln, heimlich, hinter verschlossenen Türen werden sie beraten, finanziert, bewaffnet und unterstützt, wenn sie Interessen des jeweiligen Staates vertreten und umsetzen können und das wiederum können nur Gruppen, die als besonders brutal und skrupellos einzustufen sind in die Realität umsetzen. Diese vermeintlichen Einzeltäter oder diese Gruppen handeln aber nicht wirklich alleine. Es scheint nur so. Es scheint so, weil sie wie eine Marionette an unsichtbaren Fäden laufen. Im Augenblick der Tat und der Übergriffe werden diese Fäden gekappt, und diejenigen, die sie gezogen haben, verschwinden im dichten Nebel. Die Auftraggeber sind verschwunden und man findet nur noch lose Enden, die ins Leere laufen und die vorgeschobene Gruppe oder der vorgeschobene Einzeltäter bleibt offiziell der alleinige Täter. So arbeiten Geheimdienste, und die US-Geheimdienste und der britische Geheimdienst sind weiß Gott ein Meister darin. Diese Operationen sind streng geheim und werden im Auftrag der Regierung ausgeführt, und haben mit Verschwörungstheorien nichts, aber rein gar nichts zu tun. Sie wurden bereits von zahlreichen Politikwissenschaftlern  untersucht. Wir werden am Ende dieser Reihe einen Einblick geben, wie sich die USA die Welt der nahen Zukunft vorstellen und was wir im Ergebnis zu erwarten haben, wenn die Strippenzieher des Imperialismus im verklärten Nebel verschwunden sind.

marionettenDie verdeckte Operation wird also heimlich, unter Ausschluss der Öffentlichkeit zur Verschleierung der Identität des eigentlichen Urhebers durchgeführt, das heißt, bereits ihre Existenz wird vom Terror ausübenden Geheimdienst, der unmittelbar der jeweiligen Staatsregierung untersteht, aktiv dementiert. Es liegt in der Natur der Sache, dass die Öffentlichkeit nur in Ausnahmefällen und wenn überhaupt, erst nach sehr langer Zeit von derartigen Aktivitäten erfährt, weshalb sie in der medialen Berichterstattung trotz ihrer erheblichen politischen Bedeutung, als kriminelle und menschenverachtende Aktivitäten, mit seinen tödlichen Konsequenzen, kaum eine Rolle spielen. Sie bilden in vielen Staaten ein etabliertes und regelmäßiges Mittel zur Durchsetzung der Außenpolitik. Mittlerweile ist eine Vielzahl von Operationen aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bekannt geworden, die vor allem von den USA und deren verbündete NATO-Staaten, mit der NATO als ultimatives Mittel des Staatsterrorismus betrieben wurden und betrieben werden. Diese verdeckten Operationen sind entweder gegen einen Staat, gegen eine Region, gegen eine Ethnie oder aber auch gegen Ziele im eigenen Land gerichtet, beispielsweise in einem politischen Krisengebiet oder um innenpolitische, unbeliebte Gesetze durchzusetzen. Man bedient sich dieser Art von Operationen, wenn die Ziele oder Methoden der Operationen gegen bestehende Gesetze, parlamentarische Verbote oder internationales Recht verstoßen oder eine negative Berichterstattung in den eigenen Massenmedien, oder denen des Ziellandes vermieden werden sollen.

Bei geheimen Operationen mit militärischem Charakter kommen wenn nötig,manipulation-marionetten Terrororganisation, wie die NATO oder aber lediglich Spezialeinheiten, wie das deutsche KSK, die US-amerikanischen Special Operation Forces oder der britische SAS u.a. zum Einsatz. Ziel dieser Operationen ist immer die aktive Manipulation politischer, geopolitischer oder geographischer Verhältnisse. Sie sind ein kriminelles, menschenverachtendes Instrument zur Durchsetzung der Interessen weniger, deren Potenzial durch die Machtfülle der Akteure, große finanzielle Möglichkeiten und die faktisch weitgehende Unabhängigkeit von Gesetzen und demokratischer Kontrolle, immens ist. Das Ergebnis drückt sich in dramatischen Folgen für die betroffenen Zielländer oder Regionen und deren Bevölkerungen aus und kann Millionen von Menschen in den Abgrund stürzen und forderte in der Vergangenheit Millionen von Opfern. Es ist ein Holocaust an der Menschheit.

Die verdeckte Operation kann auch nur in finanzieller oder logistischer Unterstützung einer politischen Bewegung oder Gruppierung im Zielland bestehen, oft radikale Kräfte, ideologisch, ethnisch oder religiös motiviert, die zu allem bereit sind, um über sie, die eigenen Ziele sicher durchzusetzen. Dies reicht von illegaler Einflussnahme, beispielsweise der Unterstützung auch für demokratische Oppositions-Gruppen, im Prinzip illegale Parteispenden, oder über die Diffamierung politisch missbilligter Personen oder Gruppen, gekennzeichnet durch Desinformation, bis hin zur Unterstützung von paramilitärischen Gruppen, wie z.B. in Ex-Jugoslawien oder Guerilla-Truppen und Terroristen und wie Geostrategen es ausdrücken, die Verfolgung einer Strategie der Spannung.

Insbesondere die CIA gründete viele kontrollierte und finanzierte politische Bewegungen und Parteien, Unternehmen, Gewerkschaften, Radiosender, organisierte gewalttätige Demonstrationen zur Destabilisierung von Staaten oder Regionen, oder gründete Verlage, um auf diese Weise Einfluss auf das Zielland zu nehmen. Die Unterstützung des Militärs in einem weniger entwickelten Zielland, etwa durch Ausbildungsprogramme und umfangreiche militärische Zusammenarbeit, um später eine politisch unerwünschte Regierung durch einen Militärputsch von verbündeten Offizieren entfernen zu lassen ist auch ein Mittel, das Zielland in seinem Zentrum zu treffen.

Verdeckte Operationen werden auch als False Flag Operation gegen verbündete oder befreundete Staaten oder auf eigenem Staatsgebiet durchgeführt, etwa um deren Unterstützung oder die Vorgehensweise gegen einen gemeinsamen Feind zu sichern oder bestimmte erwünschte Stimmungen in der Zivilbevölkerung zu erzeugen oder zu schüren. Verdeckte Operationen sind in der Regel von gravierenden Verstößen gegen Gesetze und ethische Grundsätze gekennzeichnet und werden unter extremer Geheimhaltung durchgeführt, das heißt unter dem Need-to-know-Prinzip. Methoden solcher Operationen umfassen aber auch den politischen Mord, Entführungen, Folter, das Verschwindenlassen von Personen, das Inszenieren von Terroranschlägen im eigenen Land, die illegale systematische Bespitzelung von Bürgern des eigenen Staates oder die illegale Unterstützung bewaffneter Widerstands- oder Terrorgruppen in anderen Ländern.

Es wurden viele von westlichen Regierungen initiierte verdeckte Operationen bekannt, etwa die spanische Grupos Antiterroristas de Liberación der 1980er Jahre, die als Strategie der Spannung bekannt gewordenen Vorgänge in Italien oder bestimmte Praktiken der britischen Sicherheitskräfte, während des Nordirlandkonflikts, oder die ethnischen Säuberungen der serbischen Bevölkerung in der Krajina durch die NATO und Kroatien, während des Balkankrieges im Sommer 1995, als mit Hilfe der Operation Storm, Operation Flash und Operation Liberate Force, 300.000 Serben aus Kroatien vertrieben wurden und Abertausende davon dabei getötet wurden. Eine der bekanntesten geplanten, jedoch letztlich wegen des Widerstands von US-Präsident John F. Kennedy nicht ausgeführten verdeckten Operationen, war die Operation Northwoods des US-Militärs 1962, wir haben darüber bereits berichtet. Zur Erinnerung, sie umfasste unter anderem die Inszenierung von Terroranschlägen in den USA, um eine Invasion Kubas zu rechtfertigen, es erinnert jeden nachdenkenden Menschen sofort an den 11. September 2001 und den folgenden Kriegen gegen Irak und Afghanistan.

False-Flag-Operationen, deren Ergebnis absichtlich einem unbeteiligten Dritten zugeschrieben werden, etwa um dessen Ruf zu schädigen oder Kriege zu provozieren, gibt es viele. Dabei kommt üblicherweise gezielte Desinformation zum Einsatz. Die oben erwähnte Operation Northwoods war als False-Flag-Operation konzipiert worden und ist bewiesen, so wollte man Kubaner fälschlicherweise für von US-Behörden selbst inszenierte Terroranschläge in den USA verantwortlich machen.

All diese verschiedenen Formen der verdeckten Operationen dienen der Umgehung der Souveränität der Staaten und nehmen direkten Einfluss auf dessen innere Angelegenheiten. Die eingesetzten Methoden, verstoßen sowohl gegen das nationale Recht des ausführenden Staates, als auch gegen das des Zielstaates sowie gegen Internationales Recht, was die Notwendigkeit der Geheimhaltung erklärt.

Die amerikanische Regierung entwickelte zur Verschleierung von Operationen ihrer Geheimdienste das Konzept der glaubhaften Abstreitbarkeit (plausible deniability) – die Desinformation. Aufgedeckte Operationen eines verbündeten Staates werden von der Regierung des betroffenen Staates gegenüber der eigenen Bevölkerung häufig, so weit wie möglich verheimlicht oder verharmlost, um die ohnehin angespannten Beziehungen nicht durch einen Aufruhr der öffentlichen Meinung weiter zu belasten. Die CIA und das Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten, sind zwei der bekanntesten Organisationen, die systematisch und mit offiziellem Auftrag verdeckte Operationen betreiben, aber auch dem deutschen Bundesnachrichtendienst BND sind verdeckte Operationen auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland gesetzlich verboten, und dennoch sind einige Fälle bekannt geworden, in denen der BND gegen dieses Verbot verstoßen hat. Bekannt geworden sind dabei der Journalisten-Skandal durch die Überwachung BND-kritischer deutscher Journalisten, die Plutonium-Affäre, die

Bildquelle: Wikipedia Gedenken an das Wiesnattentat vom 26.09.1980

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Gedenken an das Wiesn-Attentat vom 26.09.1980

Organisation eines Scheingeschäfts, das den Transport von rund 360 Gramm hochgiftigen und hochradioaktiven Plutoniums nach Deutschland in einer Lufthansa-Passagiermaschine zur Folge hatte, oder bei der Operation Gladio, den Aufbau und die Unterstützung des deutschen Zweigs einer Geheimarmee, die maßgeblich von den Terrororganisationen NATO und CIA gesteuert wurde und wie neue Ermittlungsergebnisse andeuten, geht auch das Attentat auf das Münchner Oktoberfest vom 26. September 1980 auf das Konto von Gladio. Doch auch der französische Geheimdienst DGSE führte verdeckte Operationen aus, wie die Operation Satanique, als das Greenpeace-Schiffes Rainbow Warrior versenkt wurde und ein Greenpeace-Mitglied 1985 durch einen Sprengsatz, den zwei französische Agenten in einem neuseeländischen Hafen anbrachten, ermordet wurde. Greenpeace führte zu dieser Zeit eine intensive Kampagne gegen die französischen Atomtests auf dem Mururoa-Atoll im Südpazifik und forderte den französischen Staat heraus, doch die Antwort kam prompt.

James Jesus Angleton, Leiter der Abteilung für Spionageabwehr des CIA von 1954 bis 1974, beschrieb es so: „Täuschung ist ein Zustand des Geistes und der Geist des Staates“.

Weitere bekannt gewordene verdeckte Operationen, Terroranschläge, Drogenhandel, Unterstützung extremistischer Bewegungen, Angriffskriege, Regierungsumstürze durch US-Regierungen von 1948 – 1970

1948 Schauplatz Italien und Frankreich: Operation Demagnetize

Diese Geheimoperation des CIA in Italien und Frankreich fand seit 1948 statt und ging fort bis mindestens in die späten 1980iger Jahre, wir wissen heute nicht ob sie faktisch beendet ist und inwieweit. Der wachsende Einfluss der kommunistischen Parteien sollte in beiden Ländern reduziert werden, um die Machtübernahme durch demokratische Wahlsiege zu verhindern. Zu diesem Zweck nutzte die CIA unter anderem ihre guten Kontakte zu den italienischen Geheimdiensten, vor allem zum Militärgeheimdienst Servizio Informazioni Forze Armate (SIFAR), dessen Aufbau unter Anleitung des CIA und Koordinierung der Terrororganisation NATO stattgefunden hatte und unter deren Zepter auch die Operation Gladio stattfand. Durch massive finanzielle und logistische Hilfe des CIA erreichte die Democrazia Cristiana – Christdemokratische Partei Italiens eine führende Stellung, die sie bis 1993 in wechselnden Koalitionen halten konnte. Das konstante Kernelement war die Diskreditierung der Kommunistischen Partei bzw. der Linken, durch angeblich im Namen von Linksextremisten begangene Terroranschläge, die von NATO-Geheimarmeen und der CIA begangen wurden. Es sollte ein allgemeines Klima der Angst in der Gesellschaft geschürt werden und damit der Ruf nach repressiven Maßnahmen des Staates gefördert werden.

1948 Schauplatz USA: Operation Mockingbird

Der PPS und William L. Clayton entwickelten maßgeblich das European Recovery Program ERP, welches George C. Marshall am 5. Juni 1947 bei einem Vortrag an der Harvard University vorstellte. Wisner leitete die Operation Mockingbird, die aus Mitteln des Marshallplans, Öffentlichkeitsarbeit im Sinne der Containment-Politik organisierte. Das Office of Strategic Services im US-Verteidigungsministerium wurde von 1946 bis zum 18. September 1947 von der Central Intelligence Group unter Hoyt S. Vandenberg im Außenministerium der Vereinigten Staaten abgelöst. Sinn und Zweck dieser Operation waren die Beeinflussung der Medien in den USA im Sinne der Ansichten des CIA, beginnend ab 1948.

1954 Schauplatz Guatemala: Operation Fortune und Operation PBSUCCESS

Die Operation Fortune im April 1952 war der erste Versuch eine bewaffnete Intervention zu organisieren, sie scheiterte aber. Das Unternehmen zum Sturz der Regierung in Guatemala wurde im Herbst 1952 eingestellt, als das nicht in die Planung involvierte US-Außenministerium erfuhr, dass bereits ein Schiff mit Waffen von New Orleans aus nach Nicaragua unterwegs war. Außenminister Dean Acheson intervenierte bei US-Präsident Truman, der das Unternehmen absagen ließ. Die von der CIA dann im Herbst 1952 durchgeführte Operation PBSUCCESS hatte wieder das Ziel, einen demokratisch gewählten Präsidenten in Guatemala, Jacobo Arbenz Guzmán, zu stürzen. Es war die erste Aktion dieser Art in Zentralamerika. Der US-Lebensmittelkonzerns United Fruit Company, heute Chiquita Brands International, besaß großen Grundbesitz in Guatemala und durch die von Jacobo Arbenz Guzmán geplante Landreform, sah der Konzern seine Interessen gefährdet. Der damalige CIA-Direktor Allen Welsh Dulles war als Rechtsanwalt und Lobbyist für das Unternehmen tätig.

Die CIA stellte eine paramilitärische Einheit von ungefähr 400 Kämpfern in Nicaragua zusammen, bildete sie aus und versorgte sie mit Waffen. Unter dem Befehl von Castillo Armas drang diese mit US-amerikanischen Söldnern am 18. Juni 1954 über Honduras in Guatemala ein. Jacobo Arbenz Guzmán trat am 27. Juni 1954 zurück. Der Staatsstreich war der Anfang von 40 kommenden Jahren repressiver Gewaltherrschaft und Bürgerkrieg. 140.000 Guatemalteken verschwanden und Menschenrechtsorganisationen schätzen die Opferzahl auf über 250.000 Menschen. Jacobo Arbenz Guzmán hatte von Anfang an auf die diplomatische Karte gesetzt, doch alle Versuche, die UNO für ein Engagement für Guatemala zu gewinnen, scheiterten. Am 25. Juni 1954 fand eine Sitzung des Sicherheitsrates statt, in der darüber entschieden werden sollte, ob der „Fall Guatemala“ behandelt werden sollte oder nicht. Vier Mitglieder, die UdSSR, Dänemark, der Libanon und Neuseeland, sprachen sich dafür aus, der Rest dagegen; Großbritannien und Frankreich enthielten sich der Stimme, da sie von den USA massiv unter Druck gesetzt worden waren. Mit diesem Ergebnis war Jacobo Arbenz Guzmán an der diplomatischen Front vollständig gescheitert und der US-Aggression international ausgeliefert.

1952 – 1970 Schauplatz Deutschland – Panama – Japan : Operation Artischocke

Diese Operation war ein umfangreiches, geheimes Forschungsprogramm der CIA über Möglichkeiten der Bewusstseinskontrolle mittels Drogen und Folter, vom 20. August 1951 bis 20. April 1953. Das Vorgängerprojekt war das Projekt BLUEBIRD, der Nachfolger war das Projekt MKULTRA. Folter in Geheimgefängnissen wendet die USA bis heute an. Mir liegt der 500 Seiten lange CIA Folterreport vor, der gerade veröffentlicht wurde und in einem gesonderten Artikel zusammengefasst hier erscheinen wird.

Die CIA ließ seit 1950 in der Bundesrepublik Deutschland, in Japan sowie auf einem Marinestützpunkt in der Panamakanalzone Geheimgefängnisse errichten, mit Räumlichkeiten für spezielle Verhörtechniken. 1950 wurden insgesamt sechs vermeintliche Doppelagenten in den Geheimgefängnissen in Japan, sowie in der Panamakanalzone verhört. Sie galten als die ersten Versuchspersonen der Operation Artischocke.

Die Verhörmethoden wurden von Augenzeugenberichten über Experimente in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten geprägt. Während der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau, berichteten die Überlebenden, den US-Ärzten von Experimenten mit Drogen, Krankheitserregern und Chemikalien. Kurz darauf wurde im Schloss Kransberg, nördlich von Frankfurt, die wissenschaftliche Elite der Nationalsozialisten inhaftiert und unter dem Namen Operation Dustwind verhört. Unter den Kransberg-Gefangenen waren auch jene Wissenschaftler, die im KZ Dachau die Versuche an den Häftlingen durchführten. Der bekannteste nationalsozialistische Arzt war Kurt Blome, der vom Militärtribunal durch Intervention der CIA, trotz erdrückender Beweislast, die sich nicht zuletzt durch ein offenes Bekenntnis zum Nationalsozialismus und zu Adolf Hitler auszeichnete, freigesprochen wurde, um ihn im Gegenzug in eigene Dienste zu stellen. Im Verlauf der „Cooperation“ erlangte die CIA Wissen über B- und C-Waffen. Es fanden mit den Erkenntnissen von Kurt Blome und anderen nationalsozialistischen Wissenschaftlern Waffenexperimente mit Krankheitserregern, auch mit Anthrax, in der Karibik und in Alaska statt. Man ging sogar so weit, mit den Biokampfstoffen auf eigenem Boden, in der San Francisco Bay, zu experimentieren. Man wollte herausfinden, wie die Stadt auf einen B-Waffenanschlag der Sowjetunion reagieren würde. Ab 1952 erhielt CIA-Direktor Allen W. Dulles einen Bericht über die Operation Artischocke, um auch in Deutschland derartige Verhörtechniken anzuordnen. In der damaligen Villa Schuster am Rande der Stadt Kronberg im Taunus, heute bekannt unter dem Namen Haus Waldhof, fanden Verhöre an Gefangenen statt, bei denen Folter, Drogen und Hypnose angewandt wurden. Aufzeichnungen belegen, wie sowjetischen Agenten Mittel verabreicht wurden, um sie einer Gehirnwäsche zu unterziehen und um auf diesem Weg an Geheimnisse und Informationen zu erlangen.

1961 – 1975 Schauplatz Cuba: Operation Mongoose

Diese Operation war gekennzeichnet, von gescheiterten Militäraktionen, Sabotageakten, Propaganda und gezielte Attentate auf führende kubanische Politiker in den Jahren 1961 – 1975 und von den USA durchgeführt. Im April 1964 gab US-Präsident Lyndon B. Johnson das Ziel auf, Fidel Castro zu eliminieren. Im März 1965 wurde die finanzielle Unterstützung für die von Manuel Artime angeführte bewaffnete Gruppe beendet, bis Juni kamen die letzten von der US-Regierung geförderten Geheimaktionen und damit die Operation Mongoose zu ihrem Ende.

1959 – 1972 Schauplatz Südostasien : Operationen Ambidextrous, Hotfoot und White Star

Von 1959 bis 1972 gewährte Air America Unterstützung für die Operationen Ambidextrous, Hotfoot und White Star mit Training für die Streitkräfte in Laos. Außerdem versorgte sie schon seit 1950, aufständische Kuomintang in Birma mit amerikanischen Waffen, die teilweise von Taiwan aus geliefert wurden.

Air America war in großem Stil als Transporteur in den Drogenhandel verwickelt. Verbündete Armeen wurden von amerikanischen Geheimdiensten, wie früher schon von den Franzosen durch die GCMA finanziert, indem von diesen in ihrem Auftrag Opium und daraus raffiniertes Heroin mit Hilfe der CIA auf den Weltmarkt gebracht wurde. Viele der Profite aus diesem illegalen Geschäft flossen an amerika-phile Politiker, wie Ouane Rattikone und den südvietnamesischen Luftwaffenchef und späteren Premierminister Nguyen Cao Ky. Der amerikanische Geschichtsprofessor Alfred W. McCoy hat diese Vorgänge detailliert in seinem Buch The Politics of Heroin, CIA Complicity in the Global Drug Trade beschrieben. Die CIA versuchte 1972 vergeblich, das Buch „aus Gründen der nationalen Sicherheit“ zu zensieren. Die Veröffentlichung hatte eine Reihe von Untersuchungskommissionen in den USA zur Folge, bei denen auch McCoy als Zeuge aussagte, wobei sämtliche CIA-Zeugen jegliche Beteiligung an illegalen Aktivitäten abstritten.

1962 Schauplatz Südafrika : Verhaftung Nelson Mandelas

Die CIA lieferte der South African Police Services Special Branch die entscheidenden Informationen, die 1962 zur Verhaftung Nelson Mandelas im südafrikanischen Apartheids-Regime führten und eine lebenslange Haftstrafe zur Folge hatte. 26 Jahre lang saß er in Haft und wurde am 11. Februar 1990 aus der Haft entlassen, im Juli des Folgejahres im Jahr 1991 wurde Nelson Mandela Staatspräsident.

1965 Schauplatz Vietnam: Operation Phoenix

Die Operation Phoenix diente zur Identifizierung und Verhaftung oder Ermordung kommunistischer Führungskader der Vietcong, während des Vietnamkrieges Mitte der 1960er Jahre, der nach US-amerikanischen Angaben 6000, nach südvietnamesischen Quellen 20.000 Menschen zum Opfer fielen und bei der es zu etlichen Menschenrechtsverletzungen kam.

Der südvietnamesische Präsident Nguyễn Văn Thiệu  hob die Geheimhaltung der Operation auf und bestätigte die Existenz des Programms am 1. Oktober 1969, um eine breitere Akzeptanz und Zusammenarbeit mit den südvietnamesischen Bürgern zu erreichen. Es wurde schließlich, sowohl von der US-amerikanischen als auch der vietnamesischen Regierung als Fehlschlag eingestuft. Der ehemalige Phoenix-Offizier Barton Osborne gab 1971 vor dem amerikanischen Kongress zu Protokoll: „Ich wüsste von keinem Häftling, der während der Durchführung all dieser Operationen ein Verhör überlebt hätte. Sie starben alle. Es gab niemals eine überzeugende Begründung für die Behauptung, dass irgend eines dieser Individuen tatsächlich mit dem Vietcong zusammenarbeitete, aber sie starben alle, und die Mehrheit wurde entweder zu Tode gefoltert oder aus dem Helikopter geworfen. […] [Das Phoenix-Programm] wurde ein steriles, unpersönliches Mordprogramm […] Der Horror von „Phoenix“, vergleichbar mit den Gräueltaten der Nazis, muss studiert werden, um begreifbar zu sein.“

1967 Schauplatz Bolivien : Die Ermordung Che Guevaras

Die Verfolgung Che Guevaras in Bolivien in Zusammenarbeit mit der bolivianischen Armee und massiver Unterstützung der CIA im Jahre 1967, endete mit seiner Exekution.

1965 – 1969 Schauplatz USA : Operation Chaos

Bildquelle: wikipedia Frank Church Leiter des Untersuchungsausschusses

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Frank Church
Leiter des Untersuchungsausschusses

Diese Operation CHAOS diente der illegalen Bespitzelung von rund 7000 Personen und 1000 Organisationen in den USA, die sich gegen den Vietnamkrieg stellten oder der Bürgerrechtsbewegung angehörten, sie wurde vom Journalisten Seymour Hersh aufgedeckt. Zeitgleich fanden noch weitere Operationen statt, wie die Operation HTLINGUAL, Project 2, Project MERRIMAC, Project RESISTANCE und Domestic Contact Service. Von der NSA wurde eine Watchlist mit Zehntausenden Namen von US-Bürgern zu Verfügung gestellt, die aufgrund ihrer Position zum Vietnamkrieg die „nationale Sicherheit“ gefährden würden.

1970 Schauplatz Chile : Projekt FUBELT

Seit 1963 führte die CIA in Chile eine Reihe verdeckter Operationen mit dem Ziel durch, die demokratische Wahl des Sozialisten Salvador Allende zum Staatspräsidenten zu verhindern. Nachdem diese Aktionen erfolglos geblieben waren, gingen die USA zu massiven Geheimdienstoperationen mit dem Ziel über, die linke Regierung in Chile zu destabilisieren und die Voraussetzungen für den Militärputsch am 11. September 1973 zu schaffen. Kurz vor dieser Abstimmung wurde der verfassungstreue Generalstabschef René Schneider ermordet. Die Attentäter waren zuvor von der CIA mit Maschinengewehren und Tränengasgranaten ausgestattet worden. Erinnert  das  nicht an die Ermordung von Charlie Hebdo in Paris? Die US- Propaganda-Maschinerie lief unterdessen ungehindert weiter, vor allem durch die Zeitschrift El Mercurio, die von der CIA mit umfangreichen finanziellen Transfers bedacht wurde. In einem Memorandum des US-Geheimdienstes hieß es später, „dass El Mercurio und andere chilenische Zeitungen, die von der CIA finanziell unterstützt wurden, eine wichtige Rolle dabei gespielt hätten, die Voraussetzungen für den späteren Militärputsch zu schaffen.“ Bis zum Jahr 1973 hatte die CIA allein für ihre Aktivitäten in Chile insgesamt über 13 Millionen US-Dollar aufgewendet. Danach unterstützte die USA die brutale Militärdiktatur. Mehrere Historiker haben der US-Regierung und der CIA in diesem Zusammenhang vorgeworfen, ihre evidente Unterstützung von rechtsgerichteten Diktaturen in Lateinamerika, einschließlich des Supports bei der Verfolgung von Oppositionellen betrieben zu haben. Frederick H. Gareau, der als Professor für Politikwissenschaft u. a. an der Florida State University lehrte, spricht in diesem Zusammenhang sogar von „Staatsterrorismus“. Im Jahr 2001 sorgte nochmals ein Buch des US-Journalisten Christopher Hitchens für Aufruhr, in welchem er schwere Vorwürfe gegen Henry Kissinger erhob. Die Angehörigen von René Schneider strengen seit September 2001 deshalb eine Klage gegen Henry Kissinger an.

Teil 5

[Quellen: Stephen G. Rabe, The Most Dangerous Area in the World. John F. Kennedy Confronts Communist Revolution in Latin America, University of North Carolina Press, Chapel Hill 1999; Jürgen Osterhammel, Vom Umgang mit dem „Anderen“. Zivilisierungsmissionen – in Europa und darüber hinaus. In: Boris Barth et al.: Das Zeitalter des Kolonialismus. Stuttgart 2007; Jürgen Osterhammel 1995; Zbigniew Brzeziński, Die Einzige Weltmacht, Amerikas Strategie der Vorherrschaft 2003; Franz Ansprenger, Auflösung der Kolonialreiche München, 4. Aufl. 1981; Dr. Daniel Ganser Verdeckte Kriegsführung – Ein Blick hinter die Kulissen der Machtpolitik; Kermit Roosevelt, Countercoup: The Struggle for the Control of Iran; James Bamford, NSA. Die Anatomie des mächtigsten Geheimdienstes der Welt, 2001; wikipedia.de; Ganser, Daniele, Die Kubakrise – UNO ohne Chance. Kai Homilius Verlag, 2007; Andrew A. Wiest, The Vietnam War, 1956–1975, Osprey, 2002; Marie-Monique Robin,  Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert, 2010; Gunther Latsch, Die dunkle Seite des Westens, in: Der Spiegel. Nr. 15, 2005; Daniele Ganser: Nato-Geheimarmeen und ihr Terror, Der Bund, Bern, 20. Dezember 2004; Ed Vulliamy: Secret agents, freemasons, fascists… and a top-level campaign of political ‘destabilisation’; The Guardian 12/ 5. Dezember 1990; F. William Engdahl, A Century Of War – Anglo-Amerikan Oil Politics And The New World Order; Mohammad Reza Pahlavi, The Shah of Iran, Answer to History, USA 1980 Stein and Day New York; Pârse und Pârse, Die systematische Vernichtung der iranischen Nation, 2011; Pârse und Pârse Bernard Lewis und „The Middle East“ (1) – (3) 2012; Mir Ali Asghar Montazam, The Life and the Times of Ayatollah Khomeini; parstimes.com; Sabine Kurtenbach, Guatemala, Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1998; Don Bohning, A secret war; Alfred W. McCoy, The Politics of Heroin. CIA Complicity in the Global Drug Trade; Christopher Hitchens, The Trial of Henry Kissinger; Frederick H. Gareau, State terrorism and the United States. From counterinsurgency to the war on terrorism, Atlanta, Ga. u. a. 2004; Christopher Hitchens, Why the law wants a word with Kissinger, Sydney Morning Herald, 30. April 2002; William Blum, Rogue State: A Guide to the World’s Only Superpower, Zed Books, London 2006; Evan Thomas, The Very Best Men; Four Who Dared, The Early Years of the CIA; Alfred W. McCoy, The Politics of Heroin. CIA Complicity in the Global Drug Trade;] 

8 Gedanken zu „US-amerikanische Geopolitik im Visier (4)

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  7. Hat dies auf Die Killerbiene sagt… rebloggt und kommentierte:
    Ein exzellenter Artikel!
    Ironisch ist, daß man heutzutage in Deutschland auf russische Medien oder von Ausländern betriebene Blogs zurückgreifen muss, um sich objektiv zu informieren.

    Hätte man das den DDR-Bürgern gesagt, die 1989 gegen ihr faschistisches Regime von Pseudo-Sozialisten (in Wirklichkeit waren die DDR-Bonzen härtere Kapitalisten als die im Westen) aufgestanden sind, sie hätten einen für verrückt erklärt!

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